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Die keltische Einöde
15.10.2016, 13:56
Beitrag: #50
RE: Die keltische Einöde
(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Ich habe am Anfang dieses Themas geschrieben, dass mMn die Gründe darin liegen, dass die "Kulturträger" lediglich die "Oberschicht" der Kelten war, die laut Cäsar an Kopfzahl sehr gering war.

Und ich sehe, wir drehen uns uns im Kreis.Wink

Ich fasse mal kurz zusammen: Du glaubst, dass es die Kelten als Volk nie wirklich gab, sondern dass nur es eine bestimmte Führungsschicht gab, die bestehenden Dorfgemeinschaften ihre Kultur "aufgedrückt" haben. Und dabei stützt du dich auf den guten alten Caesar als Zeugen.

Damit habe ich natürlich ein paar Probleme.
Zum einen- das erklärt zwar, warum eine Heuneburg 14 mal wieder aufgebaut wurde, aber nicht, warum sie überhaupt aufgegeben wurde. Was ist um 430 bis 450 v. Chr. geschehen, dass bisherige Siedlungskonzepte aufgegeben wurden, in Kunst und Kultur aber eine gewisse Kontinuität bestanden?
Kam eine neue Oberschicht (und wenn ja woher), die sich darin einig war, vom bisherigen Konzept der Siedlungsbauerei Abstand zu nehmen und eroberte Fürstensitze im ganzen Keltengebiet, um sie dann aufzulösen und neue Arten der Siedlung zu entwickeln?
Die Heuneburg und der Glauberg wurden aufgegeben, das einfache Volk blieb in der Nähe. Warum?

Caesars Aussagen 400 Jahr später sind zur Erklärung nicht geeignet. Selbst wenn die Dinge um 60 v.Chr tatsächlich so waren, wie er sie beschrieben hat, sind sie natürlich nicht sonderlich aussagekräftig für das, was 400 Jahren zuvor vorherrschte. Beschreibe mal heute Deutschland, wie es ist mit Merkel und allem und so, und dann gehe zurück und versuche, aufgrund dessen den 30 jährigen Krieg zu erklären....

Darüber hinaus gilt Caesar für mich nicht als zuverlässiger Zeuge. Selbst, wenn man ihm zugestehen will, dass er sich um Objektivität bemühte, beschrieb er nur was er seiner Meinung nach vorfand und begreifen konnte. Tatsachen, die sich seines römisch geprägten Verstandes entzogen, hätte er gar nicht mitteilen können.

Seit Caesars Zeit wird versucht, die Kelten nach römischen Maßstäben zu erfassen- und seit Caesars zeit ist daher das Bild unvollständig geblieben.

Zum zweiten halte ich es nicht für sehr wahrscheinlich, dass sich eine Kultur derartig lange am Leben hält, wenn lediglich die Oberschicht die Kulturträger sind. Auch hier gilt- da muss es einen Faktor geben, den wir bisher nicht einordnen können, der das ganze irgendwie zusammenhält.

(Im übrigen neige ich dazu, anzunehmen, dass das die Religion oder die geistige Welt ist, aber das ist meine "privatmeinung".)


(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Für die netto 900 Jahre die die Heuneburg bestand (Spätbronze-Späthallstatt) werden 14 Siedlungsperioden verzeichnet. Ein paar dramatische Veränderungen in Verbindung der Periodenwechsel sind bisher schon nachzuweisen. Eine geringe Anzahl der Herrscherschicht bietet Sozialrevolutionen doch richtig gute Voraussetzungen -
- dh wenige sind nun mal leichter und schneller zu massakrieren als viele..

Du gehst also immer davon aus, dass es bei den Umstürzen darum ging, dass man sich gewissermaßen "von unten" der Oberschicht entledigt hat.
Klar kann das sein.

Aber ich bin davon nicht überzeugt. Die keltische Sagenwelt ist voll von Geschichten, wie einer oder zwei aus der Adelsschicht gegen die bestehenden Herrscher aufbegehrten (oft aus religiösen Gründen), und zur Strafe in die verbannung geschickt wurden. Viele junge Männer des Stammes pflegten sie dann zu begleiten- und entweder machten sie in der Ferne eine Eroberung oder sie kamen zurück, um die bestehende Führungsschicht zu entmachten.
In dem Fall wäre es also keine Revolte gegen die Adelsschicht von unten, sondern eine Auseinandersetzung innerhalb der Führungsschicht.
Aber hier haben wir uns vielleicht auch nur missverstanden.

(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Die Kelten standen mindestens zweimal an der Schwelle zur Hochkultur -
um diese Schwelle nicht nur nicht zu überschreiten, sondern um kräftig abzustürzen.
Jedenfalls aus Sicht der Hochkulturen

Auch damit habe ich meine Probleme- wer hat eigentlich definiert, was "Hochkultur" ist? Gibt es dafür denn eine universell gültige Definition- oder handelt es sich nicht vielmehr um eine gesellschaftliche Konvention?

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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