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Das Jahr 1968 in Ost und West
15.05.2016, 18:29
Beitrag: #19
RE: Das Jahr 1968 in Ost und West
Noh mal zurück zu Marcuse und dem Sendungsbewusstsein der "intellektuellen Elite": Das dürfte tatsächlich so gewesen sein. Noch die RAF sah sich als eine Gruppe von solchen "Aufrüttlern". Wenn man den Menschen nur deutlich genug vor Augen führte, wie repressiv dieser BRD-Staat sei, würden sie sich gegen diesen Staat erheben. Nur dass viele BRD-Bürger, unter den Jugendlichen (= bis 25-jährigen ein Drittel) zwar bedenkenlos einem Terroristen Unterschlupf gewährt hätten, die meisten allerdings die zunehmende Brutalität der RAF-Anschläge verurteilten und Angst davor hatten, das hatten die "Intellekutellen" von der RAF anscheinend nicht zu Kenntnis nehmen wollen. Ideologische Scheuklappen, sag ich nur.
Nun waren die RAF´ler Extremisten unter den Studentenbewegten. Es wurde schon gesagt, das Dasein als Arbeiter wurde von den wohlgenährten, gutbürgerlichen Studenten einigermaßen sozialromantisch gesehen. Es sorgte für ein großes Hallo in der Lokalpresse, als 1968 (?) ein Rudel Münchner Studenten vor einem Automobilwerk auftauchte und an die Schichtarbeiter, die heim wollten, Mao-Bibeln verteilen wollte. Die "Langhaarigen" wurden von den Arbeitern, die sie doch erlösen wollten, nach Strich und Faden verprügelt. Diese Studenten dürften von ihrem Sendungsbewusstsein erlöst gewesen sein...Smile))
Aber sie hatten ja noch den Imperialismus der USA und den Abscheu gegen die immer noch weitverbreiteten Altnazis, gegen den sie protestieren konnten.
Mit dem Imperialismus der USA konnte die DDR-Jugend durchaus auch was anfangen, schon allein , weil ihnen dieses Schlagwort oft genug in Schule, Medien und Alltag um die Ohren gehauen wurde. Dass der Kapitalismus mit Faschismus gleichzusetzen war, hörten sie ebenfalls oft genug. Der Kampf gegen beides war Staatsdoktrin. Eigentlich hätte die SED jubeln müssen und die Weststudenten einladen müssen, um in der Karl-Marx-Allee Demos abzuhalten.
Nur hatte die SED, spießbürgerlich wie sie war, ebenfalls eine tiefe Abscheu: Gegen die "Penner" nämlich mit ihren langen Haaren und "Nietenhosen" und gegen nicht staatlich organisierte Demonstrationen. Die Erfahrungen von 1953 saßen tief...Ich denke, deswegen kam es in der DDR nicht zu einer ähnlichen Bewegung unter den Studenten und Jugendlichen: Der Staat unterband dies, versuchte es in die sattsam bekannten Bahnen zu lenken. Da allerdings kam bei den DDR-Jugendlichen schon ein Brechreiz auf, so dass die 68er-Bewegung an der DDR weitgehend vorbei gegangen sein dürfte, von privaten Zirkeln mal abgesehen...Wink

PS: Dass es in der DDR eine weitverbreitete "Untergrundbewegung" in Sachen Musik gab, ist m.E. darauf zurückzuführen, dass der Aufstand der 68er-Jugendlichen gegen die überkommene Moral der Eltern / Älteren dann doch auch hier angekommen war. Die Beatszene wie auch später die Punkszene in der DDR dürfte um einiges lebendiger gewesen sein als im Westen, gerade weil der Staat diese Szene(n) hasste...Wink
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Das Jahr 1968 in Ost und West - Suebe - 26.04.2016, 20:06
RE: Das Jahr 1968 in Ost und West - 913Chris - 15.05.2016 18:29

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