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4. Kreuzzug scheitert vor Konstantinopel:
02.12.2013, 01:58
Beitrag: #22
RE: 4. Kreuzzug scheitert vor Konstantinopel:
Venedig wäre auch bei einem Scheitern des Kreuzzuges eine Seemacht geblieben. Byzanz war zu schwach, um von der Defensive in die Offensive zu gehen. Einerseits lag das an der zum großen Teil zerstörten Flotte durch die sizilianischen Normannen (1186), andererseits hätte sich Byzanz weiterhin mit Bulgarien und Serbien auseinanderzusetzen gehabt. Ebenso ist nicht geklärt, ob es unter den Angelos-Kaisern nicht starken Generälen gelungen wäre, separate Reiche wie das Kaiserreich Trapezunt und das Despotat Epirus zu gründen. Langfristig profitierten die Genuesen mehr von der Eroberung als die Venezianer, die ihren Einfluss nur auf die Kreuzfahrerstaaten ausweiten konnten. Die Venezianer wären weiterhin eine Macht geblieben, es hätte bei einem Scheitern des Kreuzzuges sicher zu einer personellen Änderung der Führungsschicht gekommen, aber Venedig hätte weiterhin eine bedeutende Rolle als Handelsmacht gespielt.

Bis zum Vierten Kreuzzug bzw. der Eroberung Konstantinopels lag der Schwerpunkt der politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten der Republik Genua im westlichen Mittelmeer. Die Genuesen kämpften jahrzehntelang gegen die Pisaner um die Herrschaft über Sardinien und Korsika. Entschieden wurde der Kampf erst nach der Seeschlacht von Melloria im Jahr 1284 zuungunsten der Pisaner, deren politische und wirtschaftliche Bedeutung seitdem sank.

Die Aktivitäten der Genueser im östlichen Mittelmeer begannen erst nach dem Vierten Kreuzzug. 1232 erhielten sie Handelsprivilegien auf Zypern. Nach dem Vierten Kreuzzug verbanden sich die Genuesen mit dem Kaiserreich Nikaia, mit dessen Hilfe Handelsniederlassungen am Schwarzen Meer, am Asowschen Meer, auf der Krim usw. gegründet wurden. 1261 erfolgte die genuesische Gründung in Galata. Die genuesischen Aktivitäten im östlichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer sind erst eine Folge des Vierten Kreuzzuges. Die meisten Handelsniederlassungen mussten im 15. Jahrhundert nach der Eroberung durch die Osmanen geräumt werden, zuletzt Chios im Jahr 1566. Genua blieb meiner Meinung nach ein verlässlicher Partner der Byzantiner, das Bündnis zwischen dem Kaiserreich Nikaia und der Republik Genua trug wesentlich zur Restauration des Byzantinischen Reiches bei.

Nach dem die Republik Pisa 1135/37 die Konkurrenzmacht Amalfi ausgeschaltet hatte, kämpfte sie weiter mit der Republik Genua und dem Königreich Aragon um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer, die den Handel mit arabischen oder maurischen Staaten und Städten einschloss. Schwerpunkt der Politik Pisas war die Sicherung der Herrschaft über Sardinien. Seit dem 13. Jahrhundert musste sich Pisa auch mit der Gegnerschaft der aufstrebenden Republiken Florenz, Lucca und Siena auseinandersetzen.

Die Republik Amalfi erholte sich nach der Eroberung durch Pisa nicht mehr und fiel im 12. Jahrhundert als bedeutende Handelsmacht aus.

Die 1162 gebildete Krone Aragon konzentrierte um 1200 ihre Aktivitäten vor allem auf die Eroberung der Balearen oder sie stellte ihre Flotte im Dienst der Reconquista. Ihr Aufstieg zur Seemacht erfolgte erst im 13. Jahrhundert.

Der Republik Ragusa (Dubrovnik) wurden erst 1191 Handelsprivilegien von Byzanz gewährt. Die Eroberung Zadars befreite Ragusa von einem lästigen Handelskonkurrenten. Nach der Eroberung Konstantinopels unterwarf sich Ragusa den Venezianern, die Stadt blieb selbstständig und agierte als eine Art Juniorpartner der Venezianer. Erst die Pest von 1348 brachte diese Handelmacht zum Erliegen, die ihrer Handelselite beraubte Stadt unterwarf sich 1358 dem ungarischen König.

Fazit dieses Abschnitts: Um 1204 hatten die Venezianer keinen Konkurrenten als Seemacht im östlichen Mittelmeer und in der Adria zu befürchten gehabt.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: 4. Kreuzzug scheitert vor Konstantinopel: - Sansavoir - 02.12.2013 01:58

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