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Der Untergang von Sprachen
08.07.2016, 17:17
Beitrag: #136
RE: Der Untergang von Sprachen
Etwas besser erforscht als die irische Vorgeschichte ist die britische. Von dort lassen sich Hypothesen zur irischen ableiten.

1997 wurde am Skelett eines mittelsteinzeitlichen Mannes, das in der Cheddar Gorge von Somerset gefunden worden war, eine DNA-Analyse durchgeführt. Als man die Resultate mit der DNA der Einheimischen verglich, fand man heraus, dass einer der Einwohner von Cheddar Grove ein direkter Nachkomme des 9000 Jahre alten Mannes war. Diese Erkenntnis erschütterte die traditionelle Ansicht, dass nacheinander mehrere Masseneinwanderungen stattgefunden hatten, die die jeweils ansässigen Völker auslöschten." https://en.wikipedia.org/wiki/Cheddar_Man

Im allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Britischen Inseln erst nach Abschmelzen des Eisschildes besiedelt werden konnten, also ab etwa 9000 v. Chr. Zu dieser Zeit gab es eine breite Landverbindung zwischen Britannien und dem Kontinent, auf der mesolithische Jäger, Sammler und Fischer vorwiegend aus dem westeuropäischen Raum (heutiges Frankreich und Spanien) einwanderten. Diese mesolithische Bevölkerung bildete also den Grundstock der britischen Bevölkerung, den in den späteren Jahrtausenden neolithische "early farmers", "Beaker people" (Glockenbecherleute), Kelten und andere Bevölkerungsgruppen überschichteten.

Es scheint demnach eine altansässige Bevölkerung gegeben zu haben, deren Grundstock bis in die frühe nacheiszeitliche Periode zurückgeht. Etwa um 4000 v. Chr. erfolgte dann die Neolithisierung Britanniens. Ob damals frühe Ackerbauern (early farmers) vom Festland auf die Insel einwanderten oder ob es lediglich einen Kulturtransfer gab, ist umstritten. Vor allem auch, ob es sich um eine zahlenmäßig größere Zuwanderung handelte.

Ab etwa 2500 v. Chr. gab es eine gut nachweisbare Einwanderung durch Leute der Glockenbecherkultur (Beaker-People), die die Kenntnis der Metallverarbeitung mitbrachten. Auch hier ist umstritten, in welcher Größenordnung man sich die Migration der Glockenbecherleute vorzustellen hat.

Was aus dieser Bevölkerungsfusion hervorging, repräsentiert die britische Bevölkerung, die Stonehenge errichtete. Es mag jedoch sein, dass bereits die vorangehende jungsteinzeitliche Bevölkerung mit der Errichtung von Megalithbauten begann, denn die erste Phase von Stonehenge wird auf etwa 3000 v. Chr. datiert.

Ähnlich hat sich auch die Vorgeschichte Irlands abgespielt. Das frühe Mesolithikum zeigt Mikrolithen aus der Zeit um 7000 v. Chr., d.h. es gab auf Irland eine mesolithische Bevölkerung von Jägern, Fischrn und Sammlern. Zwischen 4000 und 2500 v. Chr. finden sich Spuren einer jungsteinzeitlichen Kultur mit rechteckigen Häusern und geschliffenen Steinwerkzeugen. Mit Eintreffen der Ackerbauern in Irland (etwa 4000 v. Chr.) kam Nutzvieh, Getreide und die zugehörige Innovation nach Irland, was zu einem signifikanten Bevölkerungswachstum führte. Die Töpferei kam auf und man verwendete vermehrt geschliffene Steinwerkzeuge. Diese Ackerbauern kamen vom Festland, ob darunter auch Individuen waren, deren Vorfahren einst als früheste Ackerbauern aus Anatolien zugewandert waren, ist denkbar.

Ab der Bronzezeit entstanden Siedlungen der Glockenbecherkultur (Beaker-People) wie auch in Britannien. Vermutlich wanderten die Glockenbecherleute über Britannien nach Irland ein. In dieser Zeit kamen vielleicht (!) auch indoeuropäische Bevölkerungsgruppen nach Irland, doch kann ich dazu weder in der Fachliteratur noch im Netz etwas finden. Erst im Hinblick auf die Einwanderung der Kelten, die um 600 v. Chr. erfolgt sein soll, ist man sich wieder einig.

Es mag also durchaus sein, dass die Kelten um 600 v. Chr. auf eine nichindogermanische autochthone Inselbevölkerung stießen, die sie überschichteten.

DNA-Tests an Walisern, Iren und Basken sollen angeblich belegen, dass sie eine Y-Chromosom-Gemeinschaft bilden. Alle zusammen können ihre Abstammung auf eine paläolithische Gemeinschaft von Jägern und Sammlern zurückführen, die vor der Ankunft der Ackerbauern vor 10.000 Jahren in Europa lebten. http://www.wissenschaft.de/home/-/journa...4/1212504/

Das bedeutet allerdings nichts anderes, als dass die mesolithische Bevölkerung Irlands vom Kontinent einwanderte und auf einen alten Gen-Pool zurückgeht, dem auch die Basken entstammen. Man darf sich also nicht vorstellen, dass Basken nach Irland übersetzten.
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