Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die Donau , als Reise- und Handelsweg bis zur Segelschifffahrt .
07.10.2012, 10:59
Beitrag: #14
RE: Die Raffelstätter Zollortnung und die Ungarneinfälle .
(22.09.2012 19:50)Luki schrieb:  Als Sie sich und auch Andere bairische Herren mit Klagen
und Beschwerden an den ostfränkischen König wandten beauftragte
Der ( Ludwig das Kind ) den Grafen Aribo festzustellen wie
die ehemalig gültigen Regeln und Gesetze waren .

Diese kleine Notiz erhellt die Machtverhältnisse im damaligen Bayern und die Rolle der Donau:
Dieser Graf Arbeo muss der Markgraf der Ostmark gewesen sein (Aribo I.). Naheliegend, dass dieser Mann damit beauftragt wurde, die Rechtsverhältnisse in seinem Herrschaftsbereich zu klären. Heutzutage würde man allerdings Befangenheit attestieren müssen: Aribo hatte massive private Interessen im östlichen Bayern.
Seine Familie hatte Besitz vom Chiemgau über den Traungau bis hinein nach Kärnten. Sie war verwandt, verschwägert und versippt mit mehreren im selben Raum mächtigen Hochadelsfamilien:

907 bis 923 war ein Aribone mit Namen Pilgrim Erzbischof von Salzburg, und damit wichtigster bayerischer Bischof. Im folgte ein Exponent der Familie der Otakare auf den Salzburger Bischofsstuhl, was im Zusammenspiel mit mehreren Nachrichten von Besitzverflechtungen zwischen den Aribonen den Otakaren verwandtschaftliche Beziehungen nahelegt. Da auch in beiden Familien ähnliche Namen üblich waren (z.B. Engelbert), ist hier an eine enge Verflechtung zu denken.

Eine weitere Beziehung der Aribonen zum im ganzen Frankenreich wirksamen und begüterten Reichsadel hat Mitterauer über den Namen Chadalhoh gefunden: Dieser Name – wie auch Perahtolt und Egilolf – ist beim schwäbischen Geschlecht der Alaholfinger oder Bertholde üblich . Über diese Familie gelangte wohl schon Präfekt Gerold I. in den Südosten des Reiches , und auch die Aribonen tauchen in Bayern zuerst im Raum des schwäbischen Bistums Augsburg auf. Die Verbindung zu Präfekt Gerold I. wird auch deutlich durch den Namen seines Sohnes, der Erbio hiess.

Bei einer der frühesten Erwähnungen eines Arbeo handelt es sich um einen Kleriker, bei dem es Gertrud Diepolder für möglich hält, dass er mit dem späteren Bischof Arbeo von Säben identisch ist. Seine Schwester Erchana widmete 805 der St. Lambert-Kirche in Dachau eine Schenkung. Dies ist die erste Erwähnung des St. Lambert-Patroziniums im Bistum Freising.
Die Wahl dieses Heiligen wirft ein weiteres Licht auf die reichsweiten Verbindungen der frühen Aribonen, die es plausibel machen, sie dem karolingischen Reichsadel hinzuzuzählen: Lambert hatte in Lüttich das Martyrium erlitten und daher auch in den Niederlanden und am Rhein seine ersten Verehrungszentren. Mit den Saliern, den Aribonen und den Herzögen von Kärnten gelangte der Kult des hl. Lambert nach Süddeutschland. Pfalzgraf Aribo I. errichtete dann an Stelle einer St.Lambert-Zelle sein Hauskloster Seeon.

Offenbart schon die Wahl des Lambert-Patroziniums Verbindungen in die Niederlande, die hervorragend mit den rheinländischen Besitzungen des Otachar der Fuldaer Annalen korrespondieren, so entspricht auch die Wahl des zweiten Patroziniums für Seeon diesem Bild einer königsnahen hochadligen Familie. Seeon wurde nämlich – hierin dem Kloster Chiemsee vergleichbar – als Doppelkloster gegründet: Auf zwei Inseln eines Sees wurde ein Männer- und ein Frauenkonvent gegründet, wobei das Frauenkloster der hl.Walburga geweiht wurde. Obwohl dieser Frauenkonvent schon im 13.Jahrhundert aufgelöst wurde und die Kirche erst zur Spital-, später zur Pfarrkirche des Klosters umgewandelt wurde , lässt das Patrozinium interessante Schlüsse zu, die zu den zum Lambert – Patrozinium erwähnten Fakten passen:

Die hl.Walburg erfreute sich aufgrund zahlreicher Wunder, die sich 870 bei der Überführung eines Teils der Reliquien in das Kloster Monheim ereignet hatten, großer Beliebtheit, wobei die Verehrung durch Karolinger und Luitpoldinger besonders wichtig war. Nach der Überführung der Reliquien von Eichstätt nach Attigny verbreitete sich der Kult besonders am Niederrhein und in Flandern, wo insbesondere königliche Eigenkirchen der hl.Walburga geweiht wurden. So gesehen passt das Walburga – Patrozinium von Seeon hervorragend zum Lambert – Patrozinium des Männerklosters von Seeon und es äußern sich darin die gleichen Be-ziehungen der Aribonen zum Einen in die Niederlande und an den Rhein und zum Anderen zu den Karolingern.

Als Ludwig das Kind also Markgraf Aribo I. beauftragte, hatte er es mit einem Mann zu tun, der ihm an Macht möglicherweise sogar überlegen war. Beziehungen hatte Aribo I. jedenfalls genügend...

VG
Christian
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Zillen , nur der Beginn . - Luki - 14.09.2012, 22:43
RE: Die Raffelstätter Zollortnung und die Ungarneinfälle . - 913Chris - 07.10.2012 10:59
Reiseweg Donau in Österreich - heute: - WDPG - 01.05.2015, 00:08

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds