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"unpolitische" Künstler und das 3.Reich
03.06.2015, 19:43
Beitrag: #1
"unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Zur Einführung Zarah Leander:
https://www.youtube.com/watch?v=m20La_Sg4Dc
Weitere Beispiele finden sich dort in der Seitenleiste.

Adolf Hitler war ein ganz großer Fan von ihr, dressierte sogar seine Schäferhündin "Blondie" , auf Kommando "Sing wie Zarah Leander" eine Oktave tiefer zu jaulen und bellen (überliefert von seiner Sekretärin Traudl Junge). Aber als Schwedin schaffte sie beizeiten den Absprung Ende 1942 zurück in die Heimat. Mich interessiert mal warum? Ablehnung des Nazi-Regimes? Sah sie den Untergang und wollte sich beizeiten abseilen? Fürchtete sie einfach nur die Bombenangriffe auf das Reich, die ab da langsam Wirkung zeigten? Sie war jedenfalls nie echten Anfeindungen nach 1945 ausgesetzt wie (zu Recht) Leni Riefenstahl oder (zu Unrecht) die "Reichswasserleiche" Christina Söderbaum, auch Schwedin.
Eure Gedanken? Überhaupt - Künstler des 3. Reiches und ihre Nachkriegskarriere...

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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04.06.2015, 00:00
Beitrag: #2
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Ich habe mich jetzt nicht mit Zarah Leander beschäftigt, kann mich aber noch daran erinnern, dass in einer Dokumentation über sie gezeigt wurde, wie sie 1942 vor ihrer Überfahrt nach Schweden in Stralsund empfangen wurde. Der Stralsunder Bahnhof war voll, die Leute versuchten zu ihr vorzudringen, um ihr etwas zu schenken oder sie einfach nur anzufassen. Sie war wohl für die Menschen mehr als nur eine besonders prominente Schauspielerin.

Ich weiß nicht, ob sich irgendeiner aus dem Forum noch daran erinnern kann, dass im DDR-Fernsehen über viele Jahre montags 20 Uhr immer "alte Filme" gezeigt wurden. Die Geneneration meiner Großmütter schaute sich diese Filme bis ins hohe Alter an, auch wenn manche Filme wohl schon x-mal gesehen wurden. Vielen Schauspielern war es gelungen, sich persönlich als unpolitisch darzustellen, ich denke z.B. an Heinz Rühmann, Willy Fritsch, Theo Lingen, Hans Albers usw., die alle spätesten in den 1950er Jahre ihre Karriere fortsetzen konnten. Ebenso konnten ausländische Stars wie Marika Rökk oder Johannes Heesters in der Bundesrepublik eine Nachkriegskarriere starten. In der DDR war die Geliebte von Martin Bormann, Manja Behrens, eine erfolgreiche Schauspielerin, wobei ihre Beziehung zu Bormann kein Thema in der Öffentlichkeit war. Dies war sicher nur möglich, weil Bormann trotz seiner Machtfülle während der NS-Zeit nicht oder nur wenig bekannt war.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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05.06.2015, 15:36
Beitrag: #3
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
In dem Zusammenhang nicht unwichtig.

Den außerhalb Deutschlands lebenden Künstlern, wurden ihre im Reich erzielten Einnahmen aus Tantiemen usw. usf. gnadenlos bis knapp über Null weggesteuert.
Was zB für die ganzen nur deutsch schreibenden Autoren eine Katastrophe war.
Auch anderen, von dem Rennfahrer Caracciola zB weiß ich es, wurden erhebliche Probleme bereitet. Wenn sie Gelder bekamen, dann nur ausnahmsweise per Gnadenakt. Sie sollten den Wohnsitz im Reich nehmen.

Über die Butter auf den Brot kann man so manchen (jeden?) kirre machen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.06.2015, 18:52
Beitrag: #4
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Konnte man in vielen Künstlerberufen überhaupt völlig unpolitisch bleiben?

Der NS-Staat kontrollierte die Filmindustrie, die Theater, Opern, den Rundfunk...Von Heinrich George weiß ich, dass er ständig Kompromisse eingehen musste, um sich für Kollegen/Projekte einzusetzen. Die freien Künste wie Schriftstellerei, Malerei, Bildhauerei, Architektur wurden doch genauso zensiert und wer nicht dem eher antik-monumentalen Geschmack der Nazis entsprach, hatte ausgekünstlert. Die meisten flohen, andere zogen sich zurück oder landeten gar in KZs.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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06.06.2015, 15:16
Beitrag: #5
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
In den 50er60ern auch noch n den 70ern wurden irgendwelche Größen des Showgeschäfts des Sports immer mal wieder interviewt, gerade Geburtstag usw. usf. es gibt ja genug Anlässe.
Hin und wieder kam dann auch die Rede auf die verfluchten 12 Jahre.
Und so gut wie immer war die Äußerung des Altstars dann so "man war Schauspieler/Künstler/Sportler, immer schon ein völlig unpolitischer Mensch.... und hatte natürlich von allem keine Ahnung...."
und die Zeitzeugen, die ja ser gut wussten,, dass dies sehr verlogen war, hielten die Klappe.
Dreck am Stecken.

Ich denke mal, Arkona will darauf hinaus.

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07.06.2015, 23:40
Beitrag: #6
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Vielleicht lag der Erfolg der einen oder anderen Nachkriegskarriere von Schauspielern auch darin begründet, weil nicht nur die Schauspieler angeblich schon immer unpolitisch waren, sondern auch das Publikum, das von alldem, was in den 12 Jahren geschah, nichts wusste, so nach dem Motto: "Ich hatte gar keine Zeit dazu, mich mit Politik zu beschäftigen, denn ich bin schon immer Bäcker/Klempner/Melker usw. gewesen und hatte damals genauso viel mit meiner Arbeit zu tun wie heute."

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09.06.2015, 15:30
Beitrag: #7
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
(07.06.2015 23:40)Sansavoir schrieb:  Vielleicht lag der Erfolg der einen oder anderen Nachkriegskarriere von Schauspielern auch darin begründet, weil nicht nur die Schauspieler angeblich schon immer unpolitisch waren, sondern auch das Publikum, das von alldem, was in den 12 Jahren geschah, nichts wusste, so nach dem Motto: "Ich hatte gar keine Zeit dazu, mich mit Politik zu beschäftigen, denn ich bin schon immer Bäcker/Klempner/Melker usw. gewesen und hatte damals genauso viel mit meiner Arbeit zu tun wie heute."


In den 50ern/60ern gab es eine ganz ganz große "unter den Teppich kehr Welle"
im Kollektiv.
Wenn es eine Kollektiv-Schuld gibt dann da.

Da haben sich "Kerls" zum Widerständler hochstilisiert, Mann oh Mann, da wären Geschichten zu erzählen, und gar keine schönen.

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10.06.2015, 11:15
Beitrag: #8
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Kein deutsches Phänomen. In Frankreich gab es überhaupt nur résistance, was auf die wenigen Wochen zwischen Spätsommer und Winter 1944 auch zutrifft, als jeder wusste, dass die Besatzung zu Ende geht.

Gewählt hatt Hitler doch auch niemand.

Neben den vielen Widerständlern war auch die Ahnungslosigkeit bzgl. der Judenpolitik ein weit verbreitetes Phänomen. Es ist zwar richtig, dass der Normalbürger andere Sorgen hatte und vor allem von alliierten Bombern bedroht war und deshalb wenig Mitleid hatte, aber dass jüdische Mitbürger nach und nach alle verschwanden und sicher zumindest in KZs gelandet sein müssen, das war praktisch Allgemeinwissen. Aber nach dem Krieg wusste keiner was, sogar Albert Speer spielte diese Platte ab.

Speer überhaupt typisch für die Nachkriegsdeutschen, wollte ja sogar Attentäter gewesen sein, dabei war er noch wenige Tage vor dem Ende in Hitlers Bunker.

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10.06.2015, 12:08
Beitrag: #9
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Speer..... eine ganz große Nummer....
ich kannte etliche kleine Nummern, die kleinen Großen Nazis vor Ort....

