Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
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04.07.2012, 19:29
Beitrag: #78
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Tuzex .
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Hier möchte ich Euch meine Erlebnisse und Beobachtungen beim Einkauf oder der Bezahlung mittels Devisen erzählen . Es betrifft den Zeitraum von ca. 1972. bis 1982. und die beiden Länder Tschechoslovakei und Rumänien . Den Meisten von Euch sagt der Begriff Intershop ( Genex ) sicher etwas . Das waren die Läden in der DDR , die Westwaren führten und in denen man aber nur mit Devisen einkaufen durfte . http://de.wikipedia.org/wiki/Intershop_%28Handel%29 Solche Läden gab es , in ähnlicher Form auch in den anderen COMECON-Staaten . Sie hießen in : Polen …........Baltona und Pewex. Bulgarien......Corecom. UDSSR.........Berjoska. China............Freunschaftsladen . In Nordkorea gibt es sie noch heute . Da heißen sie Dollarläden . Und in der Tschechoslovakei nannten sich diese Läden TUZEX . Ein einziges mal sah ich mir einen Laden an . Da sie aber faßt nur Importwaren feilboten interessierte mich das Geschäft weniger . Ich suchte landesspezivische Erzeugnisse . Aber das war gar nicht so einfach . Obwohl in Bratislava ( Pressburg ) sogar einige Fabriken eine Niederlassung besassen war das Einkaufserlebniss niederschmetternd . Zum Beispiel , im Geschäft vom weltberühmten Moserglas ( Bleikristall ) gelang es mir nur einmal ein 6.er-Set zu erstehen . Wenn wir das Geschäft verließen wr auch die Auslage leergeräumt , das Lager war vorher schon leer . http://www.moser-glass.com/en/ Also griff ich auf eine Tugend , der im Land der Werktätigen tätigen zurück . Der Selbstorganisation . Früher auch bekannt als der Tauschhandel . Denn nach einigen Besuchen hatte ich schon ein kleines Netzwerk von einigen , durch kommunistische Lebenserfahrung , geschulten Bekannten kennengelernt . Von diesen nahm ich Bestellungen entgegen . Wie zum Beispiel , nicht erhältliche Medikamente , Becker Autoradio , diverse elektrische Materalien . Sehr gefragt waren auch Monroe-Stoßdämpfer für den PKW-Skoda . Denn sehr berüchtigt waren , zwecks Geschwindigkeitsbegrenzung , die unvermutet auftauchenden Schlaglöcher in den Strassen . Um vom kommunistischen Alltag in die Idylle zu entfliehen war es von Jedermann , der erklärte Wunsch , in einer eigenen Datscha abschalten zu können . Da aber in keinem der berühmten Fünfjahrespläne für den privaten Bau und die Erhaltung selbiger irgendwelche Mittel vorgesehen waren , blieb den parteitreuen Arbeitern der Volksrepubliken ja nur Eines übrig : Die Selbstorganisation . Und die funktionierte perfekt . Z. B.: Man brauchte Elektrokabel für die Datsche . Selbst kannte man einen der einem noch einen Gefallen schuldig war . Der arbeitete in einem Reifenwerk. Jemand , der neue Reifen brauchte , ist Maurer und der kennt wieder einen Elektriker der von ihm eine Zubau wünscht . Und dieser kann die benötigten Kabel von einer Baustelle abzweigen . Funktionierte mit faßt Allem und erleichterte unheimlich das wunschlos glückliche Leben der Werktätigen . Ich gab ihnen meine Wünsche bekannt und meistens waren meine Bestellungen , beim nächsten Besuche schon vorhanden . Und das Alles ohne Import-Exportfirma !!! Da ich schon immer ein sehr obrigkeitsaffines Bürschchen war , ist es doch selbstverständlich , daß ich immer nur den Devisenpflichtumtausch tätigte . Geldgewechselt wurde prinzipiell nur Privat . Beim Nachhausefahren hatte ich natürlich Probleme . Ich mußte immer Lang und Breit erklären , mit welchem Geld ich die organisierten Waren erstanden hatte . Mich verwundert noch Heute , daß meine Erklärung immer wieder akzeptiert wurde . Ich behauptete immer , daß ich nächstes Wochenende heiraten würde und das wären Geschenke von mir lieben Leuten . Wenn man in einer Pension oder einem Hotel nächtigte nahmen Diese die obligatorische polizeiliche Anmeldung vor . Da ich aber immer privat wohnte , hätte ich mich jedes Mal bei der Polizeidirektion anmelden müssen . Darauf hatte ich aus Zeitmangel jedes Mal geflissentlich vergessen . Nach dem 8. oder 9. Besuch , bekam ich zuhause einen Telefonanruf von slovakischen Freunden , ich solle bis auf weiteres nicht einreisen , da ich wegen meines wiederhlten Versäumnisses , an der Grenze , verhaftet würde . Aber sie würden sich kümmern , das daß Mißverständnis aufgeklärt würde . Und wieder begann sich das Rad der Gefälligkeiten zu drehen . Ich bekam die Nachricht , mich an einem bestimmten Tage und zu einer ungefähren Uhrzeit , mich an einem bestimmten Grenzübertritt einzufinden . Und beim Schalter des Pflichtumtausches sowie an zwei anderen Stellen , kleine , mir unbedeutende , Anerkennungen , zu hinterlegen . Es würde mich dann ein Bekannter eines Bekannten , der Polizeioberst war , abholen und mit uns zur Polizeidirektion fahren und unser Problem lösen . Wir durften vor dem Präsidium sogar im Auto sitzen bleiben . Nach ca. 20. Minuten kam der Oberst wieder zurück . Und mit einem Lächeln erklärte er mir es sei Alles erledigt und ich brauche mich zukünftig nicht anmelden . Gegen die hohe Kunst der Selbstorganisation war auch der Parteiapperat machtlos . Luki. Weiter im II. Teil. Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag |
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