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Geschichte der Bergjuden
21.09.2016, 16:35
Beitrag: #1
Geschichte der Bergjuden
Ich finde es erstaunlich, in welche Regionen sich jüdische Ethnien über Jahrhunderte und oft Jahrtausende zurückzogen und dabei ihre Identität bewahrten. Zu solch erstaunlichen Begebenheiten zählt auch die Geschichte der Bergjuden, die sich selbst Juhuro (= Juden) nennen, eine iranische Sprache sprechen und im Kaukasus (Dagestan) leben. Heute gibt es in Dagestan noch etwa 3000 Bergjuden, während 50 000 nach Israel auswanderten.

Woher kamen die Bergjuden und sind sie möglicherweise ein Rest jener Juden, der 597 v. Chr. vom babylonischen König Nebukadnezar II. nach Babylon verschleppt wurde, dort in einer Minderheit unter persischen Königen verblieb, während der größte Teil nach Juda zurückkehrte?

Nach einer anderen Version gehören die Bergjuden zu jenen persischen Juden, die um die Mitte des 8. Jh. n. Chr. in das türkische Chasarenreich einwanderten, das sich nördlich des Kaukasus über Südrussland erstreckte. Dort errangen sie Einfluss und sollen Auslöser dafür sein, dass die Chasaren im 8./9. Jh. zum Judentum konvertierten. Ob es Verbindungen zwischen den Bergjuden und den jüdischen Karäern gibt, die einst auf der Krim und in Anatolien siedelten, ist strittig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A4er

Dem Holocaust konnten die Bergjuden glücklicherweise entrinnen, da der größte Teil ihres Siedlungsgebietes außerhalb der Reichweite der Wehrmacht lag. Bei den anderen Bergjuden war man sich uneinig, ob es sich nun um "Rassejuden" oder "Bekenntnisjuden" handelte. Einige hundert wurden dennoch bis zum deutschen Rückzug 1943 ermordet.

Die Bergjuden bewahrten über viele Jahrhunderte Religion und Brauchtum. Sie beschäftigten sich mit Ackerbau, Tabakbau, Lederhandwerk und Handel. In Kleidung und allgemeiner Erscheinung unterschieden sie sich nicht wesentlich von anderen Dagestanvölkern. Allerdings ist ihr jüdischer Glaube stark von heidnischen Vorstellungen durchsetzt, wie z.B. Gottheiten der Fruchtbarkeit, des Wassers, der Pflanzen sowie ein Gewittergott. Nach der Emigration nahezu aller Bergjuden nach Israel wird das alles in Vergessenheit geraten.
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21.09.2016, 20:41
Beitrag: #2
RE: Geschichte der Bergjuden
Wenn diese Bergjuden eine iranische Sprache sprechen, ist es wahrscheinlich, das sie überwiegend von Iranern abstammen, welche den jüdischen Glauben im Chasarenreich annahmen, anders als die aramäisch sprechenden Juden.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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22.09.2016, 10:54
Beitrag: #3
RE: Geschichte der Bergjuden
Irgendwann mal habe ich von einer jüdischen Ethnie auf der Krim gelesen. Analog Krimgoten.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.09.2016, 11:02
Beitrag: #4
RE: Geschichte der Bergjuden
Vermutlich kamen die Juden im Jahre 1742 aus dem heutigen Iran nach Krasnaya Sloboda – auf der Flucht vor religiöser Verfolgung im Persischen Reich. Der Landesfürst Fatali Khan gestattete ihre Ansiedlung. Den Begriff Bergjuden prägten erst Gesandte des Zaren, die im 19. Jahrhundert die Minderheiten im Kaukasus registrieren sollten. Noch immer spricht man hier einen Farsi-Dialekt, der auch als „Juuri“ bezeichnet wird, also „Jüdisch“. Auch das Dorf selbst hieß, bevor die Rote Armee hier einmarschierte, „Evrejskaja Sloboda“ – „Jüdische Siedlung“. Doch mit dem Einmarsch gingen die goldenen Zeiten des Ortes dahin. Von 13 Synagogen blieb der Gemeinde nur eine als Gotteshaus erhalten, die anderen funktionierte man zu Lagerhallen und Speichern um. 1937 wurde die Religionsausübung dann ganz verboten.

Hier auch näheres nachzulesen, aber ohne Garentie, ob es auch historisch stimmt:

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/4381

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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23.09.2016, 13:36
Beitrag: #5
RE: Geschichte der Bergjuden
(22.09.2016 10:54)Suebe schrieb:  Irgendwann mal habe ich von einer jüdischen Ethnie auf der Krim gelesen. Analog Krimgoten.

Da hast du richtig gelesen. Es handelt sich dabei um die Karäer.

Die Karäer saßen im frühen Mittelalter (8.-10 Jh.) auf der Halbinsel Krim und in Anatolien und somit nicht weit entfernt von den Kaukasus-Juden. Deshalb halte ich einen Zusammenhang für wahrscheinlich und glaube, dass beide Bevölkerungen aus gleicher Wurzel stammen. Dass sich im Verlauf von über tausend - oder sogar zweitausend (?) - Jahren Sprachwechsel und kulturelle Wandlungen einstellen können, ist überaus wahrscheinlich. Und so nahmen die Bergjuden eine iranische und die Karäer eine Turksprache an, was vielfach belegt ist.

Noch heute gibt es weltweit etwa 45 000 Karäer, von denen rund 25 000 in Israel leben, die restlichen vor allem in Polen, der Ukraine, Litauen und Australien. Ihren jüdischen Glauben haben die Karäer über die Jahrhunderte hinweg bis heute bewahrt.
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08.11.2017, 06:33
Beitrag: #6
RE: Geschichte der Bergjuden
Es ist interessant
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