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Neue Thesen zu Troja in der NZZ
01.06.2016, 15:32
Beitrag: #62
RE: Neue Thesen zu Troja in der NZZ
(31.05.2016 16:32)Bunbury schrieb:  Mir fehlt aber immer noch der Ausgangspunkt. Erstensmal müßten auch diese dominanten indoeuropäischen Gruppen ja irgendwo ihren Ursprung haben.

Das ist ja nun die Frage, um die es seit der Erforschung der indoeuropäischen Sprachen geht.

Wie ich bereits sagte, werden gegenwärtig nur noch zwei Herkunftshypothesen ernsthaft diskutiert:

1. Urheimat der Indoeuropäer ist die pontische Steppe nördlich des Schwarzen- und Kaspischen Meers. Die Träger zählten zu einer hirtennomadischen Kultur (Jamnaja- oder Grubengrabkultur), erkennbar an den großen Kurganen über Grabstätten. https://de.wikipedia.org/wiki/Jamnaja-Kultur

2. Urheimat ist Mittel- bis möglicherweise Osteuropa, wo sich eine indoeuropäisch sprechende Bevölkerungsgruppe bruchlos vom Mesolithikum bis zur Bronzezeit entwickelte - ohne jegliche Invasion von außerhalb. Ein maßgeblicher Vertreter dieser Hypothese ist Alexander Häusler, der jede Invasionshypothese als Mythos betrachtet. http://www.nomadsed.de/fileadmin/user_up...eusler.pdf

Nachdem zeitweise auch eine indoeuropäische Urheimat in Anatolien vermutet wurde (Hypothese von Colin Renfrew https://de.wikipedia.org/wiki/Colin_Renfrew), neigt man heute wieder der Invasionshypothese zu, also einer Einwanderung indoeuropäischer Gruppen aus der pontischen Steppe.

(31.05.2016 16:32)Bunbury schrieb:  Auch wenn sie sich von innen heraus entwickelt haben sollten und gewissermaßen eine Elitensprache entwickelt haben, muss es einen Grund gegeben haben, warum sich diese Elite gebildet hat. ...
Deswegen meine Frage- gibt es Anhaltspunkt, was für diesen Wandel verantwortlich ist? Sei es so etwas wie bevölkerungsexpolsion, Klimawandel, Hungersnöte oder was auch immer?

Mit dem Klimawandel tippst du schon an eine richtige Stelle. Die Abwanderung hirtennomadischer Gruppen wird mit einem Klimawandel erklärt, in dessen Verlauf die pontische Steppe austrocknete. Daher zogen Hirtennomaden in mehreren Wellen nach Westen, aber auch nach Osten Richtung Indien und iranischer Platte. Die Verfechter der Invasionshypothese sind der Ansicht, dass diese Gruppen beim Zusammentreffen mit der bäuerlichen Bevölkerung Weideland für ihr Vieh beanspruchten und diese Forderung auch militärisch durchsetzten - mit besseren Waffen und einer aggressiven, kriegerischen Haltung. Daraus bildete sich eine Elite, die die bäuerliche Urbevölkerung beherrschte und die auch ihre indoeuropäische Sprache durchsetzte.

Linguisten sagen, dass sich ab diesem Zeitpunkt die verschiedenen indoeuropäische Sprachen aus dem Urindoeuropäischen ausgliederten, da die indoeuropäischen Idiome von den Sprachen der unterworfenen Bevölkerung in Grammatik und auch lexikalisch beeinflusst wurden. Somit findet sich in vielen europäischen Sprachen ein vorindoeuropäisches Substrat aus Wörtern und Begriffen.
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RE: Neue Thesen zu Troja in der NZZ - Dietrich - 01.06.2016 15:32

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