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Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
28.10.2013, 20:08
Beitrag: #99
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(28.10.2013 09:56)Bunbury schrieb:  Ich habe gerade einen Film über das Sehen von Farben gesehen.

Es ist nachgewiesen, daß die Wahrnehmung einer Farbe von der Muttersprache abhängt. Nur wer eine Farbe benennen kann, kann sie auch wahrnehmen. Und je nachdem, wie er sie benennt, nimmt er sie auch wahr.
Farben einzuordnen hat etwas damit zu tun, wie kategorisiert wird. Und auch das hängt letztendlich mit der Sprache (natürlich nicht nur) zusammen.

In dem Film wiurde z.B. gezeigt, daß ein afrikanischer Stamm, der keine direkten Farbwörter hat, sondern nur zwischen Helligkeitsstufen unterscheidet, zwischen zwei Grüns unterschiedlicher Helligkeit sehr gut und schnell unterscheiden kann, während ein Europäer das nicht kann. Dafür unterscheiden die Europäer zwischen einem grüm und blau gleicher Helligkeit sehr schnell, während sich Angehörige dieses Stammes damit schwer tun.

Und nein, ich habe damit nicht geagt, daß es nur von der Sprache abhängt, wie man eine Farbe sieht...
Das durchschnittliche! geistige Potential des menschlichen Hirns ist am Anfang bei allen Neugeborenen gleich.
Die Formung und Prägung von bestimmten Denkstrukturen und Verhaltensmustern erledigt die natürliche und soziale Umwelt.
Wurde schon angesprochen.

Das gilt natürlich auch für das Wahrnehmen und Verarbeiten von elektromagnetischer Strahlung unterschiedlicher Wellenlänge. Allerdings ist diese Wahrnehmbarkeit auf einen bestimmten Wellenlängenbereich des Spektrums beschränkt. Die eigentliche Wahrnehmung erfolgt auf der Netzhaut, die Verarbeitung der dort erzeugten Nervenimpulse im Gehirn.

Egal - entscheidend ist, wie die erzeugten Nervenimpulse im Gehirn verarbeitet, sortiert, kategorisiert und letztendlich benannt werden. Durch Kommunikation der Individuen untereinander - der Sprache.
Und ja, auf diese Weise werden auch bestimmte, physisch vorhandene Neuronenverknüpfungen hergestellt. Wenn es in einem bestimmten gesellschaftlichen Umfeld nie üblich war bestimmten Farben bzw. bestimmten Wellenlängenbereichen einen Namen zu geben, sie mit einem Wort zu besetzen, dann kann dieser Bereich später auch nicht als eine Farbe erkannt und widergegeben werden.
Physiologisch gesehen, haben, mit bestimmten Toleranzen versehen, alle Menschen den gleichen optischen Input - er wird nur unterschiedlich verarbeitet und bewertet.

Wenn jemandem nie die Bedeutung von Pink erklärt wurde, am besten mit einem Bsp. aus seiner natürlichen Umwelt, dann weiß er einfach nicht was das ist. Bestenfalls würde er es als eine Art von rosa bezeichnen, vorrausgesetzt er kennt die Bedeutung von rosa.
Das Wort fehlt in seinem Wortschatz, oder es ist zwar vorhanden, nur ist das Wort, der Begriff nicht mit einer Bedeutung, einem Wert verknüpft oder auch falsch besetzt.

Anderes Beispiel - der rechte Winkel. Wenn jemand nicht weiß, was ein rechter Winkel ist bzw. mit dieser Unkenntnis aufgewachsen ist, dann fällt es sehr schwer sich mit diesem Menschen über solche Dinge zu unterhalten bzw. ihn dazu zu bewegen, Konstruktionen mit einem rechten Winkel zu bauen. Das wurde bei eingeborenen, von der restlichen Welt abgeschirmten Naturvölkern mehrfach beobachtet. In ihrer natürlichen Umwelt gibt es einfach keine wirklichen Anschauungsbeispiele für den rechten Winkel und er hat es daher nicht in ihre Begriffswelt geschafft.
Ab einem bestimmten Alter sind bestimmte Vorstellungen, Denkmuster und Handlungsweisen auch nicht mehr korrigierbar - wobei das abhängig von der Größe des Defizits ist.


[Bild: post2.jpg]


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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