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Kinder kregen sie immer
24.06.2016, 22:53
Beitrag: #3
RE: Kinder kregen sie immer
Ich werde dazu jetzt kein mit wissenschaftlichen Daten unterlegtes Statement abgeben, und es ist mir völlig egal, wie meine einzelnen Punkte aufgefaßt werden.
Was ich hier jetzt schreibe, ist einfach das, was ich als Erfahrungswerte gesammelt habe. Aus meiner Erfahrung heraus, aber auch aus dem Austausch mit anderen Müttern heraus. Nach 15 Jahren Mutterschaft und dem Status "Alleinerziehend".
Ich würde jeder Frau, die heute in Erwägung zieht, Kinder zu bekommen, dringend nahelegen, sich das sehr, sehr gut zu überlegen.

Sie muss sich erstens fragen, ob sie im Zweifelsfall im Stande ist, ihre Kinder alleine zu erziehen. Nicht nur deshalb, weil der Mann eventuell den Abgang macht- nein, immer mehr Beschäftigungsverhältnisse sind so gestaltet, dass Väter gewissermaßen aus dem Familienleben verschwinden. Gut, das gab es früher auch. Stimmt zwar. Aber dann saß die Mutter oft im Heimatort mit der ganzen Verwandtschaft im Hintergrund, auf die sie im Notfall zählen konnte. Ist heute eben oftmals nicht mehr der Fall.
Gesellschaftliche Unterstützung gibt es kaum noch. Und damit sind nicht unbedingt die staatlichen Stellen gemeint- die wurden ja sogar ausgebaut. Aber wo früher in einem die Nachbarschaft hilfreich zur Seite gesprungen ist, ist jetzt oft nichts mehr. Kein soziales Netz.

Denn Mütter müssen heute arbeiten.
Das ist keine Frage mehr von "Wollen". Sie müssen. Im Jahr 2008 wurde der Scheidungsparagraph geändert. Männer müssen Frauen, die Kinder großziehen, keinen Unterhalt mehr bezahlen. Für die Kinder schon, aber nicht für die Frauen oder allenfalls für eine kurze Übergangszeit. Mütter sollen schließlich arbeiten, die Kinder werden ja betreut.
Hört sich auf dem papier gut an. Wie es gemacht ist, ist es Mist.
Erstens kenne ich keine Frau, die nach einen paar Jahren Kindererziehungszeit in den Beruf zurück wollte und einen halbwegs qualifizierten Job gefunden hat. Und ich kenne verdammt viele.
Die, die qualifiziert weiterarbeiten, sind entweder Lehrer oder diejenigen, die nicht drei jahre zu Hause sitzen, bis das Kind kindergartenreif ist. Es sind diejengien, die sich schnell im Beruf zurückmelden. Ich kenne nur ganz wenige Elternpaare, die es hinbekommen haben, dass beide ihre Arbeitszeit reduziert haben, als das Kind kam, damit immer einer bei dem Kind bleiben konnte.
Wer aber die drei Jahre wegbleibt, ist raus. Wer dann wieder zurück will und nur Teilzeit arbeiten will, bekommt Jobs, für die sie überqualifiziert ist. Am liebsten auf 450 € Basis, ohne Sozialversicherung.
Ich habe ein Diplom, habe trotz Kindern immer ein wenig, halt ganz wenig gearbeitet. Die Jobs, die ich seit meiner Trennung hätte machen können waren: Integrationshelferin für Schulkinder, Ablage in einem kleinen Büro, kurzfristige Beschäftigung bei der Dateneingabe in Verkäuferin in einem Teegeschäft, in einem Schreibwarenladen. Alles auf 450 € Basis. Nein, sagt die Dame vom Arbeitsamt. Ich muss schon bereit sein, Vollzeit zu arbeiten, damit ich etwas anderes bekomme.
Bin ich aber nicht. Und da sind wir bei Punkt zwei. Die Kinder. Kinder werden betreut heißt es so schön. Vergeßt es. Der betreuungsschlüssel ist derartig schlecht, dass die Arbeit, die Mütter am Nachmittag mit ihren Kindern leisten, nicht erledigt wird. Die Kinder weden nicht betreut, sie werden aufbewahrt. Probleme bei den hausaufgaben- eine Betreuerin kann nicht helfen- sie hat 25 Kinder zu betreuen. Und wenn ein Kind mehr Zuwendung braucht, dann hat eine Mutter, die Vollzeit arbeitet, einfach keine Kapazitäten mehr frei.
Und die Mutter wissen das. Sie wissen, dass sie ihr Kind allein lassen müssen, weil sie jetzt gerade zur Arbeit müssen. Dass sie für dieses Problem nicht zur Verfügung stehen, weil sie zur Arbeit müssen. Sie können es sich aber auch nicht leisten, nicht zu gehen. Denn das müssen sie oft genug. Kinder werden krank. Und Kollegen tuscheln "Die kommt schon wieder nicht. Das Kind ist ja schon wieder krank." Und wenn sie dann doch kommt heißt es "Rabenmutter, läßt ihr krankes Kind allein."
Man lebt den ganzen Tag im bewußtsein, irgendetwas falsch zu machen.
Ich kenne viele Mütter, die dann auf den Elternabenden sitzen und von der Schule Dinge erwarten, die für ihre Kinder getan werden müßten. Eignetlich von den Eltern, aber weil die ja arbeiten, muss es jemand anders machen. Und die Schule ist bei 30 Kindern pro Klasse nicht dazu im Stande.
dazu kommt das Ansehen. Wie oft habe ich die Verachtung anderer zu spüren bekommen, wenn ich auf die Frage nach meinem Job geantwortet habe "Ich kümmere mich in erster Linie um die Kinder." Wenn ich dann aber hizugefügt habe, dass ich für meinen Ex die Buchhaltung mache, hatten sie dann wieder Respekt. Dabei ist diese Buchhaltung ein Idiotenjob- der Erziehungsjob hat mir sehr viel mehr abverlangt, gerade in den ersten Jahren nach der Trennung.
Das ist der Job, den ich wirklich gut gemacht habe. Und den ich weiter gut machen werde, die nächsten zwei drei Jahre. Naja, bei dem Kleinen noch ein bißchen mehr.
Und dann? Dann, wenn der Kleine soweit ist, dann bin ich Mitte 50. Die Jungs sind aus dem Haus. Mit Mitte 50 brauche ich dann auch beruflich nicht mehr durchzustarten. Dann wird es eben doch der Job an der Bäckertheke sein, einfach damit ich rauskomme. Zum Glück habe ich noch ein bißchen etwas ererbtes, ansonsten... mich erwarten ungefähr €400,00 monatlicher Rente.
Hätte ich keine Kinder gehabt... ja, ich hätte wohl Karriere gemacht. Ich hätte eine soziale Stellung, Prestige und Ansehen, das ich mir selbst erarbeitet hätte, nicht als Frau von. Ein soziales Umfeld voller Gleichgesinnter. Und das letztere ist das, was mir am meisten fehlt. Nicht die Karriere, nicht das Geld, daraus mache ich mir nicht viel. Aber soziale Faktoren, Anerkennung, Gespräche von Gleich zu gleich.
Als Mutter fehlt das. Ist einfach so.
Soviel erst mal- Ich hätte noch mehr dazu zu sagen, aber das ist ohnehin ziemlich lang.

Nur eines am Ende: Auf eines habe ich nie Lust gehabt. Kinder in die Welt zu setzen, damit sie dann die ganze Zeit fremdbetreut werden. Dann brauche ich keine Kinder...
Aber das ist Politisch und gesellschaftlich nicht mehr gewollt...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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