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Jesus und die Frauen Presseschau
23.01.2015, 11:47
Beitrag: #49
RE: Jesus und die Frauen Presseschau
Jetzt habe ich hier lange zugesehen, muss hier auch mal was schreiben.

Die vier Evangelien, wir hier schon richtig gesagt, sind die Hauptquellen für das Leben Jesus. Sie sind sogar sehr wohl historische Quelle, denn beim genauen Lesen fällt in den Blick, dass jedes der vier unterschiedliche Ziele verfolgt. Das ist auch der nebensächliche Grund warum ausgerechnet diese kanonisiert wurden.

Was wir sicher sagen können ist, dass sich die drei synoptischen Evangelien, also Markus, Matthäus und Lukas auf historische Quellen stützen, die über die mündliche Tradierungen heraus geht. Leider muss man sagen, können wir anhand weniger Überreste nur noch konstruieren, wo diese Quellen her kommen. Annehmen kann man aber, dass die meisten überlieferten Einzelgeschichten (oder Geschehnisse, wie ihr wollt), auf eine Urquelle zurück gehen, die recht Zeitnah zu dem Tod Jesu entstanden ist. Diese Quelle nennen die Exegeten "Q". Leider ist diese nicht mehr erhalten.

Hingegen fällt das Johannesevangelium total aus dem Rahmen. Es ist das am spätesten entstandene und bedient sich reiner religiöser Propaganda. Im Umfeld der Gnossis entstanden, erhält es genau die Aussagen, die später die christlichen Gnostiker sowie die vom Manichäismus übergetretene in den Glauben mittransportierten (vor allem Augistinus!). Somit ist es kein Zufall, dass sich die katholische Kirche auf das Johannesevangelium stützt, obwohl ausgerechnet dieses als einziges der vier Schriften reine Werbung ist. Das macht die Wahrheitssuche natürlich nicht einfach.

Ich persönlich schlage vor, das Lukasevanglium, wie Bunbury vorgeschlagen hat, mit anderen auch biblischen und außerbiblischen Quellen abzugleichen. Und dann sehen wir etwas erstaunliches: Es gab nicht einen Jesus, nicht zwei, sondern mindenstens 50! Und das zeitgleich. Zur Erklärung:

Jüdische Sektierer und vor allem die Terroristen "Zeloten" hielten zu Zeit Augustus die Besatzung auf Trap. Und diese Zeloten, meist aus der Unterschicht, hatten ihre Feinde schon ausgemacht: die oberen Gesellschaftsschichten. Besthend aus den Handwerksdynastien, die zwar besonders fromm waren, aber nicht den typisch jüdischen Riten anhingen (Pharisäer), aber durch Handel am Tempel mit eben diesen Riten gut verdient haben. Zudem auch die weniger bis gar nicht Fromme Oberschicht, die vor den Augen der armen Bevölkerung sich ein luxeriöses Leben aufbaut, die sog. Sadduzäer. Diese zeichnen sich vor allem durch Mitarbeit mit den römischen Besatzer aus. Zudem ist das populäre Judentum durchdrungen von hellenistischem Gedankengut, viele sehnen sich nach einem jüdischen Purismus. Wieder andere sehnen sich nach religiöser Verlässlichkeit, nach einer Instanz, die jeder anerkennt und respektieren kann.

Genau hier kommt der Knackpunkt. In dieser politisch und religiös aufgeladene Stimmung tritt ein Phänomen auf, das für das alte Israel typischer ist, als für den Rest der antiken Welt: es gibt Propheten. Und diese sind meist Wanderprediger, entweder Zeloten, die ihr Wort zum Auffruhr benutzen, oder etwas ernsthafter ausgestiegene Pharisäer. Und diese Leute sammelten sich in den Städten. Man kann sich das so vorstellen, wie heute die Ständer derer, die Bibeln, Koran usw. verbreiten, nur dass diese teilweise Kilometerweit reisen und zu Fuß immer wieder auf Menschenmassen teffen und für ihre Sache sprechen. Die Bergpredigt zum Beispiel fällt in diese Kategorie.

