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Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
04.07.2012, 19:36
Beitrag: #79
Selbstorganisation II. :
.
Selbstorganisation :

Ich bin sogar der Überzeugung daß Sie mit Ihren Auswüchsen ,
mit ein Sargnagel an dem kommunistischen Systemen war .

Schuld waren die irrwitzigen 5. Jahrespläne , von Moskau eingeführt
und vorgelebt .
Die hauptsächlich auf den Erzeugnissen und der Produktion der
Schwerindustrie beruhte .
Und irgendwie gehörte es schon zum guten Tone diese Zielproduktionen
jährlich überzuerfüllen .
Bei der jährlichen Bekanntgabe wurde die erwartete Planübererfüllung
gebührend gefeiert .

Und mittels der veröffentlichten Ergebnisse bewies man auch den eigenen
Volksgenossen daß man im besseren System lebe .
Im Paradies der Werktätigen .

Das Alles stand in Statistiken Schwarz auf Weiß auf dem Papier .
Aber das Papier war geduldig .

Alle , die etwas Einblick ins System hatten , wussten das diese Produktionszahlen
nicht stimmten .
Und wenn sie , in manchen Bereichen annähernd stimmten , war der Grundstoff
oder das Endprodukt von minderer Qualität .

Wenn es doch handwerklich hochstehend war oder ein geschmackvolles
Lebens- oder Genußmittel , so ging der allergrößte Anteil davon zwecks Devisenbeschaffung in den westlichen Export .

Und die Konsumgüterindustrie wurde nur nebstbei bedient .
Auf offizielle Weise zb.: an Baumaterialien zu kommen , war sehr langwierig
und kompliziert und offtmals vergebens , wegen Mangels an Zuteilungen
für den Privaten Sektor ,

Diese Selbstorganisationen , die über die normale Nachbarschaftshilfe
weit ausuferte , war aus dem Beschaffungsnotstand der Volksgenossen geboren .

Der Tauschhandel ( auch gegen Bargeld oder Gefälligkeiten ) konnte
über 6. bis 7. Beteiligte gehen .
Und solche Beziehungen wurden gehegt und gepflegt .
Diese Selbstorganisation wurde zum Bestandteil des täglichen Lebens
und wurde auch nicht als Unehrlichkeit empfunden .

Aber auch Kombinate und Betriebe bedienten sich dieser Form
der Ersatzteilbeschaffung , wenn kein Ersatz verfügbar war
oder die Beschaffung zu lange gedauert hätte .

Ich erinnere mich noch an eine Begebenheit .
Bei dem Pensionistenehepaar , bei denen ich immer wohnte , waren meine
slovakische Freundin und ich zum Kaffee eingeladen .
Als eine ihrer Schwiegertöchter zu einem Kuzbesuch erschien .
Nachdem wir vorgestellt wurden kam von ihr , an meine Freundin ,
die übliche Frage , wo Sie was und wo arbeite .

Nach einigen Sätzen erwähnte meine Freundin , daß sie in ihrem Kaufhaus ,
von einem Bruderland , außertürlich einen größeren Posten Kinderjeans bekämen .

Die Sportchefredakteurin sprang auf , rannte zum Festnetztelefon ,
zückte ihr Adressbuch und rief einige ihrer Freundinnen an .

Erst als sie mit einem Notizzettel in der Hand zurückkam , begriff ich ,
daß sie die Hosengrößen der Kinder ihrer Freundinnen notiert hatte .
Sie bestellte ca. 25. Hosen verschiedener Größen und bat meine Freundin
diese zurückzulegen .
Sie werde sie persönlich abholen .
Selbstverständlich hatte es funktioniert .
Ich dachte mir damals nur , egal wieviele Eisenbahnwaggons ,
beladen mit Kinderjeans , es auch waren , allzuviel werden davon nicht
den offiziellen Weg zum Verbraucher finden .

Aber offt lag dem Resultat eines Tauschhandels ein Diebstahl zugunde .
Denn die Materialien mußten ja besorgt werden .
Und so wurde abgezweigt ( gestohlen ) oder verdünnt .

Abgesehen davon daß für die Erhaltung der neu errichteten Gebäude
und Strassen , keine oder unzureichende Mittel eingeplant wurden ,
errichtete man sie oft mittels gestreckter Grundstoffe
( es wurde ja abgezweigt ) .
Und schon nach einigen Jahren sah man Ihnen das an .

Die Peitschenbeleuchtungsmasten an der neuen Autobahn waren nach
drei Jahren schon so verrostet als hätten sie 20. Jahre
arktischen Winter hinter sich .
Bei Dehnfugen auf 2. jährigen Autobahnteilen taten sich Löcher auf
( auch desswegen der Wunsch nach Monroestoßdämpfern ) .
Das betraf den ganzen öffentlichen Sektor .

Richtige Qualitätsarbeit gab es nur bei der Selbstorganisation .

Das waren meine Eindrücke und ich hoffe ich bin mit obigen Zeilen Niemanden
auf den Schlipps getreten .

luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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