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Die Entnazifizierung
19.11.2014, 13:54
Beitrag: #1
Die Entnazifizierung
Der 2nd "Unrechtstaat DDR" mit der in diesem Zusammenhang mehrfach angesprochenen juristischen Aufarbeitung legt nahe, dass man die juristische Aufarbeitung des Nazi-Regimes hier mal nächer beleuchtet.

Nicht die Großverbrechen, sondern das Alltägliche, in dem Sinn gar nicht verbrecherische.
Das aber letztlich an allem anderen Schuld ist.

Deshalb dieses Thema.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.11.2014, 18:38
Beitrag: #2
RE: Die Entnazifizierung
(19.11.2014 13:54)Suebe schrieb:  Nicht die Großverbrechen, sondern das Alltägliche, in dem Sinn gar nicht verbrecherische.
Das aber letztlich an allem anderen Schuld ist.

was meinst du mit Das Alltägliche, was an allem anderen Schuld ist?

Meinst du den allgemeinen Deutschen Militarismus oder die oft bemühte Deutsche Gründlichkeit? Vielleicht auch die allgemeine Untertanenmentalität der Deutschen ...?

Was heißt, an allem anderen Schuld?

Sorry, wenn ich wieder mal nur solche fragen stelle. Confused


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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19.11.2014, 21:32
Beitrag: #3
RE: Die Entnazifizierung
(19.11.2014 18:38)Avicenna schrieb:  
(19.11.2014 13:54)Suebe schrieb:  Nicht die Großverbrechen, sondern das Alltägliche, in dem Sinn gar nicht verbrecherische.
Das aber letztlich an allem anderen Schuld ist.

was meinst du mit Das Alltägliche, was an allem anderen Schuld ist?

Meinst du den allgemeinen Deutschen Militarismus oder die oft bemühte Deutsche Gründlichkeit? Vielleicht auch die allgemeine Untertanenmentalität der Deutschen ...?

Was heißt, an allem anderen Schuld?

Sorry, wenn ich wieder mal nur solche fragen stelle. Confused


Eigentlich die "kleinen Hitler" wenn dir dies ein Begriff ist.
Die Nazis hatten den Führerstaat verkündet, das Führerprinzip eingeführt. Es ist jeder lediglich "nach oben" verantwortlich.
Und das, das hat so manchem nun gar nicht gut getan. Hat aber alles erst möglich gemacht.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.11.2014, 23:04
Beitrag: #4
RE: Die Entnazifizierung
Durch die Entnazifizierung, eingeführt und überwacht von den Alliierten, ist die Masse der Deutschen durchgeschleust worden.

In den Berichten der franz. Militäradministration ist enthalten, dass die Deutschen die Entnazifizierung empfanden als: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.

Ein paar namentliche, nachvollziehbare Beispiele.

Mergenthaler, als Ministerpräsident Teil der Doppelspitze im NS-Gau-Staat Württemberg. Nach 3,5 Jahren Internierungslager zu 3,5 Jahren Lagerhaft und 10 Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrehte verurteilt. Der letzte Entnazifizierungsfall im franz. Sektor von Württemberg. (Der andere Teil der Doppelspitze, Murr, hat sich Anfang Mai 1945 irddischer Gerechtigkeit entzogen, .... wenn der gewusst hätte....)

Dr, Eckener, der "Testamentsvollstrecker" Zeppelins dagegen wurde zu 100.000 Reichsmark Strafe verdonnert.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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20.11.2014, 13:15
Beitrag: #5
RE: Die Entnazifizierung
In der franz. Zone erging im Herbst 1947 eine Gesetz der Militärregierung, dass "einfache" NSDAP-Mitglieder und Mitglieder der diversen Unterorganisationen nicht mehr verfolgt wurden.
Insbesondere auch der Tatsache geschuldet, dass der Druck zum Parteieintritt teilweise hoch war.
Ebenfalls fielen ab 1919 Geborene nicht unter die Entnazifizierung.

1951 erging dann ein Bundesgesetz, das die entnazifizierung beendete und leicht bis minder Belasteten den Rückweg in den öffentlichen Dienst ermöglichte. Nur noch Hauptschuldige blieb dies weiter versperrt.
Es ergingen ähnliche Landesgesetze, und insgesamt war eine Mehrheit der Deutschen auch damit einverstanden.

