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Die "Große Zeit"
19.09.2012, 16:05
Beitrag: #13
RE: Die "Große Zeit"
(19.09.2012 14:46)Uta schrieb:  
(19.09.2012 11:28)Suebe schrieb:  diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914
Die Begeisterung wich wohl sehr schnell großer Ernüchterung und dann auch bald blankem Entsetzen. Aber genau um diese paar Wochen geht es mir.

(19.09.2012 11:28)Suebe schrieb:  Insbesondere verwunderlich für den sehr viel später Geborenen ist die Tatsache, dass selbst die hochgebildeten Schichten von diesem "August-Erlebnis" keineswegs unberührt geblieben sind.

Laut Wiki und einigen anderen Texten aus dem Netz waren es wohl gerade die Intellektuellen (nahezu aller beteiligten Länder), die sich von dieser Stimmung besonders mitreißen ließen. In dem von mir in #1 verlinkten Artikel wird jedoch auf neuere Erkenntnisse verwiesen, wonach sich diese Euphorie durch alle gesellschaftlichen Schichten zog. Kennt jemand hierzu den neuesten Forschungsstand?


Was mich auch nachdenklich macht, ist die Geschwindigkeit, mit der dieses Lauffeuer um sich griff.
Beispiel:

1. August 1914 Kriegserklärung von Deutschland an Russland
3. August 1914 Kriegserklärung von Deutschland an Frankreich
6. August 1914 König Wilhelm II. verabschiedet in Stuttgart das Infanterieregiment"Kaiser Friedrich" und das Grenadierregiment "Königin Olga"
9. August 1914 stehen auf dem hiesigen Marktplatz 1200 (!) Soldaten zum Abmarsch bereit - alles Freiwillige, nur eine gute Woche nach der ersten Kriegserklärung.

Am 10. August war dann im Tagblatt zu lesen:
"[...] Kompagnieweise rückten die Mannschaften auf, und alsbald waren dieselben von dichtgedrängter Volksmenge rings umfriedet. In herzerhebenden Worten, aus denen die patriotische Erregung hervorklang, wies Dekan [...] auf die schwere aber opferfreudige Aufgabe hin, die unserer Wehrmacht bevorstand, durch den uns mutwillig aufgedrungenen Krieg. [...]
Möge herrlicher Sieg den deutschen Waffen beschieden sein [...] Die stolze deutsche Armee, liebkost vom Schlachtenglück, wird ewigen Ruhmes sicher, Friede und Freiheit fest begründen[...]"
usw. usf.

[Was der gute Schreiberling des Tagblattes natürlich nicht ahnte: Die tapferen 1200 Mann wurden bereits innerhalb ihrer ersten Woche im Elsass in bittere Kämpfe verwickelt, bei denen es viele Verluste gab. Bis zum Kriegsende war das Regiment immer an vordester Front eingesetzt gewesen, entsprechend "ernüchternd" war die Bilanz am Ende.]


Mir ist aber immer noch nicht klar, woher diese ungeheuerliche Woge der Begeisterung, die anscheinend einmal quer über Europa schwappte, nun auf einmal kam.
Propaganda von Wilhelm II. alleine kann es auch nicht gewesen sein. Das war ja in anderen Ländern ähnlich.

Nein, alleine Propaganda, auch in den anderen Ländern war es nicht nur, in jedem der Länder hatten die sog. Kriegsparteien getrommelt, die Massen besoffen gemacht, die überragende Stärke der eigenen Waffen herausgestellt.
Die Kriegsbegeisterung der Entente (England und Frankreich) hatte andere Gründe als die Deutschlands.

Das Reich hatte sich gegenüber England und Frankreich wie ein Tölpel benommen, ich erinnere an die Hunnenrede des Kaisers oder , Panthersprung .
Diesem aggressiven Deutschland musste ordenlich auf die Finger gehauen werden. Die Begeisterung in Frankreich wurde zusätzlich mit der Revance für L Alsace et La Lorraine angeheizt.

In Deutschland hatte bereits der Gedanke des Herrenmenschen Platz gefunden, zwar nicht in der pervertierten Form wie eine Generation später, aber es hieß "the germans to the fronts" (beachte den Plural) und "am Deutschen Wesen soll die Welt genesen"
"Jeder Schuss ein Russ jeder Stoß ein Franzos" und "auf Wiedersehen auf dem Boulevard"

Nein, es war nicht nur die Propaganda Wilhelms es war eine grenzenlose Selbstüberschätzung der Deutschen, ein Riesenalotria, es war "Hitler in klein"
Die Deutschen fühlten sich 1914 als die stärkste Nation in Europa, was sie auch waren, die Deutschen hätten Frankreich bezwingen können, Sie hätten auch England bezwingen können, Beide zusammen aber nicht und das war der generelle Gedankenfehler, der mit diesem Hurra-Patriotismus weggedacht wurde.
In einer Schlacht, ob vor Verdun oder an der Somme, in einer Schlacht mehr Soldaten zu verlieren als der ganze Krieg 1870 gekostet hat, DAS hätte Mahner auf den Platz rufen müssen, aber diese Mahner gab es nicht.
Die einzigen Mahner die es gab, das waren die Bolschewiki in Russland, die den Krieg, das Abschlachten um jeden Preis , auch um den Preis eines bitteren Friedens von Brest, weiter verhindern wollten.
(und bitte jetzt keine Diskussion über andere Gründe für Brest)
HIER geht es um die Beendigung des Schlachtens.
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