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Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
08.08.2016, 00:09
Beitrag: #1
Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Nach meinem vorletzten Jux-Rätsel etwas verspätet noch ein paar Informationen zur Auflösung, zudem es sich bei dem Gesuchten um einen Herrn aus dem Hause Habsburg-Österreich handelte, dessen historische Beurteilung und Nachleben recht aufschlussreich ist, was historische Wahrnehmung und Wertung betrifft. (Vielleicht ein Thema, worüber wir hier ein wenig diskutieren könnten, falls Interesse besteht.)

Fangen wir mit einem Besuch der Innsbrucker Hofkirche an, wo im 16. Jahrhundert der Kenotaph aufgestellt wurde. (Maximilian I., der nicht nur politisch, sondern auch für eine erste "Akzentsetzung" in der Familiengeschichte der Habsburger eine entscheidende Rolle spielte, wurde nach seinem Tod allerdings in seiner Geburtsstadt Wiener Neustadt beigesetzt (sein eigener Wunsch). Das von ihm in Auftrag gegebene Grabmal konnte dort allerdings aus Platzgründen nicht aufgestellt werden, und kam daher in die neu errichtete Innsbrucker Hofkirche.)

In einem der von Maximilian verfassten bzw. in Auftrag gegebenen schriftlichen Werk findet sich der Satz: "Wer ime in seinem Leben kein Gedechtnus macht, der hat nach seinem Tod kein Gedechtnus und desselben Menschen wird nit dem Glockenton vergessen". Vielleicht war ihm sein Vater Kaiser Friedrich III. (1415-1493), der sich ebenfalls ein besonders schönes Grabmal errichteten ließ, da ein Vorbild. (Dieses "Friedrich-Grab" befindet sich in Wien im Stephansdom, im Unterschied zu Maximilian wurde sein Vater dort auch tatsächlich beigesetzt.)

Am bekanntestesten sind allerdings die "Schwarzmander", jene 28 überlebensgroße Statuen, die um den Maximilian-Kenotaph aufgestellt sind:
- die Familie (Schwester, Sohn, Tochter, Schwiegertochter mit ihrem Vater (auch ihre Mutter wäre "als Statue" geplant gewesen), Maximilians erster Schwiegervater und dessen Vater und überraschenderweise beide Ehefrauen, also nicht nur Maria von Burgund (die er wohl selbst zur großen Liebe seines Lebens erklärt haben dürfte), sondern auch die relativ wenig bekannte Bianca Maria Sforza von Mailand, vielleicht ein Hinweis, dass er für sie doch mehr übrig gehabt haben dürfte, als Wiesflecker & Co. später angenommen haben etc.),
- tatsächliche Vorfahren (der Großvater, der Großonkel, der Urgroßvater, dessen Vater, Großvater etc. bis zurück zu Graf Albrecht IV. von Habsburg, dem Vater von König Rudolf I.)
-und solche, die Maximilian I. gerne zu seinen Vorfahren gezählt hätte (z. B. den Babenberger Herzog Leopold III. den Heiligen, den Ostgoten Theoderich oder den Merowinger Chlodwig).

Insgesamt waren 40 Statuen geplant, und bei einem Vergleich der aufgestellten Statuen mit dem Stammbaum finden sich auch einige "Löcher".
Am Sockel der Statuen von König Albrecht II. (als Herzog von Österreich Albrecht V., er war ein Cousin von Maximilians Vater und dessen Vorgänger als König des HRRs) und Elisabeth von Luxemburg (Ehefrau von diesem Albrecht, die Tochter von Kaiser Sigismund) wird z. B. auf ihren Sohn Lasslaw (im Stammbaum gewöhnlich als Ladislaus Postumus zu finden) verwiesen. Aus dem Informationsmaterial zum Maximilian-Kenotaph erfährt man, dass auch für ihn eine Statue geplant gewesen wäre.
Noch auffallender ist das Fehlen von Maximilians frühverstorbener Mutter (Leonor von Portugal, die er als "Heilige" verehrt haben soll) oder seiner Urgroßmutter (Viridis Visconti von Mailand), sind doch immerhin die Großmutter (Zimburg von Massowien, eine Nichte des polnischen Königs und litauischen Fürsten Jagiello / Wladislaw I., des "Ahnherrn" der Jagiellonen, und der Legende nach die Hauptverdächtige für die "Habsburger-Lippe") und die Ururgroßmutter (Elisabeth von Görz-Tirol und Kärnten) vertreten. Recherchiert man diesbezüglich, so stellt sich heraus, dass sie alle zu jenen Statuen gehörten, die geplant waren, aber nie gegossen wurden.

Einer aus dem Stammbaum fehlt allerdings tatsächlich, der jüngere Bruder von Friedrich III.: Erzherzog Albrecht VI. (1418-1463) ("Albrecht der Freigiebige" oder "Albrecht der Verschwender") - seinen "bösen" Onkel wollte Maximilian nicht an seinem Grab haben. Manche Psychologen vermuten, dass er als Dreijähriger bei der Belagerung der Wiener Hofburg im Herbst 1462 durch seinen Onkel (ob bzw. inwieweit dieser auch hinter den Geschehnissen steckte, die dazu führten, ist zumindest (mein persönlicher Eindruck) nicht eindeutig geklärt) ein lebenslanges Trauma erlitten hat, doch ist auch vorstellbar, dass Maximilian hier nur seinem Vater gefolgt ist, der seinem Bruder seine Rolle bei dem Kampf um die Stadt Wien und das Herzogtum Österreich unter der Enns aus dem Albrechtinischen Erbe nie verziehen haben soll.
(Bestimmte Vorkommnisse in Albrechts Leben, vor allem seine Rolle bei kriegerischen Aktionen, gerade im Vergleich mit Situationen, die von Maximilian I. überliefert sind, lässt vermuten, dass der Neffe seinem verhassten Onkel in mancher Hinsicht nicht so unähnlich gewesen sein dürfte, aber so etwas darf man in diesem Fall wohl gar nicht denken.Big Grin)

Exkurs zum Albrechtinischen Erbe:
Am 25. September 1379 schlossen die Herzöge Albrecht III. (1349-1395) und Leopold III. (1351-1386), beide von Österreich, den Vertrag von Neuberg an der Mürz und teilten die damals von ihnen gemeinsam beherrschten ("donauösterreichischen", "innerösterreichischen" und "oberösterreichischen") Länder. (Bei dem Vertrag handelte es sich um die erste Aufteilung, bisher hatte es bei den Habsburgern mehr oder weniger mit einer Herrschaft der männlichen Familienmitglieder zur gesamten Hand einigermaßen funktioniert.) Auf diesen Vertrag von Neuberg wurde bei neuen Teilungen in den Folgejahren immer wieder zurückgegriffen, und dies führte letztlich zu einer Aufspaltung der Familie in zwei Familienzweige: die albrechtinische und die leopoldinische Linie. 1457 war die Linie von Albrecht III. mit seinem Urenkel Ladislaus Postumus (1440-1457) im "Mannesstamm" ausgestorben und die "Leopoldiner" erbten daraufhin die "donauösterreichischen" Länder.
Exkurs Ende


Erzherzog Albrecht VI. dürfte in dieser Erbschaft vielleicht seine letzte Möglichkeit gesehen haben, doch noch zu einer für ihn (nach seinen eigenen Vorstellungen und wohl auch den seiner Zeit üblichen Vorstellungen) angemessenen Position zu gelangen, und das ist ihm mit der Belagerung der Wiener Hofburg letztlich gelungen, auch wenn die Auseinandersetzung noch keineswegs endgültig entschieden war, als er ein Jahr später überraschend verstarb, denn sein Bruder Friedrich III. setzte den Kampf mehr oder weniger fort (wenn auch nicht mit direkten Kriegshandlungen, sondern auf Umwegen). Es ist zu vermuten, dass die spätere Legende um Friedrich III., er hätte alle seine Gegner besiegt, in dem er sie überlebt hat, hier ihren Ursprung hat.

Der Tod Albrechts VI. ist aufgrund dessen, dass der Türhüter Hanns Hierszmann, ein Augenzeuge, später in einem Brief darüber berichtet hat, für das Mittelalter, in dem gerade das Sterben gerne inszeniert bzw. mit entsprechender Symbolik ausgeschmückt wurde, sogar recht sachlich dokumentiert. Trotzdem handelt sich nach dem bisherigen Stand der Forschung um einen der bis heute undurchsichtigsten Todesfälle im Haus Habsburg. (Die im 19. Jahrhundert angenommene Verschwörung, in die der Kanzler des Erzherzogs, ein gewisser Jörg (Georg) von Stain verwickelt gewesen sein soll, wird in der neueren Forschung allerdings hinterfragt und gilt keineswegs mehr als gesichert.)

Gesicherte Fakten zu Albrecht VI.:

Albrecht VI. starb am 2. Dezember 1463 in Wien (beigesetzt wurde er in der Herzogsgruft im Stephansdom). Geboren wurde er 1418, als Geburtsort findet sich gewöhnlich Wien, manchmal auch Wiener Neustadt (was mir persönlich glaubwürdiger vorkommt als Wien). Er gehörte zu den vier Kinder (2 Söhnen und 2 Töchtern) von insgesamt 9 Kindern von Herzog Ernst I. von Österreich ("Ernst der Eiserne") und Zimburg (häufig auch Cymburgis) von Masowien, die das Erwachsenenalter erreichten, und war der zweitgeborene und jüngere Sohn, was für sein Leben die entscheidende Hypothek gewesen sein dürfte.

Über seine Jugend und seine Ausbildung ist nichts überliefert, was aber auch für andere Zeitgenossen gilt. Im Vergleich mit dem, was über angebliche gebildete Fürsten und Fürstinnen des HRR überliefert ist, gibt es jedenfalls keine Beweise dafür, dass seine Ausbildung unter dem damals im Hochadel üblichen Standard gelegen hat. (Auch für die Behauptung, dass ihm z. B. seine spätere Ehefrau Mechthild von der Pfalz intellektuell und in Bezug auf Bildung haushoch überlegen war, was ihr etwa dreihundert Jahre nach seinem Tod den Ruf einbrachte, die eigentliche Gründerin der Universität Freiburg zu sein, fehlen die stichhaltigen Quellenbelege.)

1424 starb Albrechts Vater, für die zu dieser Zeit noch unmündigen Söhne übernahm dessen jüngerer Bruder Herzog Friedrich IV. von Österreich ("Friedl mit der leeren Tasche") die Vormundshaft. Durch diese vereinigte er die gesamte Herrschaft über jene Länder ("Innerösterreich" und "Oberösterreich"), die im Vertrag von Neuberg (siehe oben) an Herzog Leopold III. von Österreich zugefallen waren, in "einer" Hand. Erst 1435 legte Herzog Friedrich IV., offensichtlich nicht ganz so freiwillig, die Vormundschaft zurück und überließ seinen Neffen den Teil der Länder ("Innerösterreich"), über die de facto bis 1424 ihr Vater geherrscht hatte. (Die Quellenlage ist diesbezüglich eher undurchsichtig und die Forschungsarbeiten seit Ende des 20. Jahrhunderts, die darauf eingehen, sind bisher zu recht widersprüchlichen Ergebnissen gekommen.)

Es scheint, dass die Herrschaft über die "innerösterreichischen" Länder in der Folge von Herzog Friedrich V. (dem späteren Kaiser Friedrich III.) alleine ausgeübt wurde. Bis 1439 verhielt sich Albrecht VI. ruhig. (Im Zusammenhang mit Vergabe der Vormundschaft von Siegmund dem Münzreichen (1427–1496, den damals noch minderjährigen Sohn des 1439 verstorbenen Herzog Friedrich IV.) an den späteren Kaiser Friedrich III. gibt es allerdings einige Informationen, die als Hinweise auf ein problematisches Verhältnis zwischen Brüdern verstanden werden könnten.)

Mit dem Tod von Herzog Friedrich IV. im Sommer 1439 wurde der spätere Kaiser Friedrich III. (damals noch Herzog Friedrich V.) Oberhaupt der "Leopoldiner", nach dem Tod von König Albrecht II. (als Herzog von Österreich: Albrecht V.) wurde ihm Anfang 1440 von den Kurfürsten dessen Nachfolge angeboten, die er nach fünfwöchiger Bedenkzeit annahm.

In seinen Testamenten legte König Albrecht II. für die Vormundschaft für seinen postum geborenen Sohn Ladislaus fest, dass diese von seiner Witwe, Königin Elisabeth, und dem Oberhaupt der Leopoldiner ausgeübt werden sollte.

Bei beiden Vormundschaften versuchte Albrecht VI. erfolglos sich selbst ins Spiel zu bringen. Nach den "Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin" [die Kottannerin (um 1400 - um 1475) war eine Kammerfrau und offensichtlich auch Vertraute von Königin Elisabeth und mit der Ausführung jener Unternehmung betraut, die als "Raub der Stephanskrone" in die Geschichte eingegangen ist], einem Augenzeugenbericht zum Kampf um die Nachfolge von Ladislaus Postumus als ungarischer König finden wir Albrecht VI. nach der Krönung mit der "geraubten" Stephanskrone an der Seite von Elisabeth.

In den "Denkwürdigkeiten" erfährt Albrecht VI. übrigens eine äußerst positive Darstellung, was zumindest einige Schlüsse darauf zulässt, wie er zu dieser Zeit um 1440 auf (weibliche?) Untergebene gewirkt haben dürfte.

Was die Leichtsinnigkeit, die Albrecht VI. offensichtlich auch von Zeitgenossen nachgesagt wurde, betrifft, so wird er von der Kottannerin ausdrücklich in diesem Punkt verteidigt. Doch auch Georg (Jörg) von Ehingen (1428-1508), dessen Karriere am Hof von Albrechts Cousin Herzog Sigmund von Österreich begann, der dann von dort an den Hof von Albrecht wechselte und später im Dienst des Grafen bzw. Herzogs Eberhard im Bart war, berichtet in seinen "Reisen nach der Ritterschaft" von einer Beförderung, die er sich vom Herzog erbat und dabei lässt er diesen als recht humorvoll rüberkommen. (Wesentlich kritischer ist da der Bericht von Hanns Hierszmann, doch auch hier entsteht der Eindruck, dass der Albrecht VI. bei seinen Untergebenen nicht unbeliebt war.

Im Krieg, den Friedrich III. in der Folge mit den Reichsgrafen von Cilli führte (dabei ging es im Wesentlichen um ihre Erhebung zu Reichsgrafen im Jahr 1435, die Friedrich, damals noch Herzog nicht anzuerkennen bereit war) verbündete sich Albrecht VI. mit diesen. 1443 wurde Frieden geschlossen.)

In der Folge übernahm Albrecht VI. die Herrschaft über die Vorderen Lande (später "Vorderösterreich", damals Herrschaftsgebiete der Herzöge von Österreich vor dem Arlberg und dem Fernpass sowie in Schwaben und in Elsaß), womit ihm Friedrich III. auch die Weiterführung des inzwischen ausgebrochenen "Alten Zürichkrieges" übertrug. (Für Friedrich III. eine ideale Lösung, um seinen Bruder in seinen "innerösterreichischen" Ländern wegzubekommen.)

Damit besaß Albrecht ein eigenes Territorium, das allerdings wohl kaum als besonders attraktiv oder gewinnbringend einzustufen ist. Ein weiteres Problem dürfte für ihn gewesen sein, dass die Vorderen Lande auch von Sigmund dem Münzreichen als sein "rechtmäßiges" Erbe beansprucht wurden, den Friedrich III. 1446 unter dem Druck der Tiroler Landesstände die Herrschaft über die restlichen ("oberösterreichischen") Länder mit der Grafschaft Tirol überlassen musste. In der Literatur entsteht der Eindruck, dass Albrecht VI. sich offensichtlich in den vorderen Landen selbst als "Platzhalter" für Sigmund gesehen haben dürfte, mit dem er bis 1457 immer wieder im Konflikt war. Albrecht soll sich selbst die meiste Zeit seines Lebens als der "Fürst ohne Land" bezeichnet haben, vielleicht auch der Grund dafür, dass er 1457 die Herrschaft in den Vorderen Landen sofort zu tauschen bereit war, als sich mit dem Tod von Ladislaus Postumus die Aussicht auf ein attraktiveres Herrschaftsgebiet eröffnete.
(Nach dem Beginn des Cusanus-Konflikts und dem Verlust des Thurgaus an die Schweizer Eidgenossen übernahm Albrecht VI. nochmals die Herrschft über die Vorderen Lande. Erst nach seinem Tod kam diese endgültig an Sigmund.)

Soweit es sich beurteilen lässt, dürfte Albrecht VI. in den vorderen Landen für die Habsburger das geleistet haben, was gewöhnlich als "guter Job" bezeichnet wird. Dass der "Alte Zürichkrieg", an dessen Ausbruch er selbst nicht beteiligt war, letztlich für die Habsburger verloren ging, wurde ihm persönlich jedenfalls von den "objektiven" Zeitgenossen nicht angelastet. Ganz im Gegenteil, nach der neueren Forschung dürfte er sich dabei als relativ fähiger und umsichtiger Feldherr etabliert haben, den die Eidgenossen, wenn gleich eher widerwillig zumindest respektierten.

Albrecht VI. versuchte, wenn auch nicht immer erfolgreich, Maßnahmen zu setzen, um die wirtschaftliche Lage der Vorderen Lande zu verbessern. Es gelang ihm mehrere verpfändete Herrschaften wieder auszulösen. Daneben dürfte bereits er die wesentlichen Schritte zu den beiden letzten wichtigen Erwerbungen der Habsburger im früheren Herzogtum Schwaben eingeleitet haben, die allerdings erst unter Sigmund dem Münzreichen zu einem Abschluss kamen und daher gewöhnlich auch diesem zugeschrieben werden: der Kauf der Grafschaft Nellenburg und der Erwerb der Reichsvogtei Schwaben.

Um 1453 gelang es Albrecht VI. durch einen Gewaltakt nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen die Grafschaft Hohenberg, die seit 1414 an eine ganze Reihe von Reichsstädten verpfändet worden war, wieder unter die Herrschaft der Herzöge von Österreich zu bringen. Bei dieser Aktion dürfte er Unterstützung von Seiten der Kurpfalz gehabt haben, war die Grafschaft doch als Widerlage und Wittum für seine Ehefrau vorgesehen, was allerdings auch eine Bedingung für diese aus politischen Gründen geschlossene Ehe gewesen sein soll.
(Die Grafschaft Hohenberg blieb zusammen mit der benachbarten Grafschaft Haigersloch nach Albrechts Tod weiterhin unter der Herrschaft seiner Witwe. Ihr Versuch, beide Grafschaften nach ihrem Tod an Eberhard im Bart zu bringen, scheiterte jedoch, Sigmund der Münzreiche, mit dem Mechthild nach Albrechts Tod immer wieder Differenzen hatte, konnte beide Grafschaften schließlich auslösen. Sie blieben bis Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Habsburger.)

Über das Zustandekommen der 1452 geschlossenen Ehe mit der Wittelsbacherin Mechthild von der Pfalz (1419-1482) gibt es unterschiedliche Versionen. (Es spricht einiges dafür, dass sie "Mitspracherecht" hatte.) Seit sich in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Forschung die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine getrennte Hofhaltung kein Hinweis für eine unglückliche Ehe sein muss, wird die Ehe der beiden nur mehr als schwierig, manchmal sogar als positiv bewertet. Auffallend ist jedenfalls, dass Albrecht VI. nach seinem Tod von seiner Witwe mehr Respekt erfahren hat (wie die Ausrichtung des Totengedenkens und die Lesung von Seelenmessen zeigt, als von der eigenen Familie.
(Persönliche Überlegung: Trotz dem Fehlen von Nachkommen (was vielleicht von beiden beabsichtigt war) habe ich den Eindruck, dass beide offensichtlich das bekommen haben, was sie sich von der Ehe versprochen haben. Das lässt zumindest auf einen zufriedenstellenden Handel schließen.)

Mechthild, hier im Forum im Unterschied zu Albrecht VI. wie mir scheint keine Unbekannte, war die ältere Schwester von Pfalzgraf Friedrich I. ("Friedrich der Siegreiche") (der als einer der Hauptgegner von Kaiser Friedrich III. gilt) und außerdem die Witwe des Grafen Ludwig I. von Württemberg-Urach. Sie war die Mutter des Grafen Eberhard V. von Württemberg-Urach, später als Eberhard I. erster Herzog von Württemberg ("Eberhard im Bart").

Interessant ist, dass der Ehevertrag jedenfalls vorsieht, dass Mechthild nicht für die Schulden Albrechts aufkommen muss, etwas, worauf auch in ihrem Testament noch Bezug genommen wird. Im Testament wiederum findet sich allerdings, abgesehen von den Schulden, keine negative Aussage zu Albrecht und auch kein Hinweis, dass ausdrücklich ihn dafür verantwortlich macht.

Womit wir zu einem weiteren Punkt kommen: Was hat es mit Albrechts Beinamen für eine Bewandtnis? Der Freigiebige / der Verschwender, der "prodigus". (Wobei Freigiebigkeit als Herrschertugend gilt.)

Wie bei den meisten Beinamen von historischen Personen ist die genaue Herkunft des Beinamens nicht wirklich geklärt, sondern es gibt nur Mutmaßungen dazu, manchmal auch eine Legende, die sich aber vielleicht erst gebildet hat, um einen Beinamen zu erklären.
(Eine Ausnahme bei den Habsburgern ist Herzog Rudolf IV. von Österreich ("Rudolf der Stifter"). Die zu Lebzeiten oder bald nach seinem Tod eingemeiselte Inschrift "Rudolphus Fundator" ist noch heute in der Mauer des Stephandoms in Wien zu sehen.)

Bei Albrecht VI. könnte der Beiname seinen Ursprung in einer Bemerkung von Enea Silvio de Piccolomini (später Papst Pius II.) haben, die sich in einer Version seiner "Historia austrialis" wiederfindet und meint, dass er wegen der Beschenkung seiner Gefolgsleute immer wieder in Geldnöte gewesen wäre.

