Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Der Untergang der Hohenstaufen
27.01.2018, 11:25
Beitrag: #21
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Der Wirtemberger Graf soll auch Kandidat gewesen sein, und freiwillig verzichtet haben...

Die Frau König Rudolfs war eine Hohenbergerin, Linie Hohenberg-Haigerloch, ob jetzt Hohenberg eine Seitenlinie von Zollern oder Zollern eine von Hohenberg war, ist bei den Lokal-Mediavisten bis dato strittig.
Ob Hohenzollern, die waren zdZ schon Burggrafen von Nürnberg, den Habsburger bei der Königswahl unterstützt haben, weiß ich jetzt nicht. Aber bestimmt nicht aus familiären Gründen, man war Konkurent zwischen Alb und Schwarzwald und es gab anscheinend auch schon "kriegerische" Auseinandersetzungen. (gewalttätig wird wohl eher passen).

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 11:28
Beitrag: #22
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Hat nicht ein Staufer-Abkömmling aus weiblicher Linie einen Sohn oder Enkel des "finsteren Charles" Karl von Anjou geheiratet?
Da ist mir doch was in Erinnerung.

So Todfeindschaften von Familie zu Familie gab es damals demnach nicht. Nichtmal in Corleone Devil

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 12:07
Beitrag: #23
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 00:55)Aguyar schrieb:  
(26.01.2018 04:04)Teresa C. schrieb:  In diesem Zusammenhang wäre zum Beispiel sehr interessant, warum er es überhaupt zuließ, dass jemand seine Kurstimme, da er offensichtlich nicht anwesend war, verwenden konnte und noch dazu nicht in seinem Sinn. (Oder war er in Wirklichkeit bei der Wahl dabei und seine Abwesenheit ist eine Erfindung späterer Chronisten. Auffallend ist immerhin, dass die negative Berichterstattung der Chronisten recht bald nach seinem Sturz einsetzte und sich doch sehr von der unterscheidet, die er zuvor gehabt hatte.

Ottokar war tatsächlich nicht anwesend - d.h. seine Kurstimme wurde gar nicht abgegeben. Rudolf wurde nur von den Sechs gewählt. Im Übrigen stand mit Ludwig II dem Strengen ein zweiter Kurfürst für die Königswahl zur Debatte. Aber der war den anderen auch zu mächtig/einflussreich.

Ich habe gelesen, dass Ottokar bei Königswahl nicht anwesend war und daher einer der Kurfürsten in Vertretung für ihn mit seiner Kurstimme ebenfalls Rudolf gewählt haben soll, was allerdings nicht mit Ottokar abgesprochen war.

Allerdings halte ich es für möglich, dass das vielleicht nur eine später entstandene Legende ist.
-------------------

Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die übrigen Kurfürsten zumindest bei dieser Wahl selbst Interesse hatten, sich auf einen Kandidaten zu verständigen, offensichtlich wollten sie diese Mal zumindest einen König, der als solcher anerkannt ist und somit jene Zeit, die später als das Interregnum bezeichnet wurde, endlich beendet.

Mich würde nicht wundern, wenn sie selbst inzwischen befürchtet hätten, dass es sonst noch zu einer Auflösung des Reiches kommt und sie dabei ebenfalls ihre legalen "Grundlagen" für ihre eigene Machtposition verlieren konnten. (Wozu werden eigentlich Reichsfürsten beziehungsweise Kurfürsten benötigt, wenn es ohnehin kein Reich oder keinen König mehr gibt?) Daneben dürfte die damalige Lage nicht nur die Machtposition der Städte, sondern auch den "niedrigen" Adel gefördert haben.

Was die Ehen von Rudolfs Töchtern im Zusammenhang mit seiner Wahl zum König betrifft, so heiratete Mathilde (1254-1304) Herzog Ludwig (II.) dem Strengen von Bayern. (Beide waren die Eltern von Kaiser Ludwig dem Bayern.) Ihre Schwester Agnes (bis 1273 Gertrud) heiratete Herzog Albert (II.) von Sachsen. (Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass offensichtlich eine weitere Tochter einen Herzog von (Nieder-)Bayern einen weiteren Wittelsbacher heiratete und eine andere Tochter mit dem Markgrafen von Brandenburg einen weiteren Askanier.)
Quelle: http://regiowiki.at/wiki/Rudolf_I._(HRR)

Rudolf wurde also nicht nur zum römisch-deutschen König gewählt, sondern die Kurfürsten (beziehungsweise die Wittelsbacher und Askanier unter den Kurfürsten) hatten außerdem auch Interesse daran, ihn in ihr (kur- bzw. reichsfürstliches) "Kontakt- beziehungsweise Heiratsnetzwerk" einzubinden. Wenn wir seinen Rang als Graf (nicht gefürstet) bedenken, hatten sie offensichtlich auch Interesse daran, ihm hier ein wenig Verbesserung anzubieten, was zumindest ein Indiz ist, dass er nicht nur gewählt wurde, sondern dass bei dieser Wahl auch Interesse bestand, dass der Kandidat sich behaupten kann.

Es mag also sein, dass Ottokars Fehler nicht nur darin bestanden hat, dass er seine eigene Machtposition für stabiler hielt, als sie tatsächlich war, sondern mit Blick auf seine Erfahrungen während des Interregnums nicht erwartete hätte, dass die Kurfürsten (und vermutlich auch weitere Reichsfürsten) tatsächlich den Zustand des Interregnums beenden wollten.

In diesem Zusammenhang wäre auch zu die geographische Lage zu bedenken.
Die Staufer kamen aus der Reichslandschaft Schwaben und hatten ihre ursprüngliche Machtbasis im Westen des Reiches. (Dort sind auch die Wurzeln des Grafen Rudolf IV. von Habsburg zu finden, dem es gelang, den Grundstein für ein Herrschaftsgebilde zu legen, das in den folgenden Jahrhundert entstehen sollte und immerhin so etwas wie eine Ost-Westachse bildete. Eine Entwicklung, die er sicher nicht vorhersehen konnten).

Einen Machtbereich zwischen dem Osten und Westen im südlichen Teil des Reiches beziehungsweise in dessen Zentrum finden wir bei den Wittelsbachern (das Herzogtum Bayern wäre für den römisch-deutschen König später die ideale Position gewesen), während die Askanier eher im Norden und Osten des Reiches lokalisiert werden können.

Kurköln und Kurmainz sind im Zentrum zu finden, Kurtrier ebenfalls, aber bereits im Westen.

Ottokars Machtpolitik dürfte auf dem Osten und Süden des Reiches ausgerichtet gewesen sein (mit Ausblick auf Italien). Ich halte es daher auch für vorstellbar, dass er mit den politischen Entwicklungen im Westen des Reiches weniger vertraut war, was ebenfalls letztlich entscheidend gewesen sein könnte.
-----------------

Die Staufer jedenfalls dürften ihre Hauptmachtbasis im Zentrum und im Westen des Reiches gehabt haben, wobei sich ihre Politik unter Friedrich I. und Heinrich VI. und besonders unter Friedrich II. letztlich auf die Herrschaft über Italien ausrichtete. Das obere Italien war für Kaiser Friedrich II. jener Teil, der sein Königreich Sizilien zum Reich trennte, wenn er dort nicht seine Herrschaft als Herrscher über das Heilige Römische Reich behauptete. Zum Verhängnis dürfte den Staufern letztlich geworden sein, dass es Friedrich II. letztlich nicht gelungen ist, dort eine dauerhafte Herrschaft aufzubauen. Friedrich II. gelang es letztlich nicht, die dortigen Machthaber durch Eroberung endgültig durch Eroberung unter seine Herrschaft zu bringen.

Hier dürfte sich der Konflikt mit den Papstum verhängnisvoll ausgewirkt haben, das sich den oberitalienischen Machthabern als Alternative zu ihm anbot. Das wäre vielleicht anders gewesen, wenn es Friedrich II. statt mit den Päpsten, also gewählten Herrscher mit jeweils unterschiedlichen Familienhintergründen nur mit einer anderen Herrscherdynastie zu tun gehabt hätte. Eine andere Herrscherdynastie hätte er vielleicht durch eine gemeinsame politische Zusammenarbeit, unterstützt durch Eheschließungen, dauerhaft in seine Politik einbinden können. Mit den Päpsten war eine solche Politik nicht möglich.

Nicht entscheiden lässt sich vermutlich, ob es Friedrich II. mit dem damaligen Verständnis von Herrschaft beziehungsweise mit Blick auf die Ambitionen der dortigen Machthabenden (Stadtherrschaften , lokaler Adel) tatsächlich möglich gewesen wäre, eine Lösung zu finden, die für ihn und für diese ein tragbarer Kompromiss gewesen wäre.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 13:15
Beitrag: #24
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 11:28)Suebe schrieb:  Hat nicht ein Staufer-Abkömmling aus weiblicher Linie einen Sohn oder Enkel des "finsteren Charles" Karl von Anjou geheiratet?
Da ist mir doch was in Erinnerung.

So Todfeindschaften von Familie zu Familie gab es damals demnach nicht. Nichtmal in Corleone Devil

Ich glaube, eine Enkelin von ihm hat später einen Sohn oder Enkel von König Peter von Aragon geheiratet, der wiederum der Ehemann von Konstanze, einer Tochter von König Manfred war. An diesen Peter war die Herrschaft über Sizilien gefallen, nachdem die Bevölkerung dort Karl bzw. seine Leute ermordet bzw. davon gejagt hatte (Sizilianische Vesper). Karl musste sich daraufhin mit Neapel bzw. dem Festland begnügen.

Ein Sohn oder Enkel von Karl heiratete eine Tochter von König Rudolf I. (die Tochter von den beiden war wiederum jene Klementia / Clemence von Ungarn, die Ludwig der Zänker nach dem Tod (Mord?) seiner ersten Ehefrau heiratete, Leserinnen und Lesern der Roman-Reihe über Philipp den Schönen von Frankreich und seine "unseligen" Nachkommen von Maurice Druon dürfte beide kennen).

Eine Nachfahrin von Karl war übrigens jene ungarische Königin Maria, die mit dem späteren Kaiser Sigismund verheiratet war, der wiederum über die Ehe König von Ungarn wurde. Ihre Schwester Hedwig (Jadwiga) brachte nicht nur dem Fürstentum Litauen das Christentum (angeblich), sondern ihre Ehemann begründete die polnisch-böhmisch-ungarische Königsdynastie der Jagiellonen. Der "finstere" Karl gehört also auch zu den Stammvätern mehrerer bekannter Dynastien.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 13:49
Beitrag: #25
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 11:25)Suebe schrieb:  Der Wirtemberger Graf soll auch Kandidat gewesen sein, und freiwillig verzichtet haben...

Die Frau König Rudolfs war eine Hohenbergerin, Linie Hohenberg-Haigerloch, ob jetzt Hohenberg eine Seitenlinie von Zollern oder Zollern eine von Hohenberg war, ist bei den Lokal-Mediavisten bis dato strittig.
Ob Hohenzollern, die waren zdZ schon Burggrafen von Nürnberg, den Habsburger bei der Königswahl unterstützt haben, weiß ich jetzt nicht. Aber bestimmt nicht aus familiären Gründen, man war Konkurent zwischen Alb und Schwarzwald und es gab anscheinend auch schon "kriegerische" Auseinandersetzungen. (gewalttätig wird wohl eher passen).

Ich habe erst kürzlich eine Entdeckung gemacht, die aber eine Bestätigung dafür sein könnte, dass die Burggrafen von Nürnberg Rudolf von Habsburg tatsächlich unterstützten oder unterstützt hatten. Die Schlacht auf dem Marchfeld (sie wird heute auch als Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen bezeichnet), in der Ottokar fiel, fand 1278 statt, und in jenem Jahr belehnte König Rudolf I. den Burggrafen von Nürnberg mit einem Gebiet in der heutigen Republik Österreich, das später als das Brandenburger Lehen bekannt war.
Quelle: http://regiowiki.at/wiki/Brandenburger_Lehen

Die Gemeinde Seefeld-Kadolz befindet sich heute im Weinviertel, Teil des Bundeslandes Niederösterreich (und zu Rudolfs Zeiten Teil des Herzogtums Österreich). Das Weinviertel wiederum grenzt heute an Tschechien und die Slowakei und hier findet sich auch das Marchfeld, zu dem die Gemeinden Dürnkrut und Jedenspeigen gehören.

Die Burggrafen von Nürnberg waren Erben der Grafen von Raabs, deren Zentrum um die Burg Raabs lag, die sich wiederum im Waldviertel an der Grenze zu Tschechien befindet. Das Waldviertel grenzt wiederum an das Weinviertel, dass die Burggrafen zu Rudolfs Zeiten Einfluss auf das damalige Herzogtum Österreich hatten beziehungsweise ihre Politik (nicht nur auf die Reichslandschaft Schwaben, sondern) auch darauf ausgerichtet war, lässt sich zumindest vermuten.

Mit Ottokar waren die Burggrafen von Nürnberg offensichtlich nicht verwandt, da dürften sie als Verbündete für Rudolf in einem Krieg gegen Ottokar, der im damaligen Herzogtum Österreich ausgetragen wurde, naheliegende Verbündete gewesen sein.

