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In die Linse lächeln
17.12.2016, 13:08
Beitrag: #61
RE: In die Linse lächeln
(17.12.2016 12:54)Suebe schrieb:  um wieder zum Thema zu kommen.

Nach allem was ich hier zum Thema las,

Nein,
ich glaube nicht, dass die wirtschaftliche oder persönliche Lage der abgebildeten etwas mit dem "ernsten" Gesichtsausdruck zu tun hatte.

Es war das damalige Verständnis von "Würde"
Man wollte "würdevoll" der Nachwelt erhalten bleiben.
Und dazu gehörte der Gesichtsausdruck eines "ernsten Mannes" seiner Bedeutung bewusst.

Wenn Du recht haben solltest, so müsste man aber feststellen, dass dieses Ideal der "würdevollen Haltung" in ganz Europa und nicht nur in Deutschland und England verbreitet gewesen sein muss. Wenn ich mir beispielsweise Bilder von den Bauarbeitern beim Gotthardtunnel oder auch sonstige Bilder von Mineuren im Alpenraum anschaue, so war deren Gesichtausdruck würdevoll bis grimmig - nirgends ein Lächeln. Und das waren beinahe alles Italiener denen man zum Mindesten damals Lebensfreude und Leichtsinn nachsagte. Oder es war in diesem Fall eben doch die soziale Situation - dass Lohn und Arbeitsbedingungen so bescheiden waren, dass selbst den Italienern das Lachen vergangen ist.
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17.12.2016, 13:24
Beitrag: #62
RE: In die Linse lächeln
(17.12.2016 12:54)Suebe schrieb:  Nein,
ich glaube nicht, dass die wirtschaftliche oder persönliche Lage der abgebildeten etwas mit dem "ernsten" Gesichtsausdruck zu tun hatte.

Es war das damalige Verständnis von "Würde"
Man wollte "würdevoll" der Nachwelt erhalten bleiben.
Und dazu gehörte der Gesichtsausdruck eines "ernsten Mannes" seiner Bedeutung bewusst.

Ich weiß, ich habe immer was zu meckern Wink, aber ich denke, dass man das nicht so ganz trennen kann.
Es wird nicht die persönliche oder wirtschaftliche Lage des Einzelnen gewesen sein, die zu diesem würdevollen Ausdruck führte. Aber wenn die gesamte Lage eher düster war, dürfte der einzelne es als unapassend empfunden zu haben, einen auf Fröhlich zu machen.

Und dazu kommt, dass man vermutlich noch einen gewissen Respekt vor diesem schwarzen Ding da hatte... (könnte ich mir gut vorstellen- mit dem gleichen Respekt betrachte ich immer noch dieses Smartphone. Sollte ich dabei ein Selfie machen, dürfte das sehr, sehr ernst aussehen Big Grin)

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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17.12.2016, 13:26
Beitrag: #63
RE: In die Linse lächeln
Natürlich war das -mindestens- ein europäisches Symptom

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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18.12.2016, 20:14
Beitrag: #64
RE: In die Linse lächeln
(17.12.2016 13:08)Aguyar schrieb:  Wenn Du recht haben solltest, so müsste man aber feststellen, dass dieses Ideal der "würdevollen Haltung" in ganz Europa und nicht nur in Deutschland und England verbreitet gewesen sein muss. Wenn ich mir beispielsweise Bilder von den Bauarbeitern beim Gotthardtunnel oder auch sonstige Bilder von Mineuren im Alpenraum anschaue, so war deren Gesichtausdruck würdevoll bis grimmig - nirgends ein Lächeln. Und das waren beinahe alles Italiener denen man zum Mindesten damals Lebensfreude und Leichtsinn nachsagte. Oder es war in diesem Fall eben doch die soziale Situation - dass Lohn und Arbeitsbedingungen so bescheiden waren, dass selbst den Italienern das Lachen vergangen ist.

Ein gutes Beispiel, Aguyar! Die »soziale Situation« als stetigen Grund für die ernsten Mienen auf Bildern halte ich aber für übertrieben. Schließlich schreibst Du ja selber, dass man den Italienern Lebensfreude nachsagte; also mussten sie auch am Gotthard, trotz der Bedingungen, hin und wieder gelacht haben. Doch warum hätten sie auf Photographien lachen sollen? Etwa um den freundlichen Italiener rauszuhängen? Vielmehr sahen sie die Photographiererei als Dokumentation, würde ich meinen…

Dass aber Lebensfreude beim Lachen auf Darstellungen eine Rolle gespielt habe, ließe sich vielleicht an Skulpturen und Portraitgemälden zurückverfolgen: auf Kunstwerken aus dem 18. Jh. beispielsweise wird öfters gelächelt als auf früheren Werken. Ältere Abbildungen von lachenden Menschen gehören zumeist zur flämischen/niederländischen Genremalerei aus dem 16./17. Jh., wo sich die Leute anscheinend öfters ausgelassener gaben.

Beim heutigen durchgehenden Lächeln auf Bildern geht es aber um mehr als um momentane Befindlichkeiten von einzelnen Menschen. Es handelt sich eigentlich um ein rituelles Lächeln. Big Grin
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19.12.2016, 13:06
Beitrag: #65
RE: In die Linse lächeln
Ihr seid Schuld....Devil

ich habe mir vorhin eine neue Kamera gekauft....
man gönnst sich ja sonst nichts Innocent

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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25.07.2019, 11:38
Beitrag: #66
RE: In die Linse lächeln
Neulich Familientreffen.
Eine packt ein paar Fotos aus, aus dem Jahr 1888, als ein Bruder und eine Schwester des Großvaters in die USA auswanderten, zur ewigen Erinnerung.
Einer war aus irgendeinem Grund nicht dabei, dessen Bild wurde "eingefügt"

Die meisten erinnerten sich, die Fotos auch schon gesehen zu haben, Abzüge in ihrem Besitz zu haben/gehabt zu haben

Zwei 90jährige, "du, die Tante .... trägt ja da deine Korallenkette" "ja doch, das war doch ihre, als deren ihre Tochter 1954 auf Besuch da waren, habe ich sie darauf angesprochen, und sie hat sie mir tatsächlich dann geschickt..."

Wie über Fotos Familiengeschichte geschrieben wird, mit Korallenketten die über den großen Teich gingen, und 60 Jahre später wieder zurück...
und auch das ist schon wieder über 60 Jahre her....
Wenn ich eine Frau wäre, würde ich um testamentarische Verfügung der Kette bitten....

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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