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Verschiedene Gattungen der Gladiatoren
14.04.2016, 10:00
Beitrag: #2
RE: Verschiedene Gattungen der Gladiatoren
Gladiatoren im Todeskampf

Es war ein alter etruskischer Brauch mit dem Opfertier zu Ehren der Göttin des Todes (Libitina) hingerichtet zu werden, die sie teilweise aus dem Griechischen Mythos übernahmen.
Endete der Kampf mit dem Tod eines Gladiatoren, so erschien ein als Merkur (gr.: Hermes psychopompos; der Seelenbegleitende Hermes) gekleideter Arena-Diener und überprüfte den Toten mit einem glühenden Eisen. War dieser wirklich leblos, trat der Unterweltgott Charon, ein maskierter Priester der Totengöttin Libitina, hinzu und beanspruchte den Leichnam für seine Göttin mit dem Schlag eines Hammers auf die Stirn des Gefallenen.
Merkur schleifte ihn an einem Haken durch die porta Libitinensis hinaus, einem kleinen Durchschlupf in der Arena-Umwallung. Der Haken verhütete die Berührung mit dem als unrein geltendem Toten.

Gladiatoren bis zum bitteren Ende

Verlierer, die den Kampf überlebten, aber vom Editor zum Tode verurteilt wurden, wurden außerhalb der Arena getötet. Wenn aber das Publikum in besonders blutrünstiger Stimmung war, konnte es fordern, dass der Gladiator vor ihren Augen hingerichtet wurde. Ihm wurde ein ehrenvoller Tod gewährt: Er kniete vor dem Sieger nieder, hielt sich an dessen Schenkel fest und beugte das Haupt. Der Sieger hielt mit der einen Hand Helm oder Kopf des Unterlegenen, während er mit der anderen Hand die Halswirbel mit seinem Schwert durchtrennte. Das Töten der Verwundeten in der Arena war bei ad gladium verurteilten Verbrechern die Regel.

Römische Gladiatrices

Die Existenz weiblicher Gladiatoren ist jedoch in zahlreichen Schriften römischer Gelehrter und Historiker belegt: Dio Cassius, Tacitus (Annales 15.32.3), Petronius (Satyricon XLV), Kaiser Nero(r.54-68 n. Chr.) und Martial (Liber De spectaculis 6 und 6b), Sueton (Vita Domitiani 4.1) und Statius (Silvae 1.6.51-56), oder während der Regierungszeit des Kaisers Domitian(81 – 96 n. Chr.). Die weiblichen Gladiatoren des alten Roms, die in den blutigen Arenen, auch im Kolosseum kämpften, wurden nach dem Stamm der wilden Kriegerinnen, die wir heute kennen, Amazonen genannt oder auch gladiatrices.
Die Römer suchten ständig nach Neuheiten im Gladiatorenkampf. Da boten weibliche Gladiatoren eine ungewöhnliche Abwechslung zu den männlichen Gladiatoren. Sogar wohlhabende Römerinnen kämpften in der Arena als weibliche Gladiatoren.

Weibliche Kämpfer ohne Helm!

Die Gladiatrices waren ähnlich gekleidet wie die männlichen Gladiatoren. Doch gab es einige Unterschiede: Die Gladiatrices trugen keine Helme, auch keine Tunika, nur einen Lendenschurz (subligaculum) und einen Armschutz(manica). Beide waren mit einem Schwert (gladius) und Schild (scutum) ausgerüstet und trugen eine Beinschiene aus Metall (Ocrea) am Unterschenkel. Dass sie keine Helme trugen, ist bemerkenswert; denn Gladiatoren kämpften selten ohne Helm! Wieso das so war, konnte ich bisher nicht heraus finden...
Es gab auch wohlhabende römische Frauen (Patrizier), die als weibliche Gladiatoren kämpften. Hierbei stand aber nicht das Geld oder die Freiheit im Vordergrund, sondern vielmehr Aufmerksamkeit, Aufregung, Nervenkitzel und Berühmtheit. Jedoch brauchten diese Frauen die Erlaubnis von ihrem "Vormund". Ohne diese Erlaubnis galten sie als Schande (infamia) und wurden gehandelt wie Gladiatoren, Schauspieler und Prostituierte.

Kaiser Nero hatte schon Frauen (und Kinder!) gegeneinander und gegen Kleinwüchsige kämpfen lassen, dies diente jedoch eher zur Erheiterung des Publikums.
Die weiblichen Gladiatoren widersprachen zu sehr der Grundidee der Gladiatoren: römische Militärtugenden, Mut, Standhaftigkeit und Siegeswille zu demonstrieren. Auch deshalb gab es nicht viele Anhänger für Frauenkämpfe. Kaiser Septimius Severus ließ letztendlich weibliche Gladiatorenkämpfe verbieten.

Das Ende der römischen Gladiatorenkämpfe

Cicero beschreibt den Status der römischen Frauen wie folgt: "Unsere Vorfahren, in ihrer Weisheit, waren der Auffassung, dass alle Frauen, wegen ihrer angeborenen Schwäche, unter der Kontrolle der Erziehungsberechtigten sein sollten".
Erst während der Herrschaft von Kaiser Augustus, fiel die Vormundschaft für Frauen deren Ehemann und Vater gestorben war und die schon drei Kinder hatten. Es wird angenommen, dass sogar die reichen Frauen von ehrgeizigen Männern ermutigt oder ihnen gar befohlen wurde, welche die Aufmerksamkeit der mächtigen Römer auf ihre Familie ziehen wollten, als Gladiatoren zu kämpfen.
Doch zum Ende der römischen Republik und dem Beginn des Römischen Reiches wurde den Römern der Anblick von wohlhabenden, kämpfenden Frauen in der Arena unerträglich. Das Publikum und auch staatliche Erlasse schränkten diese Auftritte ein und verboten weibliche Gladiatoren in der Arena sogar. Im Jahr 11, während der Regierungszeit von Augustus, wurden frei geborene Frauen unter zwanzig Jahren und Männer unter fünfundzwanzig in der Arena verboten.
Im Jahr 19 wurden die Gladiatorenkämpfe für Töchter, Enkelinnen und Urenkelinnen der Senatoren oder Ritter im Alter von zwanzig Jahren untersagt. Im Jahr 200 verbot Kaiser Septimus Severus per Dekret den weiblichen Zweikampf in der Arena. Es dauerte jedoch einige Jahre, bis dieses Edikt im ganzen römischen Reich durchgesetzt wurde. Kaiser Honorius verordnete schließlich das Ende der Gladiatorenkämpfe in 399. Der letzte bekannte Gladiator Wettkampf ereignete sich in Rom am 1. Januar 404.

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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RE: Verschiedene Gattungen der Gladiatoren - Aurora - 14.04.2016 10:00

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