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Mittelalter/frühe Neuzeit- Fortschritt oder Rückschritt
04.02.2015, 04:46
Beitrag: #9
RE: Mittelalter/frühe Neuzeit- Fortschritt oder Rückschritt
Vor vielen Jahren las ich, ich glaube, es war bei Hegel, dass die geschichtliche Entwicklung spiralförmig im Wesentlichen gleichmäßig bis zu einen so genannten "qualitativen Sprung" erfolgt. D.h. ein ständiges Auf- und Ab der Entwicklung führt zur Weiterentwicklung, der qualitative Sprung eröffnet dann ein neues Zeitalter, in dem mit der Vergangenheit abgeschlossen wird. Der "qualitative Sprung" der gesellschaftlichen Entwicklung ist bedingt durch Ereignisse bzw. Erkenntnisse (in ihrer Gesamtheit) auf wirtschaftlichen, wissenschaftlich-technischen, geografischen, sozialen, politischen usw. Gebiet.

Ausgelegt auf die Diskussion, wann endete das Mittelalter, wann begann die frühe Neuzeit heißt das: Die frühe Neuzeit bestand erst, seitdem ein Rückkehr zu mittelalterlichen Gesellschaftsstrukturen ausgeschlossen war. Deswegen ist es schwierig und auch fragwürdig, Epochen zu einzugrenzen. Es gibt Übergangszeiten, in dem praktisch Altes und Neues gleichzeitig vorhanden war. Und diese Übergangszeiten finden geografisch nicht zeitgleich statt.

Ein Beispiel für eine Übergangsepoche ist die Spätantike. Während sich in Westeuropa im 6. Jahrhundert bereits feudale Strukturen gefestigt hatten, erfolgten die wesentlichsten Änderungen in Byzanz und in Nordafrika erst im 7. Jahrhundert. Eine Festlegung der Spätantike von 284 (Herrschaftsantritt Diokletian) bis 632 (Tod Mohameds) ist aber genauso unwissenschaftlich, wie die Fixierung auf das Jahr 476 als Ende der Antike und Beginn des Mittelalters.

Eine andere Übergangsepoche verlief dann zwischen 1250/1300/1350 bis ca. 1650/60. Die Regelungen des Westfälischen Friedens, die Etablierung des Absolutismus in Frankreich, aber auch die Ereignisse in England (Cromwell, Restauration, Glorious Revolution) oder die Entwicklungen in den Niederlanden, Schweden und Dänemark u.a. zeigten, dass eine Rückkehr zu den gesellschaftlichen Strukturen vor ca. 1250/1300/1350 nicht mehr möglich war und auch nicht mehr beabsichtigt wurde.

Die oben genannte spiralförmige Entwicklung zeigt sich auch in der Entwicklung während des Mittelalters, ein stetiges Auf und Ab, die Gesellschaft um 1500 war eine völlig andere als um 500. Der Kirchenbau und der Langbogen u.v.a. widerlegen die Behauptung, dass das Mittelalter eine Zeit des Stillstands war. Ich würde mal behaupten, dass diese 1000 Jahre auch nicht "schlechter" oder "besser" waren, als z.B. die Zeit von 500 v.Chr. bis 500 n.Chr.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Mittelalter/frühe Neuzeit- Fortschritt oder Rückschritt - Sansavoir - 04.02.2015 04:46

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