Einer hat mir erzählt, wie "sie" ihm 1933 im Frühjahr nach dem Leben trachteten... und er schleunigst verschwinden musste...
Irgendwann kam dann hoch, dass der Gute seine Militärkarriere 1940-45 bei der Waffen-SS machte....
Es kam mal ein Kriegskamerad von ihm, der verkündete "wir waren anständige Männer, auch wenn wir bei der SS waren"
Browning lässt grüßen...

Seis drum, ich wüsste noch etliche andere, nochmals größere Nummern, auch beim vertuschen, und da taucht dann das Problem auf, dass es im Zweifel nicht zu beweisen ist, .....

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10.06.2015, 12:23
Beitrag: #10
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Speziell Speer wäre, hätte er nicht sein Image und eine geschickte Verteidigung gehabt, auch am Galgen gelandet. Sein damals kleiner Sohn Albrecht Speer jun. machte in treuer Berufsnachfolge als Architekt Weltkarriere, bis heute. Mir soll keiner erzählen, dass sein Name ihm nicht vor allem in der Dritten Welt alle Türen geöffnet hat. Sonst hätte er bestenfalls ein Toilettenhäuschen in Hintertupfingen oder Klein Niemerow projektiert.

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10.06.2015, 12:54
Beitrag: #11
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
(10.06.2015 12:23)Arkona schrieb:  Speziell Speer wäre, hätte er nicht sein Image und eine geschickte Verteidigung gehabt, auch am Galgen gelandet. Sein damals kleiner Sohn Albrecht Speer jun. machte in treuer Berufsnachfolge als Architekt Weltkarriere, bis heute. Mir soll keiner erzählen, dass dass der Name ihm nicht vor allem in der Dritten Welt alle Türen geöffnet hat. Sonst hätte er bestenfalls ein Toilettenhäuschen in Hintertupfingen projektiert.

Man kann die Meinung lesen,
dass Sperr bewusst alles an Schweinereien die Zwangsarbeit betreffend, auf Sauckel zu schieben wusste,
der dann prompt am Galgen endete.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.07.2015, 10:13
Beitrag: #12
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
(10.06.2015 11:15)Triton schrieb:  Kein deutsches Phänomen. In Frankreich gab es überhaupt nur résistance, was auf die wenigen Wochen zwischen Spätsommer und Winter 1944 auch zutrifft, als jeder wusste, dass die Besatzung zu Ende geht.

Gewählt hatt Hitler doch auch niemand.

Neben den vielen Widerständlern war auch die Ahnungslosigkeit bzgl. der Judenpolitik ein weit verbreitetes Phänomen. Es ist zwar richtig, dass der Normalbürger andere Sorgen hatte und vor allem von alliierten Bombern bedroht war und deshalb wenig Mitleid hatte, aber dass jüdische Mitbürger nach und nach alle verschwanden und sicher zumindest in KZs gelandet sein müssen, das war praktisch Allgemeinwissen. Aber nach dem Krieg wusste keiner was, sogar Albert Speer spielte diese Platte ab.

Speer überhaupt typisch für die Nachkriegsdeutschen, wollte ja sogar Attentäter gewesen sein, dabei war er noch wenige Tage vor dem Ende in Hitlers Bunker.

Nach dem Krieg wurde in Frankreich die Mär verbreitet, fast jeder Franzose sei bei der Resistance gewesen. Dabei wussten die echten Widerstandskämpfer genau, dass sie an die meisten Türen nicht klopfen durften. Es gab mehr Kollaborateure als Widerständler. Es gab den Vichy-Staat mit Marechal Pétain an der Spitze. Nach der Invasion 1944 waren auf einmal alle bei der Resistance gewesen. Nach der Rückkehr der Alliierten gab es eine Vielzahl anonymer Briefe an die Resistance. Viel wurden auf Grund derartiger Beschuldigungen erschossen. Mancher entledigte sich so seines Kreditgebers. Marechal Pétain, der Sieger von Verdun im I. Weltkrieg, wurde von französischen Truppen im Schloss Sigmaringen aufgegriffen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Auf Grund seines hohen Alters und seiner Verdienste währen der Schlacht um Verdun 1916 im 1. Weltkrieg wurde er zu lebenslänglicher Haft begnadigt. Er starb Anfang der `50 er Jahre auf einer Frankreich im Atlantik vorgelagerten Insel, auf die man ihn verbannt hatte. Heute kommen wieder viele Franzosen nach Sigmaringen und besichtigen die kleine Kammer, die Pétain in den letzten Kriegswochen bewohnt hatte.
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04.07.2015, 14:48
Beitrag: #13
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
(04.07.2015 10:13)liberace schrieb:  Nach dem Krieg wurde in Frankreich die Mär verbreitet, fast jeder Franzose sei bei der Resistance gewesen.

Das ist nichts speziell Französisches, sondern auch typisch für Holland und Skandinavien. Ein dänischer Kollege nannte seine Heimat "Adolfs Musterprotektorat".

Eigentlich eine menschliche Eigenschaft. 1945 gab ja über Nacht auch in Deutschland und Österreich keine Nazis mehr und alle waren ja "immer schon dagegen" gewesen. Das gleiche Spiel 1989 in Osteuropa.

Man arrangierte sich in Wahrheit immer irgendwie, dachte sich seinen Teil, meckerte (heimlich) sogar ein bißchen und verhielt sich ansonsten weitgehend systemkonform. Ist doch heute nicht anders.

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04.07.2015, 16:01
Beitrag: #14
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
(04.07.2015 10:13)liberace schrieb:  
(10.06.2015 11:15)Triton schrieb:  Kein deutsches Phänomen. In Frankreich gab es überhaupt nur résistance, was auf die wenigen Wochen zwischen Spätsommer und Winter 1944 auch zutrifft, als jeder wusste, dass die Besatzung zu Ende geht.

Gewählt hatt Hitler doch auch niemand.

Neben den vielen Widerständlern war auch die Ahnungslosigkeit bzgl. der Judenpolitik ein weit verbreitetes Phänomen. Es ist zwar richtig, dass der Normalbürger andere Sorgen hatte und vor allem von alliierten Bombern bedroht war und deshalb wenig Mitleid hatte, aber dass jüdische Mitbürger nach und nach alle verschwanden und sicher zumindest in KZs gelandet sein müssen, das war praktisch Allgemeinwissen. Aber nach dem Krieg wusste keiner was, sogar Albert Speer spielte diese Platte ab.

Speer überhaupt typisch für die Nachkriegsdeutschen, wollte ja sogar Attentäter gewesen sein, dabei war er noch wenige Tage vor dem Ende in Hitlers Bunker.

Nach dem Krieg wurde in Frankreich die Mär verbreitet, fast jeder Franzose sei bei der Resistance gewesen. Dabei wussten die echten Widerstandskämpfer genau, dass sie an die meisten Türen nicht klopfen durften. Es gab mehr Kollaborateure als Widerständler. Es gab den Vichy-Staat mit Marechal Pétain an der Spitze. Nach der Invasion 1944 waren auf einmal alle bei der Resistance gewesen. Nach der Rückkehr der Alliierten gab es eine Vielzahl anonymer Briefe an die Resistance. Viel wurden auf Grund derartiger Beschuldigungen erschossen. Mancher entledigte sich so seines Kreditgebers. Marechal Pétain, der Sieger von Verdun im I. Weltkrieg, wurde von französischen Truppen im Schloss Sigmaringen aufgegriffen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Auf Grund seines hohen Alters und seiner Verdienste währen der Schlacht um Verdun 1916 im 1. Weltkrieg wurde er zu lebenslänglicher Haft begnadigt. Er starb Anfang der `50 er Jahre auf einer Frankreich im Atlantik vorgelagerten Insel, auf die man ihn verbannt hatte. Heute kommen wieder viele Franzosen nach Sigmaringen und besichtigen die kleine Kammer, die Pétain in den letzten Kriegswochen bewohnt hatte.


Petain eine kleine Kammer bewohnt?????????
Wird Zeit dass du mal wieder nach Sigmaringen kommst.
Das kpl. Schloß hat er mit seinem "Hofstaat" genutzt, und das ist nun doch alles andere als klein. Wird so 100.000 Quadratmeter Wohnfläche aufweisenBig Grin
Wendler in Reutlingen hat seinen Cadillac auf Holzgas umgerüstet. Rolleyes
Den Weg an der Donau entlang nach Laiz (dort wo der Miprä heute privat wohnt) ist Petain wohl oft gegangen. Frag mal in Sigmaringen, die alten Leute können dir noch manche Anekdote erzählen.

Das ist die Immobilie die die Nazis dem Petain zur Verfügung stellten
[Bild: 310px-Schloss_Sigmaringen_NW.jpg]
wobei gut die Hälfte nicht zu sehen ist.
Der Bau stammt übrigens vom Beginn des 20. Jahrhunderts, der Vorgängerbau ist abgebrannt, und war/ist insofern sehr gut zu bewohnen.


OT:
Gondel ich eines Sommertags durch den französischen Jura, plötzlich zwei 14-15jährige am Straßenrand machen "Heil Hitler"
ich rechts ran, Vollbremsung, raus aus der Karre "Vive Marechal Petain, Vive Pierre Laval" rein in die Karre, weitergegondelt.
in der Karre Ehefrau und drei Halbwüchsige, verdutztes Schweigen.
Nach ein paar mehr oder weniger langen Sekunden sagt meine Frau: "Eigentlich hattest du recht"

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.07.2015, 22:17
Beitrag: #15
RE: "unpolitische" Künstler und das 3.Reich
Wurde bzw. wird in Frankreich zwischen den Kollaborateuren des besetzten Gebietes und des Vichy-Staates unterschieden? Inwieweit wird zwischen der staatlichen Kollaboration Vichys und den einzelnen Kollaborateuren im besetzten Frankreich, aber auch im "freien" Vichy oder in den Kolonien unterschieden? Kann man (wie bisher) davon ausgehen, dass der Held des 1. Weltkriegs Petain eher nur eine Repräsentationsfigur war, die vor allem die bäuerlich-katholische Bevölkerung an sich binden sollte? Sollte man nicht auch seine persönliche Rolle bei den Judenverfolgungen und Deportationen hervorheben? Oft wird ja als politischer Verantwortlicher nur Laval genannt. Inwieweit ist dies tatsächlich gerechtfertigt? Inwieweit gab es unterschiedliche Politikansätze zwischen Petain und Laval?

Laval war ja bereits in den 1930er-Jahren politisch aktiv. Inwieweit er "faschistisch" oder "klerikal-konservativ" zu nennen ist, ist erstmal nicht relevant. Fakt ist aber, dass er als Ministerpräsident rechter Koalitionen innenpolitisch die Volksfront bekämpfte und außenpolitisch Mussolini unterstützte, in dem er dessen Annexion von Äthiopien anerkannte.

Nachdem Petain und Laval im Sommer 1940 das Ende der III. Republik besiegelten, kam es noch im gleichen Jahr zum Bruch zwischen den beiden Männern. Lag dies an den unterschiedlichen Persönlichkeiten, am Generationskonflikt oder hatten beide tatsächlich unterschiedliche Politikvorstellungen? Ist es vorstellbar, dass erst durch die Vernichtung der Flotte Vichy-Frankreich durch die Engländer im Juli 1940 Petains politischer Handlungsspielraum völlig eingegrenzt wurde? Ist es richtig, dass der Vichy-Staat überflüssig wurde, nachdem das Mussolini-Regime stürzte und Italien von deutschen Truppen besetzt wurde?

Abschließend noch eine Frage: Laval konnte sich 1945 aus Deutschland nach Spanien retten? Was bewog Franco dazu, ihn an de Gaulle auszuliefern? Kann es sein, dass im Gegenzug de Gaulle Franco zusicherte, die Grenzen auf den Pyrenäen zu schließen oder besser zu überwachen, umso die Logistik bzw. die Versorgung katalanischer Rebellen zu unterbinden bzw. zu erschweren?

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