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FDP
01.03.2014, 20:59
Beitrag: #1
FDP
Gut, die Partei ist nicht mehr im Bundestag. Gut, die Partei ist auch in den Landtagen nur noch spärlich vertreten - aber eben nur in weniger als der Hälfte! In sieben Landtagen wird noch liberalisiert. Und im Europaparlament auch noch! Ganz weg sind die noch nicht!

Was mich zu meiner Frage bringt: Wie seht ihr die Lage der FDP?

Der Partei also, die mit Abstand in den meisten bundesdeutschen Regierungen seit 1949 saß.
Der Partei, die große und bedeutende Bundespräsidenten hervorgebracht hat.
Der Partei, deren Mitglied Genscher die Wiedervereinigung mit möglich gemacht hat (ich lehn mich da weit aus dem Fenster, ich weiß, möchte das aber auch einfach mal als Dislussionsanregung in den Raum stellen...)
Der Partei, die rein historisch gesehen mit zu den Gründervätern der deutschen Demokratie gehört.

Der Partei aber auch, die nach der Wende (nach der "geistig-moralischen" von 1982) in ihrem Wahlprogramm keinerlei Aussagen zur Sozialpolitik hatte.
Die sich ebenfalls 1982 von den (liberalen) Jungdemokraten trennte und die (wirtschaftsliberalen) Jungliberalen (zweiter Vortzender Guido Westerwelle) als neue Jugendorganisation anerkannte?
Die mit Fallschirmspringern, Schuhsohlenaufklebern und "Guidomobilen" auf Wählerfang ging (und zwar nicht zu einem Höhenflug ansetzte, aber auch nicht unterging; das kam erst später, als man wieder "seriöser" werden wollte).
Die mal knapp 5% bei Bundestagswahlen einfuhr und bei der Wahl 2009 fast 15 %, nur um in der nächsten Wahl aus dem Bundestag auszuscheiden?

Was ist von dieser Partei zu halten? Heute? In der Vergangenheit?

VG
Christian
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02.03.2014, 13:54
Beitrag: #2
RE: FDP
Ich kenne mich in Deutscher Politik nun recht wenig aus, deshalb will ich mehr fragend in die Diskussion einsteigen.

Kann es sein, dass die FDP zwischen den beiden grossen Parteien wegerodiert ist? Vielleicht, weil sie immer weniger ein eigenes Profil hatte und dann mehr durch Ihre Aktionen a la Guidomobil uä Stimmen holte denn mit Programm und Profil?

Mag das auch mit dem allgemein volatiler werdenden Wählerverhalten zusammenhängen?
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02.03.2014, 20:30
Beitrag: #3
RE: FDP
(01.03.2014 20:59)913Chris schrieb:  Was ist von dieser Partei zu halten? Heute? In der Vergangenheit?

Zur Vergangenheit der FDP fällt mir ein uralter Satz ein - das Zünglein an der Waage.
In der alten BRD war die FDP gefühlt immer an der Regierung beteiligt, denn bis auf die kurze Groko-Phase reichte es weder bei CDU noch bei SPD für eine Alleinregierung, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.

Die Parteienlandschaft hat sich seit den 80ern, bes. seit der Wende stark verändert. Parallel zu diesen Veränderungen begann die von Chris beschriebene Berg- und Talfahrt mit Spaßeinlagen, Guidomobil und ähnlichen Versuchen. So ganz seriös war das nicht und wirklich authentisch kamen diese Werbekampagnen nicht rüber, bei mir jedenfalls nicht.
Wofür steht die FDP denn heute?
Mir fällt da nur Wirtschaftsliberalismus ein, riecht im FDP-Fall ziemlich nach Lobby und wird in Zeiten zunehmender Neoliberalismuskritik kaum mehr Wählerstimmen generieren.

Es gäbe zwar Bedarf für eine oder sogar mehrere neue Parteien, gerade zu Zeiten einer Groko. Ob es aber der FDP abgenommen würde, wenn sie sich quasi neu erfinden würde - ich denke, eher nicht.
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02.03.2014, 21:57
Beitrag: #4
RE: FDP
Ein Problem der FDP ist sicherlich, wer in die Partei eingmetreten ist. Schon vor 25 Jahren habe ich von politisch interessierten immer wieder die Aussage gehört, daß, wer in der Politik Karriere machen will, in die FDP eintreten soll. Die seien immer an der Regierung, und hätten nicht so viele Mitglieder, daß ein Aufstieg recht schnell ginge.

Für mich liegt der Absturz der FDP vor allem darin begründet, daß sich das zu viele Karrieristen wohl zu Herzen genommen haben. Die ganzen Jungsschnösels- sorry- haben wenig liberale Werte vertreten. Außer "Der markt reguliert alles" ist von denen wenig gekommen. Viele FDP ler derjüngreen Generation waren in der FDP, weil sie Karriere machen wollten. Das hat man denen immer angemerkt- und dafür wurde die FDP am Ende zurecht abgestraft.

Liberale Betätigungsfelder gibt es eigentlich mehr als genug. Nur sind Bürgerrechte und Privatsphäre im Zeitlater von Facebook leider unmodern geworden.
Wenn ich daran denke, wogegen viele bei der großen Volkszählung 86 oder 87 noch Sturm gelaufen sind...Und heute? Facebook, Kundenkarten...
Wie gesagt, Betätigungsfelder gäbe es genug. Aber offensichtlich keine Leute, die sich dafür interessieren...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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02.03.2014, 22:35
Beitrag: #5
RE: FDP
(02.03.2014 20:30)Renegat schrieb:  
(01.03.2014 20:59)913Chris schrieb:  Was ist von dieser Partei zu halten? Heute? In der Vergangenheit?

Zur Vergangenheit der FDP fällt mir ein uralter Satz ein - das Zünglein an der Waage.
In der alten BRD war die FDP gefühlt immer an der Regierung beteiligt, denn bis auf die kurze Groko-Phase reichte es weder bei CDU noch bei SPD für eine Alleinregierung, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.

Die Parteienlandschaft hat sich seit den 80ern, bes. seit der Wende stark verändert. Parallel zu diesen Veränderungen begann die von Chris beschriebene Berg- und Talfahrt mit Spaßeinlagen, Guidomobil und ähnlichen Versuchen. So ganz seriös war das nicht und wirklich authentisch kamen diese Werbekampagnen nicht rüber, bei mir jedenfalls nicht.
Wofür steht die FDP denn heute?
Mir fällt da nur Wirtschaftsliberalismus ein, riecht im FDP-Fall ziemlich nach Lobby und wird in Zeiten zunehmender Neoliberalismuskritik kaum mehr Wählerstimmen generieren.

Es gäbe zwar Bedarf für eine oder sogar mehrere neue Parteien, gerade zu Zeiten einer Groko. Ob es aber der FDP abgenommen würde, wenn sie sich quasi neu erfinden würde - ich denke, eher nicht.

Vorab:
Anno 58 hat der alte Rheinländer Conny über 50% eingefahren! und eine Alleinregierung zustandegebracht.
Und hat auf diese Art und Weise Westintegration und Wiederbewaffnung eindrücklich bestätigt bekommen.

Gesamt:
In Baden-Württemberg trägt die FDP, mindestens die Fraktion ja immer noch den Namen DVP Demokratische Volkspartei.
Im Städtchen war die Stimmverteilung bis in der 60er hinein "gedrittelt" je ein Drittel SPD, CDU und DVP.
Der erste Baden-Württembergische Ministerpräsident war dann auch Reinhold Maier von der DVP.

Die Partei ist bei uns in gerader Linie ohne weitere Umschweife bis in den Vormärz hineinzuverfolgen.
Demokraten sind auf dem Asperg gelandet, wurden nach der 48er Revolution zur "Samtschuldnerischen Haftung" verdonnert und zur Auswanderung gezwungen.
1866 verlangte "Der Beobachter", die Zeitung der Demokraten, nach der verlorenen Schlacht bei Tauberbischofsheim einen Guerillakrieg gegen die Preußen.
Im Kaiserreich begann dann schon die "liberale Krankheit" bis 1945ff ständige Teilungen der Parteien.
Überaus schädlich war aber auch ein Hugo Stinnes, dessen Inflationspolitik ja genau die Wählerschaft der Demokraten voll traf.

Zur neueren Geschichte.
1967 hat die FDP die Regierung Erhard platzen lassen. Die CDU war stocksauer, Teil des Koalitionsvertrags mit der SPD war eine Wahlrechtsänderung, 10% Klausel
was absehbar zu einem 2-Parteiensstem und zum KO für die FDP geführt hätte.
Etwas was sich die SPD Strategen zu Nutze machten, und 69 machte dann die CDU lange Gesichter.

Die breitere Basis auf die sich die beiden großen Parteien, die sich als Volksparteien definieren, seit dem Ende der 50er gestellt haben, hat der FDP zweifellos Wählerpotential entzogen.

Ein Bekannter hat dies einmal so ausgedrückt:
"Früher fuhr der kleine Geschäftsmann Opel und hat FDP gewählt, heute wählt er CDU und fährt Mercedes"


mal ein paar Gedanken unstrukturier, wie sie aus der Feder fließen
Lol

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.03.2014, 10:16
Beitrag: #6
RE: FDP
Rudolf Augstein war bei der FDP und auch Ralph Dahrendorf. Senkrechtstarter nannte man ihn Anno 68.
Es waren schon welche dabei, die Liberal dachten und handelten.

Meinen Vorrednerinnen muss ich aber insofern recht geben, dass die Karrieristen die Partei nicht nur einmal an die Wand gefahren haben.
Der jüngste Kracher war da lediglich ein zehntel Prozentpünktchen krasser.

In den Gemeindeparlamenten, der eigentlichen Basis haben längst die Freien Wähler aus diesen Gründen der FDP das Wasser abgegraben.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.03.2014, 10:52
Beitrag: #7
RE: FDP
(03.03.2014 10:16)Suebe schrieb:  Rudolf Augstein war bei der FDP und auch Ralph Dahrendorf. Senkrechtstarter nannte man ihn Anno 68.
Es waren schon welche dabei, die Liberal dachten und handelten.

Richtig: Die WAREN dabei. Dass Hildegard Hamm-Brücher - seit Kriegsende eine der liberalen Vorzeigefrauen, die für jeden Posten für fähig gehalten wurden - 1982 aus der FDP austrat, weil sie den neuen Kohl-Kurs nicht mittragen wollte/konnte, passt da nur zu gut ins Bild. Nach 1982 wurde die FDP immer wirtschaftsliberaler (Graf Lambsdorff war da Vormann), während die links-/sozialliberalen immer mehr weggebissen wurden, bis hin zu den rechtsextremen Avancen unter Möllemann.

Hab letztens die Debatte gesehen, die dem Mißtrauensvotum gegen Schmidt voranging. Da drehte Hamm-Brücher den Spieß mit der "geistig-moralischen Wende" um und warf der CDU (und Teilen der FDP) vor, unmoralisch gehandelt zu haben, als sie Schmidt planmäßig absägten.
Ein gewisser Heiner Geißler warf ihr daraufhin vor, "Verrat an der Verfassung" zu üben. Eine Zwischenfrage von Hamm-Brücher ließ er wohlweislich nicht zu. Heute zu dem Ausspruch befragt, verteidigte er ihn halbherzig, berief sich auf sein damaliges Amt als Generalsekretär der CDU, das ihn quasi zu solchen Verbalinjurien verpflichtet habe...

Schmidt musste der Hamm-Brücher-Beitrag gut getan haben, in seiner folgenden Rede stieß er ins selbe Horn, allerdings weniger deutlich. Wie nahe ihm das Ganze trotzdem ging, sah man gleich zu Anfang seiner Rede, als er Zwischenrufer aus der Union zum Schweigen brachte, indem er zornbebend aufs Pult hieb und ausrief: "NOCH habe ich das Recht, hier zu sprechen!!"
Für Schmidts Verhältnisse ein bemerkenswert emotionaler Ausbruch...
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03.03.2014, 14:02
Beitrag: #8
RE: FDP
Ich möchte hier nochmals historisch und auch ein bißchen persönlich werden.

Unter den württ. Beamten zZ des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik gab es nicht wenige Demokraten.
Was sich in den verfluchten 12 Jahren für diese zu einen Problem entwickelte.
Es wurde ja von allen Beamten die ausdrückliche Verpflichtung auf Adolf Hitler verlangt. Bei den Demokraten genügte dies den Nazis aber oftmals nicht. Insbesondere natürlich dann, wenn ein "alter Kämpfer" scharf auf den Posten war.
So kenne ich den Fall eines Behördenleiters, Demokrat, den man mehrfach aufforderte sein Amt in "geeignetere" Hände zu geben.
Wozu er sich nun gar nicht bequemte, er hatte seinen Posten immer nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt, und sich nie nichts zu schulden kommen lassen.
Eines Tages kam die Kassenprüfung, man stellte einen Fehlbetrag von Reichsmark 20 fest, genau die Betragshöhe die ausreichte um ihn mit Schimpf und Schande davozujagen.
Nun gut, hätte er besser aufgepasst, und dem Prüfer beim Geldzählen auf die Finger gesehen....
Er hat in der folgenden Nacht einen der Felsen der Schwäbischen Alb benutzt, um diese Welt zu verlassen.

Das ganze hat den Schweinen natürlich nicht gereicht, der Fehlbetrag wurde amtlich festgestellt, und die Witwe um 1/3 der ihr zustehenden Pension gebracht. (vielleicht hat einer hier eine Ahnung, was Freislers Witwe an Pension einstrich....)

Es könnte ja sein, dass dieser Umgang mit den Demokraten zur Zeit der Nazis am Rande auch interessiert.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.03.2014, 15:24
Beitrag: #9
RE: FDP
(03.03.2014 14:02)Suebe schrieb:  Es könnte ja sein, dass dieser Umgang mit den Demokraten zur Zeit der Nazis am Rande auch interessiert.

Inwiefern gehört das zur FDP-Diskussion?
Noch dazu, wo es leider Gottes auch zur Geschichte der - bayerischen - Liberalen gehört, dass in Wahlkreisen, in denen die Nationalliberalen vor 1933 besonders stark gewesen sind, nach 1933 überwiegend die Nazis gewählt wurden. Besonders in Mittelfranken ist das deutlich (http://www.blz.bayern.de/blz/web/archiv/...kel.html).

Dazu muss man sagen, dass die DNVP die einzige liberale Partei war, die in Bayern vor 1932 überhaupt gewählt wurde. Die DDP hatte hier offenbar keine Chance (obwohl das nördliche und südliche Schwaben in der Kaiserzeit liberale "Territorien" waren), Bayern war BVP- und BBB (Bayerischer Bauernbund)-Land, mit Ausnahme der SPD in und um München und Nürnberg sowie in der Hofer Gegend (wobei sich die SPD nach 1932 überhaupt nur v.a. in den fränkischen Städten in Bayern halten konnte, München, Augsburg, Passau waren braun geworden).

Die Liberalen haben sich schon immer in Rechts-/National- und Linksliberale gespalten (und wieder vereinigt und wieder gespalten...das scheint ein Charakteristikum der Liberalen des 19. und frühen 20.Jhs. gewesen zu sein). Die Nationalliberalen waren für rechtes Gedankengut anfällig, die Linksliberalen waren die aufrechten Demokraten und Menschenrechtskämpfer, die im Dritten Reich arg zu leiden hatten und nach dem Krieg den Mythos der FDP mitaufbauten, mit früher Heuß und später Hamm-Brücher als bekanntesten Frontleuten. Später sind die Wirtschaftsliberalen dazu gekommen und haben neuerdings die Macht bei den Liberalen übernommen. Genscher mag´s bedauern, den Wirtschaftsliberalen in die Hände gespielt zu haben (?), aber jetzt isses nu mal so.

VG
Christian
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03.03.2014, 15:32
Beitrag: #10
RE: FDP
(03.03.2014 15:24)913Chris schrieb:  
(03.03.2014 14:02)Suebe schrieb:  Es könnte ja sein, dass dieser Umgang mit den Demokraten zur Zeit der Nazis am Rande auch interessiert.

Inwiefern gehört das zur FDP-Diskussion?
./.

VG
Christian


Na meinswejen, wie kann ich auch auf die Idee kommen in einem Historikforum auf die Geschichte der Liberalen einzugehen.

sorry.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.03.2014, 15:47
Beitrag: #11
RE: FDP
(03.03.2014 15:32)Suebe schrieb:  Na meinswejen, wie kann ich auch auf die Idee kommen in einem Historikforum auf die Geschichte der Liberalen einzugehen.

sorry.

Hast ja recht.

Aber waren die Liberalen die einzigen Demokraten, die von den Nazis geschurigelt wurden? Da waren Christen und Sozialdemokraten mindestens genauso betroffen.

VG
Christian
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03.03.2014, 17:01
Beitrag: #12
RE: FDP
(03.03.2014 15:47)913Chris schrieb:  
(03.03.2014 15:32)Suebe schrieb:  Na meinswejen, wie kann ich auch auf die Idee kommen in einem Historikforum auf die Geschichte der Liberalen einzugehen.

sorry.

Hast ja recht.

Aber waren die Liberalen die einzigen Demokraten, die von den Nazis geschurigelt wurden? Da waren Christen und Sozialdemokraten mindestens genauso betroffen.

VG
Christian


Anders.
Die SPD zB ist im KZ gelandet. Mindestens kurzfristig. Das ist aber ja soweit bekannt.
Auch war einem SPDler der Beamtenstatus bis 1918 nicht zugänglich, so sind die schon durch das Gesetz zur "Wiederherstllung des Berufsbeamtentums" gerutscht. Was ebenfalls in der Breite bekannt ist.

Die Demokraten unter den Beamten wurden durch dieses Gesetz jedoch nicht erfasst, die wurden zB auf die genannte Art und Weise kirre gemacht.

Was weitgehend unbekannt geblieben ist.

Wer kennt Robert Bosch, auch ein Demokrat, als recht erfolgreichen Widerpart Hitlers?
Prof. Junkers hat er zu einem sehr fairen Preis einen Teil des Unternehmens abgekauft, als man Junkers in die Enge getrieben hatte.
Bosch hat Goerdeler angestellt, als die Nazis den fertig machen wollten.
Als Porsche ihn zur Mitarbeit am Volkswagen aufforderte, hat er jede Mitwirkung am "Hitlerwagen" für sein Unternehmen konsequent abgelehnt. Porsche hat sich hinterher über den "Älbler-Dialekt" Boschs mokiert, der ihm übelgenommen hätte, dass er in die Partei eingetreten wäre.
Mit der "Wahl-Hilfe" hat Bosch zig Juden die Ausreise ermöglicht.
die Liste wäre fast beliebig verlängerbar.

Es geht mir aber eigentlich nur darum, die weit verbreitete Mär etwas zu widerlegen, die FDP wäre ein "auffangbecken für Altnazis" gewesen.

Richtig allerdings ist, dass die Wählerklientel der Liberalen durch die wirtschaftlichen Erfolge 1935/36/37 zu einem erheblichen Teil zu den Nazis übergeschwenkt ist.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.03.2014, 19:16
Beitrag: #13
RE: FDP
(03.03.2014 17:01)Suebe schrieb:  Richtig allerdings ist, dass die Wählerklientel der Liberalen durch die wirtschaftlichen Erfolge 1935/36/37 zu einem erheblichen Teil zu den Nazis übergeschwenkt ist.

Die Altnazis in der FDP sind wohl über die Nationalliberalen gekommen, und zumindest in Bayern sind die Wahlkreise, die noch 1928 in der Hand der DNVP waren, schon 1932 komplett zu den Nazis.

VG
Christian
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03.03.2014, 23:08
Beitrag: #14
RE: FDP
(03.03.2014 19:16)913Chris schrieb:  
(03.03.2014 17:01)Suebe schrieb:  Richtig allerdings ist, dass die Wählerklientel der Liberalen durch die wirtschaftlichen Erfolge 1935/36/37 zu einem erheblichen Teil zu den Nazis übergeschwenkt ist.

Die Altnazis in der FDP sind wohl über die Nationalliberalen gekommen, und zumindest in Bayern sind die Wahlkreise, die noch 1928 in der Hand der DNVP waren, schon 1932 komplett zu den Nazis.

VG
Christian


Stopp

Die DNVP die Deutschnationale Volkspartei waren Monarchisten, der Stahlhelm, Hugenberg usw. die haben den Adolfen mit in den Sattel gehoben.
Die haben mit den Liberalen und Demokraten wie zB der DDP nichts zu tun, im Gegenteil.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.03.2014, 08:01
Beitrag: #15
RE: FDP
Gut, DDP und DVP hatten in Bayern nicht wirklich was zu melden, da hab ich wirklich was verwechselt.
Besonders in Franken waren die Liberalen in der Kaiserzeit stark. Danach wählte man dort BVP oder DNVP. Von da aus hab ich dann wohl um eine Ecke zu viel gedacht.

Zitat Wiki:
"Nach der Novemberrevolution 1918 zerfiel die Nationalliberale Partei: Ihr linker Flügel schloss sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an, einige Vertreter des rechten Flügels der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Die Mehrheit der Mitglieder gründete unter Führung Gustav Stresemanns die Deutsche Volkspartei (DVP), die während der Weimarer Republik häufig die Reichsregierung mitbildete."

VG
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05.03.2014, 10:12
Beitrag: #16
RE: FDP
(04.03.2014 08:01)913Chris schrieb:  Gut, DDP und DVP hatten in Bayern nicht wirklich was zu melden, da hab ich wirklich was verwechselt.
Besonders in Franken waren die Liberalen in der Kaiserzeit stark. Danach wählte man dort BVP oder DNVP. Von da aus hab ich dann wohl um eine Ecke zu viel gedacht.

Zitat Wiki:
"Nach der Novemberrevolution 1918 zerfiel die Nationalliberale Partei: Ihr linker Flügel schloss sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an, einige Vertreter des rechten Flügels der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Die Mehrheit der Mitglieder gründete unter Führung Gustav Stresemanns die Deutsche Volkspartei (DVP), die während der Weimarer Republik häufig die Reichsregierung mitbildete."

VG
Christian


Die Namen und Bezeichnungen der Demokraten schon im Kaiserreich sind für den Jetztmenschen nur schwer zu durchschauen.

Bleibe ich mal, Quellenbedingt, regional.
Von 1871 bis 1919 war der württ. Reichstagswahlkreis Nr. 9 meist in der Hand der LiberalDemokraten.
1871 und 1887 gewnn ein Kandidat der Nationalliberalen Parel NLP.
1874 bis 1884 der Kandidat der Deutschen Fortschritts Partei DFP, 1890 bis 1919 der unvergessene Conrad Haußmann, seine Partei nannte sich bis 1907 Deutsche Volkspartei, DtVP, dann Fortschrittliche Volkspartei FVP, nach 1919 schlossen sich die württ. Demokraten der FVP der DDP Deutsche Demokratische Partei an.

Mit anderen Worten, Deutsche Fortschritts Partei DFP, Deutsche Volkspartei DtVP (nicht zu verwechseln mit der späteren DVP!) Fortschrittliche Volkspartei FVP und letztendlich Deutsche Demokratische Partei DDP sind ineinander übergegangen, auseinander entstanden. Und aus der DDP wurde dann nach 1945 die FDP/DVP.

