Die keltische Einöde
|
06.10.2016, 12:02
Beitrag: #35
|
|||
|
|||
RE: Die keltische Einöde
(06.10.2016 09:51)Suebe schrieb: Bei den Kelten verstecken sich die Unterschichten so nachhaltig, dass sie bis heute "eigentlich" noch gar nicht entdeckt sind. Ich stoße mich auch eher ein bißchen an den Begrifflichkeiten. Du hast vorher von "Revolutionen" gesprochen- und Revolutionen sind Umstürze der gesellschaftlichen Ordnung. Für die gibt es aber keinen wirklich Anhaltspunkt. Soweit meine Recherchen bisher ergeben haben, hatten die Kelten eine Gesllschaftsordnung, die sich am ehesten als "oligarcharisch" beschreiben läßt. d.h. es gab eine Führungselite, aus deren Mitte einer zum Oberhaupt bestimmt wurde. Der Posten war vermutlich erblich, aber hatte nichts absolutistisches An sich. Wenn der nachkomme seinen Verpflichtungen als Anführer nicht nachkam, dann wurde er schnell abgesetzt und ein anderer aus der Elite zum Herrscher bestimmt. Es gibt Hinweise darauf, dass bei Entscheidungen, die den Stamm gewissermaßen zweitteilten, die Anführer beider Seiten entweder ein Duell austrugen (vielleicht spielten sie auch "SchnickSchnackSchnuck ) oder die Priester entschieden- jedenfalls verließ ein Teil des Stammes mit einem der beiden Anführer den Stammsitz und suchte sich anderweitig ein Auskommen. Möglicherweise ist es das, was du als in "Bewegung" befindlich beschreibst. Umstürzlerisch im Sinne von "Gesellschaftsordnung verändrend nicht", sondern scheint ganz exakt den keltischen Bräuchen entsprochen zu haben... Manchmal ist so eine Auseinandersetzung sicherlich auch blutig abgelaufen- allerdings wohl nicht immer Das zweite, was wir klären sollten, ist, wie du dir die gesellschaftliche Struktur vorstellst. Es gibt einen Stammesführer und eine Elite (Krieger/ Priester)- und dann, wie du es in Bezug auf Caesar ausführst, eine Unterschicht. Da kann aber ganz defintiv etwas nicht stimmen, weil eine Gruppe Menschen fehlt- die Handwerker. Alle archäologischen Ausgrabungen an keltischen Stätten haben Hinweie auf weit entwickelte "Kulturtechniken" ergeben. Ob es die Metall oder die Holzverabeitung war, oder auch Töpferwaren, Stoffe und dergleichen mehr- die Kelten sind in erster Linie über ihre Kunsthandwerke fassbar. Wo stehen also die Handwerker? Dass die Schmiede vielleicht mit zur Elite gezählt werden, ist eine Möglichkeit. Aber die Stofffärberei und Holzschnitzerei dürfte nicht zur Elite gezählt haben. Und arme Sklaven entwickeln keine Möglichkeit, sich kunsthandwrklich zu betätigen. Also muss es etwas zwischen der Elite und der untersten Schicht gegeben haben... Wenn Caesar nur Elite und Unterschicht nennt, mag das ein Rückschluss darauf gewesen sein, dass in Rom das Handwerk oft von Sklaven (und Freigelassenen) ausgeübt wurde. Oder aber es war ihm wichtig, darzustellen, dass er ein zwar kriegerisches, aber Rom in jeder Beziehung unterlegenes Volk "befriedet" hat. Eine Einstellung, die zweitausend Jahre Bestand hatte und erst jetzt allmählich widerlegt wird. Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
|
|||
|
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste