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Wittelsbacher als Fast-Großmacht
28.12.2013, 20:54
Beitrag: #4
RE: Wittelsbacher als Fast-Großmacht
Das war der Ludwig VII. "der Gebartete", der dann Herzog des Teilherzogtums Bayern-Ingolstadt geworden ist und dort Münster und Neues Schloß erbauen ließ bzw. damit beginnen ließ.
Dessen Schwester war Königin von Frankreich, er ist in seiner Jugend dort gewesen und hat dann französischen Chic nach Bayern importiert, u.a. in Gestalt des sog. "Goldenen Rössls", eines Kunstwerkes aus Frankreich, aber auch in Form der Architektur der genannten Ingolstädter Bauwerke (Türme über Eck!).
Über die Schwelle war Ludwig nur in dem Sinne, dass Regenten meist aus der Familie des Königs stammten. Als Schwager des Königs war dies bei Ludwig zumindest indirekt der Fall. Dass er sich gegen die direkten Verwandten des Königs durchsetzen konnte, war mehr der Macht seiner Schwester Isabeau zu verdanken. Tatsächlich Macht über das Königreich konnte Ludwig im Grunde nie erlangen, dazu war z.B. der Zweig Orleans der Königsfamilie zu stark. Auch das Bündnis mit Burgunds Johann Ohnefurcht brachte Ludwig wenig, im Gegenteil, damit machte er sich am Hof in Paris vollends unmöglich.

Ludwig war dazu noch ein Visconti über seine Mutter, eine Tochter von Bernabo Visconti, und natürlich Wittelsbacher; er war Urenkel von Kaiser Ludwig dem Bayern, dazu noch nach dem Aussterben der Generation seines Vaters der älteste der in Bayern regierenden Herzöge, mithin das Familienoberhaupt der bayerischen Wittelsbacher. Seinen pfälzischen Verwandten Ruprecht von der Pfalz brachte er in Zusammenarbeit mit seinem damals noch lebenden Vater Stephan dem Kneißl (= dem Prächtigen) auf den deutschen Königsthron; so mächtig war er immerhin. Seine Rolle in Frankreich dürfte diese Position noch verstärkt haben, ebenso sein Eingreifen in Oberitalien, wo er Gian Galeazzo Visconti heftig bekämpfte, allerdings erfolglos.
Echte Macht brachte ihm das alles nichts, es fehlte die Hausmacht. So war und blieb Ludwig nicht mehr, aber auch nicht weniger als einer der am höchsten angesehen Adligen Europas, der allerdings relativ wenig tatsächliche Macht hatte. Ludwigs hochfahrendes und jähzorniges Wesen dürfte zusätzlich verhindert haben, dass er Freunde - auch politische Freunde - gewann. Ein "Prozesshansel" war er außerdem, der - weil er es militärisch nicht erreichen konnte - Gott, die Welt und seine Familie verklagte, um sein zerstückeltes Herzogtum Ingolstadt zu arrondieren. Wieder und wieder erfolglos. Dank dieser Art begegneten ihm die meisten Standesgenossen eher mit Vorsicht.

VG
Christian
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RE: Wittelsbacher als Fast-Großmacht - 913Chris - 28.12.2013 20:54

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