Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
hochfahrend und jähzornig - oder das Stereotyp des Verlierers
21.03.2016, 10:42
Beitrag: #20
RE: hochfahrend und jähzornig - oder das Stereotyp des Verlierers
(20.03.2016 22:31)Suebe schrieb:  Aguyar:
Zitat: - die Bauern, Handwerker und das städtische Gesinde müssen ihren Landesherrn gehasst haben.

Sollte man meinen, aber das Gegenteil war wohl der Fall. Während des Bauernkrieges 1525 war einer seiner Versuche zur Rückeroberung der vermutlich auch die besten Chancen hatte. eigentlich nur an nicht rechtzeitiger Koordination scheiterte.
Es sind etliche Lieder und Reime überliefert, die im Landvolk kursierten und auf eine baldige Rückkehr des Herzogs hofften.
Es sind auch etliche Sagen überliefert, siehe die bekannteste mit dem Aufenthalt des Herzogs in der Nebelhöhle, die Hauff in seinem Roman Lichtenstein verarbeitet hat. (der heutige Lichtenstein ist insofern Stein gewordene Literatur)

Da habe ich meine Zweifel. Unbestritten dürfte wohl sein, dass Ulrich 1514 den Aufstand des Armen Konrad provozierte. Dass der Herzog dann 1525, 11 Jahre später, beim "gemeinen Mann" wieder beliebt gewesen sein soll, kann ich mir schwer vorstellen. Auch dann nicht, wenn man die Spontanität und extreme Widersprüchlichkeit des mittelalterlichen Menschen berücksichtigt.

Aus diesem Grund habe ich auch den Verdacht, das die Beliebtheit Ulrichs ein späteres literarisches Konstrukt und nicht historisch ist. Gerade Hauff hat die Gestalt Ulrichs idealisiert, weshalb ich meine, die angebliche Popularität des Herzogs bei seinem Volk ist im Wesentlichen auf ihn zurückzuführen.

Allerdings ist es lange her, dass ich den "Lichtenstein" gelesen habe, dennoch meine ich, mich daran zu erinnern, dass Ulrich dort vom einem "Pfeifer von Hardt" unterstützt wird, der sich für ihn auffopfert. Mit dieser Gestalt, die wie Sturmfeder selbst ebenfalls nicht historisch ist, hat Hauff aber erfolgreich eine positive Beziehung zwischen Ulrich und seinen Bauern konstruiert - um so mehr, als er den Pfeifer von Hardt als ehemaligen Aufständischen beschreibt, der vom Herzog begandigt worden war. Ich vermute, Hauff liess sich bei dieser "Schlüsselgestalt" von Hans Böheim, dem Pauker von Niklashausen, wlecher im 19. Jahrhundert zum "Pfeiferhänslein" gemacht wurde, inspirieren.
Jedenfalls spricht m.E. alles dafür, dass die positive Sicht auf Ulrich - und besonders seine angebliche Popularität bei seinen Untertangen - auf die romantische Literatur zurückzuführen ist.

Was allerdings gegen meine Behauptung spricht, sind die von Dir erwähnten Sagen und Lieder. Man müsste jetzt versuchen, deren Herkunft zurückzuverfolgen d.h. untersuchen, ob diese bereits im Spätmittelalter entstanden sind oder ob es sich bei ihnen nicht doch um Produkte der Romantik handelt.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: hochfahrend und jähzornig - oder das Stereotyp des Verlierers - Aguyar - 21.03.2016 10:42

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds