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Die keltische Einöde
09.10.2016, 12:32
Beitrag: #41
RE: Die keltische Einöde
Also etwas verspätet, sorry.

Nach dem Totalbrand Mitte 6. Jahrhundert vChr, wurde die Heneburg sofort wieder aufgebaut, wie geschrieben, Holz-Erde-Mauer, ummauerter Bereich doppelt so groß wie zuvor. Bebauung nicht mehr kleinteilig, sondern Hofstruktur, wie dies auch in der Zeit vor der Lehmziegelmauer der Fall war.

Zur Lehmziegelmauer ist der aktulle Forschungsstand, dass diese keineswegs lediglich der Reputation diente, sondern im Gegenteil ein effizientes und für die damalige Zeit langlebiges Verteidigungswerk war.
Sie hatte demnach gut ein halbes Jahrhundert bestand, natürlich nicht zuletzt durch den immer wieder erneuerten Verputz.
Damalige Holz-Erde-Bauwerke wären jedoch schon in ein paar Jahren baufällig geworden.
Weiter wäre trotz aller Suche bis heute in Europa keine Lehmziegelmauer mit Bastionen wie bei der Heuneburg, aus der fraglichen Zeit entdeckt worden. Diese Befestigungsart zdZ lediglich in Kleinasien üblich war.

Zu der "Unterschicht" Handwerker usw.
Es wurde im Außenbereich ein recht grosses Gebäude gefunden, das vielleicht als "Gewerbebetrieb" anzusprchen ist, in dem verschiedene Handwerker arbeiteten. Woran der Autor allerdings Zweifel äußert. Der Flächenbedarf zdZ für die Zwecke nicht so groß gewesen wäre, er spricht das Gebäude als "Herrenhaus" an.
Weiter schreibt er,
"dass sich beim heutigen Kenntnisstand trefflich über die keltischen Unterschichten, die Handwerker(-Sklaven?) spekulieren ließe, nützlicher jedoch wäre es die Heuneburg weiter auszugraben"

was ich so interpretiere, dass wir Hobbyisten fröhlich weiter spekulieren sollen, die Archäologen in der Zeit fröhlich weitergraben sollen.
Die Zeilen sind freilich vor den letzten spektakulären Funden geschrieben worden. Der "Keltenprinzessin" und den vielen Fundn im Außenbereich.
Aber auch hier gibt es nur sehr wenige (wenn überhaupt) neue Erkenntnisse zum keltischen "Normalo".

Ergo: wir können dazu wunderbar spekulieren, kann doch toll werden.
Mal sehen welche Thesen die Wissenschaft in den kommenden Jahren dann bestästigt. (vermutlich die "wildesten":ideaSmile

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.10.2016, 12:49
Beitrag: #42
RE: Die keltische Einöde
Danke für die Infos.

Das heißt, der Brand und der Wiederaufbau der Heuneburg fällt in das Zeitalter der Fürstensitze und nicht in das zeitalter der Oppida.

Dir ist aber schon klar, dass zwischen den von dir beschriebenen Ereignissen und Caesars Unterschicht rund 500 Jahre liegen?

Auch die Heuenburg wurde also nicht vollständig ausgegraben. Also hoffen wir mal auf Fortsetzung....

Interessant ist die Sache mit der Befestigungsmauer auf jeden Fall. Zumal sie völlig atypisch gewesen ist. Gibt es Hinweise auf Einwanderung? Oder weiteren Kulturtransfer? Hatten sich zu der Zeit schon Kelten auf das Gebiet der heutigen Türkei ausgebreitet?
Spannend...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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09.10.2016, 13:56
Beitrag: #43
RE: Die keltische Einöde
(09.10.2016 12:49)Bunbury schrieb:  Danke für die Infos.

Das heißt, der Brand und der Wiederaufbau der Heuneburg fällt in das Zeitalter der Fürstensitze und nicht in das zeitalter der Oppida.

Dir ist aber schon klar, dass zwischen den von dir beschriebenen Ereignissen und Caesars Unterschicht rund 500 Jahre liegen?

./.

Ist mir schon klar.
Die Heuneburg hat mit den Oppidas nichts zu tun, nach derzeitigm Kenntnisstand ist 450 vChr. dort Schluss.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.10.2016, 15:38
Beitrag: #44
RE: Die keltische Einöde
(09.10.2016 13:56)Suebe schrieb:  
(09.10.2016 12:49)Bunbury schrieb:  Danke für die Infos.

Das heißt, der Brand und der Wiederaufbau der Heuneburg fällt in das Zeitalter der Fürstensitze und nicht in das zeitalter der Oppida.

Dir ist aber schon klar, dass zwischen den von dir beschriebenen Ereignissen und Caesars Unterschicht rund 500 Jahre liegen?

./.

Ist mir schon klar.
Die Heuneburg hat mit den Oppidas nichts zu tun, nach derzeitigm Kenntnisstand ist 450 vChr. dort Schluss.

Was auch wiederum sehr interessant ist, denn um 400 bis 450 war auch auf dem Glauburg Schluss mit Fürstensitz und vermutlich auch auf dem Altkönig.

Das heißt, die Fürstensitze gehören in das Ende der Hallstatt-Zeit.
Die Oppida dagegen in die Laténe- Zeit.

Hm. Ich sage ja, es bleibt spannend....

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09.10.2016, 18:35
Beitrag: #45
RE: Die keltische Einöde
(09.10.2016 15:38)Bunbury schrieb:  Was auch wiederum sehr interessant ist, denn um 400 bis 450 war auch auf dem Glauburg Schluss mit Fürstensitz und vermutlich auch auf dem Altkönig.

Das heißt, die Fürstensitze gehören in das Ende der Hallstatt-Zeit.
Die Oppida dagegen in die Laténe- Zeit.

Hm. Ich sage ja, es bleibt spannend....

Für einen Fürstensitz gobt es wohl auf dem Altkönig keine Anhaltspunkte. Die gibt es für den Glauberg. Ein isolierter Fürstensitz und diese Fürstenfamilie konnte die Position nicht halten. Vielleicht zig er mit seinen Kriegern gegen Griechenland und dann nach Galata.

https://taunus.info/angebote/kultur-und-...enig/2904/

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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09.10.2016, 19:14
Beitrag: #46
RE: Die keltische Einöde
(09.10.2016 18:35)Paul schrieb:  Für einen Fürstensitz gobt es wohl auf dem Altkönig keine Anhaltspunkte.

Dass es keine Anhaltspunkte gibt, ist nicht richtig.
Was richtig ist, ist, dass man das Plateau noch keiner genauen Ausgrabung unterzogen hat.
Tatsache ist aber, dass es sich bei dem Altkönig um ein Bergplateau handelt, das stark befestigt worden war.
Nun hat man bisher keinen Fürstensitz ausgegraben, aber dass sich irgendwer die Mühe macht, ein Gipfelplateau eines 798 m hohen Berges durch eine doppelte Wallanlage mit Mauern von 4-6 m Dicke, die von einer aufwändigen Holzkonstruktion im Innern gehalten wurden, zu schützen, ohne daß dort oben irgendetwas gewesen wäre, ist nicht anzunehmen.
Eine einfache Siedlung ist bei dieser Wallanlage (und Lage des Plateaus) auszuschließen.
Eigentlich kann es sich nur um ein Heiligtum oder einen Fürstensitz gehandelt haben. Heiligtum erschiene mir durchaus einleuchtend, denn der Ort hat etwas magisches an sich. Besonders bei Vollmond.
Was allerdings dagegen spricht ist, dass die Kelten üblicherweise keine Heiligtümer "bauten".... Möglicherweise handlelt es sich, wie auch beim Fürsten von Glauberg angenommen, um eine Königpriester- oder ein Priesterkönigtum....
Eine weitre Möglichkeit wäre eine Fluchtburg, aber dann muss irgendwo in der Nähe ein Fürstensitz gewesen sein, weil ein paar einfache Bauern die Mittel für den Bau einer solchen Fluchtanlage nicht gehabt hätten.

Ansonsten empfehle ich dir, doch deine eigenen Links besser zu lesen. Denn dort steht, dass die Ringwälle wohl zu einem Fürstensitz oder einer Fluchtburg gehörten...Wink

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10.10.2016, 18:20
Beitrag: #47
RE: Die keltische Einöde
Ich habe mir nun noch die neuesten (publizierten) Fundberichte geholt.
Das Ende der Heuneburg wird mit ca. 430-450 vChr. angesetzt. Die Gründe liegen nach wie vor völlig im Dunkeln.
Ich schrieb glaube ich schon davon, die Donau unterhalb der Heuneburg wurde renaturiert, wobei lediglich auf ca. 2,5 km länge und ca. 40 m breite eine neuzeitliche Kiesbank weggebaggert werden musste. Direkt unterhablb der Heuneburg wurden hierbei etliche latene und spätlatenezeitliche Funde gemacht. So dass angenommen werden kann, dass flussaufwärts eine Latenezeitliche Siedlung, evtl. Nachfolgesiedlung der Heuneburg zu finden sein wird.

Bei der Zerstörung der Lehmziegelmauer wurde auch die recht große Außensiedlung zerstört, und nicht wiederaufgebaut, dafür wurde die westliche Vorburg recht dicht in Terrassen kleinteilig bebaut und kräftig befestigt.
Auf den Ruinen der Außensiedlung dann die Nekropole Gießhübel-Talhau angelegt, die einst der erste Ausgrabungsteil dort überhaupt war.

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14.10.2016, 22:26
Beitrag: #48
RE: Die keltische Einöde
Erst einmal vielen Dank für die Infos.

(10.10.2016 18:20)Suebe schrieb:  Das Ende der Heuneburg wird mit ca. 430-450 vChr. angesetzt. Die Gründe liegen nach wie vor völlig im Dunkeln.

Also wirklich paralell zu Glauburg und Altkönig.
Ebenso wie das hier:

(10.10.2016 18:20)Suebe schrieb:  So dass angenommen werden kann, dass flussaufwärts eine Latenezeitliche Siedlung, evtl. Nachfolgesiedlung der Heuneburg zu finden sein wird..

Da fragt man sich doch, was diesen Kultureinbruch verursacht hat, der in einem recht großen Gebiet dazu führte, dass man alte Strukturen aufgab, aber die Gegend nicht verließ....

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15.10.2016, 09:51
Beitrag: #49
RE: Die keltische Einöde
(14.10.2016 22:26)Bunbury schrieb:  Erst einmal vielen Dank für die Infos.

(10.10.2016 18:20)Suebe schrieb:  Das Ende der Heuneburg wird mit ca. 430-450 vChr. angesetzt. Die Gründe liegen nach wie vor völlig im Dunkeln.

Also wirklich paralell zu Glauburg und Altkönig.
Ebenso wie das hier:

(10.10.2016 18:20)Suebe schrieb:  So dass angenommen werden kann, dass flussaufwärts eine Latenezeitliche Siedlung, evtl. Nachfolgesiedlung der Heuneburg zu finden sein wird..

Da fragt man sich doch, was diesen Kultureinbruch verursacht hat, der in einem recht großen Gebiet dazu führte, dass man alte Strukturen aufgab, aber die Gegend nicht verließ....

Ich habe am Anfang dieses Themas geschrieben, dass mMn die Gründe darin liegen, dass die "Kulturträger" lediglich die "Oberschicht" der Kelten war, die laut Cäsar an Kopfzahl sehr gering war.

Für die bisher am besten erforschte Periode der Heuneburg "Lehmziegelmauer" geht die Forschung zZ von einer Bevölkerung Burg-Vorburg-Außensiedlung von ca. 5.000 Menschen aus!
(es gibt heute, 2016 nChr, im Umkreis von 50 Kilometern Luftlinie vielleicht 10 Orte, die gleichviel oder mehr an Bevölkerung zählen alles andere ist viel viel kleiner)

Für die netto 900 Jahre die die Heuneburg bestand (Spätbronze-Späthallstatt) werden 14 Siedlungsperioden verzeichnet. Ein paar dramatische Veränderungen in Verbindung der Periodenwechsel sind bisher schon nachzuweisen. Eine geringe Anzahl der Herrscherschicht bietet Sozialrevolutionen doch richtig gute Voraussetzungen -
- dh wenige sind nun mal leichter und schneller zu massakrieren als viele.

Die Kelten standen mindestens zweimal an der Schwelle zur Hochkultur -
um diese Schwelle nicht nur nicht zu überschreiten, sondern um kräftig abzustürzen.
Jedenfalls aus Sicht der Hochkulturen

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15.10.2016, 13:56
Beitrag: #50
RE: Die keltische Einöde
(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Ich habe am Anfang dieses Themas geschrieben, dass mMn die Gründe darin liegen, dass die "Kulturträger" lediglich die "Oberschicht" der Kelten war, die laut Cäsar an Kopfzahl sehr gering war.

Und ich sehe, wir drehen uns uns im Kreis.Wink

Ich fasse mal kurz zusammen: Du glaubst, dass es die Kelten als Volk nie wirklich gab, sondern dass nur es eine bestimmte Führungsschicht gab, die bestehenden Dorfgemeinschaften ihre Kultur "aufgedrückt" haben. Und dabei stützt du dich auf den guten alten Caesar als Zeugen.

Damit habe ich natürlich ein paar Probleme.
Zum einen- das erklärt zwar, warum eine Heuneburg 14 mal wieder aufgebaut wurde, aber nicht, warum sie überhaupt aufgegeben wurde. Was ist um 430 bis 450 v. Chr. geschehen, dass bisherige Siedlungskonzepte aufgegeben wurden, in Kunst und Kultur aber eine gewisse Kontinuität bestanden?
Kam eine neue Oberschicht (und wenn ja woher), die sich darin einig war, vom bisherigen Konzept der Siedlungsbauerei Abstand zu nehmen und eroberte Fürstensitze im ganzen Keltengebiet, um sie dann aufzulösen und neue Arten der Siedlung zu entwickeln?
Die Heuneburg und der Glauberg wurden aufgegeben, das einfache Volk blieb in der Nähe. Warum?

Caesars Aussagen 400 Jahr später sind zur Erklärung nicht geeignet. Selbst wenn die Dinge um 60 v.Chr tatsächlich so waren, wie er sie beschrieben hat, sind sie natürlich nicht sonderlich aussagekräftig für das, was 400 Jahren zuvor vorherrschte. Beschreibe mal heute Deutschland, wie es ist mit Merkel und allem und so, und dann gehe zurück und versuche, aufgrund dessen den 30 jährigen Krieg zu erklären....

Darüber hinaus gilt Caesar für mich nicht als zuverlässiger Zeuge. Selbst, wenn man ihm zugestehen will, dass er sich um Objektivität bemühte, beschrieb er nur was er seiner Meinung nach vorfand und begreifen konnte. Tatsachen, die sich seines römisch geprägten Verstandes entzogen, hätte er gar nicht mitteilen können.

Seit Caesars Zeit wird versucht, die Kelten nach römischen Maßstäben zu erfassen- und seit Caesars zeit ist daher das Bild unvollständig geblieben.

Zum zweiten halte ich es nicht für sehr wahrscheinlich, dass sich eine Kultur derartig lange am Leben hält, wenn lediglich die Oberschicht die Kulturträger sind. Auch hier gilt- da muss es einen Faktor geben, den wir bisher nicht einordnen können, der das ganze irgendwie zusammenhält.

(Im übrigen neige ich dazu, anzunehmen, dass das die Religion oder die geistige Welt ist, aber das ist meine "privatmeinung".)


(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Für die netto 900 Jahre die die Heuneburg bestand (Spätbronze-Späthallstatt) werden 14 Siedlungsperioden verzeichnet. Ein paar dramatische Veränderungen in Verbindung der Periodenwechsel sind bisher schon nachzuweisen. Eine geringe Anzahl der Herrscherschicht bietet Sozialrevolutionen doch richtig gute Voraussetzungen -
- dh wenige sind nun mal leichter und schneller zu massakrieren als viele..

Du gehst also immer davon aus, dass es bei den Umstürzen darum ging, dass man sich gewissermaßen "von unten" der Oberschicht entledigt hat.
Klar kann das sein.

Aber ich bin davon nicht überzeugt. Die keltische Sagenwelt ist voll von Geschichten, wie einer oder zwei aus der Adelsschicht gegen die bestehenden Herrscher aufbegehrten (oft aus religiösen Gründen), und zur Strafe in die verbannung geschickt wurden. Viele junge Männer des Stammes pflegten sie dann zu begleiten- und entweder machten sie in der Ferne eine Eroberung oder sie kamen zurück, um die bestehende Führungsschicht zu entmachten.
In dem Fall wäre es also keine Revolte gegen die Adelsschicht von unten, sondern eine Auseinandersetzung innerhalb der Führungsschicht.
Aber hier haben wir uns vielleicht auch nur missverstanden.

(15.10.2016 09:51)Suebe schrieb:  Die Kelten standen mindestens zweimal an der Schwelle zur Hochkultur -
um diese Schwelle nicht nur nicht zu überschreiten, sondern um kräftig abzustürzen.
Jedenfalls aus Sicht der Hochkulturen

Auch damit habe ich meine Probleme- wer hat eigentlich definiert, was "Hochkultur" ist? Gibt es dafür denn eine universell gültige Definition- oder handelt es sich nicht vielmehr um eine gesellschaftliche Konvention?

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15.10.2016, 14:42
Beitrag: #51
RE: Die keltische Einöde
Zitat:Auch damit habe ich meine Probleme- wer hat eigentlich definiert, was "Hochkultur" ist? Gibt es dafür denn eine universell gültige Definition- oder handelt es sich nicht vielmehr um eine gesellschaftliche Konvention?

Die gibt es natürlich, denn dies ist nun nicht meine These, dies ist eine anerkannte These der Wissenschaft.
Bitte nachlesen, brauche ich ja nicht irgendwo abtippen.
zB hier
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochkultur...senschaft)

Zitat:In dem Fall wäre es also keine Revolte gegen die Adelsschicht von unten, sondern eine Auseinandersetzung innerhalb der Führungsschicht.
Aber hier haben wir uns vielleicht auch nur missverstanden.

Wir haben uns gar nicht mißverstanden, denn am Ende der "Lehmziegelmauer" geht die Wissenschaft von genau dem Szenario aus. Siehe mein obiger Beitrag.
Was aber bei dem Ende der Heuneburg 150 Jahre später wiederum nicht als Erklärungsmuster taugt. Denn da war dann definitiv Sabbat.
Ein paar Kilomter weiter, Grabenstetten, Erkenbrechtsweiler ging es da aber erst richtig los. Ohne Bruch. Der kam dann dort auch, aber viel später.

Deswegen meine Vermutung von der lokalen Revolution like 1789 mit allgemeinem Kopfabhacken und soBat

Je mehr ich nachlese zum Thema desto mehr festigt sich meine These. Insofern drehen wir uns natürlich im Kreis, aber kreativ!Thumbs_up

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15.10.2016, 14:49
Beitrag: #52
RE: Die keltische Einöde
(15.10.2016 14:42)Suebe schrieb:  Ein paar Kilomter weiter, Grabenstetten, Erkenbrechtsweiler ging es da aber erst richtig los. Ohne Bruch. Der kam dann dort auch, aber viel später.

Deswegen meine Vermutung von der lokalen Revolution like 1789 mit allgemeinem Kopfabhacken und soBat

Was spricht gegen lokale Auseinandersetzungen und die von Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler haben gewonnen...

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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15.10.2016, 14:58
Beitrag: #53
RE: Die keltische Einöde
Nichts spricht dagegen.
Zumindest nichts von dem ich wüsste.

Das ist auch eine These die vertreten wird.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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15.10.2016, 15:03
Beitrag: #54
RE: Die keltische Einöde
(15.10.2016 14:42)Suebe schrieb:  Je mehr ich nachlese zum Thema desto mehr festigt sich meine These. Insofern drehen wir uns natürlich im Kreis, aber kreativ!Thumbs_up

Was Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. zum gewaltsamen Ende der Heuneburg führte, ist bis heute unbekannt. Die mehr oder weniger gleichzeitige Zerstörung vieler anderer Fürstensitze des westlichen Hallstattkreises lässt jedoch darauf schließen, dass ihr Untergang im Zusammenhang mit tief greifenden sozialen und machtpolitischen Umwälzungen steht. Wohl kaum zufällig berichtet die antike Geschichtsschreibung bald darauf von weiträumigen Wanderungen keltischer Stämme über die Alpen nach Oberitalien und donauabwärts bis nach Griechenland.
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16.10.2016, 13:05
Beitrag: #55
RE: Die keltische Einöde
Zitat:Was Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. zum gewaltsamen Ende der Heuneburg führte, ist bis heute unbekannt

ich dachte auch dies sei ungewiss.
Abgebrannt ja, aber ob gewaltsam oder nicht....

Habe ich da was überlesen?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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16.10.2016, 18:55
Beitrag: #56
RE: Die keltische Einöde
(15.10.2016 14:42)Suebe schrieb:  Die gibt es natürlich, denn dies ist nun nicht meine These, dies ist eine anerkannte These der Wissenschaft.
Bitte nachlesen, brauche ich ja nicht irgendwo abtippen.
zB hier
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochkultur...senschaft)

Ich wollte gar nicht unterstellen, dass es deine These ist.Wink Und abtippen brauchst du es ganz sicher nicht. Sollte nur mal ein Denkanstoß sein, dass das halt mal irgendwann von irgendwelchen (damals vermutlich sehr klugen) Köpfen festgelegt wurde, nach dem, was diese klugen Köpfe damals von der Welt wußten.
Aber eingedenkt dieser Defintion von "Wahnsinn"- Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das gleiche tut, aber erwartet, dass ein anderes Ergebnis dabei herauskommt- wäre es doch mal ein netter Gedanke darüber nachzudenken,ob die Kriterien denn wirklich so eindeutig sind...



(15.10.2016 14:42)Suebe schrieb:  Wir haben uns gar nicht mißverstanden, denn am Ende der "Lehmziegelmauer" geht die Wissenschaft von genau dem Szenario aus. Siehe mein obiger Beitrag.
Was aber bei dem Ende der Heuneburg 150 Jahre später wiederum nicht als Erklärungsmuster taugt. Denn da war dann definitiv Sabbat.
Ein paar Kilomter weiter, Grabenstetten, Erkenbrechtsweiler ging es da aber erst richtig los. Ohne Bruch. Der kam dann dort auch, aber viel später.

Das stimmt mit dem Taunus überein, ebenso soweit ich weiß mit dem Glauberg.
Wir haben also nach wie vor den rätselhaften Kulturumbruch, und doch besteht eine gewisse Kontinuität. Also eine Eroberung von außen wird es nicht gewesen sein, dafür fehlt jedes Anzeichen.
Es gab da mal eine Weile diese seltsame "Chriemgau-Komet" Theorie, aber mal abgesehen davon, dass sie längst wiederlegt ist, stehe ich Erklräugnsversuchen durch Naturkatastrophen eher skeptisch gegenüber. Das nehme ich nur bei den Dinos noch so ohne weiteres hin...

(15.10.2016 14:42)Suebe schrieb:  Deswegen meine Vermutung von der lokalen Revolution like 1789 mit allgemeinem Kopfabhacken und soBat

Je mehr ich nachlese zum Thema desto mehr festigt sich meine These. Insofern drehen wir uns natürlich im Kreis, aber kreativ!Thumbs_up

Ja, kreativ ist es.
Wenn das nur auf der Heuneburg passiert wäre, würde ich das mit Kopfabhacken und so ja als Möglichkeit in Betracht ziehen, aber es ist kein lokales Phänomen. Wenn es aber überall zur Revolution gekommen wäre, dann würde dahinter auch wieder eine gemeinsame Ursache stecken. Und dann geht es mir um die....
Irgendetwas ist passiert, was die Vorstellung der Menschen so erschüttert oder verändert hat, dass sie ihre bisherige Lebensweise aufgaben....

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16.10.2016, 20:35
Beitrag: #57
RE: Die keltische Einöde
(16.10.2016 18:55)Bunbury schrieb:  Es gab da mal eine Weile diese seltsame "Chriemgau-Komet" Theorie, aber mal abgesehen davon, dass sie längst wiederlegt ist, stehe ich Erklräugnsversuchen durch Naturkatastrophen eher skeptisch gegenüber. Das nehme ich nur bei den Dinos noch so ohne weiteres hin...
Danke, bis jetzt habe ich diese Theorie geglaubt, wurde einmal in einer Doku mit den "Donnerlöchern" und dem besonderen Erz in der Gegend begründet. Schien mir einleuchtend.

Man lernt hier immer dazu.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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16.10.2016, 21:43
Beitrag: #58
RE: Die keltische Einöde
(16.10.2016 18:55)Bunbury schrieb:  Ja, kreativ ist es.
Wenn das nur auf der Heuneburg passiert wäre, würde ich das mit Kopfabhacken und so ja als Möglichkeit in Betracht ziehen, aber es ist kein lokales Phänomen. Wenn es aber überall zur Revolution gekommen wäre, dann würde dahinter auch wieder eine gemeinsame Ursache stecken. Und dann geht es mir um die....
Irgendetwas ist passiert, was die Vorstellung der Menschen so erschüttert oder verändert hat, dass sie ihre bisherige Lebensweise aufgaben....

Verallgemeinern kann man die Revolution (noch)nicht. Auf dem Glauberg hat es aber einen Herrschersitz gegeben, der aufgegeben wurde. In der ganzen nördlich davon gelegenen Region gab es Städte, ohne Herrschersitze - wohl mit demokratischer Selbstverwaltung.
In den Berichten über die Usipeter werden nie Herrscher erwähnt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Usipeter

viele Grüße

Paul

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16.10.2016, 21:56
Beitrag: #59
RE: Die keltische Einöde
(16.10.2016 18:55)Bunbury schrieb:  ./.


Ja, kreativ ist es.
Wenn das nur auf der Heuneburg passiert wäre, würde ich das mit Kopfabhacken und so ja als Möglichkeit in Betracht ziehen, aber es ist kein lokales Phänomen. Wenn es aber überall zur Revolution gekommen wäre, dann würde dahinter auch wieder eine gemeinsame Ursache stecken. Und dann geht es mir um die....
Irgendetwas ist passiert, was die Vorstellung der Menschen so erschüttert oder verändert hat, dass sie ihre bisherige Lebensweise aufgaben....


Dazu nochmals meine These, wenn die Kulturträgerschicht so klein ist, können die Ereignisse auch "klein" gewesen sein.
Ich erinnere hier mal an die Hochkulturen Süd- und Mittelamerikas 2.000 Jahre später, wie leicht die zum Zusammenbruch zu bringen waren.
Und eine Generation später konnte schon keiner mehr die Schriften lesen!

Mal zur Forschungsgeschichte:
Die keltischen Viereckschanzen: in den 50ern schrieb Paret, "das waren mitlitärische Anlagen, was denn sonst" in den 60/70ern wollte man das Rätsel ebdlich lösen, und kam zum Schluss "kultische Anlagen"
seit den 90ern weiß man, dass es leict befestigte Gutshöfe waren.

Die Heuneburg ist zZ die mit Abstand am besten erforschte keltische Anlage Deutschlands. Aus dem einfachen Grund, weil es der Wissenschaft wegen der sensationellen Funde möglich war, für die Erforschung immer wieder grosse Mittel loszueisen.
Startup war die Entdeckung der Lehmziegelmauer. Was nur einem Zufall zu verdanken ist. Der aus Heidenheim stammende Archäologe Prof. Kurt Bittel war 1944 aus der Türkei wie alle Deutschen ausgewiesen worden. Dort in Kleinasien war ihm die Lehmziegelmauer bei den Archäologischen Funden natürlich vertraut geworden.
zu Kurt Bittel https://www.badw.de/fileadmin/nachrufe/B...20Kurt.pdf
Und er, Prof. Kurt Bittel, der Lehmziegelmauer-Spezialist, war der erste, der auf der eigentlichen Heuneburg den Spaten, Löffel und Pinsel ansetzte.
Wer weiß, ob die Lehmziegelmauer sonst erkannt worden wäre.
Und man braucht kein Prophet zu sein, um zu sagen, dass ohne Lehmziegelmauer die Heuneburg bis heute mow archäologisches Niemandsland geblieben wäre.
Die sensationellen Funde ganz woanders gemacht worden wären, ganz andere, und wir hätten womöglich von der Keltenzeit eine ganz andere Vorstellung. Die genauso richtig wie unsere aktuelle wäre.Idea
Das darf man nie vergessen!

ich war heute auf dem Gräbelesberg. Überaus beeindruckende Befestigungsanlage, ich denke mal, zeitlich ähnlich wie die Heuneburg.
ABER: man weiß nichts, gar nichts, denn noch nie hat ein Kundiger den Spten angesetzt.
Solche Anlagen und Punkte kann ich euch aber ein gutes Dutzend zeigen.
Unser Blick zB auf die Keltenzeit, ist der Blick durch ein Elektronenmikroskop auf eine 1:1 Europa-Karte.

Wir werden auch weiter ständig neue Sensationen erwarten dürfen

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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16.10.2016, 22:01
Beitrag: #60
RE: Die keltische Einöde
Es stimmt schon, immer wenn man mit systematischem Graben anfängt kommen sensationelle Ergebnisse, wie z.B. bei den Grabungen am Kalsmunt.

viele Grüße

Paul

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