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Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Druckversion

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Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 28.11.2016 20:41

1513 wollte Kaiser Maximilian das Herzogtum Burgund "zurückerobern".
Zuerst sollte die Hauptstadt Dijon erobert werden.
Die Masse der Truppen des Kaisers waren geworbene Schweizer. Die Reiterei waren überwiegend Deutsche, geführt vom württ. Herzog Ulrich.

Der Kaiser versprach zu zahlen, zahlte aber nicht, ein größerer Anteil an der Beute wurde versprochen usw. usf.
Der Kommandant von Dijon bemerkte dies offensichtlich, verhandelte mit den Schweizern, bot im Namen des franz. König Louis XII wesentlich mehr, schließlich, Dijon stand unmittelbar vor dem Fall, schlossen die Schweizer mit den Franzosen ab, und zogen heim.

Louis XII ratifizierte dann den Vertrag nicht und weigerte sich zu zahlen.

Waren die Schweizer doppelt angeschmiert.

Aber die Story geht weiter:
Dem Herzog Ulrich waren zur Erstattung seiner Kriegskosten 10.000 Gulden versprochen worden, die Louis XII natürlich auch nicht zahlte.
Erst 1519 zahlte er dann.
Zu der Zeit rüstete Ulrich v. Württ. gerade gegen den Schwäbischen Bund, konnte er die Kohle gut gebrauchen.
Er warb Schweizer Söldner an.
Unmittelbar vor Beginn des Konflikts gingen die Schweizer dann stiften, Ulrich hatte keine Möglichkeit mehr sich gegen den Bund zu wehren, und musste für 16 Jahre ins Exil.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Sansavoir - 29.11.2016 14:06

Die Zahlung von 1519 erfolgte aber von François I und die Zahlung ist evtl. ach vor dem Hintergrund der Kaiserwahl zu sehen.

Weißt Du, warum Maximilian I. das Herzogtum Burgund erobern wollte? Es war doch nie Bestand des HRR, sondern mit Frankreich verbunden. Von ca. 1000 bis 1361 herrschte eine Nebenlinie der Kapetinger, von 1363 bis 1477 eine Nebenlinie der Valois. Nach dem Tod von Karl den Kühnen fiel dieses Herzogtum als erledigtes Lehen an Frankreich zurück. Beabsichtigte Maximilian die Fortsetzung der Politik der vier Valois-Herzöge? D.h., er wollte sein Erbe - die "niederen Lande" - seit 1495 auch burgundischer Kreis genannt mit den "oberen Landen" vereinigen?


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Arkona - 29.11.2016 14:40

Ich dachte immer, der Max hätte Burgund als sein Erbteil betrachtet, zu ihm gekommen über Maria von Burgund.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 29.11.2016 16:07

Es war wohl Erbteil seines Sohnes Karl (später Kaiser Karl V.)
das er da in Besitz nehmen wollte.
Inwieweit sein Rechtsanspruch da gesichert war, habe ich jetzt nicht recherchiert.
Da mich die Vorgänge um Ulrich auf diesen Feldzug gestossen haben.
Überhaupt das Söldnerwesen des späten Mittelalters, der frühen Neuzeit.

Aber ihr habt natürlich Recht, diese Hintergründe muss man ebenfalls ausloten.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 01.12.2016 19:34

Ulrich von Herzog von Württemberg war so eine Art Ziehsohn von Maximilian.
Als Ulrich jedoch aus dem Schwäbischen Bund austrat, hat sich dieses Verhältnis sehr getrübt.
Maximilian hielt den Schwäbischen Bund als sehr wichtig für das Reich.

Die Regional-Historiker werten die Bestellung Ulrichs zum Führer der Reiterei in dem habshurger Eroberungszug in das Herzogtum Burgund für einen Versuch, dieses Verhältnis wieder herzustellen.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Teresa C. - 01.12.2016 22:12

(29.11.2016 16:07)Suebe schrieb:  Es war wohl Erbteil seines Sohnes Karl (später Kaiser Karl V.)
das er da in Besitz nehmen wollte.
Inwieweit sein Rechtsanspruch da gesichert war, habe ich jetzt nicht recherchiert.
Da mich die Vorgänge um Ulrich auf diesen Feldzug gestossen haben.
Überhaupt das Söldnerwesen des späten Mittelalters, der frühen Neuzeit.

Aber ihr habt natürlich Recht, diese Hintergründe muss man ebenfalls ausloten.

Nur eine kleine Korrektur:
Karl V. war der Enkel und nicht der Sohn von Maximilian I.

Was die rechtliche Frage in Bezug auf das Herzogtum Burgund betrifft, so dürfte sie tatsächlich unklar gewesen sein. Letztlich aber war das wohl eher unwichtig, und vom Rechtlichen her werden wohl beide Konfliktparteien der Rechtsauslegung, die ihrem Interesse entsprochen hat, den Vorzug gegeben haben.

Entscheidend war eher, dass die Herrschaft über das Herzogtum Burgund für beide Seiten inzwischen wohl auch so etwas wie eine Prestige-Sache geworden war (neben wirtschaftlicher Attraktivität).
Immerhin gehörte das Herzogtum zu den wenigen Ländern / Herrschaften aus der "burgundischen Erbschaft" nach dem Tod Karl des Kühnen, die die französischen Könige Anfang des 16. Jahrhunderts behalten hatten. Andererseits hatten sich Karl der Kühne und seine Vorfahren nach diesem Herzogtum benannt, es war das ursprüngliche Gebiet, von dem aus sie ihren Länderkomplex erobert, erheiratet und ererbt hatten. Da mag es für einen Maximilian I. auch eine Prestigesache gewesen sein, das Herzogtum ebenfalls unter seine Herrschaft bzw. die seines Sohnes und dessen Nachkommen zu bringen.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Arkona - 02.12.2016 11:46

Da der Maximilian die Maria als einzige Tochter Karl des Kühnen geheiratet hat, müsste doch Burgund automatisch an Habsburg fallen. Oder ist meine laienhafte Rechtsauffassung so falsch?


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 02.12.2016 21:04

(02.12.2016 11:46)Arkona schrieb:  Da der Maximilian die Maria als einzige Tochter Karl des Kühnen geheiratet hat, müsste doch Burgund automatisch an Habsburg fallen. Oder ist meine laienhafte Rechtsauffassung so falsch?

Das Herzogtum Burgund, nicht zu verwechseln zB mit der Freigrafschaft, war französisches Lehen, und wurde als "erledigt" vom französischen König eingezogen.
Es ist der uralte Satz, "Recht haben" und "Recht kriegen" sind zweierlei. Damals setzte man Truppen ein, um "Recht zu kriegen" heute schließt man vorab eine Rechtsschutzversucherung ab. Big Grin Aber auch da ist der Ausgang nie gewiss.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 02.12.2016 21:05

(02.12.2016 11:46)Arkona schrieb:  Da der Maximilian die Maria als einzige Tochter Karl des Kühnen geheiratet hat, müsste doch Burgund automatisch an Habsburg fallen. Oder ist meine laienhafte Rechtsauffassung so falsch?

Das Herzogtum Burgund, nicht zu verwechseln zB mit der Freigrafschaft, war französisches Lehen, und wurde als "erledigt" vom französischen König eingezogen.
Es ist der uralte Satz, "Recht haben" und "Recht kriegen" sind zweierlei. Damals setzte man Truppen ein, um "Recht zu kriegen" heute schließt man vorab eine Rechtsschutzversucherung ab. Big Grin Aber auch da ist der Ausgang nie gewiss.


RE: Ulrich v. Württemberg als kaiserlicher Heerführer - Suebe - 16.12.2016 21:09

Zurück zum "Reislaufen" dem Söldnerwesen des Spätmittelalters.

Es ist alles andere als Sympthomatisch für die Eidgenossen, dass deren Reisläufer vertragsbrüchig wurden.
Vorkommnisse wie bei der Marienburg, verkauft von geworbenen Landsknechten, die Mangels Soldzahlung sich so schadlos hielten, gab es bei den Eidgenossen nicht.
Die Vorgänge bei Dijon hat den Reisläufern "zu Hause" auch ganz erhebliche Vorwürfe eingebracht. Und dass sie doppelt angeschmiert waren, hat in Bern usw. zu Genugtuung geführt.

1519 hat Herzog Ulrich den Fehler gemacht, dass er direkt abschloss, nicht über die Tagsatzung, wie es bei den Eidgenossen usus war.