Vielleicht aber hat der Beiname auch seine Ursache in einem konkreten Vergleich mit Friedrich III., als dessen charakterliche Antipode Albrecht zumindest später gesehen wurde: auf der einen Seite der geizige Friedrich und der freigiebige Albrecht, auf der anderen Seite der sparsame Friedrich und der Verschwender Albrecht, je nach wertender Sichtweise.

Friedrich III. soll zudem immer wieder seinem Bruder seine angebliche Verschwendungssucht und seine Schulden zum Vorwurf gemacht haben.

Friedrich III. und seine Finanzen ist ein eigenes Kapitel: Ihm wird nachgesagt, dass er angeblich auf seine Finanzen achtete, und tatsächlich dürften seine Geldprobleme erst mit der Übernahme der Königswürde und der Vormundschaft über Ladislaus bzw. der Herrschaft über dessen Gebiete begonnen haben. (Von Kaiser Sigismund und König Albrecht II. scheint er erste enorme Schulden geerbt haben.
Andererseits wäre vielleicht auch einmal zu überprüfen, wie es um die Ausgaben des Kaisers tatsächlich bestellt war. Mag sein, dass ihm eine glänzende Hofhaltung nicht interessierte, aber was ist mit seinen Bauten, seinen Handschriften und "Büchern", seinen Kleidung (zumindest wenn die Bilddarstellungen und die Aussagen von Zeitgenossen berücksichtigt werden) oder den Edelsteinen, die er gesammelt haben soll?)


In den Vereinbarungen zu Albrechts Herrschaft über die Vorderen Lande ist allerdings ersichtlich, dass beiden Brüdern klar gewesen sein muss, dass der Aufbau eines eigenen Herrschaftsgebietes dort zusätzliche Finanzmittel erforderte, und Friedrich gibt hier auch einige Zusagen.

Aus dem einen Raitbuch (Rechnungsbuch) von Albrecht VI., das sich erhalten hat und die Jahre 1443-1444 betrifft (es wurde vor Jahren publiziert), geht jedenfalls hervor, dass der Herzog zu dieser Zeit keineswegs sparsam war, nichtsdestoweniger aber seine Ausgaben keineswegs höher sind, als bei anderen Fürsten auch, also im Rahmen dessen, was damals in seinen Kreisen üblich war.

1450 unternahm Albrecht VI. eine Pilgerreise nach Rom, 1451/52 begleitete er Friedrich III. auf seinem Romzug, für dessen Organisation (bzw. deren praktische Durchführung) er nach der neueren Forschung im Wesentlichen verantwortlich war. Albrecht VI. begleitete Friedrich außerdem nach Neapel. 1452/53 wurde Albrecht VI. von Friedrich III. zum Erzherzog erhoben. (Eine Beschreibung einer Kopfbedeckung in einem Bericht über den Romzug, bei der es sich um einen Erzherzogshut gehandelt haben dürfte, lässt allerdings den Verdacht zu, dass er bereits vorher als Erzherzog aufgetreten ist.)

1457 gründete Albrecht VI. die Albertina, die später Albert-Ludwig-Universität in Freiburg im Breisgau, wo er in den Vorlanden neben Rottenburg am Neckar Hof hielt. Zu diesem Zeitpunkt allerdings hielt sich Albrecht bereits vorwiegend in Wien auf.

Nach dem Tod des Ladislaus Postumus in Prag kam es 1457 zum offenen Konflikt zwischen den Brüdern Friedrich und Albrecht um die Herrschaft der "donauösterreichischen" Ländern. In der Folge verzichtete Sigmund der Münzreiche auf seinen Anteil zu Gunsten von Albrecht im Tausch gegen die Vorderen Lande. (Siehe oben)

In der Folge nahm eine Entwicklung ihren Anfang, die bis in die Gegenwart Auswirkungen hat. Im August 1458 stimmte Albrecht einer Teilung zu und übernahm in der Folge die Herrschaft im Teil des Herzogtums Österreich "ob der Enns" (Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich der Republik Österreich), während der Rest des Herzogstums Österreich "unter der Enns" an Friedrich III. fiel. (Die Enns ist auch heute noch der Grenzfluss zwischen den österreichischen Bundesländern Ober- und Niederösterreich. Das damalige Herzogtum Österreich unter der Enns umfasste damals allerdings nur Teile des heutigen Niederösterreichs.) Albrecht VI. ließ sich daraufhin in der Stadt Linz nieder (heute: Linz an der Donau, und die Landeshauptstadt von Oberösterreich.
(Ironisches Detail am Rande: In den 1480er Jahren machte Kaiser Friedrich III. Linz zu seiner Residenz und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre.)

Dass es Friedrich III. keineswegs gelang, die seit dem Tod von Albrecht II. noch immer nicht zu Ruhe gelangte Lage im Herzogtum Österreich unter der Enns unter seine Kontrolle zu bringen, dürfte der Hauptgrund gewesen, dass Albrecht VI., nicht zuletzt aufgrund gewisser Unterstützung durch einen Teil der Landesstände und einiger Städte den Kampf weiterführte, um auch das Herzogtum unter der Enns unter seine Herrschaft zu bringen. Nicht ganz klar ist, inwieweit hier auch die Kriege im Reich eine Rolle gespielt haben. (Albrecht VI. war mit Ludwig IX. von Bayern-Landshut verbündet, außerdem war er auch Parteigänger des Pfalzgrafen Friedrich I.).

Im Sommer 1461 belagerte Albrecht VI. zum ersten Mal Wien, musste sich aber letztlich zurückziehen, worauf ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Der Sturz der Wiener Stadtregierung im Sommer 1462 brachte dann für ihn letztlich die politische Wende. In der Folge kam es zur Belagerung seines Bruders und dessen Familie in der Wiener Burg und zu einem Vertragabschluss, der Albrecht die Herrschaft im Herzogtum Österreich für die nächsten Jahre offiziell sicherte.

Nichtsdestoweniger führte Friedrich III. die Auseinandersetzung weiter, wenn gleich er selbst auf Kampfhandlungen verzichtete und eher auf symbolische Maßnahmen setzte: Aberkennung des Erzherzogstitels, Verhängung der Acht und Aberacht über die Stadt Wien, Verhängung eines päpstlichen Bannes über die Stadt Wien (auch hier dürfte der Kaiser die treibende Kraft gewesen sein), gezielte Förderung anderer Städte im heutigen Niederösterreich, denen Privilegien der Stadt Wien verliehen wurden (so z. B. Krems an der Donau, das bei den Kämpfen 1462/63 loyal auf der Seite des Kaisers gestanden hatte). Auch bei dem Aufstand des Wiener Bürgermeisters Wolfgang Holzer, der zuvor mit Albrecht VI. gemeinsame Sache gemacht hatte und nach der Niederschlagung brutal hingerichtet wurde, dürfte der Kaiser seine Finger im Spiel gehabt haben.

Durch die Vermittlung der Markgräfin Katharina, Schwester von Friedrich III. und Albrecht VI. und Ehefrau des Markgrafen Karl I. von Baden kam es im Herbst 1463 zur Aufnahme von neuen Verhandlungen, die offensichtlich am Scheitern waren, als der überraschende Tod Albrechts die Auseinandersetzung beendete. Friedrich III. konnte daraufhin die Herrschaft ob und unter der Enns übernehmen, überließ dafür seinem Cousin Sigmund erneut die "Vorderen Lande", und einige Jahre später kam es dann zur Aussöhnung des Kaisers mit der Stadt Wien. In den späten 1470er und endgültig mit Anfang der 1480er Jahre wurde Österreich unter der Enns erneut vom Krieg heimgesucht, diesmal durch den ungarischen König Matthias Corvinus.
...

Bei der Beurteilung von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, für dessen negatives Image wohl die eigene Familie (Friedrich III. bzw. Maximilian I.) wesentlich verantwortlich war, spielt sicher eine Rolle, dass spätere Zeiten die Geschichte aus ihrer Gegenwart beurteilen, was zumindest in der populärwissenschaftlichen Literatur (und auch in Unterhaltungs- und Trivialromanen) der Fall ist.

Die Vorstellung, die Habsburger, wenn sie nicht gerade Kaiser / König waren, auf die Grenzen der heutige Republik Österreich, inklusive Südtirol, einzugrenzen, ignoriert natürlich den Umstand, dass die Herrschaft der Habsburger und ihre Geschichte eben nicht auf das Gebiet der heutigen Republik Österreich begrenzt war. (Dass 1918 die heutigen Staaten Ungarn und Österreich zu den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie erklärt wurden, hatte rein politische Gründe, um ihnen als die "Kriegsschuld" und somit unfaire Friedensverträge aufzuzwingen.)

Der Wirkungsbereich von Albrecht VI., wo er auch wesentliche Erfolge hatte, waren die Vorderen Landen, die den Habsburgern zum Teil nach den Dreißigjährigen Krieg und endgültig 1815 verloren gingen bzw. von ihnen aufgegeben wurden, und daher in der Forschung bis in die 1980er Jahre gar nicht berücksichtigt wurden. Dass z. B. Sigmund der Münzreiche im Austausch für die Vorderen Lande zunächst Albrecht VI. und in der Folge Friedrich III. seine Erbansprüche auf das Herzogtum Österreich ob und unter der Enns abtritt, ist gerade in älteren Arbeiten den Historikern völlig unverständlich und natürlich ein Beweis für die angebliche Unfähigkeit Sigmunds als Politiker, obwohl seine Entscheidung mit Blick darauf, dass er über Tirol herrschte und dass seine Politik von dort nach Westen und Norden ausgerichtet war, eigentlich Sinn macht.
Es ist daher sicher kein Zufall, dass der wesentliche Impuls zu einer näheren Beschäftigung mit Albrecht VI. und eine differenziertere Beurteilung von ihm, die sich seit 1990er Jahren beobachten lässt, eine Folge der zunehmenden Erforschung der Geschichte der Habsburger in der Ostschweiz, in Schwaben und im Elsaß ist, gerade die Aufsätze von Dieter Speck oder auch die Arbeiten von Wilhelm Baum zeigen.

Hinzu kommt, dass vieles bis heute isoliert betrachtet wird, wodurch wichtige Zusammenhänge unbeachtet bleiben. Vergleicht man beispielsweise die erbrechtlichen Bestimmungen der Habsburger, Wittelsbacher und Wettiner (und weiterer Hochadelsfamilien im HRR) für das 14. und 15. Jahrhundert, so fällt auf, dass offensichtlich in allen diesen Familien entweder eine gemeinsame Herrschaft oder eine Aufteilung der Länder üblich war. Die Durchsetzung eines "Priorats" bzw. die Alleinherrschaft des ältesten Sohnes wurde zumindest im HRR in den meisten Familien erst allmählich in der zweiten Hälfte des 15. bzw. im 16. Jahrhundert durchgesetzt.

Geht man davon aus, dass der erstgeborene Sohn damals bereits automatisch der Erbe ist, ist es nachvollziehbar, wenn Erzherzog Albrecht VI. als Familienschädling und Unruhestifter gesehen wird.

