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Warum Land der Dichter und Denker?
08.03.2018, 15:21
Beitrag: #4
RE: Warum Land der Dichter und Denker?
(08.03.2018 01:27)Arkona schrieb:  Es ist ja unbesteitbar, dass Deutschland in seinen heutigen und damaligen Grenzen unzählige Genies hervorbrachte, auch denke ich an die schlauen Schwaben, lieber @Suebe. Aber wie kommt das? Meine These: Jeder Duodezfürst, selbst wenn er nur ein paar Felder rings um Knistermeckelfingen sein eigen nannte, spielte sich als Mäzen auf. Es gab also speziell in Deutschland einen Riesenmarkt für arme Poeten und Wissenschaftler. Schon rein die Masse machte es, dass sich darunter auch mal mal ein Lottosechser wie Kant, Bach, Goethe oder Leibnitz fand, neben den vielen Scharlatanen und angeblichen Goldmachern. Die Erfindung des sächsischen Porzellans ist so eine Mustergeschichte...

All diese Leute taugten alle nach der Meinung von Friedrich Wilhelm I., dem Vater des alten Fritzen, übrigens zu gar nichts, nichtmal zum Wachestehen.

Die These hat was für sich und Du würdest dabei auch nicht alleine dastehen. Jedenfalls ist es bezeichnend, dass die "Häufung" der deutschen Genies in der Phase des "Flickenteppichs" zu verorten ist (von Dürer bis zu Goethe und Kant). Dabei ist es m. M nicht einmal so wichtig, ob jetzt jeder Duodezfürst Mäzen war oder nicht - das Entscheidende ist das Vorhandensein von kleinen und kleinsten mehr oder weniger unabhängigen Staaten innerhalb Deutschlands.

Die These, das Kleinräumigkeit Genies (Kultur, Wissenschaft etc) fördert, kann man - allerding zeitlich sehr sehr weit - mit dem antiken Griechenland vergleichen. Auch dort gab es eine Häufung von Genies (von Homer bis Plato, Aristoteles, Pythagoras) wobei die Kleinräumigkeit ebenfalls offenbar das entscheidende Merkmal darstellt. Das antike Griechenland mit seinen Mini-Königreichen, Polis und Inselreichen ist in dieser Hinsicht durchaus mit dem Flickenteppich Deutschland vergleichbar.

In beiden Fällen war dann sofort Schluss mit den Genies, als diese kleinräumigen Mini-Staaten Grossmächte wurden (Wilhelm I/Bismarck resp. Alexander der Grosse).

Ein weiteres Beispiel: das kleinstaatliche Italien des Spätmittelalters (Florenz, Mailand, Sizilien, Ferrara/Reggio) mit da Vinci, Dante, Galilei, Petrarca etc.

Das Römische Imperium: Eher ein Negativ-Beispiel mit wenigen Genies. Sie haben einfach die Ideen der "kleinstaatlichen" genialen Griechen übernommen.

USA: Negativ-Beispiel ? Sie kaufen die Genies einfach von ausserhalb ein.

Natürlich gab es auch in Gross- und Supermächten Genies, aber auffallenderweise nie in dieser Masse innerhalb eines kurzen Zeitraums. Ich würde die These jetzt sogar überspitz formulieren: Der Fortschritt (wissenschaftlich, kulturell, technisch) ist dort am grössten, wo es die politische und militärische Macht am Kleinsten ist. Eine offene Gesellschaft ist allerdings dazu nötig - auch isolierte Kleinstaaten haben nicht viele Genies.
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RE: Warum Land der Dichter und Denker? - Aguyar - 08.03.2018 15:21

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