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Fundleere Schichten, Krisengründe
03.07.2012, 12:56
Beitrag: #51
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Deine These ist also: Die durch Gewalt zu Reichtum gekommene Elite zieht ab, aus welchen Gründen auch immer und die ausgebeuteten Bauern bleiben zurück?
Fundleer erscheinen die Schichten nur, weil es bei den zurückbleibenden, egalitären Bevölkerungsteilen, den Frauen, Schwachen und Alten für die früheren Archäologen nichts spektuläres zu finden gab.

Ich würde der Gewalt noch vom Handel profitierende Elite hinzufügen. Bei den Kelten habe ich manchmal den unbelegbaren Eindruck, sie seien Handelsprofiteure gewesen. Die Bauern waren immer die gleichen.

Trotzdem denke ich, dass es auch extreme Bevölkerungsrückgänge im Sinne von partiellem Aussterben gab und damit wirklich besiedlungsfreie Räume und Phasen.
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03.07.2012, 15:30
Beitrag: #52
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
(03.07.2012 12:56)Renegat schrieb:  Deine These ist also: Die durch Gewalt zu Reichtum gekommene Elite zieht ab, aus welchen Gründen auch immer und die ausgebeuteten Bauern bleiben zurück?
Fundleer erscheinen die Schichten nur, weil es bei den zurückbleibenden, egalitären Bevölkerungsteilen, den Frauen, Schwachen und Alten für die früheren Archäologen nichts spektuläres zu finden gab.

Ich würde der Gewalt noch vom Handel profitierende Elite hinzufügen. Bei den Kelten habe ich manchmal den unbelegbaren Eindruck, sie seien Handelsprofiteure gewesen. Die Bauern waren immer die gleichen.

Trotzdem denke ich, dass es auch extreme Bevölkerungsrückgänge im Sinne von partiellem Aussterben gab und damit wirklich besiedlungsfreie Räume und Phasen.


Diese These hatte ich so nicht formuliert.
Und vertrete sie auch so nicht.
Hier bitte ich verschiedene Sachen auseinander zu halten:

Bei den Angelsachsen ist es wohl so, dass die Anzahl der jüngeren ungebundenden Männer wohl die größte Gruppe der "Umsiedler" sind.
Es gibt wohl Siedlungen die verlassen wurden, Feddersen Wierde zB, was man mit der angelsächsischen "Wanderung" in Verbindung bringen kann, aber eben nur wenige.

Wobei auch hier zu beachten ist, dass zu "geschichtlicher" Zeit eine relativ kleine Gruppe von Einwanderern Britannien einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat, ohne dass man in der Bretagne die Abwanderung von Bevölkerungsteilen vermuten würde.

Bei den Kelten wissen wir von dem Volk selbst überhaupt nichts. Was wir aber wissen, ist, dass zB die Heuneburg bei "innenpolitischen" Auseinandersetzungen zerstört wurde, und nie! mehr aufgebaut wurde.
Ergo: Es hat auch schon damals schwere interne Konflikte gegeben. Der "Plebs" war auch nicht blöd, und hat sich vielleicht nicht immer alles gefallen lassen.

Bei den germanischen Völkerwanderungen ist zB bekannt, dass Theoderich auf dem Weg vom Balkan nach Italien die Hälfte! seiner Ostgoten "verlor". Die selbe Zahl aber wieder "aquirieren" konnte, insbesondere bei anderen Goten.


Meine These ist eher:
Fundleere Zeiten sind ein temporäres archäologisches Problem. Durch andere, modernere Ausgrabungs- und Fundanalyse-Methoden im Laufe der Zeit zu lösen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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03.07.2012, 22:46
Beitrag: #53
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
(03.07.2012 11:26)Suebe schrieb:  Grüß Gott Luki und alle anderen,

ich habe meine Literatur zu den Angeln und Sachsen nochmals befragt.
(interessant was so eine Privatbibliothek alles für Schätze birgt:rolleyesSmile

In England ist den Archäologen in den letzten Jahren aufgefallen, dass es

1. einen erheblichen Größenunterschied bei den Bestatteten gibt, und zwar sind die mit Waffen als Grabbeigaben Bestatteten in aller Regel deutlich größer, als die ohne Grabbeigaben.
2. sind oftmals die mit Grabbeigaben bestatteten Männer deutlich größer als die der Bestattung nach ihnen zuzuordnenden Frauen.

Die Grabbeigaben waren vor der Ankunft der "angelsachsen" in Britannien unbekannt.

Aus dem vorherigen könnte evt. geschlossen werden, dass relativ viele Männer aus den Abwanderungsgebieten nach Britannien gingen.
Was wiederum mit dem link
Zitat:Ein interessanter Link
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/...67546.html
weiter oben korrespondieren würde.

Servus Suebe .

Ich konnte leider Deinen Link nicht öffnen .

Habe aber etwas gestöbert und Diesen gefunden :

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/...67546.html

Kurz wir darin erwähnt daß die Angeln und Sachsen aus Schleswig Holstein kamen .

luki.

Blödsinn , ich habe das Thema nochmals durchgelesen und bemerkt
daß Du den Link schon reingestellt hast .

Verzeihung , das war meine Schlampigkeit .

G.v.luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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19.05.2013, 12:21
Beitrag: #54
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Ich habe aus dem Bajuwaren Thread ein paar Beiträge hier herüber kopiert, da sie mir hier besser passend erscheinen.

(18.05.2013 18:38)Suebe schrieb:  
(18.05.2013 13:00)913Chris schrieb:  Das muss doch den Österreichern runter gehen wie Öl... Wink

VG
Christian


Aus dem Mund eines so wohlbeschlagenen Kenners der Materie zweimal.

Die Ausarbeitung zeigt den Profi.
Respekt.

TT:
Die Krux sind die römischen Quellen, überkommen ist auf uns irgendwas im Promille-Bruchteil-Bereich und davon ist ein ganz erheblicher Teil, meist das wichtigste, im Original gar nicht erhalten, sondern wird aus Zitaten erschlossen.
Bei den Burgundern, eine mehr oder weniger ähnliche Lage, nur sind da die Quellen deutlich ergiebiger. Vom Rhein durch die Römer versetzt ins heutige Burgund, dort binnen einer Generation assimiliert, lediglich noch als Namen erhalten. Wobei nachgewiesen ist, dass Nachzügler noch 70 Jahre später vom Rhein in die Sabaudia zogen.
Interessant, auch im Vergleich mit den Baiern, da wurden in der Sabaudia Burgunder begraben, die "eigentlich" Hunnen waren, und nicht mal vereinzelt. Eine zählbare Menge!

Nur um da einen gewissen Vergleich zu ziehen.

(19.05.2013 09:04)913Chris schrieb:  
(18.05.2013 18:38)Suebe schrieb:  Die Krux sind die römischen Quellen, überkommen ist auf uns irgendwas im Promille-Bruchteil-Bereich und davon ist ein ganz erheblicher Teil, meist das wichtigste, im Original gar nicht erhalten, sondern wird aus Zitaten erschlossen.

Es sind die spätantiken Quellen, und auch da überwiegend die erzählenden Quellen, also Chroniken etc. Allerdings haben wir immerhin vier Autoren, die berichten, dass Mitte des 6.Jhs. plötzlich "Bajuwaren" im Gebiet östlich des Lech aufgetaucht sind.
In den Urkunden - die allerdings für diese Zeit auch recht spärlich sind, da einfach sehr wenige Urkunden aungefertigt wurden - findet man noch mehr Informationen, dazu kommen verstreute Hinweise wie etwa die Info, dass eine bairische Herzogstochter Königin der Langobarden wurde.

VG
Christian


Es gibt übrigens einen Alemannen-Kleinkönig (Häuptling wäre verm. passender) israelischen Glaubens! Nachgewiesen!

So ein paar Schlaglichter haben als "Wissen" die Zeiten überdauert.
Zur Zeit versucht bei uns ein Historiker, Journalist im Brotberuf, nachzuweisen, dass die Römerherrschaft die Aufhebung des Limes als Militär und Zollgrenze mindestens 1 Jahrhundert überlebt hat. Und seine bisherigen Nachweise lesen sich nicht schlecht.

Ich denke mal, dass eines der Probleme überhaupt ist, dass die damaligen Strukturen bisher keineswegs verstanden werden.
Das westliche Raetien, das Dekumatland sind ja von einem dichten Netz von "Villa Rusticis" überzogen gewesen. Man nimmt an, dass dies große landwirtschaftliche Güter waren, die der Versorgung der römischen Truppen + Anhang dienten.
Schön, und eigentlich kann es auch gar nicht anders gewesen sein.

Landwirtschaft jedoch ist überaus arbeitsintensiv. Wo kamen die Landarbeiter her? Wir reden doch hier von der "Helvetischen Einöde" ????
In einer antiken Quelle ist die Rede von dem Gesindel das sich im Dekumatland angesiedelt hätte. Gesindel ist aber nicht unbedingt als Landarbeiter geeignet.

Jetzt könnte natürlich sein, der antike Schreiber, der vom Gesindel berichtet hat, wurde bei seinen Reisen im Dekumatland gehörig über den Löffel rasiert, und wollte so seinen Frust loswerden....
Mit der Folge, dass Generationen von Historikern in seine Falle laufen.
Confused

Ich schreibe vom Dekumatland und Rätien, aber ich bin der Meinung, dass dieses "Nichtverstehen" für die ganzen römischen Gebiete in den für uns relevanten Regionen links und rechts des Rheins gilt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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20.05.2013, 10:52
Beitrag: #55
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
(19.05.2013 12:21)Suebe schrieb:  Zur Zeit versucht bei uns ein Historiker, Journalist im Brotberuf, nachzuweisen, dass die Römerherrschaft die Aufhebung des Limes als Militär und Zollgrenze mindestens 1 Jahrhundert überlebt hat. Und seine bisherigen Nachweise lesen sich nicht schlecht.

Mach deinen Journalisten-Historiker - wenn er´s nicht eh schon weiß - darauf aufmerksam, wo der Begriff "Baar" herkommt. Der entstand im frühen Mittelalter und lässt sich auf die Bezeichnung "huntari" zurückführen, der wiederum die deutsche Übersetzung des römischen Begriffs "Centenen" = Hundertschaft. Das waren Steuerbezirke!
Als um 800 die Franken neben dem Grafschaftssystem auch ein neues Steuersystem einführten, übernahmen sie diesen alten Begriff (vgl. Grundfragen der alemannischen Geschichte. Vorträge und Forschungen I. 1976, 4.Auflage. Darin die Beiträge von Theodor Mayer, "Grundlagen und Grundfragen" (besonders S.31) und Hubert Jänichen, "Baar und Huntari").
Es gab im damaligen (Nord-)Alamnnien sechs Bezirke, die "Huntari" genannt wurden, jeweils mit dem Namen eines Adligen + "Huntari" als Bezeichnung. Die Namen der Adligen wechselten mitunter, was bedeutet, dass diese Huntari von einem Adligen an den nächsten weitergegeben wurden und dabei auch den Namen wechselten, es waren also nicht erbliche Amtsbezirke.
Dabei tritt das Phänomen auf, dass gleichzeitig ein übergeordnetes System von "Baaren" bestand, die teilweise denselben Adligennamen trugen wie eine oder sogar mehrere der Huntari. Einer davon, Albuin, dürfte bis um 770 auch der Tribun von Alamannien gewesen sein.
Es gab also im Schwarzwaldgebiet einen Bezirk namens "Baar", der in mehreren Unter-"Baaren" aufgeteilt war, die wiederum den "Überbau" für die sechs "Huntari" abgaben.
"Baar" hat übrigens mit unserem heute noch geläufigen "Bar"(-geld) zu tun, die "Baaren" waren also ebenfalls Steuerbezirke.
Im 9.Jh. verschwindet das Amt des Tribunen und wird durch den "Comes" = Graf ersetzt. Zwischen 817 und 819 sind die Huntari dem Grafen der "Adalhardsbaar" unterstellt, und zwar allesamt, es gab also nur EINE Baar.
Der Name tradiert sich noch einige Zeit weiter in Verbindung mit Adligennamen, bis schließlich der alleinige Begriff "Baar" übrig bleibt, und zwar mittlerweile losgelöst von seinen verwaltungstechnischen Implikationen. Bis heute ist es ein reiner Landschafsbegriff.
Das Spannende nun daran ist nicht nur, dass es römerzeitliche Begriffe aus der Steuerverwaltung gab, die unter Karl dem Großen wiederbelebt werden konnten, also in ihrer Bedeutung noch fast 400 Jahre nach dem Ende des Weströmischen Reichs bekannt waren, sondern dass dies offenbar nicht nur auf den Bereich des westlichen Alamannien zutraf. Im Bereich des östlichen Rätien gibt es mehrere Orte, die ebenfalls "Baar" oder auch "Paar" heißen, daneben einen kleinen Fluss namens "Paar" (an dessen Mündung in die Donau Manching liegt). Jänichen bearbeitet in seinem Artikel nur die Region Baar im Schwarzwald. Seine Erkenntnisse lassen sich aber m.E. auch auf das östliche Rätien und diese Ortsnamen anwenden.
Statt den Flussnamen "Paar" auf ein vermutetes keltisches Wort aus dem Wortfeld "fließen" zurück zu führen, ist es m.E. logischer, dass der Fluss seinen Namen in germanischer Zeit von den beiden (!) Ortschaften namens "Baar" bzw. "Paar" bekommen hat, die knapp südlich seiner Mündung bzw. in der Nähe von Aichach an der sog. "Kleinen Paar" liegen.
Und diese Ortschaften (es gibt noch mehr gleichen Namens) müssten, wenn man Jänichens Erkenntnisse wie gesagt von einer Region auf eine Ortschaft herunterbricht, ebenfalls mit dem römischen Steuerbezirkssystem zu tun haben. Mindestens ist es wahrscheinlich, dass der bloße Zusammenhang mit Geld und Steuern die Benennung der Orte beeinflusst hat. Paar, Baar, Ober-/Unterbaar müssten also alle das Zentrum eines Steuerbezirks oder zumindest Verwaltungsbezirks dargestellt haben.

Auch hier also wieder ein Weiterleben römischer Verwaltungstradition in germanischer Zeit, Jahrhunderte nach dem Untergang des Weströmischen Reichs...

Ich werde diesen Artikel auch noch einmal im Bajuwaren-Thread einstellen, er passt hier genauso gut hin wie da.

VG
Christian
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20.05.2013, 10:57
Beitrag: #56
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Auch in Norikum sollten wir nach 488 ja einigermaßen fundleere Schichten haben. Haben wir auch. Gleichzeitig haben in der Salzburger Gegend und auch in Ufernorikum selber offenbar nicht kleine Romanengemeinden überlebt, wie die Ortsnamen klarmachen und auch die geographische Verteilung der Romanenorte, die offenbar noch auf das römische Verwaltungssystem zurück gehen: Ein Kranz von Romanenorten umgibt einen zentralen Ort, dessen Namen (z.B. "Kammer") klarmacht, dass hier der Steuereinnehmer saß (vgl. "Kameralismus" in der frühen Neuzeit, womit gemeint war, dass die "Kammer", also eine Gruppe hoher Beamter, mit unserem "Kabinett" von Ministern vergleichbar, die merkantilistische Wirtschaft eines Staates steuerten).

Wenige oder keine Funde muss also nicht menschenleer heißen, das hast du auf dem logischen Wege für Alamannien dargelegt, und das lässt sich auch auf archäologischem und namenskundlichem Weg für Norikum erschließen.

VG
Christian
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20.05.2013, 12:21
Beitrag: #57
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Schön was du da von den "Baaren" schreibst, freut mich.
ich habe "irgendwo" einen Aufsatz in dem der Übergang von den "Baaren" (Berchtholdsbaar) zu den "Gaugrafschaften" detailliert beschrieben wird. In dem Fall "Scherragrafschaft" oder Scherragau. Heute noch erhalten in den Ortsnamen Scheer, an der Donau (einst fürstlicher Besitz der Regensburger Postkutscher Wink) oder Harthausen auf der Scher, kein Schreibfehler in dem Fall nur ein r.
Aber jetzt, wo ist das Teil??????

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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20.05.2013, 13:28
Beitrag: #58
Fundleere Schichten, Krisengründe
(20.05.2013 10:57)913Chris schrieb:  Wenige oder keine Funde muss also nicht menschenleer heißen, das hast du auf dem logischen Wege für Alamannien dargelegt, und das lässt sich auch auf archäologischem und namenskundlichem Weg für Norikum erschließen.

VG
Christian

Servus .

Gerade zu den fundleren Zeiten im ehemaligen Ufernorikum habe ich etwas erfahren .
In Linz war vor Kurzem eine Ausstellung die WDPG und ich besuchten :
Von Lentia bis Linze .

Da wurde auch eine Keltenstadt aus den ersten Jahrhunderten vorgestellt .
Sie hatte eine enorme Ausdehnung ca. 15.Hektar urbane Besiedelung .
Heute gehört das Gebiet zur Gemeinde Hörsching .
Das war bis nach dem Kriege rein landwirtschaftliches Gebiet mit kleinen
Häuseransiedlungen und Dörfern .

