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Zwei Fragen zu den Ämtern
23.12.2014, 15:37
Beitrag: #11
RE: Zwei Fragen zu den Ämtern
(23.12.2014 11:02)Mars Ultor schrieb:  Wenn ich dich da richtig verstehe, konnten im 1ten Jhd. Griechen, Germanen etc. also auch Praetorianer werden, aber keine Tribune?
Und Priesterämter waren auch nur reinen Römern vorbehalten?
Welche Kriterien galten denn, um als reiner Römer durchzugehen? Ich meine, im Laufe der Zeit wird es doch sicher auch zu Mischungen zwischen Römern und anderen Völkern gekommen sein. Was war zB mit jemandem, der irgendwo in seiner Ahnenreihe einen Griechen hatte, galt der noch als Römer oder nicht?

Schonmal vielen Dank für deine Erklärungen und Geduld Smile


Während der römischen Republik gab es eine plebejische und eine patrizische Schicht der freien Römer. Beide teilten sich die Macht, wobei die personell kleinere, aber wesentlich vermögende Schicht der Patrizier den Löwenanteil an Ämtern beanspruchte. Das Patriziat kannte seinen Stammbaum genau. Dabei war es nicht nur wichtig, wessen Sohn, sondern auch Neffe der jeweilige Anwärter auf ein Amt war. Dieses System sicherte ab, dass nur Angehörige der patrizischen Familien die Ämter bekam. Angehöriger einer patrizischer Familie konnte ein Junge nicht nur durch Geburt, sondern auch durch Adoption werden. Dies wurde durch ein Namenszusatz angezeigt, z.B. Gajus Julius Caesar Octavianus . Adoptiert wurden entweder nahe, ärmere aber potentiell fähige Verwandte, denen man bessere Aufstiegschancen bieten wollte oder Angehörige anderer Patriziersippen, um Bündnisse zu schmieden. Familienbündnisse wurden während der Römischen Republik neben der Heirat zweier Angehöriger auch durch die Adoption von Söhnen geschlossen. Eine weitere Möglichkeit war aber auch, einen besonders bewährten ehemaligen Sklaven als Freigelassenen zu adoptieren. Dieser Freigelassene stand den anderen Mitglieder rechtlich gleich, er war dann auch ein Julier, Claudier, Cornelier usw., ihm oder besser seinen Nachkommen stand dann theoretisch die Ämterlaufbahn zu, da er als Angehöriger der Familie seines ehemaligen Heeren galt und somit auch Römer war.

Seit dem 1. Jh. v. Chr. zeichnete sich eine deutliche Differenzierung in der plebejischen Schicht ab. Aus ihr drängten neue Leute in die Oberschicht, man nannte sie "equites" (Ritter). Diese Ritter waren nicht mit den späteren, mittelalterlichen Rittern vergleichbar, sondern Leute, die ihre Machtstellung nicht aus dem Besitz von Latifundien und Ämtern herleiteten. Sie waren eher Händler, Bankiers usw., aber auch Techniker oder Offiziere und leiteten ihren Reichtum eher über den Besitz von Geld her. Das Streben dieser Gruppe an die Staatsspitze ist der Hintergrund der Auseinandersetzungen der untergehenden römischen Republik, beginnend von Sulla gegen Marius bis zu Oktavian/Augustus gegen Marc Anton. Augustus schuf mit dem Prinzipat eine Lösung, an denen beide Gruppen, die „alten“ Senatspatrizier“ und die „neuen Leute“ an der Macht mit beteiligt wurden. Aus diesem Grund wurde z.B. der Senat von 300 auf 600 Mitglieder erhöht. De facto bedeutete das aber auch, dass aus der Oberschicht mehr Menschen in den Senat aufsteigen konnten und die in Gesellschaft geachteten Ämter erlangen konnte, die Macht des Einzelnen aber beschnitten wurde. Ebenso legte Augustus kaiserliche und senatorische Provinzen fest. In den Provinzen des Senats galten deshalb während des Prinzipats die gleichen Aufstiegsregeln wie zu Zeiten der Republik, in den kaiserlichen Provinzen war die Gunst des Kaisers sicher das ausschlaggebende Kriterium. Ich weiß es jetzt nicht genau, m.E. begann die Krise des Prinzipats bereits während des Kaisertums von Marc Aurel, spätestens mit Commodus, also etwa um 180 n.Chr. Ab diesem Zeitpunkt fanden erneute gesellschaftliche Umverteilungen und Umgruppierungen statt, so dass ab diesen Zeitpunkt andere Möglichkeiten zum gesellschaftlichen Aufstieg bestanden.

Kommen wir zurück zu Augustus: Neben vielen anderen Neuerungen, begann unter ihm auch die vorerst mit Bedacht geführte Eingliederung von germanischen Fürstensöhne in die römische Gesellschaft. Meist erhielten diese Germanensöhne eine militärische Ausbildung, sie wurden aber auch für Aufgaben im zivilen Bereich ausgebildet. Zweck dieser Ausbildung war, eine pro-römische Schicht von Germanen zu schaffen, die später das noch zu erobernde Gebiet mit kolonisieren sollte. Die jungen Germanen waren offiziell Söhne von Verbündeten, praktisch lebten sie als Geisel, denn wenn ihre Väter den pro-römischen Kurs beendeten oder sie durch einen anti-römischen Konkurrenten verdrängt wurden, konnte das für den jungen Germanen gefährlich werden. Wie unterschiedlich Lebenswege der in Rom ausgebildeten Germanen verlaufen können, zeigen die Schicksale von Arminius und seinem Bruder Flavius. Während Arminius sich nach einer Militärkarriere gegen die Römer wandte, möglicherweise nur, um Fürst der Cherusker zu werden, blieb sein Bruder trotz Anfeindungen sowohl von germanischer als auch römischer Seite zeitlebens der römischen Sache verhaftet.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Zwei Fragen zu den Ämtern - Sansavoir - 23.12.2014 15:37

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