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Französische Intervention in Mexiko
14.10.2012, 09:59
Beitrag: #22
RE: Französische Intervention in Mexiko
Servus!

Nur mal kurz zu Maximilian, Napoleon III. und Mexiko:
Maximilian war eher ein Romantiker mit Hang zu utopischen Ideen. Das wurde ihim später in Mexiko zum Verhängnis. Das, und dass er mit seinem Bruder Franz Josef ein rigoroses Pflichtverständnis teilte, was ihn daran hinderte, den einmal angetretenen "Job" als Kaiser von Mexiko einfach wieder aufzugeben.
Max sah sich selber als Sohn Napoleons II. Da er auch Nachkomme berühmter Habsburger war, strebte er zeitlebens danach, zu einer Krone zu kommen. Insbesondere seinem Bruder gegenüber wollte er nicht zurückstehen, er, der Erbe der von ihm hoch verehrten spanischen Habsburger Ferdinand und Isabella, deren Gräber er in Granada besuchte, sowie als "Enkel - wenngleich ein illegitimer - des großen Napoleon" (Maximilians eigener Ausspruch gegenüber seinem Leibarzt!).

Bei allem Ehrgeiz war Maximilian aber entscheidungsschwach. Oft tagelang und in Schwermut versinkend wälzte er wichtige Beschlüsse hin und her, bevor er sich dann doch von seinen Beratern - die meist schlechte, eigensüchtige Berater waren - zu etwas drängen ließ, was er eigentlich nicht wollte.

Schon 1857, als Maximilian die Tochter des belgischen Königs Leopold I. heiratete, war ihm von mexikanischen Abgesandten der Thron eines zukünftigen Kaiserreichs Mexiko angeboten worden. Leopold meinte dazu: "Cela serait une belle position."
Er kannte wohl schon den schrankenlosen Ehrgeiz seiner Tochter, die Maximilian letzten Endes in das mexikanische Abenteuer treiben sollte.

Schon vor seiner Hochzeit hatte Maximilian Napoleon III. kennen gelernt, mit der Folge, dass sich beide sehr sympathisch fanden, wobei wohl v.a. Napoleon III. auch immer Hinterkopf gehabt hat, den Bruder des österreichischen Kaisers (zwischen den Brüdern war es aufgrund gegenseitiger Eifersüchteleien zu einer Entfremdung gekommen) auf seiner Seite zu haben.

1861 waren mexikanische Monarchisten unter Führung eines gewissen Hidalgo auf der Suche nach einem Kandidaten, der Juarez in Mexiko stürzen konnte.
Als Napoleon III. erfuhr, dass die von ihm lange gewünschte und erwartete Konstellation endlich zustande gekommen war, so dass Frankreich zwar in Mexiko eingreifen konnte, ohne jedoch als alleiniger Aggressor dazustehen und gleichzeitig ohne ein Eingreifen Englands, das ja mit von der Partie war, und der USA, die mit dem Bürgerkrieg mehr als beschäftigt waren, fürchten zu müssen, machte sich das Kaiserpaar gemeinsam mit Hidalgo auf die Suche nach einem geeigneten Thronkandidaten und besprach sämtliche Möglichkeiten.
Das nahe liegendste wäre ein Prinz aus dem spanischen Königshaus gewesen. Ein solcher Prinz war jedoch nicht vorhanden. Auch Prinzen aus den verschiedenen deutschen Staaten kamen nicht in Frage, denn "bei jedem gab es Hindernisse, wie zum Beispiel die Religion und die relativ geringe Bedeutung ihrer Länder." Dann brachte Hidalgo den österreichischen Erzherzog Rainer ins Spiel (als Habsburger hatte der ja auch spanische Ahnen, die ihn als Thronkandidaten auf dem Thron einer ehemaligen spanischen Kolonie denkbar machten), denn Erzherzog Maximilian, der andere denkbare Erzherzog, würde ja doch nicht annehmen - oder doch ?
Immerhin war Maximilian dem französischen Kaiser persönlich bekannt und der Kaiser wusste vermutlich auch von den Problemen des wegen seiner Machtlosigkeit frustriert in Miramar sitzenden Erzherzogs. Vor allem aber hatte Kaiserin Eugenie Ferdinand Max vermutlich schon vor der Unterredung mit Hidalgo in Biarritz als geeigneten Kandidaten ausersehen gehabt, jedenfalls trieb sie jetzt die Kontaktaufnahme mit Wien energisch voran. Das war ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn Eugenies Einfluss auf die Politik Napoleons III. wurde in diesen Jahren immer größer. Außerdem war die Mutter Eugenies eine alte Freundin Hidalgos...
Darüber hinaus wurde damit spekuliert, dass Franz Josef ganz froh sein würde, den lästigen Bruder außer Landes zu wissen, noch dazu mit einer ihn wohl vollkommen in Anspruch nehmenden Aufgabe beschäftigt.
Trotzdem ließ er den Bruder nicht ins offene Messer laufen und ließ ihn eindringlich vor der Annahme des Thrones warnen, wodurch sich Ferdinand Max veranlasst sah, die Bedingungen für eine Thronannahme zu stellen, die ihm dann später von Napoleon als erfüllt vorgegaukelt wurden.

VG
Christian
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RE: Französische Intervention in Mexiko - 913Chris - 14.10.2012 09:59

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