Hält man sich dagegen an die Situation, wie sie sich aus zeitlichen Kontext darstellt, haben Albrechts Auseinandersetzungen mit Friedrich III. um eine ihm angemessene eigenen Herrschaft, wenn gleich nicht gerade gut für die Familie, durchaus ihre Berechtigung. Berücksichtigt man, dass Friedrich III. auch mit Sigmund dem Münzreichen und Ladislaus Postumus (bzw. dessen Vormündern) Herrschaftskonflikte ausgetragen hat, stellt sich schon die Frage, ob nicht der "Hauptschuldige" an der Situation eben doch Friedrich III. war, der offensichtlich alle Länder gerne unter seiner Herrschaft gehabt hätte.

Offen bleibt natürlich die Frage, ob eine gemeinsame Herrschaft von Friedrich III. und Albrecht VI. als Landesfürsten möglich gewesen wäre. Gehen wir davon aus, dass beide tatsächlich so gegensätzlich waren, wie die Überlieferung behauptet, kann man nur bedauern, dass das nicht der Fall waren, denn beide hätten sich eigentlich bestens ergänzt.

Nicht zielführend, aber interessant ist auch die Frage, was gewesen wäre, wenn Albrecht VI. der Erstgeborene gewesen wäre.

Geht man davon aus, dass es sich bei dem Typus des ehrgeizigen jüngeren Bruders (lebhaft, temperamentvoll, energisch), Vertreter dieses Typus finden sich schließlich nicht nur bei den Habsburgern, um eine Charakteristik handelt, die in erster Linie der Rolle geschuldet ist (Ähnliches lässt sich für das Mittelalter auch für andere Fälle beobachten: Beispiel Stereotyp des Verlierers / des Siegers etc.), wäre gut vorstellbar, dass derselbe Konflikt mit vertauschten Rollen stattgefunden hätte.

Geht man davon aus, dass die Brüder wirklich so waren, wie sich aus der Überlieferung mutmaßen lässt, wären auch andere Möglichkeiten vorstellbar. Hätte Friedrich ebenfalls lebenslang mit seinem Bruder gekämpft, hätte er bei einer Auseinandersetzung dessen Erfolge gehabt oder hätte er eine andere Laufbahn, z. B. als Geistlicher angestrebt.

Literaturhinweise:
  • Der Wikipedia-Artikel ist für eine Erstinformation zumindest brauchbar.
  • In den 1990er Jahren publizierte Wilhelm Baum in der Lokalzeitschrift "Der Sülchgau" zwei Aufsätze zu Albrecht VI. (eine erste "biographische" Skizze), die allerdings in einigen Punkten von der Forschung der letzten Jahre überholt sind. Baum verwendet diese Aufsätze auch in anderen wissenschaftlichen Arbeiten, so z. B. in seiner um 1989 publizierten Biographie zu Sigmund dem Münzreichen und in seiner wissenschaftlichen Arbeit: Die Habsburger in den Vorlanden 1386 - 1486. Krise und Höhepunkt der habsburgischen Machtstellung in Schwaben am Ausgang des Mittelalters. Wien [u.a.]: Böhlau 1993.
  • 2013 erschien eine Dissertation über Albrecht VI., die 2015 publiziert wurde, es handelt sich um die bisher erste Biographie zu dem Habsburger: Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u.a. 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013)
(Meine persönliche Meinung zu dieser Arbeit: Eine umfassende wissenschaftliche Biographie, in der die wesentlichen Ergebnisse der Forschung der letzten 20 Jahre zusammengefasst sind. Inhaltlich deckt sie sich im Wesentlichen mit dem, was ich mir in den letzten Jahren aus anderen wissenschaftlichen Büchern und Aufsätzen selbst erarbeitet habe.)
  • Brauchbare Überlegungen zu Albrecht VI. finden sich in Heinrich Kollers Biographie zu seinem älteren Bruder (Heinrich Koller: Kaiser Friedrich III., Darmstadt 2005)
und
  • bei Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-15595-0 (Zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993). Bd. 1, S. 314 - 317), zurzeit wohl das Standardwerk für die Geschichte des HRR von 1440-1493.
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Zu einer differenzierteren Beurteilung von Albrecht VI. dürften im Wesentlichen die Forschung zur Rolle und Politik der Habsburger in der Ostschweiz und in Schwaben beigetragen haben, zu der in den letzten zwanzig Jahren einige wissenschaftliche Aufsätze (z. B. von Dieter Speck) publiziert wurden.

Interessant (da er zum Hinterfragen von herrkömmlichen Sichtweisen anregt), wenn gleich nicht gerade leserfreundlich (Erwähnung von zu vielen Fakten, die mit dem Thema selbst nichts wirklich zu tun haben) ist auch Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone. Der Kampf der Luxemburger, Habsburger, Jagiellonen, Cillier und Hunyaden um die Vorherrschaft im pannonischen Raum. Roetzer, Eisenstadt 1994, ISBN 3-85374-242-4


Nicht zu empfehlen (jedenfalls wenn Fachwissen gesucht ist und nicht einfach nur ein wenig "Lese-Spaß") sind die "populärwissenschaftlichen" Biographien zu Kaiser Friedrich III. und zur Geschichte der Stadt Wien. (Am schlimmsten treibt es hier vermutlich: Wolfgang Zanetti: Der Friedenskaiser. Friedrich III. und seine Zeit 1440 - 1493 (1989).)

Ähnlich verhält es sich auch bei den im Internet abrufbaren Beiträgen auf Wikisource:
- (Constantin von Wurzbach: Habsburg, Albrecht VI. der Verschwender. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 6. Verlag L. C. Zamarski, Wien 1856–1891, S. 142–143)
- ADB ([url=https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Albrecht_VI.]Franz von Krones: Albrecht VI. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1. Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 285–290
)

Sowohl der Artikel bei Wurzbach als auch der bei ADB, beide aus dem 19. Jahrhundert, sind wohl kritisch zu hinterfragen, aber sicher interessante Zeitdokumente unter dem Schwerpunkt: historische Wahrnehmung.

Der Artikel von Otto Brunner in der Neuen Deutschen Biographien (NDB), Bd. 1, aus dem Jahr 1953 und ebenfalls im Internet abfragbar, fasst im Wesentlichen den früheren Artikel der ADB zusammen, wenn gleich knapper. Hier hatte der Erzherzog sicher das Pech, dass sein Name mit A anfängt, denn erst in den 1960er Jahren wurde damit begonnen, diese Lexikon-Artikel mit Blick auf neue Forschungsergebnisse tatsächlich neu zu fassen. (Sehr schön bei einem Vergleich den Artikeln zu seinem Cousin Sigmund dem Münzreichen in ADB und NDB zu beobachten. Der NDB-Artikel nimmt Bezug auf den um 1990 aktuellen Stand der Forschung.)

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08.08.2016, 22:23
Beitrag: #2
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Vielen Dank für den sehr umfangreichen und interessanten Artikel. Ich gebe zu, dass bisher mein Bild zu Albrecht VI. nur lückenhaft und wohl auch falsch war. Ich vermute, dass das überlieferte schlechte Bild von Albrecht VI. oder auch von Sigismund von Tirol damit zusammenhängt, dass ihre Linien sich nicht fortsetzen konnten und damit die Hauptlinie Sieger im innerdynastischen Konkurrenzkampf wurde. Die musste sich dann auch rechtfertigen ... und das auf Kosten der Unterlegenen.

Irgendwie erinnert mich das Schicksal Albrechts VI. an Wilhelm III. von Sachsen (1425-1482),

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12.08.2016, 00:04
Beitrag: #3
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
In den Büchern, die ich bisher belesen habe, ist Wilhelm III. von Sachsen (1425-1482), wenn er überhaupt erwähnt wurde, in erster Linie der "böse" Ehemann von Anna von Österreich, der älteren Tochter von König Albrecht II. (HRR) (als Herzog von Österreich: Albrecht V.) und von Elisabeth von Luxemburg (Tochter von König / Kaiser Sigismund). Als ihr Ehemann dürfte er Ansprüche auf das Königreich Böhmen und vorallem auf das Herzogtum Luxemburg erhoben haben, die nicht durchsetzbar waren. In der Folge soll er seine Frau auf eine Burg verbannt haben, wo sie dahinvegetierte und früh verstarb, um mit seiner Geliebten ungestört zusammenleben zu können.

Bei Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17), 1997, 3 Bde., findet sich allerdings z. B. eine Information, die vermuten lässt, dass Lage anhand von Sachquellen (vielleicht Rechnungsbüchern, falls vorhanden) hier auch einmal zu überprüfen wäre.

Bei Heinig erfahren wir von einem Vorfall. Friedrich III. (HRR) hatte sich zugunsten von Anna eingemischt, nachdem er erfahren hatte, dass ihr der im Ehevertrag zugesicherte Witwensitz weggenommen worden war. Das Ganze stellte sich allerdings nach Heinig als Missverständnis heraus, offensichtlich war Anna nicht einfach der Witwensitz weggenommen worden, sondern es handelte sich lediglich um einen notwendigen Tausch, der mit ihrem Einverständnis vorgenommen worden war.

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13.08.2016, 13:28
Beitrag: #4
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Das ist richtig. Wilhelm III. wollte seine (erheirateten) Ansprüche auf das Herzogtum Luxemburg durchsetzen. Und sein Bruder Friedrich der Sanftmütige wäre froh gewesen, Wilhelm fern der Heimat in Luxemburg zu wissen. Die Frage ist, ob Elisabeth von Luxemburg einen Erbanspruch auf Luxemburg überhaupt hatte. Kaiser Sigismund bestimmte zwar, dass seine Tochter Elisabeth ihre Cousine Elisabeth von Görlitz, Herzogin von Luxemburg beerben soll. Aber so einfach war die Angelegenheit nicht. Immerhin lebte Elisabeth von Görlitz bis 1451, Elisabeth von Luxemburg starb aber bereits 1442.

Nach dem Tod der Elisabeth von Luxemburg hätte der Erbanspruch auf die drei Kinder übergehen müssen, d.h. auf Anna, Elisabeth und Ladislaus von Österreich. Das bedeutet aber auch, dass nach dem Tod von Ladislaus im Jahre 1457 die beiden Schwestern Anna und Elisabeth das Erbe erhalten hätten. Aus diesem Gesichtspunkt ist Wilhelms Vorhaben, König von Böhmen und König von Ungarn zu werden, erklärbar. Wilhelm III. scheiterte an der politischen Situation des Jahres 1458 und wohl auch an seine Unkenntnis über die politische Rolle von Georg von Podiebrad und Mattias Corvinus. Ein politischer Phantast war er nicht, immerhin setzte sich der Ehemann der Elisabeth von Österreich, König Kasimir IV. von Polen, 1471 bzw. 1490 in Böhmen und in Ungarn durch, sodass ein Sohn von Elisabeth und Kasimir, Vladislav/Ulaszlo, König von Böhmen und König von Ungarn werden konnte. Man musste eben nicht nur einen Erbanspruch haben, man musste ihn auch durchsetzen können.

Wilhelm III. verheiratete seine Tochter mit dem Sohn Podiebrads, Heinrich von Münsterberg und Podiebrads Tochter Sidonia wurde mit Herzog Albrecht, des jüngeren Sohn von Friedrichs den Sanftmütigen und dessen Ehefrau Margarete von Österreich. Albrecht und Sidonia wurden die Stammeltern der albertinischen Linie.

Dagegen sah die Situation des Herzogtums Luxemburg anders aus. Johann von Böhmen bestimmte in seinem Testament, dass die damalige Grafschaft Luxemburg an seinem jüngsten Sohn Wenzel vererbt wird. Nach dem Tod von Johann stand Wenzel unter der Vormundschaft seines Halbbruders Karl IV., der ihn 1354 zum Herzog erhob. Wenzel heiratete dann Johanna von Brabant, die Erbtochter des Herzogs von Brabant. Er baute Brüssel zu seiner Residenz aus. Nach seinem Tod im Jahr 1383 fiel Luxemburg an Wenzel IV., der es um 1409 auf seine Nichte, Elisabeth von Görlitz, übertrug. Grund dafür war deren bevorstehende Heirat mit Anton von Burgund, Herzog von Brabant und Limburg, dem jüngeren Bruder von Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund. Damit bestand von 1409 bis 1415 der gleiche Machtblock im Nordwesten des Reiches wie bereits von 1354 bis 1383. Nach dem Tod Antons, er fiel 1415 in der Schlacht von Azincourt, überwarf sich Elisabeth mit ihrem Onkel Sigismund. Offensichtlich weil Sigismund seine 1409 geborene Tochter zulasten seiner Nichte bevorzugen wollte. Dieses Zerwürfnis führte 1417 zur Ehe zwischen Elisabeth und Johann von Bayern-Straubing-Holland, den Grafen von Holland, Seeland und Hennegau, mit dessen Tod im Jahr 1425 das Engagement der Wittelsbacher im Nordwesten des Reiches endete. Elisabeth von Görlitz führte danach eine zwischen ihrem Onkel Sigismund von Luxemburg und Philipp den Guten, Herzog von Burgund lavierende Politik. 1441 war sie so verschuldet, dass ihre Ländereien vom Erzbischof von Trier übernommen werden sollte. In dieser Situation wandte sie sich an Philipp den Guten, der Pfandschaften und Schuldbriefe erwarb und 1443 mit Elisabeth vertraglich die Übernahme Luxemburgs an Burgund regelte. Elisabeth bekam bis zu ihrem Tod eine Leibrente von Philipp ausgezahlt. Deshalb hatten weder Elisabeth von Luxemburg oder ihre Kinder einen durchsetzbaren Erbanspruch.

Wilhelm III. von Sachsen zettelte nach dem Scheitern seines Luxemburg-Engagements 1446 den bis 1451 dauernden sächsischen Bruderkrieg an, der zu großen Verwüstungen in Sachsen und Thüringen führte. Dieser Krieg begründete Wilhelms Ruf als einen der „bösen Buben“ der sächsischen Geschichte. Bekannt ist dieser Krieg bzw. dessen Folgen vor allem durch den Altenburger Prinzenraub im Jahr 1455, als der Ritter Kunz von Kauffungen das Recht in die eigenen Hände nahm und die beiden Prinzen Ernst und Albrecht aus der Altenburger Burg raubte. Der Umgang mit seiner Frau Anna von Österreich, die ihm keine Söhne schenkte festigte den Ruf als „böser Bube“. Aber söhnelose Herrscher verhielten sich oft brutal gegen ihre Gattinnen (siehe Henry VIII. von England) – neben der menschlichen Tragödie der Ehefrau darf man aber nicht das Dilemma des Fürsten vergessen, da der fehlende Sohn, einerseits Nachfolgekriege befürchten ließ, andererseits das politische Lebenswerk des Fürsten zerstört werden kann.

Ähnlich wie die Habsburger versuchten sich im 14. und 15. Jahrhundert auch die Wettiner über ihre Herrschaftsgebiete zu einigen. Dafür stehen die Chemnitzer Teilung von 1382, die Altenburger Teilung von 1445 und die Leipziger Teilung von 1485. In einem Artikel über Wilhelm III. ist aber nur die Altenburger Teilung von Bedeutung. Als Kurfürst Friedrich I. von Sachsen, genannt der Streitbare, im Jahr 1428 starb folgte ihm sein ältester Sohn Friedrich II., der Sanftmütige als Kurfürst. Friedrich II. hatte drei Brüder Sigismund, Heinrich und Wilhelm und zwei Schwestern, deren Versorgung geklärt werden musste. Nach dem Tod des dreizehnjährigen Heinrichs im Jahr 1435 forderte dessen älterer Bruder Sigismund Regierungsbeteiligung und Selbstständigkeit. Deshalb kam es am 4. Januar 1436 zu einer auf neun Jahre befristete Örterung, d.h. Nutzungsteilung. Friedrich II. bekam ein Gebiet um Meißen und Dresden, Sigismund erhielt u.a. Weißenfels, Naumburg und Jena und Wilhelm wurde mit Leipzig und Altenburg und deren Umgebung abgefunden.

1437 drängte Friedrich Sigismund in den geistlichen Stand, allerdings gibt es hier unterschiedliche Überlieferungen. 1440 wurde Sigismund gegen seinen Willen zum Bischof von Würzburg bestimmt. Bereits 1442 wurde er wegen angeblicher Verschwendung und seines anstößigen Lebensstils aus seinem Amt entfernt. Daran beteiligt waren das Domkapitel, der Gegenpapst Felix V., der deutsche König Friedrich III. und der sächsischer Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige. Der entmachtete und abgesetzte Sigismund irrte eine Weile noch, von der Bevölkerung verspottet, im Bistum Würzburg herum, ehe er nach Sachsen zurückkehrte, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1471 auf der Burg Rochlitz blieb.

Damit blieb für Friedrich II. nur noch sein Bruder Wilhelm als Konkurrent übrig. Dieser drängte nun auf ein eigenes Fürstentum, besonders nachdem er bei der Übernahme von Luxemburg scheiterte. Begünstigt wurde sein Ansinnen auch, dass 1440 der letzte Landgraf von Thüringen verstarb und dessen Ländereien an die Hauptlinie fielen. Wilhelms Verlobung bzw. Heirat mit Anna von Österreich geschah letztlich nur, um Friedrich II. zu zwingen, ihm einen eigenen Hausstand, sprich Fürstentum zu gewähren. Dies geschah 1445/46 mit der Altenburger Teilung und den darauffolgenden Verhandlungen. Probleme gab es mit der Übernahme der Thüringer Schulden, aber auch mit der Definition des Verhältnisses des Landgrafen von Thüringen zu den verschiedenen starken Thüringer Grafengeschlechtern.

Nach dem von 1446 bis 1451 dauernden sächsischen Bruderkrieg kam es zu einer Einigung in den strittigen Fragen. Wilhelm residierte seitdem als Landgraf in Weimar, wo er die Politik in der Tradition seiner Vorgänger fortsetzte. 1457 verstieß er seine Ehefrau Anna, die er auf Eckardsburg einsperren ließ, wo sie 1462 verstarb. Er heiratete dann Katharina von Brandenstein, die ihm ebenfalls keine Söhne gebar. Seine beiden Töchter aus erster Ehe Katharina und Margarete wurden mit Heinrich von Münsterberg, den Sohn Georg Podiebrads bzw. mit dem Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg verheiratet. 1459 regelte Wilhelm, den seine Zeitgenossen „den Tapferen“ nannten, mit seinem Bruder die Grenzziehung zu Böhmen, die bis heute Bestand als Teil der deutsch-tschechischen Grenze hat. Nachdem er 1482 starb, erbten seine beiden Neffen, also Friedrichs II. Söhne Ernst und Albrecht die Landgrafschaft Thüringen. 1485 kam es zur erneuten Teilung – der Leipziger Teilung.

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18.08.2016, 22:43
Beitrag: #5
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Elisabeth von Luxemburg starb bereits 1442, sie war seit 1439/40 damit wohl voll ausgelastet, ihrem Sohn Ladislaus wenigstens die ungarische Krone zu sichern und wird daher kaum Zeit und Mittel gehabt haben, um sich zusätzlich darum zu kümmern, ihrer Cousine das Herzogtum Luxemburg wieder wegzunehmen.

Übrigens ist diese Elisabeth auch jemand, der historisch letztlich nicht gut weggekommen ist. Friedrich III. (zu dessen Tugenden sicher nicht Dankbarkeit gehörte) und seine Nachfahren haben ihr es keineswegs gedankt, dass sie die Rechte ihres Sohnes (und damit auch die Sache der Habsburger, allerdings nicht der Leopoldiner) verteidigt hat. (Dass Ladislaus Postumus ein Habsburger war, wird gewöhnlich leicht übersehen.)

Vergleicht man ihr Verhalten nach dem Tod von König Albrecht II. mit dem der Beatrice von Anjou nach dem Tod von Matthias Corvinus, so lässt sich außerdem feststellen, dass Frauen, die in einen Machtkampf verwickelt werden, gewöhnlich von den Historikern und auch von den Historikerinnen nicht gerade mit Verständnis rechnen brauchen.

Jedenfalls ist mir noch keine wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche Darstellung untergekommen, wo jemand für Beatrice von Anjou wenigstens etwas Mitgefühl gezeigt hätte. Dabei wurde sie von Władysław II. Jagiellończyk (1456-1516) erst ausgebeutet, den ihre "Finanzen" waren es letztlich, mit denen er den Kampf um Nachfolge von Matthias Corvinus für sich entscheiden konnte. Danach ließ er sie einfach mit Zustimmung der ungarischen Magnaten fallen. Das Urteil der Historiker/innen ist jedoch eindeutig: Ihr Mitgefühl gehört eindeutig nicht Beatrice, sondern sie finden gewöhnlich, dass diese machtgeile Person doch nur das bekommen hat, was sie verdient hat. Hat sie doch den "redlichen" natürlichen Sohn von König Matthias, den er als Nachfolger vorgesehen hatte, um die ungarische Krone gebracht, weil sie sich einbildete, dass der "zweifelhafte" Władysław II. sie heiraten würde?

Bei Elisabeth von Luxemburg haben wir das Gegenteil (abgesehen davon, dass es hier um ihren eigenen Sohn gegangen ist). Immerhin wäre es für sie vermutlich einfacher gewesen, wenn sie den gleichnamigen Onkel von Władysław II. geheiratet hätte. (Dass er 1444 bei Varna fallen würde, war nicht vorhersehbar.) Mit ihrem Einsatz für die Erbfolge ihres sohnes Ladislaus Postumus hat sie eigentlich auch die "Habsburgerseite" unterstützt, positiv wird sie allerdings auch von jenen Historikern nicht, die "prohabsburgisch" eingestellt sind. (Selbst Koller, der Friedrich III. ziemlich kritisch beurteilt, hat hier gewisses Verständnis für ihn als (Mit-)Vormund des Ladislaus Postumus und sieht die Schuld an wesentlichen Schwierigkeiten bei Elisabeth.)

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20.08.2016, 03:22
Beitrag: #6
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(15.08.2016 11:24)Teresa C. schrieb:  Auffallend ist, dass viele, die Sigmund gefördert hat, sich letztlich keineswegs auf Dauer als loyale Verbündete erwiesen. Da stellt sich schon die Frage, ob Sigmund wirklich als der souveräne Förderer von Adelsfamilien zu sehen ist, der sich, nachdem die eigene Dynastie keine "Ressourcen" mehr bot und sich abzeichnete, dass sie mit ihm in "männlicher" Linie aussterben würde, durch Förderung anderer Familien ein "Ersatz"-Netzwerk aufzubauen versuchte, oder ob er nicht in Wirklichkeit in vielen Fällen gar keine Wahl hatte, diese fördern zu müssen, um sie überhaupt halten zu können oder wenigstens so zu verhindern, dass sie sich auf die Seite eines seiner Gegners schlagen würden.

Das stimmt. Sigismunds Politik wurde m.E. von vier Komponenten bestimmt. Als König von Ungarn hatte er die Abwehr der türkischen Invasion zu organisieren. Nach der Niederlage der Serben auf dem Amselfeld im Jahr 1389 oder der Niederlage des von ihm geführten Kreuzfahrerheeres vor Nikopolis im Jahr 1396 hatte er Glück, dass Timur der Lahme 1402 in der Schlacht von Ankara den Osmanen eine vernichtende Niederlage beibrachte., die u.a. auch zur Gefangenschaft des Sultans Bajezid I. führte. Dies und spätere Thronfolgekämpfe führten dazu, dass erst ab den 1440er Jahren die Osmanen ihre Eroberungen auf dem Balkan fortsetzten. D.h. aber nicht, dass Sigismund die Abwehr der Osmanen vernachlässigen durfte. Deshalb wurden, wie Du richtig schreibst, Bündnisse mit bereits mächtigen Familien wie die Grafen von Cilli eingegangen oder man förderte Kleinadlige wie die Hunyadis. Aber auch andere walachische, serbische oder bosnische Adlige wurden in den ungarischen Adel aufgenommen. Neben der Aufnahme in den ungarischen Adel wurden z.B. walachische Adlige durch die Aufnahme in den Drachenorden an Sigismund gebunden.

Der zweite wichtige Punkt in Sigismunds Politik war seine Nachfolge sowohl in Ungarn, im HRR und vor allem in Böhmen. Diese ist in Ungarn und im HRR gelungen, wobei es tragisch war, dass Albrecht II. bereits nach nur zwei Jahren verstarb. Dagegen ist es interessant, dass in Böhmen sich Barbara von Cilli als Gegnerin ihres Schwiegersohnes Albrecht II. zeigte und die Kandidatur des polnischen Königs Wladislaw III. unterstützte.

Der dritte Punkt war die Bekämpfung der Hussiten, sowohl in militärischer als auch in religiöser Hinsicht und die damit verbundene Anerkennung als König von Böhmen. Meiner Meinung verstand Sigismund den Kampf gegen die Hussiten und deren Gedankengut als seine wichtigste politische Aufgabe, der er alles unterordnete.

Als vierten Punkt sehe ich die Situation in Polen, wo sich mit Wladislaw II. Jagiello ein gefährlicher Konkurrent für alle mittel- und osteuropäische Herrscher profilierte. Hierzu zählt z.B. auch die Schlacht von Tannenberg, in der der Deutsche Orden besiegt wurde. Inwieweit die Unterstützung der Hussiten durch Jagiello ging, kann ich im Moment nicht sagen. Relativ sicher ist, dass Jan Zizka in der Schlacht bei Tannenberg an der Seite des polnischen Königs kämpfte. Fakt ist, dass im Jahr 1434 Jagiello starb und die Hussiten bei Lipany eine entscheidende Niederlage erlitten.

(15.08.2016 11:24)Teresa C. schrieb:  Was die Ressourcen der eigenen Dynastie betraf, könnte es auch an Sigmund selbst gelegen haben, dass er diese nicht für sich nutzen konnte. Warum setzte z. B. eine Elisabeth von Görlitz nicht auf ihn, sondern letztlich auf den Herzog von Burgund, als es um die Nachfolge des Fürstentums Luxemburg ging? Weil Sigmund sie zugunsten seiner Tochter ausschalten wollte? Wäre es nicht möglich gewesen, die Nichte in ihrer Stellung zu lassen und als Verbündete zu gewinnen?

Offensichtlich mochten beide sich nicht und konnten nicht über ihren Schatten springen. Elisabeth von Görlitz war bis 1409 die Erbin der Gesamtlande der Luxemburger, nach der Geburt der Elisabeth von Luxemburg verlor sie ihren Status als Erbin der Gesamtlande. Als Erbin wurde sie vor allem von Wenzel IV. betrachtet, der sie 1409 mit Anton von Brabant verheiratete. Wäre Elisabeth von Luxemburg nicht geboren und wäre Anton von Brabant nicht vor Azincourt gefallen, wäre Anton de facto der politische Erbe geworden. Wenzel IV. wird oft vorgeworfen mit der Heirat das Haus Burgund aufgewertet zu haben und die Interessen des Reiches an der Westgrenze vernachlässigt oder sogar aufgegeben zu haben. Aber 1409 war Wenzel kein deutscher König, sondern sein politischer Gegner Ruprecht von der Pfalz, gegenüber dem sich Wenzels Stellung durch das Bündnis mit Burgund verbessert hatte.

Zusammenfassend ist das schlechte Verhältnis der Elisabeth von Görlitz gegenüber ihren Onkel wohl dem innerfamiliären Konflikt der Luxemburger zwischen Wenzel IV. und Jobst bzw. Sigismund geschuldet. Elisabeth von Görlitz ist dann wohl in ihre angeheiratete Familie übergelaufen. Dass sie um 1436 noch eine junge Frau förderte, die behauptete Jeanne d’Arc zu sein, wird wohl kaum auf Verständnis bei Sigismund gestoßen sein.

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20.08.2016, 08:46
Beitrag: #7
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(18.08.2016 22:43)Teresa C. schrieb:  Jedenfalls ist mir noch keine wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche Darstellung untergekommen, wo jemand für Beatrice von Anjou wenigstens etwas Mitgefühl gezeigt hätte. Dabei wurde sie von Władysław II. Jagiellończyk (1456-1516) erst ausgebeutet, den ihre "Finanzen" waren es letztlich, mit denen er den Kampf um Nachfolge von Matthias Corvinus für sich entscheiden konnte. Danach ließ er sie einfach mit Zustimmung der ungarischen Magnaten fallen. Das Urteil der Historiker/innen ist jedoch eindeutig: Ihr Mitgefühl gehört eindeutig nicht Beatrice, sondern sie finden gewöhnlich, dass diese machtgeile Person doch nur das bekommen hat, was sie verdient hat. Hat sie doch den "redlichen" natürlichen Sohn von König Matthias, den er als Nachfolger vorgesehen hatte, um die ungarische Krone gebracht, weil sie sich einbildete, dass der "zweifelhafte" Władysław II. sie heiraten würde?

Du meinst sicher Beatrice von Aragon, die Tochter von König Ferdinand I. (Ferrante I.) von Neapel. Matthias Corvinus war zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau war Katharina von Podiebrad, die Tochter des böhmischen Königs. Diese Ehe besiegelte das Bündnis zwischen Georg und Matthias.
1464 verstarb Katharina, Matthias blieb 12 Jahre Witwer und 1476 heirate er Beatrice. Ebenso wie seine erste Frau war sie die Tochter eines Aufsteigers. Eine andere Möglichkeit gab es für Matthias nicht, hätte er eine einheimische Adlige geheiratet, wären die anderen Familien brüskiert, d.h. es hätte sich eine oppositionelle Adelspartei gebildet. Eine Heirat mit seiner bürgerlichen Geliebten wäre nicht anerkannt worden. Eine Braut aus Familien wie die Habsburger oder Wittelsbacher war wohl auch nicht machbar. Jedenfalls brachte die Heirat mit Beatrice Geld und einen Bündnispartner gegen das Osmanische Reich. Ob man da an die Fortsetzung der Anjou-Politik dachte, ist anzunehmen. Mit Beatrice begann außerdem auch die Renaissance in Ungarn. Weiterhin sollte man beachten, dass der Lehnsherr des Königs von Ungarn und des Königs von Neapel der Papst war.

Matthias muss allerdings gewusst haben, dass die Übergabe der ungarischen Krone an seinen unehelichen Sohn Johann nicht machbar ist. Seit 1465 unterstützte Matthias die als Grünberger Allianz bezeichnete katholische Opposition gegen den böhmischen König Georg von Podiebrad. Somit wirkte er mit, dass der ehelich geborene, aber utraquistische Heinrich von Münsterberg nicht seinem Vater folgen konnte und deshalb laut den 1471 geschlossenen Vertrag von Kuttenberg Vladislav II. König von Böhmen wurde. Deshalb muss auch auf den 1479 geschlossenen Vertrag von Olmutz hingewiesen werden, in dem letztlich die Thronfolge Vladislavs in Ungarn anerkannt wurde, sollte Matthias ohne eheliche Nachkommen sterben. Vladislavs Politik im Jahr 1490 war demnach keine Usurpation und das Verhalten Beatrices muss man mit realpolitisch bezeichnen. Dass man trotzdem den eher chancenlosen Johann Corvinus ins Spiel brachte, war der geänderten politischen Lage geschuldet. Seit 1485 besetzten die Ungarn Wien bzw. Österreich und diese Eroberung sollte nicht aufgegeben werden. Vladislav II. aber war auf einen Ausgleich mit den Habsburgern interessiert, der für seine Anerkennung als König von Böhmen und Ungarn bereit war, die eroberten Gebiete zurückzugeben. Letztlich waren der gegenseitige Erbvertrag von 1506 und die Eheschließungen zwischen Anna Jagiello und Ferdinand I. bzw. zwischen Ludwig II./Lajos II. und Maria von Österreich eine Fortsetzung dieser Politik.

