In die Linse lächeln
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12.12.2016, 23:54
Beitrag: #16
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RE: In die Linse lächeln
(07.12.2016 20:41)Bunbury schrieb: Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der Tugend der Disziplin zu tun hatte. Fotografien waren früher sehr teuer und etwas ganz besonderes, und der lachende Mensch war nicht das Ideal dieser Zeit. Tüchtigkeit, Disziplin und Selbstbeherrschung waren gefragt. Wenn ich mich so an Erzählungen meiner Großtante erinnere, galt ein Mädchen, das viel lachte, als liederlich und ein Mann, der viel lachte, als Halodrian... Bunbury ist zwar auf der richtigen Spur mit dem besonderen Moment, aber mit Tugend und Disziplin hatte das Nichtlächeln wohl wenig zu tun. Vielleicht mit Verklemmtheit und Aufgeregtsein im weitesten Sinn, etwa wie: uiui, ich werde jetzt beobachtet; oder: ojeoje, jetzt sind dann alle Augen auf mich gerichtet. Ja, früher wurden Photographien auch angeschaut… Davon abgesehen: auch auf Gemälden wurde gelegentlich gelächelt und sogar auf Skulpturen, blieb jedoch die Ausnahme. Der Grund war die Seltenheit solcher Verewigung. Mit anderen Worten: das Abbild wurde vor allem als Dokumentation verstanden, als Hinterlassenschaft für die Nachwelt. Dies war auch bei Photographien bis zum frühen 20. Jh. so. Ein weiterer prägender Grund war die Belichtungszeit; es ist schwierig, minutenlang zu lächeln, ohne zu zittern. Erst als sie wesentlich kürzer wurde und die Köpfe der Porträtierten nicht mehr gestützt werden mussten, konnte das Lächeln eingefangen werden. |
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