RE: Die Kirchen, Hitler und der Holocaust
(24.07.2012 12:55)Suebe schrieb: (24.07.2012 10:07)dieter schrieb: Ihr Lieben,
der Kath. und ev Kirche war der Holocaust bekannt, sie haben aber nichts dagegen unternommen,
Martin Niemöller, Chef der Bekennden Kirche, Pfarrer in Berlin-Dahlem und im WKI U-Bootkommandant wurde von den Nazis ins KZ gesteckt und war Hitlers pers. Gefangener. Er lehnt es ab, Jesus als unehelichen Sohn eines röm. Legionärs anzusehen.
Nach dem Krieg war er Kirchenpräsident der EV. Kirche von Hessen und Nassau.
Herr Hochhut hat in seinem Theaterstück Einiges über die Rolle der Kath. Kirch in der Nazizeit geschrieben. Der Vatikan schloß als erstes Land mit den Nazis einen Vertrag (Konkordat) ab.
Lieber Dieter,
das ist ein recht komplexer Stoff.
Dein Beispiel Niemöller, der hat bei den März-Reichstagswahlen 1933, nach eigener Aussage, noch den Hitler gewählt.
Die evangelischen Kirchen haben, ausgehend von den Zeiten des alten Reiches, als in jeder Gebietskörperschaft der Landesherr gleichzeitig Landesbischof war, den Grundsatz der "zwei Reiche" gehabt. Die Kirche mischt sich nicht in die Aufgaben der Obrigkeit ein, ist in weltlichen Dingen der obrigkeit "untertan". Aber die Obrigkeit mischt sich nicht in die Angelegenheit der Kirchen. Solang Hitler dies einhielt, gab es in der ev. Kirche keinen Widerstand. Allerdings hat er dies überhaupt nicht lange eingehalten, und dann hat sich der Widerstand geregt, in erster Reihe Niemöller.
So von 37 an hat Hitler eingesehen, dass er da nix mit "Gleichschaltung" usw. erreicht. Und hat das Interesse an der ev. Kirche (vorläufig) als Institution verloren. Bis es soweit kam, ist natürlich sehr viel passiert, das ist hier mehr als verkürzt wiedergegeben. Was er nach dem "Endsieg" vor hatte, darüber kann man nur spekulieren, aber ich vermute mal, nichts gutes.
Aber die Schikanen und Kuranzereien hörten natürlich nicht auf.
Was bei der evangelischen Kirche auch noch anzuführen ist, der "alte" Luther, so ca. 1540, hat ganz böse Sachen über die Juden geschrieben, wo sich der Streicher natürlich ausführlichst bediente. Wobei der "junge" Luther eine wesentlich positivere Einstellung zum Judentum vertrat, kein Schimmer was da passiert ist.
Die Schriften einer moralischen Institution wie Luther.
Ein Punkt in der "Vorbereitung zum Holocaust", der unbedingt beachtet werden muss.
Bei der kath. Kirche und der Unterstützung für Hitler in der Anfangszeit, die zur Anerkennung als Staatsmann weltweit in ganz erheblichem Maße beitrug, muss man halt berücksichtigen, dass seit Bismarck die kath. Kirche im Deutschen Reich Probleme hatte, und keine kleinen.
Der "Süddeutsche Katholik" Hitler winkte mit der endgültigen Beendigung des Kulturkampfes. Und die Kath. Kirche, Rom, fiel darauf herein.
Wobei Hitler die Kunst "Kreide zu fressen" perfekt beherrschte.
Danach aber, als Hitler das Konkordat (an das er sich keine Stunde hielt) hatte, galt dasselbe mit deutlich schlimmeren Schikanen wie für die evangelische Kirchen.
Nur mal als Vorabinfo
Lieber Schwabe,
mit Luther hast Du natürlich recht. Wobei im Forum G-geschichte Scifi mir den Antisemitismus von Luther als Antijudaismus verkaufen wollte.
Das große Plus der ev. Kirchen war, dass sie keine allein bestimmende Person wie den Papst bei den Katholiken hatte. Die Nazis hatten den Reichsbischoff Müller eingeführt, aber die ev. Kirchen hielten sich nicht daran.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu
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