Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Französische Intervention in Mexiko
13.10.2012, 20:12
Beitrag: #20
RE: Französische Intervention in Mexiko
(13.10.2012 12:08)Sansavoir schrieb:  Maximilian und Charlotte flüchteten sicher vor ihrer schwierigen Situation in Europa in ein leichtsinniges Abenteuer nach Mexiko, in der Hoffnung dort einen politischen und persönlichen Neuanfang zu starten. Beiden unterlief der Fehler, sich nicht entsprechend vorbereitet zu haben. Hätten sie es getan, wären sie wohl in Europa geblieben.

Franz Herre stellt das (und besonders die Rolle Maximilians) in "Franz Joseph. Sein Leben - seine Zeit" etwas anders dar:
"Im letzten Moment wäre er [Maximilian] beinahe zurückgezuckt, nicht etwa, weil er das Spiel durchschaut hätte, sondern weil ihm Entscheidungen nicht lagen, er Kreuzfahrten zwischen seinen Stimmungspolen liebte, der Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit seiner Seelenlage entsprach. Da nahm seine Frau die Sache in die Hand. Charlotte war ebenso unbefriedigt wie Ferdinand Max, doch sie konnte nicht wie er in dieser Frustration ein beinahe wollüstiges Behagen finden. Sie wollte heraus aus dem goldenen Käfig Miramar, wo sie sich nur von ihrem Mann und dem Meer anöden lassen konnte. Sie musste weg von Österreich, wo für den Zweitgeborenen kaum mehr eine Chance für die Thronfolge bestand, für den Bruder des Kaisers kein angemessenes Amt zu haben war, und seine Frau im Schatten der Kaiserin blieb, Elisabeths [Sisi], die weit schöner war als sie und Kinder hatte.
Mexiko war Charlottes Kanaan, in das sie ziehen wollte, fest entschlossen, den zaudernden Ferdinand Max mitzunehmen. Sie ging davon aus, dass sie als Kaiserin von Mexiko mehr sein würde als nur die Gemahlin des Kaisers, die Mitregentin nämlich, wahrscheinlich sogar, wie sie sich und ihren Mann kannte, die eigentliche Herrscherin. Das sagte sie ihm nicht, sie packte ihn an seiner empfindlichsten Stelle: Er müsse Manns genug sein, mit seinen Bedenken fertigzuwerden, er solle endlich seinen Mann stehen - in Mexiko. Im Gefängnis von Queretaro, kurz vor seiner Hinrichtung, klagte Ferdinand Max, er sei hier, weil er seiner Frau gefolgt sei.
An Warnungen hatte es nicht gefehlt. [...] Die Erzherzogin [Sophie] hatte ihren Sohn bekniet, die "Unglückskrone" auszuschlagen, doch ihr Brief war von Charlotte mit der Bitte beantwortet worden, sie solle sie beide nicht unglücklich machen. "Das ist der Kummer meines Lebens", seufzte die Mutter beim Abschied."
(Wilhelm Heyne Verlag 1988, S. 246)

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Französische Intervention in Mexiko - Maxdorfer - 13.10.2012 20:12

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds