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Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
29.01.2017, 15:25
Beitrag: #30
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Vielleicht sollten wir nicht übersehen, dass ein Condottiere / Söldnerführer, der seine eigenen Mitteln einsetzen und anbieten konnte, einerseits wesentlich mehr Risiko für sich einging, andererseits aber sicher auch mehr Macht und mehr Verhandlungsspielraum hatte in Bezug auf "Arbeitgeber".

Abgesehen davon, bekannt und überliefert sind die, die Erfolg hatten. Ich bin sicher, dass es da eine ganze Reihe von Menschen gegeben hat, die letztlich Verlierer waren oder dabei draufgezahlt haben.

Daneben waren Condottiere, gerade wenn sie es zu etwas gebracht hatten, keineswegs ungefährdet.

Muzio Attendolo, der Vater von Francesco Sforza, wurde mindestens zweimal aufgrund der politischen Situation im Königreich Neapel inhaftiert, zu seinem Glück konnte er sich beide Male als Gefangener solange halten (weil z. B. Familienmitglieder, wie seine Schwester seine Besitzungen inzwischen verteidigten), bis sich die politischen Umstände wieder geändert hatten und das in einer Weise, die sich für ihn positiv auswirkte.

Francesco Bussone (Carmagnola) wurde wegen angeblichen Verrates von der Republik Venedig inhaftiert, gefoltert und nach dem er diesen auf der Folter gestanden hatte, hingerichtet. (Als ihm ein solches Schicksal bereits früher durch seinen damaligen Arbeitgeber, dem Herzog von Mailand, gedroht hatte, konnte er sich noch durch einen Wechsel zu einem anderen Arbeitsgeber retten.

Niccolò Piccinino (1386, Perugia - 1444, Cusago) fiel in einer Schlacht.
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Beim Aufstieg von Francesco Sforza, vermutlich der erfolgreichste Aufsteiger unter den Condottieres, spielten eine Reihe für ihn günstiger Umstände mit. Er war angeblich der beste Condottiere seiner Zeit, und damit als solcher bei italienischen Herrscherhäusern sehr begehrt, sodass er für seine Dienste auch entsprechend hohe Forderungen stellen konnte.

Zu seinem Glück war gerade Herzog Filippo Maria von Mailand (der als eine sehr umstrittene Persönlichkeit gilt) selbst auf die Dienste eines fähigen Condottieres angewiesen. Der Herzog hatte keine legitimen Nachkommen, auch keine legitimen Töchter, deren Ehemänner sicher die besten Karten für eine Nachfolge gehabt hatten. Es gibt zudem Hinweise, dass er seine uneheliche Tochter Bianca Maria Visconti, mit der er letztlich Francesco Sforza verlobte (und die dieser letztlich auch heiratete) schon selbst als mögliche Erbin politisch eingesetzt hatte.

Francesco Sforza hatte außerdem gegenüber anderen Personen mit Erbanspruch den Vorteil, dass er vor Ort war.

Dank zahlreicher weiblicher Verwandte, die einst einflussreiche Ehen mit verschiedenen Herrscher- und Fürstenhäusern eingegangen waren, gab es außerdem sehr viele Dynastien die einen mehr oder weniger begründeten Erbanspruch geltend machen konnten. Aber gerade, dass es so viele Dynastien mit einem gewissen Erbanspruch gab, dürfte auch ein Grund gewesen sein, dass die letztlich ihre Ansprüche nicht wirklich durchzusetzen versuchten. Zudem die meisten dieser Dynastien keineswegs Nachbarn waren, sodass der Gewinn von Mailand für sie schon deshalb höchste Priorität gehabt hätte.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter - Teresa C. - 29.01.2017 15:25

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