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Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
24.10.2013, 10:22
Beitrag: #90
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Wahrnehmung ist eine höchst subjektive Angelegenheit, die mit der angeborenen Persönlichkeitsstruktur UND der Gesamtheit der Erfahrungen und Erlebnisse bis zum Zeitpunkt der Betrachtung zu tun hat. Objektiv - also von außen betrachtet - ist die Wahrnehmung eines Menschen maximal an seinen Entscheidungen - Reaktionen - ablesbar. Diese mögen im Entferntesten auch mit der Sprache zu tun haben, was sich aber ohne eine halbwegs wissenschaftliche Herangehensweise unter keinen Umständen herausdröseln lässt.



Um das mal an Renegats Beispiel der iberischen Halbinsel zu verdeutlichen. Das sind zwei benachbarte Völker, die sich zufällig eine eingegrenzte Region teilen, haben sicher einige Gemeinsamkeiten aber auch diverse Unterschiede. Das ist wieder zu allgemein. Wenn ich zwei Kinder betrachte, die zur selben Zeit von unterschiedlichen Müttern geboren wurden, in benachbarten Häusern aufwuchsen, die Väter Arbeitskollegen, etc. etc. - werden beide Kinder jeweils völlig unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz individueller Wahrnehmung und Denkweise sein.

Um überhaupt irgendeine Datenbasis zu schaffen, müsste man das Leben eines Menschen auf 0 setzen, das heißt, ihn alles nochmal komplett so durchleben lassen, nur mit einer anderen Muttersprache. Und selbst dann wäre eine Beurteilung nicht möglich, denn die Ereignisse/Erlebnisse die den Menschen prägen und formen unterliegen rein dem Zufall und seine Entscheidungen beeinflussen wiederum seine Erfahrungen und Erlebnisse. - Chaostheorie.

Natürlich ist das unmöglich und du wirst mir wieder entgegnen, dass es nicht um Logik sondern um Wahrnehmung geht, aber mit deiner Herangehensweise ist absolut jede Aussage zu diesem Thema beliebig. Du kannst alles bejahen oder verneinen, denn einen Punkt, an dem man ansetzen und in der Diskussion aufbauen könnte, finde ich nicht. Deswegen auch gestern mein Eindruck, dass mir nicht klar ist, worauf du hinaus willst.[/quote]

Letztendlich vor allem darauf, daß eben nicht alles eine Sache der freien Willensentscheidung ist, sondern, daß einen Faktoren prägen, auf die man keinen Einfluss hat. Daß man eben auch ein Produkt seiner Umgebung ist und nicht alles nur aus einem selbst kommt.

Wir haben angefangen mit der Debatte, ob ein Deutscher "antideutsch" sein kann. Nein, kann er nicht.


(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Alles - wirklich komplett alles - hat einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Ich bin so wie ich bin nur durch das Leben, das ich bisher geführt habe. Da spielt ganz klar Sprache eine gewisse Rolle aber welche konkret und ob das wirklich mit der Muttersprache zu tun hat, wird man eben so nicht erarbeiten können.

Da ich kein Wissenschaftler bin, muss ich das auch Gott sei Dank nicht. Ich glaube eh nicht, daß man das quantifizieren kann. Aber ich bin ja schon froh, daß du das jetzt eingeräumt hast, weil es ja genereller Tenor am Anfang war, jeglichen Einfluss der Muttersprache auf die Persönlichkeit (also eben auch, wie man an Probeleme herangeht) zu leugnen.
Ich habe nie gesagt, daß die Sprache den Charakter einer Person bestimmt oder Chef über das Denken ist- mir ging es nur darum, daß sie einen Einfluss auf das Denken (und somit das Wahrnehmen und Entscheiden hat.) Das muss ich nicht quantifizieren, es reicht völlig aus, daß ich für den Gedanken offen bin.

Letztendlich ging es mir vor allem um eines- die festgefahrenen Standpunkte in Bezug auf das Thema "Antideutsch" mal ein wenig aufzuweichen. Wenn man der Sprache einen gewissen Einfluss auf das Denkvermögen zuschreibt, entlastet das in gewisser Weise- und sorgt dafür, daß man die ganze Frage vielleicht mal von einem anderen Standpunkt betrachtet.




(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Sprache an sich ist mMn die größte Kulturleistung der Menschen. Viel mehr als der Einfluss einer Klangfarbe der Muttersprache auf mein Denken interessiert mich der Zusammenhang zwischen Qualität der Sprache und Verhalten:

Ich begegne so oft jungen Menschen, die keine Sprache zu haben scheinen. Weder in der Sprache, in der sie aufgewachsen sind, noch in der Sprache ihrer Eltern - sofern diese differieren - können sie sich artikulieren. Das eigene Befinden, die eigenen Emotionen, die Bedürfnisse und die Sorgen können nicht ausgedrückt werden, weil schlicht das Vokabular dafür fehlt und es über "Hey alder, hey mann ey..." hinaus kaum etwas zu sagen gibt. Das macht mich jedes Mal sehr traurig, denn diese jungen Leute kommen mir oft so verloren, perspektivlos und frustriert vor und entsprechend ist oft ihr Verhaltensmuster und ihre Denkweise: nicht offen - eingegrenzt.
Das ist ein Extrembeispiel, aber auch in abgeschwächter Form macht mich mangelhafte Sprache immer sehr betroffen. Damit meine ich nun nicht Menschen, die eine neue Sprache erlernen und diese noch nicht gut beherrschen, oder Menschen die aufgrund von Krankheit oder körperlicher Einschränkung nicht sprechen können. Damit meine ich Menschen, die keinen Wert auf eine halbwegs gepflegte Sprache zu legen scheinen, die schnoddrig artikulieren, auf Grammatik keinerlei Wert legen und kaum in der Lage sind einen einzigen Satz in freier Rede fehlerfrei rauszubringen. Auch bei diesen Menschen sind die Grenzen in ihrem Denken erkennbar. Damit meine ich nicht, dass sie dumm wären oder weniger intelligent - nein, sie nutzen nur ihre Möglichkeiten nicht und diese fangen unter anderem auch mit einer einigermaßen gepflegten Sprache an.

Das sind Punkte, über die ich immer wieder nachdenke. Wie wichtig ist Sprache und wie hängt die Fähigkeit zur Artikulation mit der Fähigkeit, Intelligenzleistungen abrufen zu können, zusammen?

Das finde ich ein extrem interessantes Thema. Ich habe auch gerade darüber vor kurzem wieder ein hochinteressantes Buch gelesen- über das Thema würde ich durchaus gerne weiter diskutieren. Vielleicht kannst du ja einen Thread aufmachen, da würde ich wirklich gerne weiter diskutieren.
Paßt aber nicht ganz zu diesem Thema hier...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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