Oberhalb und auch schon auf ihr wurde im zweiten Weltkrieg der Fliegerhorst Vogler
mit Kassernen und Flughafen angelegt , der sich mittlerweile zum regionalen
Zivielflughafen Linz - Hörsching vergrößert hat .
Unterhalb der Keltenstadt und vermutlich zum Teil auch auf Ihr zieht sich
die vierspurige Bundesstrasse I.
Und westwärts davon beginnt schon meine Heimatstadt Traun .

Stellt Euch vor , ich kannte diese Stadt gar nicht .
Wen ich auch fragte , kein Mensch kannte diese enorm große Stadt .

Da im Kriege mein Land sehr zerbombt wurde , war nach 1945. der
Wiederaufbau angesagt .
Und da dieses Gebiet ( die welser Heide ) im Alpenvorland liegt und
zum Teil auch altes Schwemmland der Traun ist , verfügte es über enorme Schottervorkommen .
Ideal für den Wiederaufbau .

Und so auch an diesem Stadort .
Da wurde ab 1950. großflächig Schotter abgebaut .
Für Notgrabungen kein Interesse und kein Geld .
Verständlich für diese Zeit .
Um ein bekanntes Sprichwort umgewandelt .
Zuerst kommt das Fressen und dann erst die Kultur .

Beim Bau des Fliegerhorstes wurde sicherlich auf geschichtliche Funde
nicht geachtet .
Und Heute , wenn man die Bundesstrasse entlangfährst , zwischen Linz nach Wels , glaubt man daß man sich nur in einer Stadt bewegt .
Alles verbaut , was Bodenfund zu entdecken sehr erschwert .

Die Funde aus jener Keltenstadt sind sehr mikrig .

Und so war es vermutlich auch an anderen Orten .
Bodenfunde wurden als unnütze Scherben angesehen .
Alles was nicht aus Gold oder Silber war oder kurrios aussah , wurde achtlos
eingepflügt oder Großflächig abgebaut .

Und so gingen auch Fundstellen unwiederbringlich verloren .

G.v.Luki

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20.05.2013, 13:39
Beitrag: #59
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
:
Servus nochmals .

Ich muß mich verbessern .
In der Stadtchronik von Hörsching steht Sie als Lathenesiedlung ,
Denkmalgeschützt .

http://toolserver.org/~alexxw/Denkmallis...=ArD-4-120

Aber was es da jetzt noch zu schützen gäbe ist mir ein Rätsel.

Vermutlich erinnerte man sich an sie erst wieder als beim Bau der Umfahrung ( B. 1. )
Neubau , Funde zutage traten .

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_d...%B6rsching

luki

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19.04.2016, 20:28
Beitrag: #60
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Neulich, letzten Sonntag war ich inder Ausstellung "4.000 Jahre Pfahlbauten"

Bei der Archäologie des nördlichen Bodenseeraumes ist mir schon immer seltsam erschienen, dass zwischen den "mittleren" Kelten und den Merowingern eigentlich "nichts" ist.
Eine ganz gewaltige Fundleere....
Man weiß, dass die Römer da waren, da gewesen sein müssen ist besser.
Funde, eigentlich keine.
Ich glaube insgesamt 5 Villa Rusticis, so viele kann ich im übertragenen Sinne von meinem Wohnzimmerfenster aus sehen, keine Straßen, echt nichts.
Lediglich 3 Brücken sind bei Eriskirchen nachgewiesen, aber auch da fehlen die Straßen, das verstehe wer will.

Meine These: Die ganze Kohle für die Wissenschaft geht da in die Pfahlbauforschung, wo ja tatsächlich Weltsensationen gefunden werden, ständig.
Aber wenn nach etwas nicht geforscht wird, findet man halt auch nichts.

