Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
21.10.2013, 19:13
Beitrag: #81
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 16:29)Bunbury schrieb:  Und da wäre dann eifnach die Fragen, welchen Einfluss die Sprache auf die herausbildung eben des Typischen hat. Es ist eine Frage davon, wie man Dinge wahrnimmt, wie man an sie herantritt, wie man damit umgeht...
Ich fürchte, mir ist nicht wirklich klar, worauf du hinaus willst. (Was vermutlich weniger an Dir als an meiner Rechtshirnlastigkeit liegt Wink )

Ich kann es mir kaum vorstellen, dass ich anders wäre, wenn ich beispielsweise Englisch als erste Muttersprache gelernt hätte, vorausgesetzt, meine Sozialisierung und meine persönlichen Prägungen und Erfahrungen wären identisch geblieben - denn das wäre, so wie ich es verstanden habe, die Voraussetzung, um überhaupt solche Betrachtungen anzustellen - wobei ich mir hier auch nicht sicher bin, dich richtig verstanden zu haben.

Zitat:Wo siehst du denn die Unterschiede bzw die Gemeinsamkeiten zwischen der ungarischen und der deutschen Sprache? Das wäre vielleicht mal interessant...

Ich vermute mal, du meinst jetzt nicht die grammatikalen Unterschiede, oder? Denn das würde vermutlich das ganze Forum füllen....

Wesentlichster Unterschied zu allen Romanischen und Indogermanischen Sprachen ist vermutlich der, dass das Ungarische eine agglutinierende Sprache ist, das heißt, sämtliche Präpositionen des Ortes, der Zeit sowie tempi, numeri, possesiva etc. werden in kurzen Endungen an einen Wortstamm angehängt.
Beispiel: Ich gehe in mein Haus = hásamban megyek
wobei hás = Haus,
hásam = mein Haus
hásamban = in mein Haus
und medyek = ich gehe
(alle Ungaren mögen mir verzeihen, falls ich was falsch geschrieben habe Blush)

Schon allein aus diesem Grund ist es relativ schwer von der Grundstruktur her Gemeinsamkeiten zwischen Deutsch und Ungarisch zu finden außer der einen - beide Sprachen sind s**schwer zu lernen.

Du erwähnst in deinen Ausführungen immer wieder das "typisch deutsch". Deutsch (NUR sprachlich gesehen!) im Sinne von strukturiert, gründlich, geradlinig. Habe ich das richtig verstanden? Nun, wenn es ein "typisch ungarisch", allein abgeleitet von der Sprache gibt, dann wäre "typisch ungarisch" wesentlich geradliniger, wesentlich stringenter und penibel genau. Und gerade das sind die Ungaren jetzt eher weniger, ohne dabei jemandem zu nahe treten zu wollen.
(Ich weiß auch, dass der größte Stolz der Ungaren ihre Sprache ist - und ja ich bewundere jedes kleine Kind, das mit gerade mal 3 Jahren die Sprache schon fließend beherrscht Wink )

Edit: Sorry für den Satzbau - ist wohl gerade Schachtelsatzwoche...Blush

nicht ärgern, nur wundern...
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 19:44
Beitrag: #82
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
Mit dem typisch deutsch habe ich die gleichen Probleme wie Uta, selbst die "berühmte" Mentalität halte ich für eine oberflächliche Sicht auf Sitten und Gebräuche.

Aber ok, ich will das Spiel ja mitspielen. Mir sind 2 Sprachen eingefallen, auf deren Sprecher Utas Bedindungen von den annähernd gleichen Bedingungen halbwegs zutreffen. Sie leben beide auf der iberischen Halbinsel, ich hoffe, das reicht. Obwohl beides romanische Sprachen sind, recht nahe verwandt, wird spanisch sehr viel härter und exakter artikuliert als portugiesisch oder italienisch, finde ich.
Leider kenne ich keine Portugiesen und Spanier nur oberflächlich, stelle bei denen aber keinen übertriebenen Hang zur bürokratischen Exaktheit fest.
Ok, die Züge, die ich in Spanien benutzt habe, waren pünktlch. In Portugal war ich nie. Von Rom fuhr der Zug mit 3 Stunden Verspätung ab, aber ob das jetzt was mit der Sprache zu tun hat? HuhSmile
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 20:09
Beitrag: #83
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 16:29)Bunbury schrieb:  Wir haben die Debatte mit dem typisch deutschen angefangen- und wenn es das typisch deutsche gibt (was man voraussetzen muss, um sich überhaupt an der Diskussion zu beteiligen), dann kann man auch davon ausgehen, daß es das typisch englische, typische französische etc gibt.

Und da wäre dann eifnach die Fragen, welchen Einfluss die Sprache auf die herausbildung eben des Typischen hat. Es ist eine Frage davon, wie man Dinge wahrnimmt, wie man an sie herantritt, wie man damit umgeht...

Fällt mir etwas ganz aktuelles und "eigenes" ein.

Ich war letzte Woche bei einer Beerdigung.
Das heißt genauer bei einer Urnenbeisetzung.
Die Einäscherung war schon vor etlichen Wochen in den Staaten.
Soweit die Vorrede. Zum Verstehen des weiteren aber wichtig.

Die Dame deren sterbliche Überreste in, unter anderem, meiner Anwesenheit bestattet wurden, hat 2 Nachkommen hinterlassen.
Eine Frau und einen Mann. Beide Nachkommen entstammen einer Ehe.

Die Beiden sind die kpl. Widerlegung Deiner These.
Denn die Frau, 2 Jahre älter, ist eine Deutsche, spricht deutsch, lebt längst wieder in Deutschland.
Der Mann, 2 Jahr jünger, ist ein US-Amerikaner zu 100%. Er versteht und spricht etwas Schwäbisch, Standartdeutsch nix drin, weder Wort noch Schrift.

Die verstorbene Mutter der beiden war meine Schwester, sprach, wenn sie englisch sprach, ein US-Amerikanisch mit schwäbischer Klangfarbe dass es eine Freude war.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 22:00
Beitrag: #84
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  Ich kann es mir kaum vorstellen, dass ich anders wäre, wenn ich beispielsweise Englisch als erste Muttersprache gelernt hätte,

Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen. Erst recht dann nicht, wenn du logisch an die Sache herangehst. Wink

Es geht hier um Wahrnehmung.

Du willst doch nicht abstreiten, daß die Art und Weise, wie man an Dinge herangeht, davon abhängig ist, wie man sie wahrnimmt?
Ich habe einige Anhaltspunkte dafür, daß die Sprache Einfluss auf die Wahrnehmung haben könnte.

(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  vorausgesetzt, meine Sozialisierung und meine persönlichen Prägungen und Erfahrungen wären identisch geblieben - denn das wäre, so wie ich es verstanden habe, die Voraussetzung, um überhaupt solche Betrachtungen anzustellen - wobei ich mir hier auch nicht sicher bin, dich richtig verstanden zu haben.

nein, es kann ja gar nicht sein, daß deine Sozialisierung exakt gleich ist, wenn ich recht habe und die Muttersprache Einfluss auf die Wahrnehmung hat- die hat sie ja dann auch auf dein Umfeld.
Aber es geht hier um Nuancen oder minimale Verschiebungen.
Die dennoch einen Einfluss auf deine Wahrnehmung nehmen können...


(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  Ich vermute mal, du meinst jetzt nicht die grammatikalen Unterschiede, oder? Denn das würde vermutlich das ganze Forum füllen....

Wesentlichster Unterschied zu allen Romanischen und Indogermanischen Sprachen ist vermutlich der, dass das Ungarische eine agglutinierende Sprache ist, das heißt, sämtliche Präpositionen des Ortes, der Zeit sowie tempi, numeri, possesiva etc. werden in kurzen Endungen an einen Wortstamm angehängt.
Beispiel: Ich gehe in mein Haus = hásamban megyek
wobei hás = Haus,
hásam = mein Haus
hásamban = in mein Haus
und medyek = ich gehe
(alle Ungaren mögen mir verzeihen, falls ich was falsch geschrieben habe Blush)

Schon allein aus diesem Grund ist es relativ schwer von der Grundstruktur her Gemeinsamkeiten zwischen Deutsch und Ungarisch zu finden außer der einen - beide Sprachen sind s**schwer zu lernen.

Stimmt- die gemeinsamkeiten sind schwieriger zu finden. Da ich noch nicht die leiseste Ahnung habe, in welche Auswirkungen angehängte Pronomen auf die neuronalen Vernetzungen im Unterstied zu getrennten haben, stelle ich das jetzt einfach mal zurück. (Aber möglicherweise hebt diese Verknüpfung zu einem Wort die lautsprachliche Härte wieder auf. Das würde mir zumindest ein Kinesiologe so sagen...)

(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  Du erwähnst in deinen Ausführungen immer wieder das "typisch deutsch". Deutsch (NUR sprachlich gesehen!) im Sinne von strukturiert, gründlich, geradlinig. Habe ich das richtig verstanden?.

Nein, hast du nicht. Für mich bedeutet "typisch deutsch" eben nicht strukturiert, gründlich und geradlinig. Ich weiß, daß die allgemeinen Definitionen von "typisch deutsch" sind, aber die halte ich für viel zu platt und übertrieben.

"Typisch deutsch" ist viel eher, daß der typische Deutsche alles geordnet haben und strukturiert haben will, weil er sich damit ansonsten überfordert fühlt. Das Chaos, das Ungeordnete, das unstrukturierte wird als "Bedrohung" wahrgenommen. (Wie damals die Freigabe der Ladenöffnungszeiten....) Das heißt nicht, daß er diese Ordnung selbst herstellen will oder kann.


(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  Nun, wenn es ein "typisch ungarisch", allein abgeleitet von der Sprache gibt, dann wäre "typisch ungarisch" wesentlich geradliniger, wesentlich stringenter und penibel genau. Und gerade das sind die Ungaren jetzt eher weniger, ohne dabei jemandem zu nahe treten zu wollen.


Das ist schon wieder viel zu globalgalaktisch. Ein sogenannter Mentalitätszug kann niemals auf nur einen Bestandteil der nationalen Identität zurückzuführen sein...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 22:06
Beitrag: #85
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  Mit dem typisch deutsch habe ich die gleichen Probleme wie Uta, selbst die "berühmte" Mentalität halte ich für eine oberflächliche Sicht auf Sitten und Gebräuche.

... die du ständig von der Sprache zu trennen versuchst. Das kann man aber nicht...

(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  Ok, die Züge, die ich in Spanien benutzt habe, waren pünktlch. In Portugal war ich nie. Von Rom fuhr der Zug mit 3 Stunden Verspätung ab, aber ob das jetzt was mit der Sprache zu tun hat? HuhSmile


Wie sind denn die Leute damit umgegangen, daß die Züge 3 Stunden später abfuhren? Das würde mich jetzt doch mal interessieren...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 22:08
Beitrag: #86
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 20:09)Suebe schrieb:  
(21.10.2013 16:29)Bunbury schrieb:  Wir haben die Debatte mit dem typisch deutschen angefangen- und wenn es das typisch deutsche gibt (was man voraussetzen muss, um sich überhaupt an der Diskussion zu beteiligen), dann kann man auch davon ausgehen, daß es das typisch englische, typische französische etc gibt.

Und da wäre dann eifnach die Fragen, welchen Einfluss die Sprache auf die herausbildung eben des Typischen hat. Es ist eine Frage davon, wie man Dinge wahrnimmt, wie man an sie herantritt, wie man damit umgeht...

Fällt mir etwas ganz aktuelles und "eigenes" ein.

Ich war letzte Woche bei einer Beerdigung.
Das heißt genauer bei einer Urnenbeisetzung.
Die Einäscherung war schon vor etlichen Wochen in den Staaten.
Soweit die Vorrede. Zum Verstehen des weiteren aber wichtig.

Die Dame deren sterbliche Überreste in, unter anderem, meiner Anwesenheit bestattet wurden, hat 2 Nachkommen hinterlassen.
Eine Frau und einen Mann. Beide Nachkommen entstammen einer Ehe.

Die Beiden sind die kpl. Widerlegung Deiner These.
Denn die Frau, 2 Jahre älter, ist eine Deutsche, spricht deutsch, lebt längst wieder in Deutschland.
Der Mann, 2 Jahr jünger, ist ein US-Amerikaner zu 100%. Er versteht und spricht etwas Schwäbisch, Standartdeutsch nix drin, weder Wort noch Schrift.

Die verstorbene Mutter der beiden war meine Schwester, sprach, wenn sie englisch sprach, ein US-Amerikanisch mit schwäbischer Klangfarbe dass es eine Freude war.

Waren das jetzt wieder die berühmten 4 viertele? Ich verstehe nämlich überhaupt nicht, was die beiden wiederlegen sollen, nur weil Frau deutsch und Mann nur amerikanisch spricht. Zu was setzt du das hier in Beziehung?

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.10.2013, 22:56
Beitrag: #87
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  Mit dem typisch deutsch habe ich die gleichen Probleme wie Uta, selbst die "berühmte" Mentalität halte ich für eine oberflächliche Sicht auf Sitten und Gebräuche.

(21.10.2013 22:06)Bunbury schrieb:  ... die du ständig von der Sprache zu trennen versuchst. Das kann man aber nicht...

Laß uns die Mentalität zurückstellen, ist zu schwammig.

(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  Ok, die Züge, die ich in Spanien benutzt habe, waren pünktlch. In Portugal war ich nie. Von Rom fuhr der Zug mit 3 Stunden Verspätung ab, aber ob das jetzt was mit der Sprache zu tun hat? HuhSmile

(21.10.2013 22:06)Bunbury schrieb:  Wie sind denn die Leute damit umgegangen, daß die Züge 3 Stunden später abfuhren? Das würde mich jetzt doch mal interessieren...

Nicht viel anders als später in D, da setzten sich die Verspätungen nämlich fort. D.h. eigentlich waren es 2 Verspätungen unabhängig voneinander wegen verkürzter Unterbrechung in München.

Wo wir gerade bei Verspätungen und Pünktlichkeit sind, die den Deutschen so allgemein nachgesagt wird.
Ich kenne mehrere Leute, Deutsche und MHG-ler, die es damit nicht so genau nehmen. Spätestens bei der 3. Verabredung kalkuliere ich das ein und bin danach regelmäßig nicht fertig, wenn die normal pünktlich kommen. Da ich warten hasse, komme ich selber nur zum Punkt, nie zu früh.
Dieselben o.g. Leute können aber exakt pünkilich sein, wenn sie müssen, ich auch.
Inzwischen durfte ich ganz neue Erfahrungen machen mit einem Leben ohne Uhr, d.h. freie Zeiteinteilung nach den eigenen Bedürfnissen. Das schafft völlig andere, überraschende Bahnen im Gehirn, eine Sache in Ruhe zu Ende zu machen.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
22.10.2013, 07:59
Beitrag: #88
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 22:08)Bunbury schrieb:  Waren das jetzt wieder die berühmten 4 viertele? Ich verstehe nämlich überhaupt nicht, was die beiden wiederlegen sollen, nur weil Frau deutsch und Mann nur amerikanisch spricht. Zu was setzt du das hier in Beziehung?

Wenn ich von 4 Viertele in Bezug auf meine Person schreibe, ist dies meine Sache.
Wenn dies von anderen Personen geschrieben wird, insbesondere mit der Unterstellung "ich wäre besoffen gewesen" als ich etwas schrieb, setzt das Stresshormone frei.
Mit anderen Worten ich werde wütend.

Kann ich doch nichts dafür wenn du meine Ausführungen nicht verstehen willst. Da sie deiner These widersprechen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
22.10.2013, 17:12
Beitrag: #89
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  [...] Aber ok, ich will das Spiel ja mitspielen. Mir sind 2 Sprachen eingefallen, auf deren Sprecher Utas Bedindungen von den annähernd gleichen Bedingungen halbwegs zutreffen. Sie leben beide auf der iberischen Halbinsel, ich hoffe, das reicht. Obwohl beides romanische Sprachen sind, recht nahe verwandt, wird spanisch sehr viel härter und exakter artikuliert als portugiesisch oder italienisch, finde ich. [...]


(21.10.2013 22:00)Bunbury schrieb:  
(21.10.2013 19:13)Uta schrieb:  Ich kann es mir kaum vorstellen, dass ich anders wäre, wenn ich beispielsweise Englisch als erste Muttersprache gelernt hätte,

Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen. Erst recht dann nicht, wenn du logisch an die Sache herangehst. Wink

Es geht hier um Wahrnehmung.

Genau da liegt für mich in dieser Diskussion der Hase im Pfeffer.

Wahrnehmung ist eine höchst subjektive Angelegenheit, die mit der angeborenen Persönlichkeitsstruktur UND der Gesamtheit der Erfahrungen und Erlebnisse bis zum Zeitpunkt der Betrachtung zu tun hat. Objektiv - also von außen betrachtet - ist die Wahrnehmung eines Menschen maximal an seinen Entscheidungen - Reaktionen - ablesbar. Diese mögen im Entferntesten auch mit der Sprache zu tun haben, was sich aber ohne eine halbwegs wissenschaftliche Herangehensweise unter keinen Umständen herausdröseln lässt.

Um das mal an Renegats Beispiel der iberischen Halbinsel zu verdeutlichen. Das sind zwei benachbarte Völker, die sich zufällig eine eingegrenzte Region teilen, haben sicher einige Gemeinsamkeiten aber auch diverse Unterschiede. Das ist wieder zu allgemein. Wenn ich zwei Kinder betrachte, die zur selben Zeit von unterschiedlichen Müttern geboren wurden, in benachbarten Häusern aufwuchsen, die Väter Arbeitskollegen, etc. etc. - werden beide Kinder jeweils völlig unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz individueller Wahrnehmung und Denkweise sein.

Um überhaupt irgendeine Datenbasis zu schaffen, müsste man das Leben eines Menschen auf 0 setzen, das heißt, ihn alles nochmal komplett so durchleben lassen, nur mit einer anderen Muttersprache. Und selbst dann wäre eine Beurteilung nicht möglich, denn die Ereignisse/Erlebnisse die den Menschen prägen und formen unterliegen rein dem Zufall und seine Entscheidungen beeinflussen wiederum seine Erfahrungen und Erlebnisse. - Chaostheorie.

Natürlich ist das unmöglich und du wirst mir wieder entgegnen, dass es nicht um Logik sondern um Wahrnehmung geht, aber mit deiner Herangehensweise ist absolut jede Aussage zu diesem Thema beliebig. Du kannst alles bejahen oder verneinen, denn einen Punkt, an dem man ansetzen und in der Diskussion aufbauen könnte, finde ich nicht. Deswegen auch gestern mein Eindruck, dass mir nicht klar ist, worauf du hinaus willst.

Zitat:Du willst doch nicht abstreiten, daß die Art und Weise, wie man an Dinge herangeht, davon abhängig ist, wie man sie wahrnimmt?
nein, streite ich nicht ab, hab ich auch nirgendwo getan, übrigens auch kein anderer der Diskutanten.
Zitat:Ich habe einige Anhaltspunkte dafür, daß die Sprache Einfluss auf die Wahrnehmung haben könnte.
Alles - wirklich komplett alles - hat einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Ich bin so wie ich bin nur durch das Leben, das ich bisher geführt habe. Da spielt ganz klar Sprache eine gewisse Rolle aber welche konkret und ob das wirklich mit der Muttersprache zu tun hat, wird man eben so nicht erarbeiten können.


Sprache an sich ist mMn die größte Kulturleistung der Menschen. Viel mehr als der Einfluss einer Klangfarbe der Muttersprache auf mein Denken interessiert mich der Zusammenhang zwischen Qualität der Sprache und Verhalten:

Ich begegne so oft jungen Menschen, die keine Sprache zu haben scheinen. Weder in der Sprache, in der sie aufgewachsen sind, noch in der Sprache ihrer Eltern - sofern diese differieren - können sie sich artikulieren. Das eigene Befinden, die eigenen Emotionen, die Bedürfnisse und die Sorgen können nicht ausgedrückt werden, weil schlicht das Vokabular dafür fehlt und es über "Hey alder, hey mann ey..." hinaus kaum etwas zu sagen gibt. Das macht mich jedes Mal sehr traurig, denn diese jungen Leute kommen mir oft so verloren, perspektivlos und frustriert vor und entsprechend ist oft ihr Verhaltensmuster und ihre Denkweise: nicht offen - eingegrenzt.
Das ist ein Extrembeispiel, aber auch in abgeschwächter Form macht mich mangelhafte Sprache immer sehr betroffen. Damit meine ich nun nicht Menschen, die eine neue Sprache erlernen und diese noch nicht gut beherrschen, oder Menschen die aufgrund von Krankheit oder körperlicher Einschränkung nicht sprechen können. Damit meine ich Menschen, die keinen Wert auf eine halbwegs gepflegte Sprache zu legen scheinen, die schnoddrig artikulieren, auf Grammatik keinerlei Wert legen und kaum in der Lage sind einen einzigen Satz in freier Rede fehlerfrei rauszubringen. Auch bei diesen Menschen sind die Grenzen in ihrem Denken erkennbar. Damit meine ich nicht, dass sie dumm wären oder weniger intelligent - nein, sie nutzen nur ihre Möglichkeiten nicht und diese fangen unter anderem auch mit einer einigermaßen gepflegten Sprache an.

Das sind Punkte, über die ich immer wieder nachdenke. Wie wichtig ist Sprache und wie hängt die Fähigkeit zur Artikulation mit der Fähigkeit, Intelligenzleistungen abrufen zu können, zusammen?

(21.10.2013 19:44)Renegat schrieb:  ... eine Sache in Ruhe zu Ende zu machen.

Ooohh ja, das will ich auch!!! Rolleyes

nicht ärgern, nur wundern...
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
24.10.2013, 10:22
Beitrag: #90
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Wahrnehmung ist eine höchst subjektive Angelegenheit, die mit der angeborenen Persönlichkeitsstruktur UND der Gesamtheit der Erfahrungen und Erlebnisse bis zum Zeitpunkt der Betrachtung zu tun hat. Objektiv - also von außen betrachtet - ist die Wahrnehmung eines Menschen maximal an seinen Entscheidungen - Reaktionen - ablesbar. Diese mögen im Entferntesten auch mit der Sprache zu tun haben, was sich aber ohne eine halbwegs wissenschaftliche Herangehensweise unter keinen Umständen herausdröseln lässt.



Um das mal an Renegats Beispiel der iberischen Halbinsel zu verdeutlichen. Das sind zwei benachbarte Völker, die sich zufällig eine eingegrenzte Region teilen, haben sicher einige Gemeinsamkeiten aber auch diverse Unterschiede. Das ist wieder zu allgemein. Wenn ich zwei Kinder betrachte, die zur selben Zeit von unterschiedlichen Müttern geboren wurden, in benachbarten Häusern aufwuchsen, die Väter Arbeitskollegen, etc. etc. - werden beide Kinder jeweils völlig unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz individueller Wahrnehmung und Denkweise sein.

Um überhaupt irgendeine Datenbasis zu schaffen, müsste man das Leben eines Menschen auf 0 setzen, das heißt, ihn alles nochmal komplett so durchleben lassen, nur mit einer anderen Muttersprache. Und selbst dann wäre eine Beurteilung nicht möglich, denn die Ereignisse/Erlebnisse die den Menschen prägen und formen unterliegen rein dem Zufall und seine Entscheidungen beeinflussen wiederum seine Erfahrungen und Erlebnisse. - Chaostheorie.

Natürlich ist das unmöglich und du wirst mir wieder entgegnen, dass es nicht um Logik sondern um Wahrnehmung geht, aber mit deiner Herangehensweise ist absolut jede Aussage zu diesem Thema beliebig. Du kannst alles bejahen oder verneinen, denn einen Punkt, an dem man ansetzen und in der Diskussion aufbauen könnte, finde ich nicht. Deswegen auch gestern mein Eindruck, dass mir nicht klar ist, worauf du hinaus willst.[/quote]

Letztendlich vor allem darauf, daß eben nicht alles eine Sache der freien Willensentscheidung ist, sondern, daß einen Faktoren prägen, auf die man keinen Einfluss hat. Daß man eben auch ein Produkt seiner Umgebung ist und nicht alles nur aus einem selbst kommt.

Wir haben angefangen mit der Debatte, ob ein Deutscher "antideutsch" sein kann. Nein, kann er nicht.


(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Alles - wirklich komplett alles - hat einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Ich bin so wie ich bin nur durch das Leben, das ich bisher geführt habe. Da spielt ganz klar Sprache eine gewisse Rolle aber welche konkret und ob das wirklich mit der Muttersprache zu tun hat, wird man eben so nicht erarbeiten können.

Da ich kein Wissenschaftler bin, muss ich das auch Gott sei Dank nicht. Ich glaube eh nicht, daß man das quantifizieren kann. Aber ich bin ja schon froh, daß du das jetzt eingeräumt hast, weil es ja genereller Tenor am Anfang war, jeglichen Einfluss der Muttersprache auf die Persönlichkeit (also eben auch, wie man an Probeleme herangeht) zu leugnen.
Ich habe nie gesagt, daß die Sprache den Charakter einer Person bestimmt oder Chef über das Denken ist- mir ging es nur darum, daß sie einen Einfluss auf das Denken (und somit das Wahrnehmen und Entscheiden hat.) Das muss ich nicht quantifizieren, es reicht völlig aus, daß ich für den Gedanken offen bin.

Letztendlich ging es mir vor allem um eines- die festgefahrenen Standpunkte in Bezug auf das Thema "Antideutsch" mal ein wenig aufzuweichen. Wenn man der Sprache einen gewissen Einfluss auf das Denkvermögen zuschreibt, entlastet das in gewisser Weise- und sorgt dafür, daß man die ganze Frage vielleicht mal von einem anderen Standpunkt betrachtet.




(22.10.2013 17:12)Uta schrieb:  Sprache an sich ist mMn die größte Kulturleistung der Menschen. Viel mehr als der Einfluss einer Klangfarbe der Muttersprache auf mein Denken interessiert mich der Zusammenhang zwischen Qualität der Sprache und Verhalten:

Ich begegne so oft jungen Menschen, die keine Sprache zu haben scheinen. Weder in der Sprache, in der sie aufgewachsen sind, noch in der Sprache ihrer Eltern - sofern diese differieren - können sie sich artikulieren. Das eigene Befinden, die eigenen Emotionen, die Bedürfnisse und die Sorgen können nicht ausgedrückt werden, weil schlicht das Vokabular dafür fehlt und es über "Hey alder, hey mann ey..." hinaus kaum etwas zu sagen gibt. Das macht mich jedes Mal sehr traurig, denn diese jungen Leute kommen mir oft so verloren, perspektivlos und frustriert vor und entsprechend ist oft ihr Verhaltensmuster und ihre Denkweise: nicht offen - eingegrenzt.
Das ist ein Extrembeispiel, aber auch in abgeschwächter Form macht mich mangelhafte Sprache immer sehr betroffen. Damit meine ich nun nicht Menschen, die eine neue Sprache erlernen und diese noch nicht gut beherrschen, oder Menschen die aufgrund von Krankheit oder körperlicher Einschränkung nicht sprechen können. Damit meine ich Menschen, die keinen Wert auf eine halbwegs gepflegte Sprache zu legen scheinen, die schnoddrig artikulieren, auf Grammatik keinerlei Wert legen und kaum in der Lage sind einen einzigen Satz in freier Rede fehlerfrei rauszubringen. Auch bei diesen Menschen sind die Grenzen in ihrem Denken erkennbar. Damit meine ich nicht, dass sie dumm wären oder weniger intelligent - nein, sie nutzen nur ihre Möglichkeiten nicht und diese fangen unter anderem auch mit einer einigermaßen gepflegten Sprache an.

Das sind Punkte, über die ich immer wieder nachdenke. Wie wichtig ist Sprache und wie hängt die Fähigkeit zur Artikulation mit der Fähigkeit, Intelligenzleistungen abrufen zu können, zusammen?

Das finde ich ein extrem interessantes Thema. Ich habe auch gerade darüber vor kurzem wieder ein hochinteressantes Buch gelesen- über das Thema würde ich durchaus gerne weiter diskutieren. Vielleicht kannst du ja einen Thread aufmachen, da würde ich wirklich gerne weiter diskutieren.
Paßt aber nicht ganz zu diesem Thema hier...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
24.10.2013, 10:26
Beitrag: #91
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(22.10.2013 07:59)Suebe schrieb:  Wenn ich von 4 Viertele in Bezug auf meine Person schreibe, ist dies meine Sache.
Wenn dies von anderen Personen geschrieben wird, insbesondere mit der Unterstellung "ich wäre besoffen gewesen" als ich etwas schrieb, setzt das Stresshormone frei.
Mit anderen Worten ich werde wütend.

Kann ich doch nichts dafür wenn du meine Ausführungen nicht verstehen willst. Da sie deiner These widersprechen.

Es tut mir sehr leid, daß ich deine Grenzen verletzt habe.

Aber ich gebe zu, daß es mich ein wenig überfordert, wenn jemand, der sehr gerne leicht frotzelt und auch des öfteren Themen ins lächerliche zieht, dann seinerseits so empfindlich reagiert. Zumal ich an anderen Stellen in diesem Forum durchaus das Gefühl habe, daß du dich recht gerne über deine Promillerfahrungen ausläßt.

Da du aber offensichtlich gerne darüber redest, aber auf der anderen Seite keine Antwort haben willst, werde ich mich in Zukunft gerne danach richten.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
24.10.2013, 15:10
Beitrag: #92
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(24.10.2013 10:26)Bunbury schrieb:  
(22.10.2013 07:59)Suebe schrieb:  Wenn ich von 4 Viertele in Bezug auf meine Person schreibe, ist dies meine Sache.
Wenn dies von anderen Personen geschrieben wird, insbesondere mit der Unterstellung "ich wäre besoffen gewesen" als ich etwas schrieb, setzt das Stresshormone frei.
Mit anderen Worten ich werde wütend.

Kann ich doch nichts dafür wenn du meine Ausführungen nicht verstehen willst. Da sie deiner These widersprechen.

Es tut mir sehr leid, daß ich deine Grenzen verletzt habe.

Aber ich gebe zu, daß es mich ein wenig überfordert, wenn jemand, der sehr gerne leicht frotzelt und auch des öfteren Themen ins lächerliche zieht, dann seinerseits so empfindlich reagiert. Zumal ich an anderen Stellen in diesem Forum durchaus das Gefühl habe, daß du dich recht gerne über deine Promillerfahrungen ausläßt.

Da du aber offensichtlich gerne darüber redest, aber auf der anderen Seite keine Antwort haben willst, werde ich mich in Zukunft gerne danach richten.


Es hat jeder seinen "Stopp"-Punkt.
Du magst es nicht, dass man dich "Madam" nennt. Ich halte mich, seit ich es weiß daran.

Und mich bringt es auf die Palme wenn man mir den Suff unterstellt.
Ja, ich trinke mal ein Viertele oder zwei, aber besoffen war ich Jahrzehnte nicht mehr.
Meine eigenen Äußerungen bitte ich davon zu trennen, ich schreibe auch hin und wieder von einem "Alzheimer-Anfall" trotz meiner Hoffnung noch lange verschont zu bleiben.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
24.10.2013, 20:52
Beitrag: #93
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
Es war für mich bei deinen diversen Äußerungen hier im Forum nicht ersichtlich, daß das dein schwacher Punkt ist. Im Gegenteil ließ sich aus diversen Äußerungen deinerseits durchaus ein gegenteiliger Schluss ziehen.

Gut, jetzt weiß ich bescheid. Es wird nicht wieder vorkommen.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 09:56
Beitrag: #94
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
Ich habe gerade einen Film über das Sehen von Farben gesehen.

Es ist nachgewiesen, daß die Wahrnehmung einer Farbe von der Muttersprache abhängt. Nur wer eine Farbe benennen kann, kann sie auch wahrnehmen. Und je nachdem, wie er sie benennt, nimmt er sie auch wahr.
Farben einzuordnen hat etwas damit zu tun, wie kategorisiert wird. Und auch das hängt letztendlich mit der Sprache (natürlich nicht nur) zusammen.

In dem Film wiurde z.B. gezeigt, daß ein afrikanischer Stamm, der keine direkten Farbwörter hat, sondern nur zwischen Helligkeitsstufen unterscheidet, zwischen zwei Grüns unterschiedlicher Helligkeit sehr gut und schnell unterscheiden kann, während ein Europäer das nicht kann. Dafür unterscheiden die Europäer zwischen einem grüm und blau gleicher Helligkeit sehr schnell, während sich Angehörige dieses Stammes damit schwer tun.

Und nein, ich habe damit nicht geagt, daß es nur von der Sprache abhängt, wie man eine Farbe sieht...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 14:18
Beitrag: #95
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
Im Grunde ist es doch logisch, DASS Wahrnehmung und Sprache aufeinander Einfluss haben.
Wer eine komplizierte Sprache mit wasweißichwievielen grammatikalischen Fällen spricht - was einer genauen Unterscheidung dessen, was man ausdrücken will oder eben nicht ausdrücken will entspricht - der wird seine Umgebung auch entsprechend kleinteilig wahrnehmen.
Und wer umgekehrt seine Umgebung sehr genau wahrnimmt und sie daher auch sprachlich entsprechend genau darstellen muss, muss eben den entsprechenden Wortschatz und die entsprechende Grammatik besitzen.

Beides hängt voneinander ab.

Wer aber in Wahrnehmung und Sprache sehr kleinteilig vorgeht, der wird auch entsprechend kleinteilig und genau denken. Denken und Wahrnehmung sind sowieso sehr voneinander abhängig.
Und wer kleinteilig denkt, wird auch so handeln. In einer entsprechenden Gesellschaft werden z.B. kleinste Handbewegungen einen Aussagewert haben. Eine solche Gesellschaft wird auch recht ausgefeilte Umgangsformen besitzen.

Das alles ist ein Rattenschwanz, wie sich die Kuh in die Schenkel beißt. Man kann nicht Sprache, Handeln, Denken und Wahrnehmung isoliert betrachten, alles hängt voneinander ab. Und zwar in jeder Sprache, denn dahinter steckt ein allgemeinmenschliches Kriterium, nämlich das menschliche Gehirn, das das alles steuert und bei jedem Volk gleich funktioniert.

VG
Christian
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 15:28
Beitrag: #96
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(28.10.2013 14:18)913Chris schrieb:  Im Grunde ist es doch logisch, DASS Wahrnehmung und Sprache aufeinander Einfluss haben.

[..]
Beides hängt voneinander ab.

[..]
Denken und Wahrnehmung sind sowieso sehr voneinander abhängig.

[..]
Man kann nicht Sprache, Handeln, Denken und Wahrnehmung isoliert betrachten, alles hängt voneinander ab.
Hierbei stimme ich dir ausdrücklich zu.
Wahrnehmung, Denken, Sprache und Handeln bilden eine Einheit, wobei sich die Elemente gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängig sind.
...und in ihrer Gesamtheit auch weiterentwickeln.
(28.10.2013 14:18)913Chris schrieb:  Wer eine komplizierte Sprache mit wasweißichwievielen grammatikalischen Fällen spricht - was einer genauen Unterscheidung dessen, was man ausdrücken will oder eben nicht ausdrücken will entspricht - der wird seine Umgebung auch entsprechend kleinteilig wahrnehmen.
Und wer umgekehrt seine Umgebung sehr genau wahrnimmt und sie daher auch sprachlich entsprechend genau darstellen muss, muss eben den entsprechenden Wortschatz und die entsprechende Grammatik besitzen.

[..]
Wer aber in Wahrnehmung und Sprache sehr kleinteilig vorgeht, der wird auch entsprechend kleinteilig und genau denken. Denken und Wahrnehmung sind sowieso sehr voneinander abhängig.
Und wer kleinteilig denkt, wird auch so handeln. In einer entsprechenden Gesellschaft werden z.B. kleinste Handbewegungen einen Aussagewert haben. Eine solche Gesellschaft wird auch recht ausgefeilte Umgangsformen besitzen.
Das sehe ich nicht ganz so, insbesondere wenn du die Komplexität der Sprache in Bezug auf die Anzahl der Fälle bringst und dabei eine Proportionalität erkennst. Das würde im Extremfall bedeuten, dass ein komplizierter Vorgang z.B. im Ungarischen erheblich besser und tiefgründiger zu beschreiben wäre als im Englischen.

Natürlich muss ein entsprechender Wortschatz vorhanden sein und über Verknüpfungsregeln so dargestellt werden können, dass ein anderer Sprecher es verstehen kann. Vorrausgesetzt er kennt diese Regeln und verfügt über einen annähernd gleichen Wortschatz. Von der Zahl der Kasus ist das unabhängig.
(28.10.2013 14:18)913Chris schrieb:  Eine solche Gesellschaft wird auch recht ausgefeilte Umgangsformen besitzen.
Naja, das wag ich nun aber wirklich zu bezweifeln. Oder in welchem speziellen Sinn sprichst du hier von Umgangsformen...?
(28.10.2013 14:18)913Chris schrieb:  Und zwar in jeder Sprache, denn dahinter steckt ein allgemeinmenschliches Kriterium, nämlich das menschliche Gehirn, das das alles steuert und bei jedem Volk gleich funktioniert.

Vom Prinzip her ja. Ausgehend vom Potential des durchschnittlichen Hirns kurz nach der Geburt. Unabhängig davon, in welcher Gesellschaft das Neugeborene zur Welt kam.
Allerdings schlägt dann im Laufe der Zeit das natürliche und soziale Umfeld zu. Es werden bestimmte Denkstrukturen entwickelt und geprägt, die für die umgebende soziale Gruppe und die spezielle Umwelt, in der das Kind aufwächst, markant und typisch sind.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 16:14
Beitrag: #97
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(28.10.2013 14:18)913Chris schrieb:  ./.
Das alles ist ein Rattenschwanz, wie sich die Kuh in die Schenkel beißt. Man kann nicht Sprache, Handeln, Denken und Wahrnehmung isoliert betrachten, alles hängt voneinander ab. Und zwar in jeder Sprache, denn dahinter steckt ein allgemeinmenschliches Kriterium, nämlich das menschliche Gehirn, das das alles steuert und bei jedem Volk gleich funktioniert.

Zustimmung
mit ist das alles auch zu vereinfacht und auf viel zu wenig Parameter reduziert.

Beim Studium der chinesischen Sprache wird eine gewisse musikalische kompetenz verlangt und vermittelt, da zB die Tonhöhe deutlich mehr aussagt wie in unseren europäischen Sprachen. Den Ostasiaten vulgo Chinesen wird ja sowieso eine deutlich stärkere Benutzung der anderen Hirnhälfte unterstellt.
Trotzdem würde ich die aufgestellten Thesen sehr in Frage stellen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 16:18
Beitrag: #98
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(28.10.2013 09:56)Bunbury schrieb:  Ich habe gerade einen Film über das Sehen von Farben gesehen.

Es ist nachgewiesen, daß die Wahrnehmung einer Farbe von der Muttersprache abhängt. Nur wer eine Farbe benennen kann, kann sie auch wahrnehmen. Und je nachdem, wie er sie benennt, nimmt er sie auch wahr.
Farben einzuordnen hat etwas damit zu tun, wie kategorisiert wird. Und auch das hängt letztendlich mit der Sprache (natürlich nicht nur) zusammen.

In dem Film wiurde z.B. gezeigt, daß ein afrikanischer Stamm, der keine direkten Farbwörter hat, sondern nur zwischen Helligkeitsstufen unterscheidet, zwischen zwei Grüns unterschiedlicher Helligkeit sehr gut und schnell unterscheiden kann, während ein Europäer das nicht kann. Dafür unterscheiden die Europäer zwischen einem grüm und blau gleicher Helligkeit sehr schnell, während sich Angehörige dieses Stammes damit schwer tun.

Und nein, ich habe damit nicht geagt, daß es nur von der Sprache abhängt, wie man eine Farbe sieht...
Oi, oi, da sagst du was - wenn das meine Tochter lesen würde, bekäme sie Schreikrämpfe. Unsere unterschiedliche Farbsicht ist nämlich der running gag der Familie. Bei mir sind Blumen blau, die meine Tochter als purpur, lila, violett oder wer weiß wie bezeichnen würde. Dabei weiß ich nun wieder genau, dass ich ihr die Muttersprache beigebracht habe, mitsamt den Farben.

Das könnte natürlich nach Chris mit unterschiedlichen Denkmustern zusammenhängen, vielleicht denkt sie eher kleinteilig, wobei ich mich selbst als Generalisten bezeichnen würde.
Vor Jahren habe ich mal einen NLP-Kurs gemacht, daraus ist mir die Unterscheidung von 3 Wahrnehmungswegen erinnerlich. Es gibt Menschen, die mehr über Augen/Sicht wahrnehmen und andere über Gehör/Geräusch sowie Tastsinn/Emotion..
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen zwischen mir und meiner Tochter habe ich mir damals eher darüber erklärt. Sie ist definitiv ein Augenmensch, hat ein gutes Gedächtnis für Gesichter und Einzelheiten. Bei mir kannst du morgen rote Haare haben und mir fällt höchstens auf, dass da was anders ist. Wer, was wie sagt. kann ich dagegen gut erinnern.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.10.2013, 20:08
Beitrag: #99
RE: Hat die (Mutter)Sprache Einfluß auf das menschliche Denken und Handeln?
(28.10.2013 09:56)Bunbury schrieb:  Ich habe gerade einen Film über das Sehen von Farben gesehen.

Es ist nachgewiesen, daß die Wahrnehmung einer Farbe von der Muttersprache abhängt. Nur wer eine Farbe benennen kann, kann sie auch wahrnehmen. Und je nachdem, wie er sie benennt, nimmt er sie auch wahr.
Farben einzuordnen hat etwas damit zu tun, wie kategorisiert wird. Und auch das hängt letztendlich mit der Sprache (natürlich nicht nur) zusammen.

In dem Film wiurde z.B. gezeigt, daß ein afrikanischer Stamm, der keine direkten Farbwörter hat, sondern nur zwischen Helligkeitsstufen unterscheidet, zwischen zwei Grüns unterschiedlicher Helligkeit sehr gut und schnell unterscheiden kann, während ein Europäer das nicht kann. Dafür unterscheiden die Europäer zwischen einem grüm und blau gleicher Helligkeit sehr schnell, während sich Angehörige dieses Stammes damit schwer tun.

Und nein, ich habe damit nicht geagt, daß es nur von der Sprache abhängt, wie man eine Farbe sieht...
Das durchschnittliche! geistige Potential des menschlichen Hirns ist am Anfang bei allen Neugeborenen gleich.
Die Formung und Prägung von bestimmten Denkstrukturen und Verhaltensmustern erledigt die natürliche und soziale Umwelt.
Wurde schon angesprochen.

Das gilt natürlich auch für das Wahrnehmen und Verarbeiten von elektromagnetischer Strahlung unterschiedlicher Wellenlänge. Allerdings ist diese Wahrnehmbarkeit auf einen bestimmten Wellenlängenbereich des Spektrums beschränkt. Die eigentliche Wahrnehmung erfolgt auf der Netzhaut, die Verarbeitung der dort erzeugten Nervenimpulse im Gehirn.

Egal - entscheidend ist, wie die erzeugten Nervenimpulse im Gehirn verarbeitet, sortiert, kategorisiert und letztendlich benannt werden. Durch Kommunikation der Individuen untereinander - der Sprache.
Und ja, auf diese Weise werden auch bestimmte, physisch vorhandene Neuronenverknüpfungen hergestellt. Wenn es in einem bestimmten gesellschaftlichen Umfeld nie üblich war bestimmten Farben bzw. bestimmten Wellenlängenbereichen einen Namen zu geben, sie mit einem Wort zu besetzen, dann kann dieser Bereich später auch nicht als eine Farbe erkannt und widergegeben werden.
Physiologisch gesehen, haben, mit bestimmten Toleranzen versehen, alle Menschen den gleichen optischen Input - er wird nur unterschiedlich verarbeitet und bewertet.

Wenn jemandem nie die Bedeutung von Pink erklärt wurde, am besten mit einem Bsp. aus seiner natürlichen Umwelt, dann weiß er einfach nicht was das ist. Bestenfalls würde er es als eine Art von rosa bezeichnen, vorrausgesetzt er kennt die Bedeutung von rosa.
Das Wort fehlt in seinem Wortschatz, oder es ist zwar vorhanden, nur ist das Wort, der Begriff nicht mit einer Bedeutung, einem Wert verknüpft oder auch falsch besetzt.

Anderes Beispiel - der rechte Winkel. Wenn jemand nicht weiß, was ein rechter Winkel ist bzw. mit dieser Unkenntnis aufgewachsen ist, dann fällt es sehr schwer sich mit diesem Menschen über solche Dinge zu unterhalten bzw. ihn dazu zu bewegen, Konstruktionen mit einem rechten Winkel zu bauen. Das wurde bei eingeborenen, von der restlichen Welt abgeschirmten Naturvölkern mehrfach beobachtet. In ihrer natürlichen Umwelt gibt es einfach keine wirklichen Anschauungsbeispiele für den rechten Winkel und er hat es daher nicht in ihre Begriffswelt geschafft.
Ab einem bestimmten Alter sind bestimmte Vorstellungen, Denkmuster und Handlungsweisen auch nicht mehr korrigierbar - wobei das abhängig von der Größe des Defizits ist.


[Bild: post2.jpg]


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
30.10.2013, 12:13
Beitrag: #100
Presseschau: Die Muttersprache und die Zahl
Ausriss:
Zitat:Wie früh Kinder Zahlen begreifen, hängt von der Muttersprache ab. Zweijährige aus Slowenien oder Saudi-Arabien lernen schneller Zahlwörter. Und kleine Chinesen können schon bis 50 zählen, da mühen sich die Deutschen noch mit der 13. Warum?

von da:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...30550.html

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Der Dialekt, die Sprache der Eliten? Suebe 6 1.311 03.04.2023 09:20
Letzter Beitrag: Suebe
  Gibt es eine menschliche Ursprache? Paul 15 27.840 20.10.2016 12:15
Letzter Beitrag: Aguyar

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds