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Tyrannen der Weltgeschichte:
30.07.2013, 22:40
Beitrag: #5
RE: Tyrannen der Weltgeschichte:
Es ist m.E. nicht zu Unrecht geschehen, dass Caligula und Nero als grausame Tyrannen beschrieben worden. Ob sie schon zu Beginn ihrer Herrschaft psychisch krank waren, ist schwer zu sagen. Ich neige dazu, sie zumindest als verhaltensauffällig einzuschätzen. Und diese Verhaltensauffälligkeiten hatten ihre Ursachen im direkten Umfeld der Heranwachsenden.

Caligula verbrachte einen Teil seiner Kindheit in den römischen Feldlagern oder Städten in Germanien. Sein Vater war Germanicus, der ein Neffe von Tiberius war und der von seinen Soldaten als erfolgreicher General verehrt wurde. Diese Sympathie der Soldaten wurde auch auf die Kinder des Feldherrn übertragen. Verheiratet war Germanicus mit Aggrippina der Älteren, einer Enkelin von Augustus. Das Ehepaar hatte insgesamt acht Kinder, von denen bereits zwei Söhne zum Zeitpunkt von Caligulas Geburt (* 31. August 12 n. Chr.) verstorben waren. Ein tiefer Einschnitt in Caligulas Leben war der frühe Tod seines Vaters Germanicus im Jahr 19, der möglicherweise einen Giftanschlag zum Opfer fiel, als deren Drahtzieherin die Witwe Augustus' Livia vermutet wurde.

Zumindest glaubte dies Aggrippina, die mit ihren Kindern mehr oder weniger geduldet am Hofe Tiberius' lebte. In den Jahren 31 bis 33 wurden Aggrippina und ihre älteren Söhne Drusus und Nero bezichtigt, Mordanschläge gegen Tiberius geplant zu haben. Ihr Tod muss Caligula erschüttert haben. Er selbst lebte seit 30 in Capri am Hofe von Tiberius', der sich mehr und mehr aus den Staatsgeschäften zurückzog und in Capri ein tyrannischer Eigenbrötler war.

Caligula muss Tiberius als Verantwortlichen für den Tod seiner Mutter und seiner Brüder gehasst haben. Das freundliche Verhalten gegenüber Tiberius und Macros, dem Präfekten der Prätorianergarde, muss Heuchelei gewesen sein. Tiberius und Caligula misstrauten sich und Tiberius soll geäußert haben, dass er eine Viper fürs römische Volk großziehe. Dass Caligula in seiner Situation nur seinen drei jüngeren Schwestern vertraute, ist verständlich. Ob dieses Verhältnis nur sehr innig war oder gar inzestuös, muss eine offene Frage bleiben.

Fakt ist, dass Caligula zu seinem Herrschaftsantritt als junger, hypernervöser, launischer und brutaler Mann beschrieben wird. Trotzdem wurde die Thronbesteigung des Sohns von Germanicus vom römischen Volk, aber auch vom Senat begrüßt. Wahrscheinlich hatte man den eigenbröterlerischen, knauserigen Tiberius satt und setzte deswegen große Hoffnungen auf den jungen Kaiser. Ein Einschnitt im Leben des jungen Kaisers war, dass er noch im Jahr 37 einen epileptischen Anfall erlitt und danach lange krank war. Nachdem er genesen war, begann er Rivalen wie Gemellus oder Macros zu beseitigen. Da Caligula beim Tod seiner Mutter und Brüder keine Trauer zeigen durfte, inszenierte er aufwändige und teure Leichenspiele für seine im Juni 38 verstorbene Lieblingsschwester Drusilla, die er zur Göttin erhob. Seine im darauf folgenden Jahr geborene Tocher wurde ihr zu Ehren Julia Drusilla genannt.

Caligula richtete eine Anzahl teurer Spiele aus, so dass das immense Vermögen, das Tiberius ihm hinterlassen hatte, bald aufgebraucht war. Er erhöhte die Steuern bzw. er erfand neue Steuern und er begann Senatoren zu enteignen, denen er Mitschuld an den Hinrichtungen unter Tiberius vorwarf. Das führte wiederum zu Verschwörungen der Senatsaristokratie, aber auch seine beiden Schwestern Aggrippina die Jüngere und Livilla rebellierten gegen seine Herrschaft. Meist wurden die Verschwörer hingerichtet, seine beiden Schwestern wurden auf die Pontischen Inseln verbannt.

Caligulas Vorhaben, Britannien zu erobern, scheiterte an der mangelnden Disziplin der Rheinarmee und der Inkompetenz des Kommandanten, den Caligula hinrichten ließ. Vieles, was der Kaiser versuchte umzusetzen versuchte, scheiterte und es wurden die tatsächlichen oder scheinbaren Verantwortlichen hingerichtet, so dass Senatsmitglieder, Hofbeamte, Offiziere oder Prätorianer damit rechnen mussen, selbst Opfer des Terrors zu werden. Von Caligula unbemerkt, er war damit beschäftigt, sich selbst zum Gott zu ernennen, formierte sich eine Opposition, die nach langer Planung am 24. Januar 41 den Mordanschlag auf Caligula ausführte.

Caligula wurde während seiner Herrschaft psychisch krank und er entwickelte sich zum grausamen Tyrannen. Dies ist zum Teil erblich bedingt oder aus seiner Biografie zu erklären. Ein großer Fehler Caligulas war aber, dass er nicht das System des Prinzipats erkannte und den Senat nicht an der Macht beteilgigte bzw. ihn davon ausschließen wollte. Er war halt kein Staatsmann, der das Format eines Augustus' hatte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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