Das passt auch in die Geschichte Jesus. Sie ist synonym für viele in dieser Zeit. Eine Allegorie.
Ein Pharisäer, der gut ausgebildet ist, womöglich sogar griechisch sprechen konnte und in Tradition der pharisäischen Frömmigkeit beherrscht, von der Auslegung der Tora (bzw. des Gesetzes!) bis hin zum genauen Kennen der Feierordnungen. So einer zieht los, sammelt sich Jünger an und sammelt auch Respekt bei verschiedenen Gemeinden. Das wichtigste aber, er tröstet und vertröstet genau diejenigen die in ihrem Zweifel diese Art von Halt brauchen. Und auch der Aufruf zum Nachfolgen ist nicht neu, Anhängerschaften gab es gewöhnlich auch für soche Wanderprediger. Und die Abneigung der Pharisäer, des Reichtums usw. ist solchen Leuten implizit. Und das alles ist genau das, was Lukas beschreibt und das lässt sich zeitlich recht gut verbuchen.

Und der Rest ist, würde ich sagen, Theologie, denn die Geschichtsschreibung endet wie ich meine dann bei den Wundertaten. Selbst eine solche Leidensgeschichte wie bei Jesus halte ich noch für möglich. Wichtig, für uns heute nicht mehr selbstverständlich, war vor allem der moralische Wert, der uns Lukas versucht hat damit zu vermitteln. Nicht die Person, sondern die Botschaft ist wichtig. Und die war für die geschundenen Seelen jenerzeit eben, nichts ist vergeblich, Gott hält zu uns, wenn wir es schaffen nicht zu zweifeln; selbst der Tod kann uns dabei nichts anhaben.

Sicher ist, dass bei den vielen Endzeitpredigern dieser Zeit, in deren Erwartung ja die Juden jener Zeit lebten, sich derjenige durchsetzen würde, der die größte Anhängerschaft hat. Womöglich vermischten sich auch mehrer solcher Personen in einen dem wir Jesus nennen. Aber das ist jetzt meine Spekulation. Sebst gibt uns aber Lukas die Bestätigung, dass Jesus als solcher Prediger nicht alleine ware. Die Frage der Jünger, wie damit umzugehen sei, dass andere in seinem Namen es ihm gleich tun und auch Wunder vollbringen würden, antwortet Jesus gelassen. Wer nicht gegen uns ist, ist mit uns. Zudem warnt auch das Mathäusevangelium vor falschen Propheten die Zeichen und Wunder täten. Sie seien schwer zu unterscheiden vom wahren Menschensohn. (Mat. 24,24 später nochmals in der Offenbarung).

Dass eine Gemeinde und später die Catholica der Christen entstand führe ich auf folgendes zurück: alles dies zeigt die Überzeugung der Anhänger, die auch bereit waren für das Ende der Geschichte das Leben zu geben. Auch das ist wieder ein Hinweis auf die Geschichte: unbedingte Gesetzestreue um die Erlösung - bzw. das Ende der Welt herbeizuführen ist genau der Glaube der Pharisäer. Ein erlöstes Leben nach dem Tod gibt es im jüdischen Glauben nicht; nur die Pharisäische Orthodoxie verwieß darauf erlöst zu werden: in dem die Zeit endet, wenn es schaffen von Sabbat bis zum nächsten, sich ausnahmslos jeder ans Gesetz hält, gute Taten vollbringt.

Ich könnte an jeder einzelnen Stelle so weiter machen. Aber ich denke, ich wisst schon, was ich damit auszudrücken versuche.

P.S: Meinem Glauben tut das keinen Abbruch.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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RE: Jesus und die Frauen Presseschau - WernerS - 23.01.2015 11:47

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