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Aeneas - Flucht aus Troja
10.10.2016, 10:27
Beitrag: #1
Aeneas - Flucht aus Troja
Hallo ihr Lieben,

gern möchte ich euch wieder eine römische Sage vorstellen. Viele von euch werden diese ja kennen, denn so unbekannt ist sie nicht.
Ich finde den Mythos sehr schön, so dass ich mit euch darüber sprechen möchte:

Troja, die mächtige Stadt am Ufer des Flusses Skamandros, hatte zehn Jahre lang allen Anstürmen der Griechen standgehalten. Die List von Odysseus brachte sie schließlich zu Fall und nur wenigen Trojanern gelang die Flucht aus der brennenden Stadt. Unter ihnen befand sie Aeneas, der Sohn des Anchises und der Göttin Venus. Durch einen Traum gewarnt, den seine Mutter ihm geschickt hatte, wachte er in der Nacht auf und hörte das Kampfgetümmel. Sofort wollte er mit seinem Vater Anchises, seiner Frau Kreusa und seinem Sohn Askanios fliehen. Doch der Vater weigerte sich, die Stadt zu verlassen. Da züngelte eine Flamme über dem Haupt seines Enkels ohne diesen zu verletzen. Dieses Omen überzeugte Anchises und er willigte in die Flucht ein. Da er blind und gelähmt war, nahm ihn Aeneas auf seine Schultern. Mit seinem Sohn Askanios an der Hand und gefolgt von seiner Frau eilten sie durch die brennenden Gassen. In dem Gewirr des Kampfgetümmels verlor er jedoch seine Frau und konnte sie nicht mehr wieder finden.

Auf der Flucht schlossen sich ihm weitere Trojaner an und gemeinsam erreichten sie das Ufer des Meeres. In einer kleinen Hafenstadt zimmerten sich die Flüchtlinge Schiffe und brachen schließlich gegen Westen auf. Auf der Insel Delos befragten sie im Tempel des Apollon das Orakel um Rat. Dieses prophezeite ihnen rätselhaft:

Hartes Dardanervolk, ein Land, das vom Stamme der Väter
Euch ursprünglich schon trug, es empfängt euch kehrend nun wieder
In dem lachenden Schoße. Die alte Mutter, nun sucht sie!
(Aeneis 3, 94-96, Vergil)

Anchises erinnerte sich daran, dass Teukrus, der Ahnherr der trojanischen Könige, aus Kreta gekommen war. Und so brachen sie freudig nach Kreta auf. Aber das Land war ihnen nicht wohlgesonnen, sondern plagte sie mit schweren Heimsuchungen. Verzweifelt fragten sie Aeneas um Rat, was sie tun sollten. Sorgenvoll legte dieser sich zum Schlafen nieder und im Traume erschienen ihm die heiligen Hausgötter aus seiner Vaterstadt Troja, die er aus den Flammen gerettet hatte. Diese erhellten ihm den Orakelspruch. Die alte Mutter, die sie suchen sollten, ist Italien. Denn von dort stammt Dardanus, der Gründer Trojas, ab.

So machte sich Aeneas mit seinen Gefährten erneut auf den Weg. Auf ihrer Fahrt hielten sie bei den Strophaden, einer Inselgruppe im Westen der Peloponnes. Froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, gingen sie sogleich an Land. Sie schlachteten Rinder und Ziegen, um diese zu einer Mahlzeit anzurichten.
Auf der Insel hausten auch die schrecklichen Harpyien - Mischwesen aus einem weiblichen Oberkörper und einem Raubvogel. Als sie das zubereitete Mahl rochen, stürzten sie sich kreischend darauf und beschmutzten es mit Unrat. Tapfer kämpften die Trojaner gegen die Ungeheuer und verjagten sie schließlich. Eine der Harpyien kündigte ihnen jedoch beim Rückzug noch Fürchterliches: "Das Land Italien werdet ihr wohl erreichen. Doch nicht eher werdet ihr das Land in Besitz nehmen können bis der Hunger euch zwingt, an euren eigenen Tischen zu nagen und sie zu verschlingen."

Entsetzt segelten die Trojaner weiter. Lange irrten sie umher und mussten zahlreiche Abenteuer bestehen. Viele seiner tapferen Gefährten büßte Aneas bei der schwierigen Reise ein. So auch seinen geliebten Vater Anchises, den er auf der Insel Sizilien begraben musste.

Endlich erblickten sie nach der langen Reise die italienische Küste. Doch ein schwerer Sturm zog auf, den die rachsüchtige Göttin Juno geschickt hatte. In ihr tobte nämlich immer noch der Hass darüber, dass der trojanische Königssohn Paris ihr den Preis der Schönheit versagt hatte. Hilflos trieben die Schiffe auf den rollenden Wellen des Meeres und drohten alle unterzugehen. Sobald der Meeresgott Neptun jedoch mitbekam, was seine Schwester in seinem Reich anrichtete, beendete er das Toben der Winde.

So landeten Aeneas und seine Gefährten an den Küsten Nordafrikas. Aeneas erkundete die Gegend und entdeckte eine Stadt, die sich noch im Bau befand. Mit großem Eifer wurden mächtige Mauern errichtet. Hier herrschte die schöne Königin Dido, die einst aus Tyrus geflohen war als ihr Bruder den Gemahl erschlagen hatte. Herzlich begrüßte sie Aeneas. Ihm und seinen Gefährten gewährte sie ihre Gastfreundschaft.

Die Göttin Venus sorgte indessen dafür, dass sich Dido unsterblich in ihren Sohn Aeneas verliebte, um so für seine Sicherheit zu sorgen. Die beiden wurden ein Liebespaar und Aeneas vergaß all die Mühsal, der er zuvor durchlitten hatte. Italien und der neue Staat, der dort gegründet werden sollte, gerieten nach und nach in Vergessenheit. Doch der Gott Jupiter wachte über das Schicksal des Aeneas, denn für ihn war anderes bestimmt. Er schickte den Götterboten Merkur zu Aeneas, um ihn an seine Pflichten zu erinnern und zum Aufbruch zu mahnen.

So aus seiner Leidenschaft zu Dido herausgerissen, rüstete er schon bald zum Aufbruch. Die Königin überhäufte ihn mit schweren Vorwürfen, bettelte und flehte, doch nichts konnte den Helden von seinem Entschluss mehr abbringen. Als sie von ihrer Festung den Geliebten fortsegeln sah, entschloss sie sich zum Selbstmord. Sie ließ einen Scheiterhaufen errichten, auf dem sie sich in ihr Schwert stürzte und schließlich in den Flammen verbrannte.

Schließlich landete Aeneas mit seinen Gefährten an der Westküste Italiens, nahe der Tibermündung. Hier, im Lande Latium, herrschte der schon sehr alte König Latinus. Aeneas ließ die Schiffe auf das Land treiben und suchte unter den schattigen Bäumen Erholung nach der anstrengenden Reise. Hungrig bereiteten sie sich Speisen zu. Weil sie zu faul waren, ihr Essgeschirr vom Schiff zu holen, buken sie Weizenfladen, auf denen sie die Speisen servierten. Als ihr kleiner Vorrat verzehrt war, aßen sie auch die Weizenfladen auf. Da sprach der kleine Askanios lachend: "Wir verzehren ja unsere eigenen Tische." Erregt sprang Aeneas auf und dankte dem Gott Jupiter dafür, dass er die einst so schreckliche Prophezeiung der Harpyien so gnädig gewendet hatte.

Schon bald hielten sie Einzug in die prächtige Stadt des Königs Latinus. Der war beeindruckt von der schönen Gestalt und dem edlen Gemüte des Aeneas. Ein Orakelspruch hatte ihm verheißen, dass aus der Fremde sein Eidam kommen würde, dessen Nachkommen die Welt beherrschen sollten. Und so versprach er seine Tochter Lavinia dem Aeneas zur Frau.

Doch dies gefiel der Gattin des Latinus nicht. Ihr großer Wunsch war es nämlich, ihre Tochter mit Turnus, dem Königssohn der benachbarten Rutuler, zu vermählen. Dieser hatte bereits um Lavinias Hand beim König geworben. Daher säte sie Misstrauen zwischen ihrem Gemahl und Aeneas. Und auch Turnus rüstete zum Krieg, um den frechen Eindringling zu vertreiben. Schon bald entbrannte ein heftiger Krieg. Dieser wurde erst beendet, als Aeneas Turnus im Zweikampf besiegte. Auch den Zwist mit dem König Latinus konnte er beseitigen. Und so heiratete Aeneas endlich die schöne Lavinia. Mit dem Tod seines Schwiegervaters wurde er der neue König in Latium.

Den Rutulern wurmte jedoch die Niederlage, die sie erlitten hatten. Und so verbündeten sie sich mit den Etruskern und griffen die Latiner erneut an. Wild wogte die Schlacht hin und her. Erneut konnten die Trojer zusammen mit den Latinern siegen. Aber sie mussten dafür einen hohen Preis bezahlen. Denn ihr geliebter König Aeneas wurde von den Fluten des Flusses Numikus mitgerissen und nie wieder gesehen.

Aeneas Sohn Askanios wurde der neue König. Dieser gab sich bald darauf nach seiner troischen Heimat Ilos den Namen Iulus. Er schaffte es, Frieden zwischen den Etruskern und den Latinern zu stiften. So wuchs die Stadt Lavinium stetig, bis ihre Mauern zu klein wurde für die vielen Bewohner. Da verließ Iulus die Stadt und gründete am Fuße der Albanerberge Alba Longa, die "lange weiße" Stadt. Von hier aus regierten mehr als dreihundert Jahre seine Nachkommen über die Landschaft in den Flussniederungen des Tiber.

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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11.10.2016, 14:48
Beitrag: #2
RE: Aeneas - Flucht aus Troja
Mit seiner Schrift „Äneis“ schuf VERGIL ein römisches Nationalepos, das den Machtanspruch der Römer durch göttliches Wirken begründete.

Die Vorlage lieferten natürlich Homers Ilias und Odyssee, die Wirkungen auf Roms Selbstbewusstsein waren beträchtlich. Noch Caesar und Octavian beriefen sich auf Aeneas und selbst einige deutsche Städte wie z.B. Xanten führten ihre Entstehung auf trojanische Flüchtlinge zurück. https://de.wikipedia.org/wiki/Niederrhei...rojamythos
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11.10.2016, 15:06
Beitrag: #3
RE: Aeneas - Flucht aus Troja
Auch die Briten stammen lt Geoffrey von Monmouth von Aeneas und somit Troja ab. Hier ist es Aeneas Urenkel Brutus, der in Britannien gelandet sein soll

https://de.wikipedia.org/wiki/Brutus_von_Britannien

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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11.10.2016, 17:27
Beitrag: #4
RE: Aeneas - Flucht aus Troja
Die Habsburger führten ihre Ahnentafel auch bis zu Hektor, dem Trojaner.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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11.10.2016, 18:19
Beitrag: #5
RE: Aeneas - Flucht aus Troja
Das Buch von Vergil "Aeneas" hab ich in meiner kleinen Bibliothek. Ich werde es mal lesen. Aber im Moment muss ich einige Probleme bewältigen, die mir auf der Seele brennen. Manchmal gar nicht so einfach, was auf einem so zukommen kann ...

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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