In die Linse lächeln
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14.12.2016, 00:57
Beitrag: #22
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RE: In die Linse lächeln
(13.12.2016 10:55)Bunbury schrieb:(12.12.2016 23:54)Mashenka schrieb: Dies war auch bei Photographien bis zum frühen 20. Jh. so. Ein weiterer prägender Grund war die Belichtungszeit; es ist schwierig, minutenlang zu lächeln, ohne zu zittern. Erst als sie wesentlich kürzer wurde und die Köpfe der Porträtierten nicht mehr gestützt werden mussten, konnte das Lächeln eingefangen werden. Dein Einwand ist sicherlich zum Teil berechtigt…, zumindest was die Belichtungszeiten anfangs der 1950-er angeht. In Bezug auf die Wertung der Photographie kann man aber jene Zeiten kaum mit heute vergleichen: das Abbild wurde schließlich entweder in der Wohnung ausgestellt, oder kam in ein Album, das (meist) gerne gezeigt wurde. Im gleichen Album waren häufig auch Lichtbilder von bereits verstorbenen Verwandten, Freunden. Man war sich also durchaus bewusst, dass es sich um die Dokumentation des eigenen Aussehens ging. Außerdem ging es bei Frauen auch um die Dokumentation ihrer Schönheit, sodass die Bilder auch zum erhaschen von Komplimenten dienten, als man selbst nicht mehr so attraktiv war. Hätten denn »die alten Schabracken« ihre Jugendbilder auch nicht gezeigt? In Gegenden, oder in Kreisen, wo das Photographieren mehr verbreitet war, wurde öfters, resp. früher gelächelt, bzw. das Lächeln erschien den Photographen früher als ein Muss (für ihren Erfolg). Gerade die 1950-er fallen in die Ära intensiver Photoretouchen. Ich habe aus der Zeit zahlreiche private Aufnahmen, inkl. Hochzeitsphotos gesehen, auf denen die Münder vom Photographen nachträglich zum Lächeln gebracht wurden. Vor dem 2. WK sieht man diese Art von Retouchen eigentlich nie. Ich vermute, dass das obligatorische Lächeln aus den USA nach Europa kam, wo bereits in den 1940-ern in den Medien ausgesprochen viel gelächelt wurde (als es in Europa eh nichts zu lächeln gab). Sicherlich einen großen Einfluss übten auch Modeaufnahmen aus (mit deren Geschichte ich mich mal intensiver beschäftigt habe). Deren Wiege ist in den USA zu suchen und ihre erste Blütezeit in den 1940-ern. Erst als die Schönheiten in den Modeheften lächelten, begann auch Goßmami mit dem Lächeln zu experimentieren… (13.12.2016 20:54)Suebe schrieb: Ergo: Die Lösung muss bei den Fotografen gesucht werden. Eigentlich nicht. Auch der Photograph ist dem Zeitgeist unterworfen. Er bittet erst um ein Lächeln, wenn dies auf Lichtbildern zur Mode geworden ist. |
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