Und mMn gilt das für die Masse der "fundleeren"

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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21.04.2016, 01:17
Beitrag: #61
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
In vielen deutschen Höhlen wurden die Ablagerungen ausgeräumt und für die Düngung der Felder verwendet. Dadurch gingen viele Funde aus der Altsteinzeit verloren.
Für die jüngere Zeit liegt das Hauptproblem, das die alten Siedlungen auch heute überbaut sind. Die neueren Siedlungen sind sogar größer. Kaum gräbt man, dann findet man auch was. In Wetzlar Dahlheim wurde gegraben und so wurden interessante Funde aus 2 Epochen gemacht. Es wurde eine alte Bandkeramikersiedlung und Siedlungsspuren der Ubier um Chr. Geburt gefunden. Dort lag wohl damals das Gewerbegebiet von Wetflaria, mit Schmieden.
Das Forum in Waldgirmes ist gerade so nicht überbaut, aber ein großer Teil der damaligen Stadt im Entstehen. Viele Funde wurden wohl beim Ausbaggern für die Neubauten am Ortsrand weggebaggert.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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29.12.2021, 15:17
Beitrag: #62
RE: Fundleere Schichten, Krisengründe
Hallo Zusammen,
nach längerer Abwesenheit melde ich mich mit einem Thema zurück, was mir hier bisher entgangen war.
Harald Meller, Landesarchäologe Sa-Anhalt sieht einen Zusammenhang zwischen Untergang der Aunjetitzer Kultur und dem Vulkanausbruch von Santorin (bisher spätBZ bei ca. -1300 datiert, aufgrund neuer C14-Daten eher bei -1625). Dabei kann er seine Himmelsscheibe wieder mehr in den Vordergrund rücken.
In der Stadt Gera in Thüringen lagerte der Fluss Weiße Elster (bis nach Leipzig) Auelehmschichten ab, unter denen sich spätBZliche Funde befinden. Darüber findet man beide vorrömische Eisenzeiten. Der Auelehm stammt von auch durch Nebenflüsse aus den Mittelgebirgen eingetragenen Sedimenten. Zu diesem Thema hatte kürzlich archaeologie-online einen Artikel über die Weiße Elster gebracht. Im Stadtgebiet von Erfurt und Gera findet man über germanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit slawische Siedlungen, die nicht vor 900 entstandensein sollten. Für Erfurt wurde ein Artikel in der Thüringer Allgemeinen vom 23. 09.2014 durch eine Gebietsreferentin das Thüringer Landesamtes für Archäologie Weimar dazu veröffentlicht. Dort geht man davon aus, dass die fehlenden Funde nur noch nicht gemacht wurden.
Das gleiche Zenario gilt für Gera, wo auf dem Auelehm der Santorinablagerung eine germanisches Dorf mit Eisenschmelzöfen 1963-1964 ausgegraben wurde. Genau auf dieser germanischen Siedlung mit vielleicht einer Zwischenschicht von 0 bis15 cm Auelehm befand sich ein slawisches Dorf. Für beide sind Gräber gefunden worden. Ein ehemaliger Gebietsreferent des TLDA Weimar äußerte sich etwa 2016 anlässlich eines Vortrages über die Stadtarchäologie in Gera etwa 2016, dass bisher jegliche Funde nach der röm. Kaiserzeit (ca. 4. Jh) bis zu Beginn der slawischen Besiedlung fehlen. Auch gibt es einen Befund für die thüringische Stadt Ohrdruf, bei der auf Siedlungsresten der röm. Kaiserzeit eine Kirche aus Stein gebaut wurde [damit die scheinbar älteste Steinkirche in Thüringen: "Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen, 8/2014-15]. Die Funde wurden auf dem Burgberg gemacht.
Fazit nach meiner Auffassung:
Die spätBzliche Vulkankatastrophe vom Santorin liegt nach Abgleich mit Sulfat-peaks von Eisbohrkernen der Arktis/Antarktis eher bei -1000 -1080 auf einem pysikalischen Zeitstrahl.
Der Untergang von Westrom etwa bei 238 ist zeitgleich mit der Klimakatastrophe von Ostrom bei ca. 535. es handelt sich um die gleiche Katastrophe, verursacht durch den Vulkanausbruch des Ilopango (El Salvador). Der Zeitunterschied entstand in der Chronologie, als Dionysius Exiguus eine Ostertafel für seinen Bischof entwickelte, in der Rom, Konstantinopel und Alexandria einen gleichen Ostertermin haben sollten. Ihn gelang das, indem er Rom auf dem physikalischen Zeitstrahl gegenüber Konstatinopel in die Vergangenheit um ca. 300 Jahre verschob.
An der Differenz von etwa 250 Jahren von 650 bis 900 arbeite ich noch. Die Zeit von 535 bis 650 gebe ich dem, was wir als Völkerwanderung betrachten.
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