Nebenbei stellte Rudolf die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten, die Ottokar unter seine Herrschaft gebracht hatte, nachdem er sie diesem wieder abgenommen hatte, erst einmal unter die unmittelbare Herrschaft des römisch-deutschen König.

Allerdings könnte er schon damals gehofft haben, zumindest das Herzogtum Österreich an seine Familie zu bringen (und ihr damit den Aufstieg in den Reichsfürstenstand zu verschaffen). Jedenfalls ernannte er, ehe er wieder ins Reich aufbrach, damals seinen ältesten Sohn zum Regenten, also zu seinem königlichen Vertreter.

Aber erst Jahre vergab er die drei Herzogtümer wieder, in dem er seine Söhne mit Herzogtümern Österreich und Steiermark und den Grafen Meinhard von Tirol und Görz mit dem Herzogtum Kärnten belehnte, alles übrigens mit Zustimmung der anderen Reichsfürsten (Kurfürsten?).

Das deutet jedenfalls daraufhin, das 1278 noch keineswegs klar war (vielleicht auch nicht einmal für Rudolf) wie es in diesem östlichen Teil des Reiches weitergehen würde.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 15:17
Beitrag: #26
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 11:28)Suebe schrieb:  Hat nicht ein Staufer-Abkömmling aus weiblicher Linie einen Sohn oder Enkel des "finsteren Charles" Karl von Anjou geheiratet?
Da ist mir doch was in Erinnerung.

So Todfeindschaften von Familie zu Familie gab es damals demnach nicht. Nichtmal in Corleone Devil

Karls Enkel bzw. Karls II. des Lahmen Sohn - Robert der Weise, König von Neapel - heiratete 1297 Yolande von Aragon, Tochter von Peter III. von Aragon und Konstanze von Sizilien, der Tochter Manfreds. Yolande wurde aber nicht Königin von Neapel, da sie vor der Thronbesteigung ihres Mannes starb. Robert der Weise heiratete in zweiter Ehe eine Tochter Jakobs II. von Mallorca, der einer Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragon entstammte.

Eine bereits früher geschlossene Ehe zwiscvhen Angehörigen der beiden Dynastien war die 1295 geschlossene Ehe zwischen König Jakob II. von Aragon (Sohn von Peter III. und Konstanze) und der Blanka von Anjou, Tochter Karls II. des Lahmens und somit auch Schwester von Robert den Weisen.

1302 heirateten Friedrich II., König von Sizilien (jüngster Sohn von Peter III. und Konstanze) und Eleonore, eine weitere Tochter Karls II. von Neapel.

Alle Ehen wurden auf Initiative des Papstes Bonifatius VIII. geschlossen, der nach dem Scheitern des 1285 von Philipp III. von Frankreich ausgeführten "Aragonesischen Feldzug" die päpstliche Versöhnungspolitik zwischen Aragon und Anjou fortsetzte. Dass es letztlich zu keiner dauerhaften, langfristigen Versöhnung kam, deutet daraufhin, dass der Konflikt nicht nur auf dynastische Rivalitäten zurückzuführen ist.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 15:59
Beitrag: #27
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 12:07)Teresa C. schrieb:  Was die Ehen von Rudolfs Töchtern im Zusammenhang mit seiner Wahl zum König betrifft, so heiratete Mathilde (1254-1304) Herzog Ludwig (II.) dem Strengen von Bayern. (Beide waren die Eltern von Kaiser Ludwig dem Bayern.) Ihre Schwester Agnes (bis 1273 Gertrud) heiratete Herzog Albert (II.) von Sachsen. (Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass offensichtlich eine weitere Tochter einen Herzog von (Nieder-)Bayern einen weiteren Wittelsbacher heiratete und eine andere Tochter mit dem Markgrafen von Brandenburg einen weiteren Askanier.)
Quelle: http://regiowiki.at/wiki/Rudolf_I._(HRR)

Rudolf wurde also nicht nur zum römisch-deutschen König gewählt, sondern die Kurfürsten (beziehungsweise die Wittelsbacher und Askanier unter den Kurfürsten) hatten außerdem auch Interesse daran, ihn in ihr (kur- bzw. reichsfürstliches) "Kontakt- beziehungsweise Heiratsnetzwerk" einzubinden. Wenn wir seinen Rang als Graf (nicht gefürstet) bedenken, hatten sie offensichtlich auch Interesse daran, ihm hier ein wenig Verbesserung anzubieten, was zumindest ein Indiz ist, dass er nicht nur gewählt wurde, sondern dass bei dieser Wahl auch Interesse bestand, dass der Kandidat sich behaupten kann.

Nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen im Jahr 1180 waren Wittelsbacher und Askanier die größten Nutznießer von dessen politischen Sturz. Die Askanier waren stets loyale Parteigänger der Staufer, bei den Wittelsbachern traf dies ebenfalls zu, wenn man die Politik der Jahre 1208 bis 1212 (Otto VIII. / Ludwig von Kehlheim) oder von 1232 bis 1235 (Konflikt Heinrichs (VII) mit den Wittelsbachern) außer Acht lässt. Mit der Wahl Rudolfs von Habsburg (aus dem Südwesten des Reiches) sollte nicht nur das Interregnum beendet werden, sondern eine Rückkehr zu den innenpolitischen Machtverhältnissen unter Friedrich II. eingeleitet werden.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 16:27
Beitrag: #28
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 12:07)Teresa C. schrieb:  Ottokars Machtpolitik dürfte auf dem Osten und Süden des Reiches ausgerichtet gewesen sein (mit Ausblick auf Italien). Ich halte es daher auch für vorstellbar, dass er mit den politischen Entwicklungen im Westen des Reiches weniger vertraut war, was ebenfalls letztlich entscheidend gewesen sein könnte.

Das ist richtig. Ottokars Ambitionen waren auf Ostmitteleuropa ausgerichtet.
Die Luxemburger folgten ihn in vielen Punkten seiner außenpolitischen Vorstellungen. Auch sie vernachlässigten die Entwicklung im Westen des Reiches sträflich.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
27.01.2018, 23:59
Beitrag: #29
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 11:25)Suebe schrieb:  Der Wirtemberger Graf soll auch Kandidat gewesen sein, und freiwillig verzichtet haben...

Die Frau König Rudolfs war eine Hohenbergerin, Linie Hohenberg-Haigerloch, ob jetzt Hohenberg eine Seitenlinie von Zollern oder Zollern eine von Hohenberg war, ist bei den Lokal-Mediavisten bis dato strittig.
Ob Hohenzollern, die waren zdZ schon Burggrafen von Nürnberg, den Habsburger bei der Königswahl unterstützt haben, weiß ich jetzt nicht. Aber bestimmt nicht aus familiären Gründen, man war Konkurent zwischen Alb und Schwarzwald und es gab anscheinend auch schon "kriegerische" Auseinandersetzungen. (gewalttätig wird wohl eher passen).


Die Trennung zwischen Zollern und Hohenberg erfolgte recht früh.

Burchard I von Zolorin g. 1061, genannt in der Chronik des Mönchs Berhtold von Reichenau

Kinder von Burchard I:

Friedrich I Maute, g. vor 1125, Graf von Zollern, v. Udilhild von Urach

Kinder von Friedrich I:

Friedrich II, g. um 1142 oder nach 1145, Graf von Zollern
Burchard II, g. nach 1152, Graf von Hohenberg, v. Helmburgis von Schala-Burghausen
Ulrich, g. 1135, Abt von Sankt Gallen
Emma, g. nach 1152, Pfalzgräfin von Tübingen, v. Hugo I von Tübingen
Unbekannter Name, Gräfin von Homberg, v. Werner I von Homberg
Egino, g. nach 1134
Adalbert, g. vor 1150, Mönch in Zwiefalten
Luitgard, g. nach 1150, Nonne in Zwiefalten

Kinder von Friedrich II:

Friedrich III (I), g. 1201 oder 1204, Graf von Zollern, Burggraf von Nürnberg, v. Sophia von Raabs
Berthold, g. nach 1194, Graf von Zollern,

Kinder von Burchard II:

Burchard III, g. nach Juli 1193, Graf von Hohenberg, v. Kunigunde von Grünberg
Friedrich, g. nach April 1195, Graf von Hohenberg

Kinder von Friedrich III:

Konrad I der Fromme, g. 1260 / 1261, Graf von Zollern, Burggraf Nürnberg, Graf in Franken, v. vermultich Tochter des Grafen Friedrich II von Leiningen und Saarbrücken, v. Adelheid von Frontenhausen
Friedrich IV (II) mit dem Löwen, g. 1225, Graf von Zollern, Graf von Hohenzollern, Erbe von Abenberg, v. Elisabeth von Abenberg

Kinder von Burchard III:

Burchhard IV, g. 1225, Graf von Hohenberg, Graf von Zollern, v. Wilpirg von Aichelberg
Adalbert, Graf von Rottenburg

Kinder von Konrad I

Friedrich III der Erber, g. 1297, Burggraf von Nürnberg, Markgraf von Kulmbach, Margraf von Bayreuht, v. Elisabeth von Andechs, v. Helene von Sachsen (Askanien)
dieser war es, der Rudolf I als König vorgeschlagen hat, er war auch derjenige, der Rudolf bei der Belagerung von Basel die Nachricht von dessen Königswahl überbracht hat, er wurde auch Rudolfs Gefolgsmann
Adelheid, g. 1304, Gräfin von Kraiburg, Pfalzgräfin von Bayern, v. Rapoto III von Ortenburg (Sponheim)
Konrdad II der Fromme, g. 1314, Graf von Abenberg, v. Agnes von Hohenlohe, v. Agnes von Hirschberg
Sophie, g. nach Juni 1276, v. Markwart von Arnsberg-Heydeck
Elisabeth, g. 1255, Landgräfin von Leutchenberg, v. Gebhard III von Leuchtenberg
Friedrich V der Erlauchte, g. 1289, Graf von Hohenzollern, v. Udilhild von Dilligen
Sophie, g. nach Ferburar 1252, Gräfin von Urach, Gräfin von Freiburg, v. Konrad I von Urach (Fürstenberg)
Herkunft nicht gesichert: Justine, ev. Herzogin von Troppau, ev. v. Nikolaus I von Troppau (Přemysliden)
(Ottokar war ein Přemyslide)

Kinder von Burchard IV

Burchard V, g. 1253, Graf von Hohenberg, v. Mechthild von Tübingen
Vater von Gertrud / Anna, der Frau von Rudolf I (IV)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.01.2018, 01:02
Beitrag: #30
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 10:23)Teresa C. schrieb:  Nach der Literatur, die ich zu Kunigunde / Kunhuta gelesen habe (das ist aber auch schon wieder zehn Jahre her und damals gab es zu Kunigunde keine eigene deutschsprachige Literatur, um Informationen zu ihr zu finden, musste ich mich an ihre beiden Ehemänner halten), war sie, auch wenn Ottokar an ihr angeblich großen Gefallen gefunden hatte, sozusagen eine Ersatzbraut ("Ersatz-Arpadin"), da sie über ihre Mutter Anna zumindest eine Enkelin des ungarischen Königs Bela IV. war.

Eigentlich wäre eine Ehe zwischen Margit (Margarete), einer Schwester dieser Anna (und somit ebenfalls eine Tochter von Bela IV. und daher eine Arpadin) geplant gewesen, die ihr Vater schon als Kind für das Kloster bestimmt hatte. Zwar wäre es möglich gewesen, für diese Ehe einen päpstlichen Dispens zu erhalten (oder vielleicht hat ihn der Papst sogar erteilt), aber diese Margit weigerte sich das Kloster wieder zu verlassen beziehungsweise zu heiraten. (Sie wurde übrigens später selig und inzwischen heilig gesprochen.)

Also wäre ursprünglich eine Eheschließung zwischen Ottokar und einer Arpadin geplant gewesen, nachdem diese am Widerstand der Braut scheiterte und offensichtlich keine weitere Arpadin zur Verfügung stand, wurde sozusagen für das Eheprojekt mit Kunhuta auf eine entferntere Verwandte zurück gegriffen.

Das ist natürlich möglich und auch nachvollziehbar, wenn auch doch etwas um einige Ecken herum. Ich vermute allerdings eher, dass die Ehe mit Kunigunde machtpolitischen Interessen im Osten geschuldet war - immerhin war Halicz das westlichste russische resp. rurikidische Fürstentum. Kundigundes Schwester Gryfina/Agrippina war Herzogin von Polen (v. mit Leszek II dem Schwarzen aus dem Haus Piasten), ihre andere Schwester Anna war Zarin von Bulgarien (v. mit Michael II und Koloman II aus dem Haus der Aseniden). Die Kinder von Rostislaw und der Arpadin Anna scheinen demnach durchaus machtpol. interessant gewesen zu sein. (Im Übrigen wäre Anna, die Frau von Rostislaw 1264 wieder frei gewesen).
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.01.2018, 01:28
Beitrag: #31
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(27.01.2018 12:07)Teresa C. schrieb:  Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die übrigen Kurfürsten zumindest bei dieser Wahl selbst Interesse hatten, sich auf einen Kandidaten zu verständigen, offensichtlich wollten sie diese Mal zumindest einen König, der als solcher anerkannt ist und somit jene Zeit, die später als das Interregnum bezeichnet wurde, endlich beendet.

Mich würde nicht wundern, wenn sie selbst inzwischen befürchtet hätten, dass es sonst noch zu einer Auflösung des Reiches kommt und sie dabei ebenfalls ihre legalen "Grundlagen" für ihre eigene Machtposition verlieren konnten. (Wozu werden eigentlich Reichsfürsten beziehungsweise Kurfürsten benötigt, wenn es ohnehin kein Reich oder keinen König mehr gibt?) Daneben dürfte die damalige Lage nicht nur die Machtposition der Städte, sondern auch den "niedrigen" Adel gefördert haben.

Das sehe ich au so. Dafür spricht auch, dass der Papst zusätzlich Druck ausgeübt hat. Papst Gregor X (Tebaldo Visconti) hatte den Kurfürsten gedroht, dass, wenn sich nicht auf einen König einigen könnten, er selbst einen bestimmen würde. Zudem machten auch die Reichsstädte (z.B. Frankfurt) Druck, das Interregnum zu beenden.

(27.01.2018 12:07)Teresa C. schrieb:  In diesem Zusammenhang wäre auch zu die geographische Lage zu bedenken.
Die Staufer kamen aus der Reichslandschaft Schwaben und hatten ihre ursprüngliche Machtbasis im Westen des Reiches. (Dort sind auch die Wurzeln des Grafen Rudolf IV. von Habsburg zu finden, dem es gelang, den Grundstein für ein Herrschaftsgebilde zu legen, das in den folgenden Jahrhundert entstehen sollte und immerhin so etwas wie eine Ost-Westachse bildete. Eine Entwicklung, die er sicher nicht vorhersehen konnten).

Und in Schwaben blieb auch der Schwerpunkt von Ruodlfs Politik. Seine Söhne Albrecht I und Rudolf II waren mit Österreich, der Steiermark und Krain versorgt (Rudolf II hatte mit der Heirat von Anna, der Tochter Ottokars, sogar eine Anwartschaft auf Böhmen) aber sein Sohn Hartmann (war mit Johanna von Acre Plantagenet verlobt) ging leer aus. Für ihn hat Rudolf (bereits als König) versucht, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen. Als Hartmann bereits 1281 starb, wurde Rudolf II (der Vater von Johann Parricida) zum Herzog von Schwaben gemacht - ein Herzogtum, dass real eigentlich nicht mehr existierte. Auch Rudolfs Fehden mit der Stadt Bern sind im Zusammenhang mit diesem Versuch der Widerherstellung des Herzogtums Schwaben zu verstehen.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.01.2018, 13:49
Beitrag: #32
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Schon die Spätstauferzeit ist aber alles andere als unproblematisch im Herzogtum Schwaben für die Staufer.
In der Schlacht bei Franfurt haben die Vettern Hartmann von Grüningen und Ulrich von Württemberg die Seiten gewechselt und den Sieg des Gegenkönigs Heinrich Raspe ernöglicht. Von erheblichen päpstlichen Bestechungsgeldern ist die Rede. Was ich allerdings in Frage stellen möchte. Denn unmittelbar nach Friedrich II. Tod ist Ulrich nach Lyon gereist, dem Papst das Versprechen abzunehmen, dass niemals wieder einer "dieser Schlangenbrut" König oder Kaiser werden dürfe.
Was die Geschichtsschreibung noch vor 25 Jahren völlig übersah, man hatte noch eine Rechnung offen mit den Staufern. (aber dazu mal mehr an anderer Stelle)

Für Konradin wollte man ein Herrschaftszentrum in Zürich installieren, was die Zürcher Bürger verhinderten. (über Zürich wurde die Acht ausgesprochen, aber wer hätte die vollstrecken wollen...)Gab es eines für ihn im Aargau (Ort ist mir zZ entfallen) was sich aber auch nicht bewährte, und man verlegte dann seinen Mittelpunkt ins östliche Schwaben.

Wobei es zwischen Kindkheit und Jugend Konradins und Friedrich II etliche Paralellen gibt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.01.2018, 22:21
Beitrag: #33
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Zitat:Gab es eines für ihn im Aargau (Ort ist mir zZ entfallen) was sich aber auch nicht bewährte, und man verlegte dann seinen Mittelpunkt ins östliche Schwaben.

Sorry, es war Arbon im Thurgau am schönen Bodensee.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
29.01.2018, 00:25
Beitrag: #34
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(28.01.2018 01:02)Aguyar schrieb:  Das ist natürlich möglich und auch nachvollziehbar, wenn auch doch etwas um einige Ecken herum. Ich vermute allerdings eher, dass die Ehe mit Kunigunde machtpolitischen Interessen im Osten geschuldet war - immerhin war Halicz das westlichste russische resp. rurikidische Fürstentum. Kundigundes Schwester Gryfina/Agrippina war Herzogin von Polen (v. mit Leszek II dem Schwarzen aus dem Haus Piasten), ihre andere Schwester Anna war Zarin von Bulgarien (v. mit Michael II und Koloman II aus dem Haus der Aseniden). Die Kinder von Rostislaw und der Arpadin Anna scheinen demnach durchaus machtpol. interessant gewesen zu sein. (Im Übrigen wäre Anna, die Frau von Rostislaw 1264 wieder frei gewesen).

Auch wenn diese Anna 1264 frei gewesen wäre, ist es naheliegend, dass Kunhuta schon aufgrund ihrer Jugend für Ottokar interessanter gewesen sein dürfte. Immerhin war für die Auflösung seiner ersten Ehe mit Margarethe (die viele Jahre älter als er war) sicher das Fehlen von Nachkommen ein entscheidender Faktor. (Das dürfte Grillparzer seiner Zeit auf die Idee gebracht haben, dass Napoleon-Drama, das er angeblich ursprünglich geplant hatte, wegen der zeitlichen Nähe auf die Figur des Ottokar zu übertragen.)

Ich habe übrigens inzwischen zufällig in einer wissenschaftlichen Arbeit gelesen, dass Margarete aus ihrer ersten Ehe (mit Heinrich (VII.), den ältesten Sohn von Kaiser Friedrich II.) Söhne gehabt hat, die aber offensichtlich sehr jung starben. Als sie Ottokar heiratete, waren sie nicht mehr am Leben.

Davon abgesehen war Kunhuta mit ihren Verwandtschaftsbeziehungen vermutlich für Ottokar interessanter als eine Tochter des ungarischen Königs, weil sie eben nicht nur eine "ungarische" Braut war, sondern sich für eine Ostpolitik weitere Möglichkeiten hätten ergeben können.

Auffallend ist übrigens auch, dass Ottokars Gegnerin Gertrud, die übrigens die Witwe seines Halbbruders war, als sie Hermann von Baden heiratete, ihre dritte Ehe ebenfalls mit einem Verwandten von König Bela IV. einging.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
29.01.2018, 00:57
Beitrag: #35
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
(28.01.2018 01:28)Aguyar schrieb:  Und in Schwaben blieb auch der Schwerpunkt von Ruodlfs Politik. Seine Söhne Albrecht I und Rudolf II waren mit Österreich, der Steiermark und Krain versorgt (Rudolf II hatte mit der Heirat von Anna, der Tochter Ottokars, sogar eine Anwartschaft auf Böhmen) aber sein Sohn Hartmann (war mit Johanna von Acre Plantagenet verlobt) ging leer aus. Für ihn hat Rudolf (bereits als König) versucht, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen. Als Hartmann bereits 1281 starb, wurde Rudolf II (der Vater von Johann Parricida) zum Herzog von Schwaben gemacht - ein Herzogtum, dass real eigentlich nicht mehr existierte. Auch Rudolfs Fehden mit der Stadt Bern sind im Zusammenhang mit diesem Versuch der Widerherstellung des Herzogtums Schwaben zu verstehen.

Herzog Rudolf II. von Österreich war allerdings mit einer Agnes verheiratet und keiner Anna.Teeth Hartmann ging vermutlich deswegen leer aus, weil er einfach zu jung starb. Bei (als Herzog von Österreich Rudolf II., als Graf von Habsburg Rudolf V.) dürfte es ebenso gewesen sein.

Dass die Söhne Albrecht (als Herzog von Österreich Albrecht I., als Graf von Habsburg Albrecht V.) und Rudolf mit den Herzogtümer Österreich und Steiermark versorgt waren, würde ich auch nicht behaupten. Letztlich dürfte es der Wunsch der Landstände gewesen sein, dass Rudolf letztlich Albrecht in beiden Herzogtümer die alleinige Herrschaft verlieh.

Ob zumindest ein Herzogtum in Schwaben noch zu verwirklichen gewesen wäre, muss offen blieben. Zumindest dürfte Rudolf I. der letzte römisch-deutsche König gewesen sein, der diese Politik jedenfalls (konkret) verfolgt hat.

Dass es Rudolf nicht gelang zum Kaiser gekrönt zu werden, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass in Rom zu seiner Zeit die Päpste relativ häufig wechselten. Jedenfalls zeigt der Umstand, dass es ihm nicht gelang, seinem Sohn die Nachfolge zu sichern, dass die Stellung seiner Familie nach seinem Tod keineswegs so sicher war. Gesichert ist zum Beispiel, dass Ottokars Sohn Wenzel II. Adolf von Nassau seine Kurstimme gab, nachdem dieser ihm versprochen hatte, ihn mit jenem Herzogtümer zu belehnen, die sein Vater einmal beherrscht hatte. Dass Graf Albrecht V. von Habsburg (Herzog Albrecht I. von Österreich und Steiermark) und sein Schwiegervater Graf Meinhard von Görz und Tirol (Herzog Meinhard I. von Kärnten) dann so geschickt agierten, dass es Adolf für sinnvoller hielt, das Wenzel gegebene Wahlversprechen zu brechen, war vielleicht doch vorhersehbar.

Die Schicksale von Rudolf von Habsburg und Adolf von Nassau zeigen übrigens die ganze Spannweite an möglichen Ergebnissen, die damals der Griff nach der Königskrone zur Folge haben konnte. (Es wird zwar heute sehr versucht, auf Biegen und Brechen aus den Luxemburgern eine Dynastie mit kontinuierlicher Herrschaft zu machen, aber die Fakten zwischen 1254 und 1558 widersprechen dem einfach.)

In diesem Zusammenhang finde ich noch eine andere Sache interessant, die sich zumindest für die Habsburger beobachten lässt. Rudolf belehnte seine Söhne mit den Herzogtümer, die Herrschaft dort übte er nur in seiner Funktion als König aus. Bei Albrecht lässt sich Ähnliches beobachten, nachdem er römisch-deutscher König wurde, belehnte er mit seinen Ländern offiziell seine Söhne, übte als seine landesfürstlichen Herrschaften ab sofort nur mehr de facto und nicht mehr de jure aus.
Erst mit Rudolfs Enkel Friedrich "dem Schönen" findet diese zumindest formale Trennung zwischen königlicher und landesfürstlicher Herrschaft nicht mehr statt. Das selbe lässt sich allerdings auch für Ludwig den Baiern beobachten und für die weiteren Herrscher des Heiligen Römischen Reichs.
Leider weiß ich nicht wie Adolf und Heinrich VII. mit dieser Doppelfunktion (Landesfürst - König) umgegangen sind. Ob also diese wenigstens formale Trennung zwischen landesfürstlicher und königlicher Herrschaft eine Eigenheit der frühen Habsburger-Könige ist oder eine allgemeine Entwicklung?

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
29.01.2018, 12:59
Beitrag: #36
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Zitat:Ob zumindest ein Herzogtum in Schwaben noch zu verwirklichen gewesen wäre, muss offen blieben. Zumindest dürfte Rudolf I. der letzte römisch-deutsche König gewesen sein, der diese Politik jedenfalls (konkret) verfolgt hat.

Der Gedanke an ein Wiederaufrichtung des Herzogtums taucht im ganzen Spätmittelalter und der frühen Neuzeit immer wieder auf, aber wie du schreibst ohne ernsthafte Versuche

Die beiden württ. Linien, Stuttgart und Grüningen hat Rudolf von Habsburg übrigens sehr konkret bekämpft, während Stuttgart gerade noch rechtzeitig einlenkte, kam Grüningen vollständig unter die Räder. Verlor so ziemlich alles.

Bei den Staufern kann man übrigens noch eine weitere Paralelle zum Haus Habsburg ziehen.
Die Staufer hat ja die Versuche Sizilien zu erhalten, zu behalten, wiederzuerhalten
letztlich völlig ruiniert.
Für ein "Gebiet" das außerhalb des Reiches lag, gab es keine Heerfolge oder ähnliches, da musste man halt alles "bezahlen" mit diesem oder jenem, bis die Machtbasis im Reich gegen Null ging.

Siehe die Habsburger mit ihren ganzen Balkan-Eroberungen. Da zog keiner gen "Ungarn-Land" ohne, dass er handfeste Vorteile bekam. Schon die Ritterschaft in Schwaben bekam in den 1540ern ihre "Reichsunmittelbarkeit" für das Versprechen in Ungarn gegen die Türken Heerfolge zu leisten.
Oder schlagen wir den Kreis noch weiter. Als Habsburg die Basis im "Reich" Deutscher Bund weitgehend aufgab,
für Norditalien.


Und beides führte irgendwann in den Untergang.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
29.01.2018, 21:10
Beitrag: #37
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Ich habe mal zum Beginn der Territorialherrschaften im Bereich des ehem. Herzogtums Schwaben ein paar Beiträge geschrieben, die in dem Zusammenhang vielleicht interessant sind


(07.03.2016 20:27)Suebe schrieb:  Zu den genaueren Umständen vom "Absinken" der Linie Landau-Grüningen.

1273 ließ Rudolf von Habsburg bei einem Hoftag in Speyer verkünden, dass alles seit 1245 entfremdete Reichsgut zurückzugeben wäre.
Für das Gebiet zwischen der Schwäbischen Alb und Wimpfen beauftragte Rudolf 1274 seinen Schwager Ablrecht von Hohenberg mit der Aufgabe diese Reichsgüter einzuziehen.
(Albrecht von Hohenberg ist im Chor der klosterkirche Kirchberg begraben, in einem Bereich der "normal" nicht zugänglich ist, bei einer Führung bat ich um die Erlaubnis, die Grabplatte zu besichtigen, und habe prompt den Alarm ausgelöst...Blush)
Damals brauchte es handfeste Männer, um Rechtstitel durchzusetzen.

Württemberg hat nicht viele Geschichten gemacht, und hat Reutlingen und die Achalm noch 1274 zurückgegeben.

Landau-Grüningen jedoch weigerte sich Markgröningen herauszugeben, und es kam zu einigen Gefechten darum, bezeugt sind solche 1277 und 1279 wo sich jeweils Graf Hartmann behaupten konnte. 1280 geriet er aber in Gefangenschaft des Hohenbergers und starb noch im selben Jahr in Gefenagenschaft auf dem Asperg. Das Reich nahm Markgröningen wieder in Besitz, und verkaufte es 56 Jahre später,
an Württemberg. Die Reichssturmfahne im württ. Herzogswappen steht für Markgröningen.
Die verlorenen Gebiete der Grüningen im Unterland hat Württemberg im 14. Jahrhundert meist wiedergewinnen können, die im Oberland erst 500 Jahre später.

Die Kämpfe gegen das Reich hatten Grüningen auch wirtschaftlich ruiniert, in Oberschwaben musste Stück um Stück verkauft werden. Wobei meist Habsburg als Käufer auftrat. 1330 musste selbst die Burg Landau verkauft werden.

(08.03.2016 17:05)Suebe schrieb:  ./.

Ich habe die Landau-Grüningen hier in dem 3nd beschrieben, weil einmal trotz verheißungsvoller Anfänge der Einstieg in die Territorial-Herrschaft nicht gelang. Andererseits der direkte Vergleich mit den so nahe verwandten Württemberg diese Betrachtung mMn besonders reizvoll macht. Die einen Namensgeber eines Bundeslandes, die anderen völlig vergessen.
Und um darauf abzuheben, dass Württemberg im Verbund mit Grüningen es vermutlich geschafft hätte die Staufer im Herzogtum Schwaben umfassend zu beerben.




Für den physischen Untergang der Hohenstaufen hat vermutlich die Malaria eine ganz erhebliche Rolle gespielt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
29.01.2018, 22:15
Beitrag: #38
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Abgesehen davon, dass anzunehmen ist, dass Rudolf dieses Revindikationspolitik nicht einfach so verkündet haben wird, sondern da andere mächtige Reichsfürsten sicher hinter sich hatte ...

Dass es in der Folge dem mächtigen Przemysl Ottokar, der sich immerhin sogar von einem Interegnum-König belehnen hatte lassen, gelang, wenigstens eines seiner Herzogtümer zu behaupten ...

Erwerbungen wie Reutlingen, die Achalm oder Markgröningen waren sicher für die betroffenen Fürsten interessant und bedeuteten Machtgewinn. Allerdings dürften sich hier doch einige Fragen stellen:

Auf welchen Weg hatten die beiden Herrscherlinie die Macht übernommen? Was wurde aus denen, die hier ursprünglich die Herrschaft innehatten?

Eine weitere Frage ist, wie stabil die Herrschaft der beiden Linien tatsächlich war. Wie sah es mit der dortigen Bevölkerung aus? Wären sie gerne unter Württembergischer Herrschaft geblieben oder setzten sie andere Prioritäten. Inwieweit war von anderen Machthabern in der Region Unterstützung erwarten.

Daneben wäre auch abzuwägen, was der Verlust bedeutete. Offensichtlich hat die eine Linie ihre Verluste doch ganz gut letztlich überstanden und nicht alleine durch den vorübergehenden Verlust Achalm und Reutlingen einen Abstieg erfahren.

Eine weitere Frage ist, ob eine Möglichkeit für Verhandeln bestanden hätte und wenn ja, warum sie nicht genutzt wurde.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass Herrschaft im Mittelalter nicht bedeutet, dass tatsächlich über ein geschlossenes Gebiet geherrscht wurde, sondern dass es da gewöhnlich eine ganze Reihe von weitere Personen gab, die ebenfalls ihre Besitzungen hatten, mit denen der die Herrschaftausübende sich auseinanderzusetzen hatte ...

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
30.01.2018, 08:24
Beitrag: #39
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Ehe wir von ursprünglichen Thema zu weit wegkommen, gibt es noch zwei Punkte, die interessant sind, was den Untergang der Hohenstaufen betrifft.

1.)
Unzusammenhängende Herrschaften:

Als Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit König Wilhelm II. aus der Dynastie der Hauteville die Eheschließung zwischen seinem Sohn Heinrich (dem späteren Kaiser Heinrich VI.) und dessen Halbschwester Konstanze aushandelte, dürfte seine Ziele ein Bündnis gegen den Papst und eine Stärkung seiner Dynastie auf der Appeninnenhalbinsel gewesen sein. (In den wissenschaftlichen Arbeiten wird das gewöhnlich anders gesehen, aber mit Blick auf das Alter von Wilhelm (der auch noch relativ jung war, als er starb) und seiner Ehefrau halte ich es für glaubwürdiger, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar war, dass die Heinrich VI. einmal das Königreich Neapel Sizilien als Erbe seiner Ehefrau beanspruchen würde.

Friedrich II. wuchs jedenfalls dort auf, während dieser Zeit wurde die Herrschaft über das Heilige Römische Reich von seinem Onkel Philipp und Otto von Braunschweig beansprucht. (Da Philipp ermordet wurde und keine männlichen Nachkommen hatte, lässt sich heute nicht mehr eindeutig entscheiden, was seine eigene Ziele waren. Beabsichtigte er seine eigene Dynastie dort als Herrscher zu etablieren, also eine eigene Herrschaft für sich und seine Nachkommen oder sah er sich doch als "Platzhalter" für seinen Neffen.)

Zu dem Zeitpunkt, als Friedrich behauptete, war er jedenfalls de facto der (männliche) Erbe seiner Familie. In der Folge beherrschte er nun ein Reich, das sich vom Mittelmeer bis zur Nord- und Ostsee erstreckte. Der einzige Herrscher, für den sich das noch beobachten und der Friedrich in der Ausdehnung noch übertrifft, war später der Habsburger Karl V. Der allerdings konnte sich im Unterschied zu Friedrich II. dabei auf ein recht zuverlässiges "Familien-Netzwerk" stützen. Dennoch weder das Reich von Friedrich noch von Karl hatte in diesen Dimensionen über dessen Lebensdauer hinaus bestand. (Als weiterer Vergleich würde sich hier noch Napoleon I. anbieten.)

Friedrichs Ehepolitik würde heute unter international fallen. Abgesehen von Bianca Lancia, die erst in der neueren Forschung als seine Ehefrau gesehen wird, waren seine drei anderen Ehefrauen alle nicht aus seinem eigenen Herrschaftsgebiet. (Ganz anders die Eheschließungen seiner Söhne.) Die einzige Ausnahme wäre die Babenbergerin Gertrud gewesen, diese Ehe kam allerdings nicht zustande, sie scheiterte, soweit hier die Überlieferung glaubwürdig ist, am Widerstand der Auserwählten.

Friedrich hatte zudem seinen Hauptherrschaftssitz, soweit sich das heute beurteilen lässt, in den südlichen Teilen von Neapel und auf Sizilien, also eigentlich nicht im Zentrum seines Herrschaftsgebietes, was zumindest aus heutiger Sicht mehr Sinn gemacht hätte. (Und es war sein Königreich Sizilien, in dem er jene Reformen verwirklichte, wegen denen er heute noch bewundert wird.)

Selbst heute wäre es ziemlich schwer ein solches Reich sozusagen im Alleingang zu beherrschen, und schon zu Friedrichs Lebzeiten dürfte das nur mit Einschränkungen funktioniert haben. Der Versuch, seinen ältesten Sohn Heinrich (VII.) als seinen Stellvertreter nördlich der Alpen aufzubauen (der wiederum mit einer Babenbergerin verheiratet wurde), scheiterte. (Ob Friedrich zu dem Zeitpunkt, als er starb, so etwas noch mit seinem nächsten Sohn Konrad geplant hatte, bleibt offen.)
Nördlich der Alpen, selbst wenn er dort seine Macht behauptete, war Friedrich also, gerade, weil er nicht überall sein konnte, auf Unterstützung der dort mächtigsten Reichsfürsten angewiesen. Seine Abwesenheiten dürften ihre Stellung entschieden gestärkt haben und wohl auch den Grundstein dafür gelegt haben, dass sich die Herrschaftsstruktur im Heiligen Deutschen Reich ganz anders entwickelte, als sich dies für andere Reiche beobachten lässt.

In Oberitalien war Friedrich lebenslang in Kriege verwickelt, doch gerade dieses Gebiet wird für ihn als Brücke zum Norden strategisch von enormster Wichtigkeit gewesen sein. Hier dürfte Friedrich eindeutig gescheitert sein, letztlich waren sein Kriege ein Fall Sisiphus. Seine Konflikte mit dem Päpsten dürften zwar nicht auf ihn zurückgeführt sein, aber zumindest als fürstliche Machthaber, die sie damals auch waren, dürfte er, selbst wenn das gar nicht von ihm beabsichtigt war, tatsächlich der gefährlichste Konkurrent gewesen sein, den sie je gehabt haben. Der Wiedererstehung des Römischen Reiches mit einem neue Rom als Mittelpunkt dürfte Friedrich II. näher gekommen sein, als je ein weiterer Herrscher.

Nach Friedrichs Tod hinterließ er ein sehr schwieriges Erbe, das zudem (Sizilien ausgenommen) von außen stark bedroht und innerlich nicht wirklich gefestigt war. Seine Nachfolger hatten zwar eine ganze Reihe Möglichkeiten, aber was fehlte, war wohl eine Linie, auf die sie ihre Politik konsequent hätten ausrichten können.

Ich vermute einmal, dass hier das Grundproblem seiner Erben war. (Hinzu kommen dann noch weitere Fakten.)

Im Vergleich dazu hatte Friedrich selbst wahrscheinlich Glück, dass die, welche nach dem Tod seines Vaters über sein weiteres Leben entschieden, letztlich, auch wenn das ursprünglich von ihnen gar nicht so geplant war, Prioritäten setzen konnten. Indem Friedrich letztlich erst einmal auf Sizilien beschränkt war und dort als Herrscher aufgebaut wurde, während sein Onkel Philipp im Heiligen Römischen Reich den Kampf um die Herrschaft führte (ob für sich oder seinen Neffen ist da nicht wichtig), wurden jene Voraussetzungen geschaffen, die es Friedrich letztlich ermöglichten, ein Reich zu haben, dessen Dimensionen eindeutig beachtlich waren.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
30.01.2018, 13:01
Beitrag: #40
RE: Der Untergang der Hohenstaufen
Markgröningen und Reutlingen waren beides Reichsstädte.
Die natürlich kein Interesse daran hatten Landstädte zu werden.
Reutlingen wurde dann auch erst mit dem Ende des alten Reiches zur Württ. Landstadt. Die neuerliche Besetzung 1519 zum Auslöser der Vertreibung des Herzogs Ulrich

Hartmann von Württemberg-Grüningen wollte Markgröningen zu seiner Residenz ausbauen und hat mit erheblichen Mittel damit begonnen. Dort steht eine der ersten gotischen Kirchen Deutschlands. Es sollte die Residenz-Kirche werden. Die dann zu sener Grablege wurde.
1280 wurde er besiegt von einer schwäbischen Grafenkoalition unter Führung des Albrecht von Hohenberg.
Auf der Wiki-Seite von Markgröningen steht etliches dazu, das aber zu einem erheblichen Teil nicht dem Stand der Forschung entspricht. So nannten sich die Grüninger defakto nach dem Dorf bei Riedlingen, nicht nach Markgröningen.
Natürlich hätte es Möglichkeiten zu Verhandlungen gegeben, wie bei Württemberg, aber letztlich wählte Hartmann von Grüningen die Gewalt

Es hat mit den Staufern so direkt nichts zu tun, zeigt aber die Machtbasis, die inzwischen selbst im Herzogtum Schwaben gegen Null ging.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Aber Untergang der Staufer - Aber was war mit den Welfen? Teresa C. 33 53.407 27.02.2018 22:39
Letzter Beitrag: Sansavoir

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds