Konstantinopel fällt:
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20.07.2014, 22:18
Beitrag: #19
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RE: Konstantinopel fällt:
Hätte Swjatoslaw Konstantinopel erobert, hätte er das Byzantinische Reich einschließlich den kleinasiatischen Teil in den Kiewer Rus eingebunden. Swjatoslaw hätte dann wahrscheinlich die Christianisierung des Rus weiter fortgesetzt, d.h. die Christianisierung des Rus hätte sich nach der Taufe von Olga im Jahre 955 weiter durchgesetzt. Während Swjatoslaws Herrschaft fand ja eine Restauration der alten Religion statt, erst die Hochzeit seines Sohnes Wladimir mit Anna von Byzanz im Jahr 988 leitete die Christianisierung des Rus ein. Ebenso möglich wäre es, dass bereits unter Swjatoslaw eine Waägergarde gebildet wurde, so kam es auch erst 988 dazu.
Swjatoslaw hätte auf alle Fälle ein Großreich gegründet. Im Gegensatz zu seinem Vater Igor, dessen Aktionen zwischen 941 und 944 gegen Byzanz doch nur von materiellen Interessen geleitet war, war Swjatoslaws Handeln von geostrategischen Gesichtspunkten geleitet. Seit ca. 850 begannen die schwedischen Waräger bzw. dann ihre im Osten etablierten Nachfahren - die Rus - den Handel zwischen Finnischen Meerbusen und Schwarzes Meer, spätesten seit ca. 900 auch bis zum Kaspischen Meer zu dominieren. Über die großen Flüsse Dnjepr, Don und Wolga steuerten sie den Warentransport, auch die Waren aus Konstantinopel oder Bagdad. Vielleicht geschah die Belagerung Konstaninopels im Jahr 907 durch die Rus unter Oleg nur mit der Absicht, Byzanz Tributzahlungen abzupressen. Der Handelsvertrag von 911 war nämlich sehr vernünftig. Leon VI. konnte damit verhindern, dass sich Oleg dem Bündnis des bulgarischen Zaren Simeon I. mit dem Fatimiden anschloss und Oleg bzw. Igor nutzten die Zahlungen, um ihre Gefolgschaften an sich zu binden und diese in frühstaatliche Strukturen einzubinden. Als Störenfried erwiesen sich das Reich der Chasaren und Reitervölker wie die Petschenegen oder Magyaren, die allerdings nach der Landnahme des heutigen Ungarns nach 896 als Gegner ausfielen. Swjatoslaw gelang es ca. 965, das Reich der Chasaren zu erobern, ebenso macht es Sinn, dass er Bulgarien eroberte. Der einzige Gegner wäre dann nur noch die Petschenegen gewesen, deren Gefährlichkeit vor allem im politischen Lavieren zwischen Byzanz, Bulgarien und dem Rus bestand und deren Unberechenbarkeit Swjatoslaws Verhängnis wurde. Andererseits kann man nicht ausschließen, dass die Petschenegen (als Reitervolk) Swjatoslaws (geostrategische) Absichten durchschauten und ihm deshalb ermordeten. Nikophoros Phokas und Johannes Tzimiskes hätten bei einer Niederlage gegen den Rus ihre Macht sofort verloren. Sie waren Usurpatoren und dadurch zum Siegen verbannt. Inwieweit das Großreich Swjatoslaws sich behauptet hätte, ist fraglich. Es ist vorstellbar, dass nach dem Ableben Swjatoslaws das Großreich auseinander gefallen wäre. "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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