Die keltische Einöde
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25.09.2016, 20:39
Beitrag: #13
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RE: Die keltische Einöde
(22.09.2016 19:10)Suebe schrieb: Als die Römer in den Südwesten kamen, zwischen ca. 15 nChr. und 100 unserer Zeitrechnung. Die "helvetische Einöde" - nicht die "keltische Einöde" wohlverstanden, geht m. W. auf Ptolemäus zurück, einem Mann, der zwischen 100 und 160 gelebt hat. Die erste Erwähnung der Helvetier findet sich bei Poseidonios (gest. um 50 v. Chr.), welcher dabei nach eigenen Angaben Strabon zitiert. Poseidonios weiss noch nichts von einer "helvetischen Einöde". Die auch noch heutige wichtigste Quelle zu den Helvetiern ist Cäsars "Gallischer Krieg", obwohl es sich dabei bekanntlich zu grossen Teil um eine Propaganda-Schrift handelt. Cäsar berichtet, dass das Siedlungsgebiet der Helvetier sei auf der einen Seite vom Rhein, auf der anderen vom Jura und auf der dritten Seite vom Genfersee und von der Rhone begrenzt. Seine Angaben berschreiben offenbar die Situation im Frühling 58 v. Chr und fussen auf Berichten von Gewährsleuten und Kundschaftern (Cäsar selbst war nie im Siedlungsgebiet von Helvetien. Für jene Zeit darf also angenommen werden (da es nicht einzusehen ist, weshalb Cäsar in diesem Punkt gelogen oder übertrieben haben sollte), das die Helvetier ausschliesslich im heutigen Schweizer-Mittelland siedelten. Dass die Helvetier im 2. Jahrhundert v. Chr., vor der Besiedlung des Mittellandes,. die Region zwischen Rhein und Main (inkl. Schwarzwald ?) bewohnten, geht auf Aussagen in Tacitus "Germania" (verfasst im 11. Jahrundert n. Chr) zurück. So vermuten zahlreiche Forscher, dass es der Zug der Cimbern und Teutonen war, welche die Helvetier zu Auswanderung veranlassten. Bekanntlich hat - gemäss Cäsar - zum Mindesten der helvetische Teilstamm der Tiguriner am Zug der germanischen Cimbern/Teutonen teilgenommen, wobei die Römer 107 bei Agen besiegt wurden. Später sollen die Helvetier der römischen Vernichtung 101 bei Vercellae entronnen sein und sich ins Mittelland zurückgezogen haben. Sollten die Wanderungen und Züge der Helvetier vor ihrer Ansiedlung im Mittelland tatsächlich so sttatgefunden haben (ärchaolog. lässt sich dies nicht nachweisen, was aber noch kein Gegenbeweis ist) so müsste sich die "helvetische Einöde" auf das ursrprüngliche Siedlungsgebiet der Helvetier "zwischen Rhein und Main" beziehen, aber nicht auf ganz Südwestdeutschland, denn dort gab es nachweislich noch andere Keltenstämme. Zum Zeitpunkt 58 v. Chr., als die Helvetier ausschliesslich im Mittelland siedelten, war beispielsweise die Kleinregion am Obberrhein zwischen Basel und Freiburg sowie Teile des Elsass von den keltischen Raurikern / Rauchrachern besiedelt. Diese wurden nicht nur von Cäsar als Teilnehmer des helvetischen Auszugs nach Bibracte erwähnt sondern lassen sich auch archäologisch nachweisen (also ein spät-La-Tène-zeitlicher keltischer Kleinstamm im äussersten Südwesten). Cäsar nennt noch weitere keltische Stämme, welche sich den Helvetieren angeschlossen hatten, als diese von ihm bei Bibracte (58. v. Chr.) besiegt wurden. So die Tulinger ("Tulingi") und Latobrigern. Beide Stämme werden leider nur bei Cäsar erwähnt, was ihre Historizität zugegebner Massen etwas fragwürdig erscheinen lässt. Cäsar bezeichnet die beiden als Nachbarn der Helvetier. Sequaner und Allobroger (nördlich des Juras) oder Rauriker (Region Basel-Freiburg) können es also nicht gewesen sein, zum Einen, weil diese sich problemlos archäologisch nachweisen lassen und zum Anderen von Cäsar ebenfalls genannt werden. Im Wallis oder im oberen Tessin können sich ebenfalls nicht gesiedelt haben, den im Wallis siedelten verschiedene keltische Kleinstämme unter dem Sammelbegriff "Gaesaten" und Tessin die ebenfalls keltischen Lepontier. Bleibt also als möglicher Herkunftsort dieser Stämme nur noch entweder der Osten vom helvetischen Siedlungsgebiet (Voralberg und Allgäu) oder eben der Norden des helvetischen Siedlungsgebietes (Schwarzwald) übrig. Einer Hypothese gemäss siedelten zum mindesten die sogenannten Latobriger ("Latobrigi") zur Beginn der Römerzeit in Süddeutschland, wobei vermutet wird, dass "Iuliomagus" (Schleitheim) ihre Hauptstadt war. Aber das ist eben auch nur eine These. So wie sich die Sache darstellt, nehme ich aber wie Du an, dass es zwar möglicherweise eine "helvetische Einöde" in Süddeutschland gegeben hat, aber eine "keltische Einöde" bestimmt nicht. |
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