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Der Untergang von Sprachen
07.07.2016, 14:07
Beitrag: #125
RE: Der Untergang von Sprachen
(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Die Kelten haben keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen- und damit ist überhaupt nicht bewiesen, dass die keltische Sprache auch die "muttersprache" war- das keltische kann genauso gut auch eine Art Lingua Franca gewesen sein.

Es gibt Stämme, die von der Archäologie und von Historikern eindeutig als "keltisch" klassifiziert werden. Und von denen sprechen wir hier. Wo das nicht möglich ist, wird diese Aussage von der Forschung eingeschränkt.

Maßgeblich für solche Entscheidungen sind die Berichte antiker Autoren sowie die Interpretation der Sachfunde, d.h. der materiellen Hinterlassenschaft.

(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Es gibt ein keltisches Kerngebiet, innerhalb dessen ganz sicher keltisch gesprochen wurde, aber in den Randgebieten....

In den Übergangszonen zwischen Kelten und Germanen sind exakte Zuordnungen problematisch. Aber auch dort kristallisiert sich zu irgendeinem Zeitpunkt ein ethnischer Bestand heraus. Wo Klassifikationen fraglich sind. hat die Archäologie keine Scheu, das ausdrücklich zu betonen.

(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Sagte ich doch schon- bsp. Irland. Die irische Bevölkerung stammt männlicherseits von Indogermanen ab, die vor der Entstehung der Kelten vor ca. 4000 Jahren nach Irland einwanderten. Und diese Iren sind im übrigen eng verwandt mit den Walisern und Basken.

In Irland gab es vor Einwanderung der Indoeuropäer eine autochthone nichtindoeuropäische Bevölkerung. Kelten wanderten etwa ab 600 v. Chr. auf die Insel ein, wobei genaue Daten umstritten sind. Ob vor den Kelten noch eine andere indoeuropäische Bevölkerungsgruppe auf die Insel eingewandert war, ist nicht belegbar und umstritten.

(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Woher weißt du, welche Sprache z.B. die Bewohner des Altkönigs 500 v Chr. gesprochen haben? Schriftliche Aufzeichnungen existieren nicht, schriftliche Berichte der Römer liegen auch nicht vor. Also ist die Sprache letztendlich unbekannt...

Ich weiß das überhaupt nicht.
Archäologen und Historiker sichern Funde, rekonstruieren Zusammenhänge und ordnen Funde anhand kunstgeschichtlicher Merkmale historisch ein. Ob Kelten also den Altkönig zur Latène-Zeit beiedelten, kann nur die Archäologie beantworten. Die sagt dazu:

"In der La-Tène-Zeit, etwa um 400 v. Chr., besiedelten Kelten den Altkönig. Aus der Zeit stammen die zwei Ring- und Annexwälle des auf dem Gipfelplateau befindlichen Ringwalls Altkönig." https://de.wikipedia.org/wiki/Altk%C3%B6nig

(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Das ist ein ganz schlechtes Beispiel, einfach, weil die Griechen sich ja selbst als Griechen bezeichnet und von den anderen abgegrenzt haben. Und weil sie viel schriftliches- also Sprache- hinterlassen haben.

Warum soll der Hellenismus ein schlechtes Beispiel sein?
Du hast behauptet, eine Kultur würde auch die Sprache beeinflussen. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigt die Kultur des Hellenismus. Andere Beispiele zeigen das Gegenteil. Es gibt also keinen unveränderlichen Automatismus in dieser Frage.

(06.07.2016 17:41)Bunbury schrieb:  Bei den Kelten gilt das nicht.
Hier wird oft von der Kultur auf die Sprache geschlossen.

Ich habe schon mehrfach gesagt, dass es sich die Archäologen und Historiker so einfach nicht machen. Erst nach sorgfältiger Interpretation der materiellen Hinterlassenschaft - Waffen, Schmuck, Geräte, Bauwerke, Gräber, Bestattungskultur u.a. - sowie eventuellen Schriftquellen antiker Autoren werden Bevölkerungsgruppen oder Stämme bestimmten Ethnien zugeordnet.
Falls das nicht möglich ist, äußern sich Archäologen entsprechend und verfassen gegebenenfalls eine Hypothese. Das Verfahren ist durchaus transparent.

Die Kelten der Hallstatt- und Latène-Zeit sind archäologisch sehr gut bezeugt Wir kennen zahlreiche Höhensiedlungren (oppida), denken wir an den Mont Auxois (das antike Alesia), den Mont Beuvray (das antike Bibracte), an die Heuneburg bei Hundersingen an der oberen Donau oder den Glauberg in der hessischen Wetterau. Die wichtigsten Funde lieferten unberaubte Fürstengräber, darunter das um 480 v. Chr. angelegte Hügelgrab von Vix beim oppidum Mont Lassois mit reichstem Inventar, der 1977 edntdeckte Tumulus von Hochdorf beim oppidum Hohenasperg aus der Zeit um 540 v. Chr mit kostbarsten Beigaben sowie das Grab vom Glauberg, entdeckt 1994.

Alexander Demandt sagt dazu: "Erst für die weiter zurückliegenden Perioden werden die Annahmen über das, was "keltisch" heißen darf, ungewisser."

Vgl hierzu: Alexander Demandt, Die Kelten, München 1998, S. 15 f.
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