Die Biografie der Haussmanns verdeutlicht dies aber am besten
Großvater Julius 1848 Revolutionär,
Sohn Conrad s.o. Reichstagsabgeordneter Zw Staatssekretär bis zum Tod 1922, (zu seinen Freunden gehörten Hermann Hesse, Ludwig Thoma, Anatole France und Jean Jaures)
Enkel Wolfgang 1953-1966 BW Justizminister für die FDP

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.03.2014, 10:05
Beitrag: #17
RE: FDP
Die beiden Schwerpunkte "Liberale" und "Demokraten" waren in der FDP und Vorgängern schon "immer" angelegt.
Mal ging es mehr in Richtung Liberal mal mehr in Richtung Demokratie

Das Problem, das die FDP jetzt (schon länger) hat, ist ein eigenes Profil zu finden.
Die beiden großen Parteien definieren sich heute nicht mehr in Richtung Klassenkampf und sind auch nicht mehr klerikal bestimmt, (beides war einem Liberaldemokraten immer ein Gräul) haben genau genommen das angestammt Reservoir der FDP mit belegt.
Was blieb ist die Funktion als Mehrheitsbeschaffer und, in den Augen ihrer Wähler, das Abfedern der größten Dummheiten der jeweiligen Koalitionspartner.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.03.2014, 12:30
Beitrag: #18
RE: FDP
(06.03.2014 10:05)Suebe schrieb:  Was blieb ist die Funktion als Mehrheitsbeschaffer und, in den Augen ihrer Wähler, das Abfedern der größten Dummheiten der jeweiligen Koalitionspartner.
Aber nur in den Augen ihrer Wähler. Für die heutige FDP hilft das nicht viel weiter. Die FDP mag wie die CDU und SPD eine lange Geschichte und Tradition haben. Die Anforderungen und Probleme haben sich jedoch verlagert. Alle Parteien müssen auf die aktuellen Probleme Antworten vorschlagen und Zukunftsvisionen vermitteln. Können sie das nicht, bilden sich neue Parteien. Das waren in den 80ern die Grünen, die man inzwischen zu den etablierten Parteien zählt. Eigentlich ist die Zeit reif für eine neue visionäre Partei, die neben Kritik am bestehenden System, neue oder alternative Wege aufzeigt.
Im Moment sehe ich die in D noch nicht.
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06.03.2014, 13:24
Beitrag: #19
RE: FDP
(06.03.2014 12:30)Renegat schrieb:  
(06.03.2014 10:05)Suebe schrieb:  Was blieb ist die Funktion als Mehrheitsbeschaffer und, in den Augen ihrer Wähler, das Abfedern der größten Dummheiten der jeweiligen Koalitionspartner.
Aber nur in den Augen ihrer Wähler. Für die heutige FDP hilft das nicht viel weiter. Die FDP mag wie die CDU und SPD eine lange Geschichte und Tradition haben. Die Anforderungen und Probleme haben sich jedoch verlagert. Alle Parteien müssen auf die aktuellen Probleme Antworten vorschlagen und Zukunftsvisionen vermitteln. Können sie das nicht, bilden sich neue Parteien. Das waren in den 80ern die Grünen, die man inzwischen zu den etablierten Parteien zählt. Eigentlich ist die Zeit reif für eine neue visionäre Partei, die neben Kritik am bestehenden System, neue oder alternative Wege aufzeigt.
Im Moment sehe ich die in D noch nicht.


Zustimmung


Edit: Der ehemalige Kanzlerwahlverein CDU hat allerdings eine 100 Jahre kürzere Geschichte wie SPD und FDP.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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07.03.2014, 08:56
Beitrag: #20
RE: FDP
(06.03.2014 13:24)Suebe schrieb:  Edit: Der ehemalige Kanzlerwahlverein CDU hat allerdings eine 100 Jahre kürzere Geschichte wie SPD und FDP.

Im Grunde nicht: Mit die ersten Parteien, die sich gegründet haben, waren klerikal bzw. christlich ("Katholischer Klub" katholischer ultramonanistischer Paulskrichenabgeordneter, die Protestanten teilten sich auf auf die liberalen, radikalen und konservativen Fraktionen), insofern reichen die Vorläufer der Union auch bis mindestens 1848 zurück (duch die Gründung der CDU sollten ja gerade die katholisch-protestantischen Schranken überwunden werden und alle christlich-konservativen Politiker in einer Partei gesammelt werden).

VG
Christian
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