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Sowjetische Kriegsgräber in Russland
07.06.2016, 18:49
Beitrag: #1
Sowjetische Kriegsgräber in Russland
Wie vielleicht dem einen oder anderen bekannt ist, bin ich seit Jahrzehnten so ein bißchen bei der Kriegsgräberfürsorge involviert.
Früher mit Schaufel, Schubkarre und Rechen, später bis heute fördernd.

Nun war es bis 1989 lediglich in ganz wenigen Ausnahmefällen dem Volksbund möglich sich um die deutschen Kriegsgräber in der Sowjetunion zu kümmern.

Damals hieß es, dass dies nicht gegen die gefallenen Deutschen gerichtet wäre, sondern, dass für die Sowjetunion der Kriegstote eben tot ist, aus fertig.
Kein Anlass für Heldengedenken usw.
Es für gefallene Rotarmisten ebenfalls keine Friedhöfe geben würde, wie für gefallene Wehrmachtssoldaten.
Wobei es für die in Deutschland gefallenen Sowjetsoldaten ja con Anbeginn an Gedenkstätten gab. In Form von Siegesdenkmäölrn.

Nun hat der Volksbund die letzten 25 Jahre sich in sehr großem Umfang um die deutschen Kriegsgräber im Osten kümmern können.
Würde mich jetzt interessieren, ob da in der früheren Sowjetunion auch ein Umdenken einsetzte, ob es auch für die Millionen gefallene Rotarmisten inzwischen entsprechende Gedenkstätten gibt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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07.06.2016, 19:02
Beitrag: #2
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
Das Problem bei der Roten Armee ist, dass es keine dauerhaften Erkennungsmarken für Soldaten gab. Also gibt es nicht mehr viel zu identifizieren. Ob es dort üblich war, die Angehörigen Gefallener während des Krieges zu benachrichtigen, ist mir nicht bekannt. In der Wehrmacht klappte das noch bis in die allerletzten Tage 1945 hinein ("Herzschuss blabla, hat nicht leiden müssen, blabla...), wie ich aus der Familiengeschichte weiß. Verantwortlich dafür war die Schreibstube des Regimentsführers.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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07.06.2016, 19:21
Beitrag: #3
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
(07.06.2016 19:02)Arkona schrieb:  Das Problem bei der Roten Armee ist, dass es keine dauerhaften Erkennungsmarken für Soldaten gab. Also gibt es nicht mehr viel zu identifizieren. Ob es dort üblich war, die Angehörigen Gefallener während des Krieges zu benachrichtigen, ist mir nicht bekannt. In der Wehrmacht klappte das noch bis in die allerletzten Tage 1945 hinein ("Herzschuss blabla, hat nicht leiden müssen, blabla...), wie ich aus der Familiengeschichte weiß. Verantwortlich dafür war die Schreibstube des Regimentsführers.


Die Partei hat die Angehörigen über das Schicksal der Soldaten informiert. Aber nur der Parteimitglieder. Gefallene die nicht der Partei angehörten, sind im Prinzip "im Weltall verschwunden".
Es war Teil der Sowjetischen Doktrin.

Aber, wie geschrieben es würde mich interessieren, ob da inzwischen auch ein Umdenken einsetzte.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.06.2016, 20:29
Beitrag: #4
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
Also gehe ich davon aus, dass in der Beziehung kein großer "Wertewechsel" im heutigen Russland stattgefunden hat.

Der gefallene Rotarmist liegt "irgendwo" ohne alles weitere.

Lenin in einem Sarg mit Glasdeckel zur öffentlichen Besichtigung an der Kremlmauer.
Und auch Stalin lag dort über ein paar Jahre.
Der Gegensatz fällt schon auf.

Ich frag mal gelegentlich beim Volksbund an, wie die Lage für die Toten der Sowjetunion innerhalb der Ex-UdssR heute ist.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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14.06.2016, 20:58
Beitrag: #5
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
Wen es interessiert: In Halle/Saale gibt es auf dem Südfriedhof eine Abteilung für sowjetische Soldaten und Soldatinnen bzw. Offiziere. Sie starben alle zwischen 1945 und 1947. Die Anlage ist sehr gepflegt. Zusätzlich steht dort ein Denkmal für den Soldaten Alexander Matrosow, einem Regimentsangehörigen, der bereits 1943 fiel und aufgrund seines Opfers als Held stilisiert wurde. Bemerkenswert ist, dass auch die niederen Dienstgrade namentlich genannt werden und z.T. die Gräber mit einer Büste des Verstorbenen versehen sind.

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14.06.2016, 23:42
Beitrag: #6
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
(14.06.2016 20:58)Sansavoir schrieb:  Wen es interessiert: In Halle/Saale gibt es auf dem Südfriedhof eine Abteilung für sowjetische Soldaten und Soldatinnen bzw. Offiziere. Sie starben alle zwischen 1945 und 1947. Die Anlage ist sehr gepflegt. Zusätzlich steht dort ein Denkmal für den Soldaten Alexander Matrosow, einem Regimentsangehörigen, der bereits 1943 fiel und aufgrund seines Opfers als Held stilisiert wurde. Bemerkenswert ist, dass auch die niederen Dienstgrade namentlich genannt werden und z.T. die Gräber mit einer Büste des Verstorbenen versehen sind.

Eigentlich gibt es fast in jedem ostdeutschen Kaff über 10000 Einwohner einen sowjetischen Soldatenfriedhof, meist auch heute noch gepflegt. Nun ging es in Deutschland bei Kriegsende in der Roten Armee nicht so chaotisch zu wie bei den Rückzügen 1941/42 im eigenen Land, so dass man sich angemessen um die Toten kümmern konnte. Auf deutscher Seite war es demzufolge genau umgekehrt, die meisten Opfer der letzten Kämpfe, z.B. bei Halbe, landeten anonym im Massengrab.
Deutsche Soldatenfriedhöfe in Russland wurden von den Siegern meist eingeebnet. Interessant, aber belegt: Wo es möglich war, exhuminierte man auf deutscher Seite bei "planmäßigen Rückzügen" in Russland und legte den Friedhof in der Etappe neu an.

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15.06.2016, 19:39
Beitrag: #7
RE: Sowjetische Kriegsgräber in Russland
(14.06.2016 23:42)Arkona schrieb:  
(14.06.2016 20:58)Sansavoir schrieb:  Wen es interessiert: In Halle/Saale gibt es auf dem Südfriedhof eine Abteilung für sowjetische Soldaten und Soldatinnen bzw. Offiziere. Sie starben alle zwischen 1945 und 1947. Die Anlage ist sehr gepflegt. Zusätzlich steht dort ein Denkmal für den Soldaten Alexander Matrosow, einem Regimentsangehörigen, der bereits 1943 fiel und aufgrund seines Opfers als Held stilisiert wurde. Bemerkenswert ist, dass auch die niederen Dienstgrade namentlich genannt werden und z.T. die Gräber mit einer Büste des Verstorbenen versehen sind.

Eigentlich gibt es fast in jedem ostdeutschen Kaff über 10000 Einwohner einen sowjetischen Soldatenfriedhof, meist auch heute noch gepflegt. Nun ging es in Deutschland bei Kriegsende in der Roten Armee nicht so chaotisch zu wie bei den Rückzügen 1941/42 im eigenen Land, so dass man sich angemessen um die Toten kümmern konnte. Auf deutscher Seite war es demzufolge genau umgekehrt, die meisten Opfer der letzten Kämpfe, z.B. bei Halbe, landeten anonym im Massengrab.
Deutsche Soldatenfriedhöfe in Russland wurden von den Siegern meist eingeebnet. Interessant, aber belegt: Wo es möglich war, exhuminierte man auf deutscher Seite bei "planmäßigen Rückzügen" in Russland und legte den Friedhof in der Etappe neu an.


Das ist bei uns auch so. Auf dem städtischen Friedhof gibt es ein Gräberfeld verstorbener russ. Gefangener und verstorbener Soldaten der Wlassow-Armee, piccobello gepflegt. Auch ein Gräberfeld von in der Gefangenschaft umgekommener polnischer Soldaten ist da. Ebenfalls top in Ordnung.
Am Volkstrauertag werden dort, wie bei den deutschen Kriegstoten, Kränze niedergelegt.
mW ist das auf Basis internationaler Abkommen (Genfer Konvention?) so, und die Gemeinden bekommen Zuschüsse zur Grabpflege vom Bund.

Kennt einer der Kolleginnen und Kollegen hier "Don Camillo"? Italienische Roman- und Filmepisoden der 40er-50er Jahre.
Eine Episode hat genau diesen Inhalt, das Grab eines ital. Soldaten in Russland wird gesucht, der Friedhof ist inzwischen ein Weizenfeld aber die russ. Dorfbewohner wissen natürlich noch davon.

Wie geschrieben, es war Jahrzehntelang ein grossen Anliegen, dass die Kriegsgräber in der damaligen Sowjetunion schlicht unerreichbar waren.
Und nachdem dies seit den 90ern anders wurde, hätte mich interessiert, ob der Umgang mit den eigenen Kriegstoten in der früheren Sowjetunion inzwischen auch ein anderer wurde.


Es ist heute natürlich alles sehr lange her, wir alle kennen diese Situation nicht mehr.
Teil meiner eigenen Familiensaga ist das "Vermißten-Schicksal" eines Großonkels, Bruder meiner Großmutter, die jahrzehntelang damit nicht fertig wurde. Er ist im März 1918 bei einem Angriff an der Somme buchstäblich verschwunden, mein Großvater hat in den 20ern mehrere Kameraden befragt, er war plötzlich weg, nichts kein Fetzchen mehr aufgetaucht.
Meine Großmutter hat ihr ganzes weiteres Leben immer wieder geträumt, dass der Johannes geklopft hat, und sie zu müde war um aufzustehen und ihm die Tür zu öffnen... .

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