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Phryger = Seevölker in Anatolien?
18.03.2016, 16:28
Beitrag: #188
RE: Phryger = Seevölker in Anatolien?
(17.03.2016 20:02)913Chris schrieb:  Nein, das denke ich nicht, dafür waren die "Achaier" viel zu lang vor Troja zugange...kaut Homer 10 Jahre nämlich... sowas kann ein Dichter nicht einfach behaupten, das muss "common sense" gewesen sein, dass da eine zumindest langjährige Belagerung stattgefunden hat.

Ein Beutezug nykenischer Krieger und Seeleute liegt im Bereich des Möglichen, ist allerdings nicht beweisbar. Die bekannten zehn Jahre vor Troja sind sicher nicht wörtlich zu nehmen, sofern man überhaupt an einen Überfall der Achäer glauben will.

(17.03.2016 20:02)913Chris schrieb:  Und was die zeitliche Nähe betrifft....die Ereignisse lagen shcon noch mindestens einige Jahrzehnte teilweise auseinander. Das is eine ganze Menge in zeitgenössischen Maßstäben...und dann stellt sich auch immer noch die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Was war am Anfang, was war Folge, was war Folge der Folge...

Ob die Mykener bzw. Achäer noch von einer intakten Heimat aus segelten oder es sich bereits um eine räuberische Fluchtbewegung weg von der um 1200 v. Chr. zerstörten mykenischen Palastkultur handelte, ist unklar - immer vorausgesetzt, man hält einen solchen "Trojanischen Krieg" überhaupt für glaubhaft. Der Untergang von Troja VII a erfolgte genau auf der Schneide zwischen dem Untergang Mykenes und dem Trojas, d.h. um 1200 v. Chr.

(17.03.2016 20:02)913Chris schrieb:  So weit ich weiß, geht man heute davon aus, dass der Trojanische Krieg eine letzte Anstrengung der mykenischen Staaten war, die wirtschaftliche Misere, die offenbar deutlich absehbar war, noch mal abzuwehren, indem man sich den freien Zugang zum Schwarzen Meer freikämpfen wollte....das war eventuell erfolgreich (siehe Zerstörungshorizont in Troja VI/VII), aber letzten Endes nutzlos, weil die mykenische Staatenwelt dann doch zugrunde ging. Der Untergang des Hethitischen Reichs vollzog sich über lange Zeit und hatte seinen Ursprung in erbitterten Thronstreitigkeiten. Auch das Hethiterreich ging wohl ohne Zutun der Seevölker zugrunde.

Der so genannte "Trojanische Krieg" Homers ist nicht beweisbar. Es gab im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach Zerstörungen Trojas, deren Urheber wir nicht kennen. Allerdings war die letzte, deren Brandschicht mit VII a identisch ist, die gravierendste; und zwar insofern, als Troja danach kurzzeitig unbewohnt und später nur noch rudimentär bebaut und bewohnt war. Es finden sich archäologische Überreste, die einen völligen ethnischen Bevölkerungsaustausch nahelegen.

(17.03.2016 20:02)913Chris schrieb:  Es scheint relativ fest zu stehen, dass ein großer Teil der Seevölker aus dem west- und südanatolischen Raum sowie aus dem Ägäisraum stammten. Diese Völker setzten sich wahrscheinlich erst in Bewegung, als die mykenischen Staaten UND das Hethiterreich untergegangen waren bzw. in den letzten Zügen lagen (siehe der letzte Hilferuf des Königs von Ugarit an seinen Oberherren, den hethitischen König, der die Flotte von Urartu eben grade in dem Moment zur Abwehr von Seevölkern brauchte, als Ugarit selber von - wohl anderen - Seevölkern angegriffen wurde).

Dem ist zuzustimmen. Während man früher annahm, eine Invasion barbarischer Kriegerscharen aus dem Norden (Balkan?, Mitteleuropa?) hätte Mylene und das Hethiterreich zerstört, geht man heute davon aus, dass innenpolitische Ursachen beide Reiche zum Einsturz brachten und es erst danach zu Flucht- und Migrantenströmen kam. Allerdings ist zu sagen, dass die Invasionstheorie nicht ganz vom Tisch ist und einige Wissenschaftler immer noch daran festhalten.

Was sich ethnisch hinter den so genannten "Seevölkern" verbirgt, ist weiter unklar, und Gegenstand zahlreicher Hypothesen - einmal abgesehen von den "Pelischtim" bzw. "Philistern", die als einizige eindeutig identifizierbar sinf.
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