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Die Donau , als Reise- und Handelsweg bis zur Segelschifffahrt .
09.09.2012, 11:49
Beitrag: #2
RE: Die Donau , als Reise- und Handelsweg bis zur Segelschifffahrt .
(08.09.2012 22:57)Luki schrieb:  Vor 20. Millionen Jahren floß er Richtung dem späteren Atlantik ab .
Als Afrika die Alpen immer höher aufwölbte und auch der Yura wuchs , war ihr
der Weg nach Westen versperrt und sie begann nach Osten abzufließen .

Ihre Quellen befanden sich auch viel weiter westlich .
Es floßen in sie die Aare und die Flüße des Rhoneoberlaufes .
Aber dafür war ihr Weg schon kurz nach Wien zu Ende .
Denn dort befand sich schon ein Meer .
Erst als sich Mitteleuropa hob und der europäische Wurmfortsatz mit Asien
verschmolz , gings mit dem Donaulauf weiter zum schwarzen Meer .
Die wachsenden Alpen zwangen dem Fluß , im Oberlauf ,
auch ein nördlicheres Bett auf .

Dazu einige Kommentare, denn so ganz stimmen deine Aussagen leider nicht bzw. ich hätte noch einige Ergänzungen.

Im Tertiär floss nicht die Donau, sondern ein ganz anderer Fluss Richtung Atlantik. Ein Freund von mir, Geologe und Tertiär-Spezialist, nennt diesen Fluss gern den "Molassissippi", weil er die Molasseablagerungen des Alpenvorlandes schuf und in seinem Charakter zumindest annähernd dem Mississippi an seiner Mündung entsprach. Praktisch das ganze südlich der heutigen Alb und nördlich der noch ganz jungen Alpen gelegene Land war von diesem wahnsinnig breiten Flusslauf ausgefüllt, der sich in mehrere breite Arme verzweigte und aus der sogenannten "Böhmischen Masse" kam, einem Land im Bereich des heutigen Tschechien, das auch damals schon ein Hochland war. Die Landschaft entsprach ungefähr dem, was wir in den heutigen Everglades sehen.
Indem zwei Mikrokontinente übereinander geschoben wurden, bildeten sich im Grunde seit der Trias, aber vor allem im Tertiär die Alpen. Als die Lücke zwischen Alb und jungen Alpen geschlossen wurde, war dem Molassissippi der Weg in den Atlantik versperrt, das ist richtig. Er staute sich auf, bildete erst einmal eine riesige Seenlandschaft, die zunehmend versumpfte und verlandete. Außerdem floss das Wasser, wie du richtig sagtest, Richtung Osten ab.
Gleichzeitig mit den Alpen hob sich die Alb. Wenn man nämlich z.B. ein Tischtuch hochfaltet, bildet sich VOR der Falte eine weitere Falte, die aber nicht nach oben, sondern nach unten weggefaltet wird. Dieses Becken war anfangs ein Meeresarm, es verlandete und der Molassissippi füllte es sukzessive weiter auf. Vor der nach unten abtauchenden Falte befand sich das ehemals flache Land, das heute die Schichtstufenlandschaft zwischen Alb und Rheinischem Schiefergebirge/Vogelsberg bildet. Als Gegenreaktion zur "Tieferlegung" des Voralpenlandes stellten sich all diese, ehemals waagrecht liegenden Schichten hoch, wobei die Südkante (= Alb) abtauchte und die Nordkante hochgestellt wurde. Die ältesten Gesteine im sog. "südwestdeutschen Schichtstufenland" finden wir daher im Odenwald und Spessart, weil dort alle jüngeren Schichten wegerodiert wurden bis hinab zum Grundgebirge, das im Spessart und Odenwald zu Tage tritt.
Da dieses Schichtstufenland also - wäre es noch nicht erodiert - nach Süden zu abtaucht und dieser Vorgang immer noch anhält, verlagern sich die Flüsse, die auf den Schichtstufen verlaufen, nach Süden. Schön zu erkennen an den abknickenden Flussläufen z.B. von Neckar, Altmühl und Retzart (letztere ist wohl grade dabei, nach Süden abzuknicken, denn dort, wo der Karlsgraben verlief, ist der "Überlauf" des Retzart-Oberlaufs in die Altmühl fast schon vollzogen).
Es waren also nicht die Alpen, die der Urdonau ein nördlicheres Bett aufzwangen, sondern es waren die sich im Norden hebenden und im Süden absenkenden Schichtstufengebirge, v.a. die Alb, die der Urdonau ein SÜDLICHERES Bett aufzwangen. Die untere Altmühl läuft z.B. in einem Tal, das die Donau ausgeschürft hat, während die Donau selbst heute südlich der Alb verläuft und nicht mehr in ihr.

Auch war der "Wurmfortsatz" Europa schon längst mit Asien verschmolzen, am Ural nämlich. Er war nur die meiste Zeit seiner Existenz zum Großteil untergetaucht gewesen. Die Kollision mit Afrika hob den ganzen westlichen Teil an (der Norden war die meiste Zeit seiner Existenz Land gewesen) und schuf so die nach und nach die modernen Küstenlinien.
Afrika schiebt sich aber nicht direkt in nördliche Richtung nach Europa hinein. Vielmehr geht der Druck eher in nordöstliche Richtung, wobei sich Afrika zusätzlich noch in sich dreht, weil der Balkanblock einen zu großen Widerstand darstellt, um ihn einfach "überfahren" zu können, wie das bei den Alpen-Mikrokontinenten geschehen ist. Als presst sich Afrika vor allem im Bereich der Westalpen in Europa hinein (weshalb wir hier auch die höchsten Alpengipfel haben), während die Ostalpen dem Druck ausweichen und quasi "ausgepresst" werden, entsprechend niedriger sind hier die Berge und entsprechend "zerfasert" ist auch der Eindruck, den man gewinnt, wenn man die Ostalpen im Kartenbild oder aus dem Weltraum betrachtet. Die Donau hat sich ihren Weg um diese Alpenausläufer herum gesucht.
Der Balkanblock ist viel kleiner als Afrika, deshalb zerbricht er bei aller Festigkeit unter dem Druck Afrikas und erzeugt so das für den Balkan typische chaotische Berg-und-Tal-Bild, das den Balkan so unwegsam macht. Im "Rücken" des Balkan liegen die Karpaten, die sich im Zuge der Alpenhebung ebenfalls gehoben haben, wobei die Ungarische Tiefebene im Grunde eine ähnlich abauchende Landmasse darstellt wie das Alpenvorland Süddeutschlands. Auch hier verläuft die Donau im Grunde nur zwischen zwei Gebirgen hindurch. Durch die "Kontaktzone" zwischen Balkanblock und Ungarnblock/Karpaten musste sich die Urdonau unter tatkräftiger Mithilfe so wasserreicher Flüsse wie etwa der Theiss erst durchgraben und schuf so das "Eiserne Tor".

VG
Christian
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RE: Die Donau , als Reise- und Handelsweg bis zur Segelschifffahrt . - 913Chris - 09.09.2012 11:49
Zillen , nur der Beginn . - Luki - 14.09.2012, 22:43
Reiseweg Donau in Österreich - heute: - WDPG - 01.05.2015, 00:08

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