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Der 30 jährige Krieg
16.10.2016, 21:45
Beitrag: #2
RE: Der 30 jährige Krieg
Das ist alles richtig, was Du schreibst. Die Finanzierung des Krieges ist sicher komplizierter als dargestellt. Neben den Plünderungen wurden z.B. auch Münzverschlechterungen zur Finanzierung genutzt. Nicht vergessen sollte man, dass Feldherren wie Wallenstein eine private Vorfinanzierung betrieben und letztlich spekulierten, dass ihre Ausgaben vom Kaiser oder den Landesherren mit Gewinn ersetzt werden. Ausländische Heere wie die Schweden, Franzosen oder Spanier sind sicher am Anfang durch Steuern finanziert worden.

Der Dreißigjährige Krieg brachte den Ruin des Bauernstandes und verstärkte dessen Abhängigkeit von den adligen Grundherren. Die Entwicklung des Bürgertums wurde gehemmt und das Heilige Römische Reich zerfiel in unzählige Territorialherrschaften. Weitere Folgen des Krieges waren Hungersnöte, Seuchen, marodierende Räuberbanden, Hexenverfolgungen, Aberglauben und Armut.

Während des Dreißigjährigen Krieges verlor das Kurfürstentum Sachsen die Hälfte seiner Bevölkerung. Besonders betroffene Gegenden wie Chemnitz, Pirna oder Wurzen verloren siebzig Prozent ihrer Bevölkerung. Im Heiligen Römischen Reich ging die Bevölkerung um etwa zwanzig Prozent zurück. Dies war die größte demografische Katastrophe seit der Pest in den Jahren 1346 bis 1352.

Die Ursachen des Dreißigjährigen Krieges waren die Konflikte der Dynastien bzw. Staaten um die territoriale Vorherrschaft in Europa (Konflikt Habsburg/Frankreich, Vorherrschaft Heiliges Römisches Reich, Vorherrschaft Ostseeraum), die Kämpfe der Stände gegen den entstehenden Absolutismus der Landesherren (z.B. Niederlande, Böhmen, Österreich) und die religiösen Auseinandersetzungen dieser Zeit. Den Dreißigjährigen Krieg sollte man im Zusammenhang weiterer zeitgleicher Kriege oder Abschnitte der Kriege wie den 80jährigen Befreiungskrieg der Niederlande, die Polnisch-Schwedischen Kriege oder den Spanisch-Französischen Krieg von 1635-1659 sehen. Der Dreißigjährige Krieg ist letztlich Teil eines gesamteuropäischen Konflikts auf dem Boden des HRR. Die wechselnden Allianzen der Kriegsteilnehmer sowie der 1630 erfolgte Kriegseintritt Schwedens und die Kriegsteilnahme Frankreichs seit dem Jahr 1635 führten schließlich zur dreißigjährigen Dauer des Krieges.

Ebenso verlängerten die frühabsolutistischen Zentralisierungsbestrebungen Ferdinands II. und das Restitutionsedikt von 1629 den Krieg.

Die enormen Verluste an Menschen, Tieren, materiellen und kulturellen Werten waren Folgen der brutalen und rücksichtslosen Kriegsführung der Feldherren, die als Kriegsunternehmer vor allem nach persönlicher Macht, sozialem Aufstieg und Reichtum strebten. Diese Feldherren, die wie Piccolomini, Wrangel oder Derfflinger den Krieg überlebten, gehörten neben dem Adel als Stand eindeutig zu den Gewinnern des Krieges. Auch die Stadt Hamburg gehörte zu den Gewinnern, da sie sich als Handelszentrum für die unterschiedlichen Kriegsparteien profilierte.

Das Zusammenbrechen gesellschaftlicher Strukturen und die Deklassierung breiter Bevölkerungsteile erschwerten zusätzlich die Beendigung des Krieges. Man darf nicht vergessen, dass der Westfälische Krieg 1648 nur den Frieden im HRR regelte. Es gab weiterhin die Kriegsschauplätze in den Pyrenäen und vor allem in Polen. Viele Söldner schlossen sich polnischen Kriegsherren an, um entweder gegen die Schweden und seit 1649 gegen die Aufständische unter Bogdan Chmelnitzki in der Ukraine zu kämpfen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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