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Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
12.08.2012, 17:59
Beitrag: #86
Fogorvos Matos Pal
.
Servus Krasnaja .

Zu Deiner Auflistung von qualitätvollen technischen Erzeugnissen
aus der DDR kann ich eine eigene Erfahrung beisteuern .

Es gab in den Mitgliedsländern der Comeconstaaten von deren Bevölkerung
eine eigene gefühlte Qualitätseinstufung .

Am Angesehendsten waren Erzeugnisse aus dem Nordwesten
( DDR und dann der Tschechoslovakei ).
Von Südosten ( Bulgarien und Rumänien ) akzeptierte man meißt nur
landwirtschaftliche Produkte .

Mitte/ Ende der 70. Jahre lieh ich mir ein Rennrad aus .
Ungeübt und nur mit Sportschuhen und Sporthose bekleidet begann ich
die Rundfahrt auf den Strassen .
Auf einer gut ausgebauten Straße kam ich zu einer Bahnunterführung .
Bergab begann ich beherzt , stehend in die Pedale zu treten um mit viel Schwung
die kommende Steigung schneller raufzukommen .

Von der Idee her war es ja gut überlegt .
Aber leider übersah ich ein kleines Holzstückchen , daß sich boswilliger Weise
auf meine Fahrspur verirrt hatte .

Und es kam wie es kommen mußte .
Das Vorderrad bremste etwas ab , und da unser gemeinsamer Schwerpunkt ,
in dieser Situation , über dem Vorderrad lag , hob das Hinterad wegen der Fliehgeschwindigkeit ab , mein Unterkörper klemmte meine Unterarme
am Lenker fest .
Da ich meine Hände nicht frei bekam , begann die ungebremste Luftfahrt.
Die erst durch die etwas schmerzhafte Landung gestoppt wurde .

Dem Rad war nicht allzuviel passiert , nur ein platter Reifen .

Aber ich hatte mit dem Gesicht am Asphalt gebremst .
Meine Rechte Seite war wegen des Rollsplittes , von Unten bis Oben im Gesicht ,
ja sogar auf der Pobacke , bis aufs Fleisch aufgeschürft .
Aber das Unangenehmste war daß meine Schneidezähne das Bremsmanöver
nicht unbeschadet überstanden .

Also mußten Kronen her .
Zuzahlung bei unseren Zahnärzten ca. 15000. Schillinge ( 3.Kronen ) und diese
schon mit inkludierten Freundschaftspreisen .

Das war mir als Ergebniss meines Ausfluges in den Sport ,
doch etwas zu kostspielig .

Zufälliger Weise las ich einige Tage später ein Inserat in meiner Zeitung .

Ein renommiertes Reisebüro bewarb eine ungarische Zahnklinik .
Worauf ich mich erkundigte .
Obwohl sich später herausstellte das es das teuerste Zahnlabor ganz Ungarns war ,
hatten sie traumhafte Preise .

Aber als ich erfuhr daß ich über das Reisebüro buchen müßte und insgesammt
sechs Tage veranschlagt wurden bei drei Besuchen , je Tag 800. Schilling .
Also ohne Anreisekosten Nächtigungskosten von alleine 4800.- Schilling
verzichtete ich auf ihr Angebot und verließ das Geschäftslokal .

Da aber lief mir der Reisebüroverkäufer nach und sagte mir daß es auch
eine andere Möglichkeit gäbe .
Er würde mich bei der Zahnklinik , unter Umgehung des Reisebüros anmelden
und ich bekäme eine Nachricht aus Budapest bezüglich des ersten Termines .

Dann erzählte er mir noch von der Nächtigungsmöglichkeit
über Budapest Tourist in der Roosevelt Ter .

Alles private Übernachtungsmöglichkeiten .
War für mich eine Tolle Sache , aber darüber später mehr .

Das Zahnlabor war in einer Hotelanlage mitten auf
der Donauinsel Margitszigan ( Margareteninsel ) .

Aus Wikipedia .

[Bild: 220px-Budapest_-_Margaret_Island.jpg]

Eine sehr teure Adresse , desswegen auch die hohen Nächtigungskosten .

Aus Wikipedia ; Urheber : Thomas Zuberbuehler.


[Bild: 220px-SAVE0044.JPG]

Zahnärtzlich eine tolle Sache , fachmännisches Service ,
das keine Wünsche offen ließ.
Nur der Fogorvos ( Zahnarzt ) Matos Pal ließ sich mit mir auf keine Diskusion ein .

Ich wollte zwei Kronen , maximal Drei .
Er bestand auf Vier oder Keiner .
Ratet mal wie viele Kronen es wurden ?
Richtig , Vier .

Neugierig wie ich nun Mal bin , inspizierte ich die elektrischen Geräte .
Von der Röntgenanlage bis zur Bohranlage .
Und mir fielen sofort die etwas altmodischer wirkende Formensprache
der Geräte auf .
Aber trotzdem hatten sie deutschsprachige Kenndatenschilder .

Da der Zahnarzt willig aussah und sehr gut deutsch sprach ,
sprach ich ihn desswegen an .

Worauf er mir erklärte ,
daß sie Erstens leichter zu bekommen seien .
InnerComecon Handel ( praktisch Tauschhandel ) .
Zweitens wesentlich billiger und auch weniger reparaturanfällig seien
und Ersatzteile für sie leichter zu erhalten seien.
Und drittens mindestens eben so gut seien wie die teureren westlichen Geräte .
Ich solle ihm das Glauben denn er habe einige Jahre in Westdeutschland ,
mit westlichen Fabrikaten gearbeitet und traue sich daher zu
die sehr gute Funktionalität der DDR Apparate beurteilen zu können .

Da er sich schon bei der Kronenanzahl durchgesetzt hatte vertraute ich ihm .
Und was soll ich sagen , Seine Arbeit und meine Kronen hielten
über dreißig Jahre .

G.v.luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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