Dann war im Westen, Bundesrepublik Deutschland eigentlich Schluss mit der Verfolgung von NS-Verbrechern.
Erst als ein zweifellos schwer Belasteter auf Wiedereinstellung in den Staatsdienst klagte, begann mit dem "Ulmer Einsatzgruppenprozess" wieder die Verfolgung dieser Straftäter.
Aber dies ist zweifellos ein anderes Thema.

Zur Lage nach 1989 lässt sich festhalten, dass nach Umbrüchen aus Gewaltsystemen es auf Grund der riesigen Zahl Involvierter, schwer bis unmöglich ist umfassende Gerechtigkeit zu schaffen.
Das Problem ist halt, dass es immer viel weniger "Weiße und Schwarze" gibt, die Zahl der "Grauen" viel viel höher liegt.

Auch die Quote der Denunzianten war bei der Entnazifizierung sehr hoch, was dem Zusammenleben gar nicht gut tat.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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20.11.2014, 20:56
Beitrag: #6
RE: Die Entnazifizierung
(20.11.2014 13:15)Suebe schrieb:  Auch die Quote der Denunzianten war bei der Entnazifizierung sehr hoch, was dem Zusammenleben gar nicht gut tat.
Die Quote der "Persilscheine" dürfte aber weit, weit über den zu Unrecht "Denunzierten" liegen. Mein Opa war wohl als evangelischer Christ und Selbstständiger gut genug, um als glaubhafter Entlaster zu gelten und wurde dann auch tatsächlich um Persilscheine angebettelt. Meine Mutter meinte: von widerlichen, kleinen Würstchen, die durch die braune Uniform plötzlich um 2 Köpfe gewachsen waren und ohne Hemmungen Mitbürger schikanierten und ständig mit Repressalien drohten...
Die Machtergreifung 1933 war die Revolution der Kleinbürger, da hatte Haffner völlig Recht.

Ansonsten stimmt natürlich, das Führerprinzip bedingt, nur nach oben und Personen verantwortlich zu sein. Selbst der oberste Richter im NS-Staat, Roland Freisler, warf Gesetze verächtlich durch den Gerichtsaal. Hitler bezeichnete sich ja schon 1934 als "obersten Gerichtsherrn".

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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20.11.2014, 21:27
Beitrag: #7
RE: Die Entnazifizierung
Einiges Interessante zu diesem Thema wurde u.A. hier schon geschrieben und diskutiert - etwas "kontroverser" und hitziger in diesem Thread.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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21.11.2014, 12:20
Beitrag: #8
RE: Die Entnazifizierung
Mein Vater hat sich immer einen "kleinen Hitler" gewünscht. Auf meine Fragen und Bedenken zu dem Thema ist er aber nie eingegangen...
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21.11.2014, 15:21
Beitrag: #9
RE: Die Entnazifizierung
(20.11.2014 20:56)Triton schrieb:  Ansonsten stimmt natürlich, das Führerprinzip bedingt, nur nach oben und Personen verantwortlich zu sein. Selbst der oberste Richter im NS-Staat, Roland Freisler, warf Gesetze verächtlich durch den Gerichtsaal. Hitler bezeichnete sich ja schon 1934 als "obersten Gerichtsherrn".

Und dann gab es noch Hans Frank, der als Generalgouverneur von Polen gegen jegliches Recht verstieß und einer der übelsten Kriegsverbrecher war.
Der aber im Gegensatz zu seinem Wirken in Polen als Reichsrechtsleiter auf die Einhaltung der Gesetze im Reich bestand.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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21.11.2014, 16:59
Beitrag: #10
RE: Die Entnazifizierung
(21.11.2014 12:20)hpd1311 schrieb:  Mein Vater hat sich immer einen "kleinen Hitler" gewünscht. Auf meine Fragen und Bedenken zu dem Thema ist er aber nie eingegangen...

Das ist leider ein sehr typisches Verhalten, nicht nur bei Hitlersympathisanten...

MfG, Titus Feuerfuchs
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