Kommen wir zurück zur Herkunftsfamilie von Beatrice. König Alfons V. von Aragon konnte sich 1442 nach einem siebenjährigen Krieg gegen Rene von Anjou im Königreich Neapel durchsetzen. Als er 1458 folgten ihm in Aragon sein jüngerer Bruder Juan II. und in Neapel sein unehelicher, aber vom Papst legitimierter Sohn Ferdinand I. (Ferrante I.) Aber so wie Ferrante I. im Jahr 1458 mit Hilfe des Papstes Calixt III. - ein Borgia - seine Macht im Königreich Neapel festigen konnte, so verloren Ferrantes Söhne und Enkel zwischen 1495/96 bis 1499/1500 ihre Macht in Neapel infolge der päpstlichen Politik, d.h. der Politik Alexanders VI. – auch er ein Borgia. Für Beatrice bedeutete diese politische Konstellation, dass sie 1490 für Vladislaw/Ulaszlo als Partnerin attraktiv war – sie half seine Herrschaft in Ungarn zu legitimieren, sie war sehr reich und sie stand für das Bündnis mit Neapel gegen die Osmanen. Sie war zwar bereits 34 Jahre alt, aber es war noch nicht ausgeschlossen, dass sie einen Thronfolger gebären konnte. Seit 1495 verschlechterte sich ihre Situation, mit dem Untergang ihrer Dynastie 1499/1500 war Beatrice auch als Königin von Ungarn erledigt. Erschwerend kam dazu, dass sie im Jahr 1500 vierundvierzig Jahre alt und kinderlos geblieben war. Man brauchte sie nicht mehr, es waren keine Nachkommen zu erwarten und der Bündnispartner existierte nicht mehr. Die Vorgehensweise gegen Beatrice haben hauptsächlich der König und sein Kanzler der Kardinalerzbischof Tamas Bakocz zu verantworten. Bakocz, den man als den tatsächlichen Leiter der ungarischen Politik von 1490 bis 1514/16 sehen muss, weilte sowohl unter Alexander VI. als unter Julis II. mehrmals in Rom. Es ist deshalb vorstellbar, dass die Vorgehensweise gegen Beatrice von Aragon mit dem Papst abgesprochen wurde. Immerhin erhielt Bakocz 1497 das Bistum von Eger, 1498 das Erzbistum von Esztergom, womit er Primas von Ungarn wurde und im Jahr 1500 erhielt er die Würde eines Kardinals. Das würde zeitlich zur Entmachtung der neapolitanischen Aragons passen.

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20.08.2016, 11:11
Beitrag: #8
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(20.08.2016 08:46)Sansavoir schrieb:  Du meinst sicher Beatrice von Aragon, die Tochter von König Ferdinand I. (Ferrante I.) von Neapel. Matthias Corvinus war zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau war Katharina von Podiebrad, die Tochter des böhmischen Königs. Diese Ehe besiegelte das Bündnis zwischen Georg und Matthias.

Nur der dynastischen Vollständigkeit halber (und nicht aus klugscheisserischen Gründen) Smile: Matthias Corvinus war dreimal verheiratet, seine erste Frau war Elisabeth von Cilli, danach war er mit Anna Garay (aus der Familie der Banen von Kroatien) verlobt und erst danach heiratete er Katharina von Podiebrad. Katharina war seine zweite, Beatrix von Neapel (Haus Trastamara) seine dritte Frau. Das ändert allerdings nichts an den weiteren, von Dir geschilderten machtpolitischen Gegebenheiten.
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20.08.2016, 15:43
Beitrag: #9
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
So einfach ist die Sache leider nicht, da Verlobungen, Eheplanungen und tatsächliche Heiraten oft durcheinander gebracht werden. (Wobei anzumerken ist, dass es wirklich oft nicht so einfach ist, zu unterscheiden, wie weit so ein Eheprojekt bereits fortgeschritten war, wenn es wieder aufgelöst wurde, da es eine ganze Reihe von "Vorformen" gab, mit denen versucht wurde, sich attraktive Heiraten zu sichern, vor allem, wenn sie nicht sofort verbindlich geschlossen werden konnten. (Ehe war im Mittelalter vor allem ein Geschäft, hinzu kam noch, dass das Nichtzustandekommen einer bereits verbindlich vereinbarten Ehen, für die Familie, die sozusagen letztlich "ausgebootet" wurde, auch als Ehrverlust galt.

Bei der Ehe des späteren Matthias Corvinus mit Elisabeth von Cilli ist keineswegs gesichert, ob die Ehe je vollzogen wurde. Es könnte sich dabei also auch nur um eine Verlobung gehandelt haben. Das Eheprojekt, denn mehr dürfte es letztlich nicht gewesen sein, war beendet, als Elisabeth von Cilli starb.

Die Verlobung mit Anna Garay (auch Anna de Gara) wurde von seiner Mutter und seinem Onkel vereinbart, offensichtlich eine stategische Maßnahme (ein Bündnis mit einer anderen wichtigen ungarischen Adelsfamilie) um ihn als ungarischen König durchzusetzen. Hier war es offensichtlich Matthias selbst, der nach seiner Rückkehr aus Böhmen an der inzwischen von ihm mit Georg von Podiebrad (der Ladislaus Postumus als böhmischer König nachfolgte) vereinbarten Verlobung mit Katharina (auch Kunigunde) von Podiebrad festhielt.
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Sansavoir, danke für die Richtigstellung - natürlich habe ich Beatrice von Aragon gemeint.

Was ihre Herkunft betrifft, so habe ich allerdings den Eindruck, dass ihre Familie zum Zeitpunkt ihrer Heirat keineswegs eindeutig als Aufsteigerfamilie gesehen wurde (auch wenn politische Gegner das behaupteten). Aber das aragonesische Königshaus war zumindest in Spanien und auf Sizilien längst etabliert. Hier ging es wohl nur um die Herrschaft über das Königreich Neapel.

Dagegen dürften die Herrscher Georg (in Böhmen) und Matthias (in Ungarn) von Zeitgenossen eindeutig als Aufsteiger gegolten haben. Anders als seine erste Ehefrau war Beatrice keineswegs aus einer "richtigen Aufsteigerfamilie". Die Könige von Neapel (aus dem Haus Anjou) hatten einst selbst Anspruch auf das Königreich Ungarn erhoben und zumindest selbst den Titel des ungarischen Königs geführt. (Es wird vermutet, dass das der eigentliche Grund war, warum Kaiser Friedrich III. bei seiner ersten Romreise 1451/52, die ihn auch nach Neapel geführt hat, seinen Verwandten Ladislaus Postumus, damals ungarischer König, dorthin nicht mitnahm, sondern in Rom zurückließ.)

Beatrice mag sich also durchaus auch aufgrund ihrer "Herkunft" in der Nachfolge der "Anjou-Könige" von Neapel als eine "Erbin" des ungarischen Königreiches gesehen habe. Hinzu kam noch, dass es bereits früher Versuche gegeben hatte, dass der neue ungarischer König nach dem Aussterben der bisherigen Herrscherfamilie seine Stellung durch die Ehe mit der Witwe des Vorgängers abzusichern versuchte.

Was die Politik von Matthias Corvinus betrifft, wäre noch zu ergänzen, dass er mit Friedrich III. im April 1463 den Vertrag von Wiener Neustadt / Ödenburg (heute Sopron) schloss. Mit diesem Vertrag wurde Matthias von Friedrich III. als ungarischer König anerkannt, allerdings wurde den Herzögen von Österreich die Nachfolge zugesichert, falls Matthias keine legitimen Nachkommen haben sollte, was dann auch eingetreten ist. (In diesem Zusammenhang ist vielleicht nicht uninteressant, dass Friedrich III. nach dem Tod von Ladislaus von einem Teil des ungarischen Adels in der Folge selbst zum ungarischen König gewählt worden war und dass er diese Wahl jedenfalls nicht abgelehnt hatte. Nach den Bestimmungen des Vertrages behielt Friedrich III. den ungarischen Königstitel.) Friedrich III. bestand allerdings darauf, dass dieser Vertrag auch von den ungarischen Adeligen ratifiziert werden musste. (Was zur Folge hatte, dass der Vertrag im Nachhinein nicht einfach ignoriert werden konnte und was wohl auch erklärt, warum der Vertrag von Wiener Neustadt / Ödenburg bei den späteren Verträgen, die Maximilian I. (bzw. Friedrich III.) mit Vladislav II. schloss, berücksichtigt und im wesenlichen Punkten übernommen wurde. (Vladislav II. konnte die Ansprüche der Habsburger auf die ungarische Krone nicht einfach ignorieren, er war daher von Anfang an gezwungen, mit ihnen eine Einigung zu suchen.)
Es gibt jedenfalls Überlegungen, dass die späteren Eroberungszüge von Matthias im Herzogtum Österreich ursprünglich keineswegs auf eine tatsächliche dauerhafte Eroberung angelegt waren, sondern er zunächst nur versuchte, Friedrich III. militärisch unter Druck zu setzen, um so nachträgliche Änderungen dieses Vertrages zu erzwingen.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass nach dem Vertrag von Wiener Neustadt / Ödenburg, natürliche Kinder von Matthias von der Erbfolge ausgeschlossen waren. Gab es etwa im ungarischen Königreich einen Präsenzfall dafür, dass bei Kinderlosigkeit auch ein natürlicher Sohn erbberechtigt war? Jedenfalls zeigt das Beispiel im Königreich Neapel in den 1450er Jahren, dass die Nachfolge eines illegalen Sohnes zumindest unter gewissen Voraussetzungen keineswegs unmöglich war. (Könnte Matthias erst als eine Folge seiner Eheschließung mit Beatrice von Aragon auf diese Lösung gestoßen sein, auch wenn sie selbst dies in der Folge nicht unterstützt hat?)

Fakt ist jedenfalls, dass Matthias Corvinus in seinen letzten Lebensjahr noch alles versucht hat, um seinen unehelichen Sohn Johann Corwin (Janos Hunyady bzw. Johann Corvinus) als seinen Nachfolger aufzubauen. Johann Corwin taucht also nicht erst beim Kampf um die ungarische Krone nach dem Tod von Matthias als zudem ohnehin aussichtsloser Kandidat auf, sondern Matthias hatte ihn offensichtlich tatsächlich als seinen Nachfolger vorgesehen, nachdem ihm klar geworden sein dürfte, dass er auch aus seiner zweiten Ehe keine Kinder mehr haben würde. (Und vielleicht mag die Entwicklung des Jungen in ihm gewisse Hoffnungen geweckt haben, dass es der Junge trotz seiner Herkunft schaffen könnte, als sein Nachfolger anerkannt zu werden. Übersehen wir nicht, dass Matthias' eigener Aufstieg zum König ebenfalls keineswegs so selbstverständlich gewesen sein dürfte.)

1463, zum Zeitpunkt des Vertrags von Wiener Neustadt / Ödenburg, mag für Matthias Corvinus in erster Linie um die endgültige Sicherung seiner ungarischen Krone Priorität gehabt haben. Da mag er vielleicht gar nicht so weit gedacht haben, dass er einmal seine eigenen Dynastie etablieren muss. (Zudem dürfte er in dem Vertrag noch andere Möglichkeiten für sich gesehen haben wie eben eine Aufnahme in die Familie der Habsburger?)

Davon, dass Matthias Corvinus nach dem Tod seiner ersten Frau versucht hätte, eine Herzogin von Bayern zu heiraten, ist mir nichts bekannt. Mit Sicherheit aber hat er sowohl ein Eheprojekt mit der einzigen Tochter des Kaisers bzw. einer Tochter des polnischen Königs angestrebt, beides scheiterte, da er offensichtlich als "Aufsteiger" weder für den Habsburger noch für die Jagiellonen "gut genug" war. (Für Romanautoren/innen vielleicht ein recht interessantes Motiv, um seinen weiteren Lebensweg zu motivieren?)

Was die Heirat mit Beatrice vonn Aragon betraf, brachte sie ihm wohl nicht nur Geld und auch einen Bündnispartner gegen das Osmanische Reich sowie eine offensichtlich attraktive und gebildete Ehefrau, sondern auch die Einheirat in eine anerkannte europäische Königsfamilie.

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(20.08.2016 03:22)Sansavoir schrieb:  Wenzel IV. wird oft vorgeworfen mit der Heirat das Haus Burgund aufgewertet zu haben und die Interessen des Reiches an der Westgrenze vernachlässigt oder sogar aufgegeben zu haben. Aber 1409 war Wenzel kein deutscher König, sondern sein politischer Gegner Ruprecht von der Pfalz, gegenüber dem sich Wenzels Stellung durch das Bündnis mit Burgund verbessert hatte.

Wenzel IV. wäre übrigens auch einer der Herren, deren "Schurkenrolle", kombiniert mit der "Versagerrolle" zu hinterfragen wäre. Auffallend ist jedenfalls, dass er sich bis zu seinem Tod trotz ständiger Schwierigkeiten zumindest als böhmischer König gehalten hat. (Profitierte er etwa letztlich davon, dass er nach der Absetzung keine "Doppelfunktion" mehr erfüllen musste?)
Erstaunlich auch, dass z. B. die Brüder seiner zweiten Frau nach seiner Absetzung als König des HRRs auf seiner Seite waren, was vermuten lässt, dass die Ehe mit ihr vielleicht doch nicht so schlecht gewesen sein dürfte.
Die Erhebung von Mailand zum Herzogtum, obwohl umstritten, hat sich für ihn selbst zumindest insofern ausgezahlt, als es im Wesentlichen der Herzog von Mailand war, an dem der "Italienzug" des "Gegenkönigs" Ruprecht gescheitert ist. (Es spricht doch viel dafür, dass Ruprecht nicht aus der Sicht des 19. Jahrhunderts als "Gegenkönig" wahrgenommen worden wäre, wenn er zum Kaiser gekrönt worden wäre.)

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20.08.2016, 18:22
Beitrag: #10
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(20.08.2016 15:43)Teresa C. schrieb:  Bei der Ehe des späteren Matthias Corvinus mit Elisabeth von Cilli ist keineswegs gesichert, ob die Ehe je vollzogen wurde. Es könnte sich dabei also auch nur um eine Verlobung gehandelt haben. Das Eheprojekt, denn mehr dürfte es letztlich nicht gewesen sein, war beendet, als Elisabeth von Cilli starb.

Das Masarelli-Vatikan Manuskript (Verfasser Theodoros Spandouanes) spricht explizit von "Heirat", nicht von "Verlobung": "die Tochter des Grafen von Cil" und seiner Frau heiratet "Mathias König von Ungheria". Ich sehe jetzt keinen Grund, die Angaben des Masarelli-Manuskripts anzuzweifeln, um so mehr, da Ungarn zum Mindesten theoretisch ein Lehen des Papstes war. Ob die Ehe tatsächlich vollzogen wurde (wenn dies nicht öffentlich geschah) ist natürlich eine andere Frage. Ich kenne jetzt allerdings keine Indizien dafür, weshalb dies nicht geschehen sein sollte.

Die Eheverhandlungen mit Podiebrad werden in die Jahre 1461 / 1463 datiert, die Heirat mit Elisabeth Cilli um das Jahr 1455, noch vor der Köngiswahl Mathias' 1458. Das Todesdatum von Elisabeth ist unbekannt.
Elisabeth von Cillis Herkunft sollte in machtpol. Hinsicht nicht unterschätzt werden. Ihr Vater stammte zwar lediglich aus dem slowenischen Geschlecht Cilli, ihre Mutter war aber die Tochter des serbischen Despoten Djuradj Brankovic (Serbien war damals selbständiges Fürstentum und nicht Teil von Ungarn) und dessen Frau Eirene Kantakouzene (aus der Familie des gleichnamigen byzantinischen Kaisergeschlechts).

(20.08.2016 15:43)Teresa C. schrieb:  Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass nach dem Vertrag von Wiener Neustadt / Ödenburg, natürliche Kinder von Matthias von der Erbfolge ausgeschlossen waren. Gab es etwa im ungarischen Königreich einen Präsenzfall dafür, dass bei Kinderlosigkeit auch ein natürlicher Sohn erbberechtigt war? Jedenfalls zeigt das Beispiel im Königreich Neapel in den 1450er Jahren, dass die Nachfolge eines illegalen Sohnes zumindest unter gewissen Voraussetzungen keineswegs unmöglich war. (Könnte Matthias erst als eine Folge seiner Eheschließung mit Beatrice von Aragon auf diese Lösung gestoßen sein, auch wenn sie selbst dies in der Folge nicht unterstützt hat?)

Dazu hätte es keine ungarischen Präzedenzfälle gebraucht. Wenn der Papst mitspielte, konnte man aussereheliche Kinder problemlos legitimieren lassen (z.B. Bernabo Visconti hat das beinahe am Laufemeter gemacht). Auch der Vater von Beatrix von Aragon (Neapel), Ferdinand I / Ferrante war ein legitimierter Ausserhelicher. Seine Mutter war entweder Vilardona Carlina oder Margarita de Hijar/Ixar.
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20.08.2016, 19:01
Beitrag: #11
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Wie gesagt, es gab eine ganze Reihe von Möglichkeiten, eine Ehe wenigstens "per forma" zu schließen, die vor allem dann zur Anwendung kamen, wenn es darum ging, sich die Option auf das Eheprojekt in jedem Fall zu erhalten, aber bestimmte Gründe wie z. B. das Alter des für die Ehe bestimmten Paares eine tatsächliche Eheschließung noch nicht zuließ (Kinderehe, die halt nicht oder nur symbolisch vollzogen wird, Stellvertreterhochzeit etc.).

Erst, wenn die Ehe tatsächlich vollzogen war, war ihr Bestand gewöhnlich gesichert. (Obwohl es auch da noch Möglichkeiten zur Auflösung gegeben hat, wenn Beziehungen, Handsalbe und politisches Interesse bestanden hat.)

Matthias und Elisabeth können also durchaus bereits als Kinder verheiratet gewesen sein, aber in diesem Fall dürfte der Vollzug der Ehe wohl aus Altersgründen noch nicht stattgefunden haben. Dafür spricht zumindest, dass Matthias, als er König von Ungarn wurde, noch minderjährig war. Elisabeth von Cilli starb noch vor ihrem Vater, war also zum Zeitpunkt seiner Erhebung zum König längst nicht mehr am Leben.

Was Deine Quelle betrifft, kann ich natürlich nicht beurteilen, wie zulässig sie ist. Ist sie zuverlässig, könnte allerdings der Verfasser vielleicht schlecht oder ungenau informiert gewesen sein, vielleicht spielte dabei die geografische Entfernung eine Rolle. Oder es war in diesem Fall für ihn nicht wichtig, hier genau zu unterscheiden, ob es sich tatsächlich um eine bereits gültige Ehe gehandelt hat.

Was mir allerdings verdächtig vorkommt: Matthias wird als König von Ungarn bezeichnet, also dürfte die Quelle zumindest aus der Zeit sein, als dieses Eheprojekt längst Geschichte war.
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Eine weitere Frage zu Matthias Corvinus wäre, ob wirklich erst seine Ehefrau Beatrice die Renaissance nach Ungarn brachte oder diese Entwicklung nicht schon zuvor begonnen hatte und durch die Heirat nur weitere Impulse erhielt. (Haben wir es hier vielleiht wieder einmal mit dem Historiker-Vorurteil von der "gebildeten" Südländerin und dem "Barbar" aus dem Norden (HRR) oder Osten zu tun? Dass die angebliche Unbildung / Bildung gewisser Paare nach Meinung von Historikern/innen oder solchen, die es gerne sein möchten, oft eine sehr zweifelhafte Grundlage habe, dafür bin ich inzwischen auf genug Paare gestoßen wie eben Mechthild von der Pfalz und Albrecht VI. von Österreich?)

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20.08.2016, 19:39
Beitrag: #12
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(20.08.2016 19:01)Teresa C. schrieb:  Wie gesagt, es gab eine ganze Reihe von Möglichkeiten, eine Ehe wenigstens "per forma" zu schließen, die vor allem dann zur Anwendung kamen, wenn es darum ging, sich die Option auf das Eheprojekt in jedem Fall zu erhalten, aber bestimmte Gründe wie z. B. das Alter des für die Ehe bestimmten Paares eine tatsächliche Eheschließung noch nicht zuließ (Kinderehe, die halt nicht oder nur symbolisch vollzogen wird, Stellvertreterhochzeit etc.).

Erst, wenn die Ehe tatsächlich vollzogen war, war ihr Bestand gewöhnlich gesichert. (Obwohl es auch da noch Möglichkeiten zur Auflösung gegeben hat, wenn Beziehungen, Handsalbe und politisches Interesse bestanden hat.)

Genau deshalb gab es, wie Du schreibst, den Ehevollzug "per procurationem". Juristisch galt eine Ehe damit als vollzogen, d.h. erstmals als gültig. Eine tatsächlich nicht vollzogene Ehe konnte später unter Umständen allerdings von der Kirche resp. vom Papst als Scheidungsgrund akzeptiert werden. Das die Ehe im vorliegenden Fall real nicht vollzogen wurde, halte ich ebenfalls für wahrscheinlich - obwohl zum Mindesten Matthias bereits 13 oder 14 Jahre alt gewesen sein dürfte.
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22.08.2016, 21:02
Beitrag: #13
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Als Matthias ungarischer König wurde, war zunächst eine Vormundschaftsregierung geplant, also wird er zu diesem Zeitpunkt zumindest nach dem (Gewohnheits?-)Recht der ungarischen Krone noch nicht volljährig gewesen sein. Dass er sich dann selbst sozusagen für "volljährig" erklärt und sich durchgesetzt hat, ist natürlich eine andere Geschichte, lässt aber auch Rückschlüsse auf seinen Charakter zu.

Soweit ich es beurteilen kann, wird von Historikern/innen keineswegs gänzlich ausgeschlossen, dass Johann Korwin überhaupt keine Aussicht auf die Nachfolge in Ungarn gehabt hätte. Es wird vermutet, dass er eben gewisse Fähigkeiten seines Vaters wie Durchsetzungsfähigkeit, vielleicht auch Skrupellosigkeit und Ähnliches nicht hatte.

Daneben stellt sich vielleicht die Frage: Warum haben die, welche im ungarischen Königreich damals in den entscheidenden Positionen saßen, Johann Korwin relativ bald fallen lassen? Hatte Matthias am Ende seines Lebens keine Ratgeber / Mitarbeiter / Stützen, die sich ihm gegenüber loyal verhielten, selbst als er bereits das tot war? Hatte er etwa seine "Getreuen" überlebt oder war er bei seinen Zeitgenossen vielleicht doch nicht der tolle Typ, den spätere Generationen in ihm gesehen haben?

Ob Beatrice von Aragons Versuch, die Nachfolge in ihrem Sinn zu gestalten, tatsächlich nur eine Farce war (oder letztlich aufgrund ihres Scheiterns im Nachhinein als Farce wahrgenommen wird), gerade ihr Scheitern lässt vermuten, dass ihre Position letztlich auch nicht wirklich so mächtig gewesen sein dürfte.

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