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Hoffentlich ist dies eine "Ente"
08.11.2014, 22:52
Beitrag: #8
RE: Hoffentlich ist dies eine "Ente"
(08.11.2014 11:58)913Chris schrieb:  Ich kann kein Russisch, deswegen bin ich - wie wahrscheinlich die meisten hier - darauf angewiesen, was westliche Medien über den Vorfall berichten.

Da hast du sicher recht, aber du persönlich beherrschst Englisch und hast, wenn ich mich recht erinnere, eine journalistische Grundausbildung. Von daher weißt du, dass es manchmal durchaus sinnvoll sein kann, v.a. dann, wenn es eine Meldung mit besonderer Brisanz zu sein scheint, dort noch einmal nach den Quellen zu schauen und die präsentierten Informationen nicht einfach ungefiltert und vorformatiert zu konsumieren.
Die o.g. Meldungen der westlichen Medien beziehen sich z.B. alle auf einen Artikel im britischen Telegraph. Dort wiederum kommentiert Tom Parfitt -aus dem Moskauer Büro des Telegraph- als journalistische Quelle die offiziellen News des Kremls. Nach meinem Dafürhalten etwas einseitig und aus dem Zusammenhang gerissen, aber natürlich Mainstream-Medienwirksam, um mal diese böse Wortkombi zu gebrauchen.
Wenn du Muse und Zeit hast, kannst ja dort selbst nochmal nachlesen, was Putin auf die Frage eines Vertreters der staatlichen Universität im russischen Pensa so von sich gegeben hat.

(08.11.2014 11:58)913Chris schrieb:  Damit kann Putin m.E. nur die Besetzung des Teschener Ländchens durch Polen meinen, die als Reaktion auf die deutsche Besetzung des Sudetenlandes erfolgte. Grund war wohl, den Südteil der zwischen Polen und der CSFR aufgeteilten Stadt nicht in deutsche Hände fallen zu lassen.

Das denke ich auch.
Übrigens sehr interessante Vorgänge und Abläufe in dieser "Vorkriegszeit" (incl. Münchner Abkommen), die den Laien tatsächlich zu der Auffassung kommen lassen können, es sei damals ziemlich normale politische Praxis gewesen.
Halt übles Geschacher und zweifelhafte Agreements, die da an der Tagesordnung waren und die auf die betreffenden einzelnen Menschen und ihr Befinden keinerlei Rücksichten nahm. Wenn man so über die Jahrhunderte in die Geschichte schaut, sieht man allerdings auch, dass solche Praktiken natürlich nicht erst seit Hitler oder Stalin üblich waren.

(08.11.2014 11:58)913Chris schrieb:  Nach dem deutschen Angriff auf Polen waren die polnischen Armeen gar nicht in der Lage, etwas anderes zu tun als sich zu verteidigen. Für Vormärsche auf tschechoslowakisches Gebiet - nach Stand der Dinge kann eigentlich nur das slowakische Gebiet gemeint sein, das Polen in deutschem "Auftag" von Süden her bedrohte - war gar keine Zeit.

Sehe ich genau so.

(08.11.2014 11:58)913Chris schrieb:  Die Besetzung des Teschener Ländchens mit der Besetzung ganz Ostpolens zu vergleichen, ist Irrsinn, vor allem wenn man sich die Begleitumstände ansieht (Polen schon 1938 in Abwehrhaltung, Sowjetunion 1939 in Eroberungssstellung). Wenn sich Putins Aussage auf den Polenfeldzug bezieht, ist es sogar Geschichtsklitterung.

So wie ich es verstanden habe, tut er das im speziellen Fall nicht.

Das Schlimme oder das daraus entstehende Dilemma ist nur der immer wieder unternommene Versuch, historische Fakten, Umstände und Gegebenheiten nationalegoistisch derart aufzubereiten und so zu interpretieren, dass sich das eigene Land in einem möglichst positiven Licht oder einer Art Opferposition wiederfinden kann.
Aber es gibt nunmal keine einzig "wahre" russische, polnische oder deutsche Geschichte.
Um diese Problematik einigermaßen zu entschärfen und voranzukommen, ist da in Zukunft noch einiges zu tun und eine erhebliche Portion an Objektivität und Aufrichtigkeit erforderlich, aber auch der nötige Respekt vor allen unschuldigen Opfern dieser jüngeren Geschichte.

(08.11.2014 11:58)913Chris schrieb:  Putin wirft nun also den Polen vor, das Gleiche gemacht zu haben, wie es Russland heute macht, und meint mit "Polen" aber die Westukraine. Er wirft also den Westukrainern vor, sich über etwas zu beschweren, was sie selber schon gemacht haben.

Wenn man immer wieder mit den entsprechenden, manchmal natürlich auch gerechtfertigten Vorurteilen herangeht, kann man aus den Äußerungen seines Gegenübers immer schlechtgemeinte Vorwürfe heraushören und wird im Sinne einer künftig guten Beziehung nicht wirklich weiterkommen.

Das ist in der "großen" Politik nicht anders, als im ganz Privaten.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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RE: Hoffentlich ist dies eine "Ente" - Avicenna - 08.11.2014 22:52

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