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King Arthur - das ungelöste Rätsel...
08.06.2018, 14:17
Beitrag: #22
RE: King Arthur - das ungelöste Rätsel...
(08.06.2018 11:52)Bunbury schrieb:  Chretien de Troyes schrieb den "Lancelot" im Auftrag von Marie de France. Marie ihrerseits war die Tochter von Eleonore von Aquitanien. Eleonore wurde Königin von England, einige jahre nachdem Geoffrey seine Historia geschrieben hatte. Die Förderung der Kunst und Literatur war ein Anliegen beider Frauen. Von daher halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass die Historia von Geoffrey Marie dazu bewog, Chretien den Auftrag zu erteilen, über Lancelot zu schreiben.
Dazu kommt, dass Marie die Herrin der Champagne war- und die Champagne immer wieder von neuen Keltenstämmen besiedelt worden war-was auch verhältnismäßig gut von den antiken Autoren dokumentiert war. Marie war sehr gebildet- also könnte sie darüber durchaus Bescheid gewußt haben.
Es gibt also einige Indizien, die darauf hinweisen, dass Chretien im Lancelot auf Geheiß seiner Mäzenin keltische Elemente oder soagr eine auf keltischen Legenden beruhende Grundgeschichte verwendet hat.
Die Art und Weise, wie er es tat, die entspricht aber sicherlich den Gesetzen der Minnesänger - wieviel okzidianische Einflüsse sie aufweist, kann ich nicht beurteilen, da bist du der Experte...

Ich halte es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass Maire von Champagne Chrétien Vorgaben zum Stoff gemacht hat. Natürlich war sie Förderin und Auftraggeberin der Minnesänger - und wie ihre Mutter Eleonore kannte sie natürlich die Geschichten um Artus. Artus und die Tafelrunde waren schliesslich das zentrale Thema resp. der Mittelpunkt der ganzen Minnedichtung, die jeder Adlige, der etwas auf sich hielt, kennen musste. Umso mehr natürlich die tatsächlich sehr gebildeten Eleonore und Marie. Aber dass Marie Chrétien den Auftrag erteilt hat, keltische Sagen umzusetzen, halte ich wie gesagt für äusserst unwahrscheinlich. Und zwar aus folgenden Gründen:

Die Champagne war zusammen mit der Ile de France das Zentrum der nordfranzösischen Minnesänger (Chrétien von Troyes, G. von Provins etc.) und deren kulturellen Vorläufer waren die Verfasser der "Chansons de geste" (Hauptthematik Karl der Grosse wie etwa das Rolandslied).
Natürlich haben die nordfranzösischen Minnedichter die Artus-Thamtik aufgegriffen (ohne Artus und die Tafelrunde kam kaum eine Minnedichtung aus), aber es sind eben auch Elemente der Chansons de geste sowie eigene Kreationen wie der Gral oder eben (m.M) Lancelot mit eingeflossen.

Eleonore von Aquitanien war noch eine grössere Förderin der Minnedichtung als ihre Tochter Marie. Ihre erste und ursprüngliche kulturelle Prägung erhielt sie aber nicht durch Momouth oder durch dessen keltischen Hintergrund (den sie allerdings offensichtlich bereits in Frankreich und nicht erst in England kennen lernte) sondern der war - aufgrund ihrer Heimat Aquitanien - durch und durch okzidanisch. Ihr Grossvater (der bei ihrer Geburt noch gelebt hat) war der aquitanische Herzog Wilhelm IV der Troubadour, welcher als einer der ersten Minnesänger übernhaupt gilt. Bei dessen Tod (1126) hatte Monmouth seine "britannische Königsgeschichte" noch nicht begonnen - und die okzidanischen Troubadoure (Vorläufer der nordfranzösischen und deutschen Minnesänger) wussten ganz offensichtlich noch nichts von Arthur.

Die Champagne hatte bereits im Frühmittelalter keinen keltischen Hintergrund mehr (trotz der zahreichen Stämme in der Antike) und gerade dort dürften sich wohl kaum mehr entspr. erzählerische Spuren finden lassen - um so mehr, da es mehr als fragwürdig ist, ob die antike keltische Kultur in Gallien (wie sie etwa Cäsar beschreibt) sich mit den frühmittelalterlichen keltischen Traditionen Englands, Irlands und Wales vergleichen lässt. Jedenfalls gehörte die Champange zum Zentrum des karolingischen Frankenreichs und war allein schon deshalb fränkisch und nicht keltisch geprägt. Die einzige Region in Frankreich, welche eine (frühmittelalterliche) keltische Kultur aufwies, war die Bretagne. Die frühen Grafen der Bretagne verwendeten den Leitnamen Conan, ein Name keltischen Ursprungs (nicht nur Asterix sondern auch Conan der Barbar war keltischer Bretone -Smile).
Und gerade diese Region wurde ja später auch speziell in die Artus-Epik der Minnedichter eingebaut (Ban von Benwick, der Vater von Lancelot, soll König der Bretagne gewesen sein).

Wenn man weitere Minnedichtungen mit - neben den Gestalten von Artus, Merlin, Gunivere sowie der Toteninsel Avalon - keltischem Sagenhintergrund suchen will, so sollte man sich m.M nicht an Lancelot und schon gar nicht an den Gral halten, sondern an den Themenkreis "Tristan und Isolde". Dieser Teil der Minnedichtung, welcher seltsamerweise lange Zeit keinen Bezug zu Artus und der Tafelrunde hatte, ist, so meine ich, bestimmt keltischen Ursprungs (irsich-walisisch).

PS:
Vielleicht kommt später ja jemand auf die Idee, auch für den Lohegrin ein keltisches Vorbild zu suchen -Smile
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RE: King Arthur - das ungelöste Rätsel... - Aguyar - 08.06.2018 14:17

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