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Baustil der Nazis nach dem "Endsieg"
15.08.2016, 22:34
Beitrag: #11
RE: Baustil der Nazis nach dem "Endsieg"
(21.11.2014 19:25)themaster schrieb:  Ich frage mich aber nun welchen Baustil sie verwendet hätten z.B. den Neoklassizismus und ob sie in den Städten eher Hochhäuser oder Wohnungsblocks gebaut hätten.
Bemerkenswert, dass in diesem Thread nur vom »Neoklassizismus«, resp. vom »vereinfachten Historismus« die Rede ist, was zwar zutrifft, obwohl es sich bei der NS-Architektur zum großen Teil eigentlich um das »Art Déco« handelte; der Grund mag vielleicht auch außerhalb dieses Forums in der anhaltenden Beliebtheit des Art Déco liegen, die man nicht beschmutzen will.

Das Art Déco wurzelt einerseits in der Secession des deutschsprachigen Raums und andererseits im Neoklassizismus, der die historisierende Formen minimalistisch interpretieren wollte.

Sagt man »Secession«, muss man gleich den Begriff »Jugendstil« auseinanderdividieren: während das belgische/französische »Art Nouveau« eine Naturverbundenheit und meistens auch eine Bescheidenheit (Intimität) anstrebte, stellte die Münchner/Wiener Secession eigentlich ein Gegenprogramm dar, indem sie die antikisierende Architektur stilisierte, und sie üppig mit Ornamenten anreicherte. In der bald durchmischten Koexistenz der Secession und des Art Nouveau wiederholte sich damit die Dualität zwischen organischer und antikisierender Gestaltung, womit sich bereits die Epoche des Barocks abgemüht hatte.

Fairerweise muss aber angemerkt werden, dass die Secession ursprünglich als Widerstand gegen den Konservatismus gedacht war (weshalb sie in München zur Zeit des NS aufgelöst wurde, während ab 1936 ein NSDAP-Mitglied als Präsident der Wiener Secession waltete). Auch ägyptisierende Elemente kamen wieder langsam dazu (wie bereits um 1800, als solche Entwürfe aber kaum realisiert wurden).

Das Art Déco wurde einerseits als Dekorationsstil übernommen (Paris) und andererseits, samt seiner Tendenz zum antikisierenden Ordnen (geometrische Regelmäßigkeit, Symmetrie), zum architektonischen Stil des Siegers, bzw. des Möchtegernsiegers auserkoren. Deutlich vorgeführt wurde dies z.B. an der Weltaustellung von 1937 in Paris und wird heute noch durch die Wolkenkratzer-Architektur der Epoche in den USA (wo die Architektur von nicht wenigen deutschen Auswanderern beeinflusst war).

Obwohl ich persönlich das hier zum Thema gewählte Gedankenspiel für durchaus entbehrlich halte Confused , hat das Thema dennoch eine gewisse Berechtigung, regte sie doch (und tut es leider noch heute) die Fantasien von Kreativen insbesondere im angalsächsischen Raum an.
Erwähnt sei aber auch der Science-Fiction-Klassiker Metropolis des Wieners, Fritz Lang, der zumindest von der Ästhetik her »protonationalsozialistische« Züge nicht leugnen kann und ein fiktives Horrorszenario lieferte, das heute diesbezüglich vielfach als Referenz dient.

Wie es aber auch der mittlerweile veränderte Stil der selbstherrlichen Wolkenkratzer-Architektur zeigt, folgt auch die Art und Weise der Selbstdarstellung dem Geschmack der Zeit.
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RE: Baustil der Nazis nach dem "Endsieg" - Mashenka - 15.08.2016 22:34

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